Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heßdorf (Gemeinde Karsbach, Main-Spessart-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In Heßdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1655 Juden am Ort genannt. Die jüdische Gemeinde entwickelte sich im 18. und bis zur 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts relativ stark. Zwischen 1720 und 1740 wuchs die Zahl der jüdischen Haushalte von 10 auf 20. Um 1810/30 wurden die höchsten Zahlen jüdischer Einwohner festgestellt: 1813 167 jüdische Einwohner (34,7 % der Gesamteinwohnerschaft), 1816 169 (40,4 % von insgesamt 418), 1830 198 (von insgesamt 515).  Auch 1848 waren es trotz der beginnenden Aus- und Abwanderung noch 160 jüdische Gemeindeglieder. Seitdem ging die Zahl jedoch durch Aus- und Abwanderung unaufhaltsam zurück, blieb aber im Verhältnis zur Gesamteinwohnerschaft noch lange auf hohem Niveau: 1867 131 (29,8 % von insgesamt 439), 1890 113 (27,3 % von 414), 1900 100 (36,1 % von 277), 1910 88 (26,0 % von 338). Die Auswanderung hatte bereits um 1830 begonnen: bis 1854 waren 29 junge jüdische Männer überwiegend in die Vereinigten Staaten ausgewandert (vgl. unten Grabsteinfotos aus den USA).
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine israelitische Volksschule (seit 1822; seit 1827 im damals neu erbauten jüdischen Schulhaus) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf den jüdischen Friedhöfen in Laudenbach oder Pfaffenhausen beigesetzt. Auf Grund der zurückgehenden Zahl der jüdischen Kinder musste die Schule im Mai 1927 geschlossen werden, danach gab es nur noch eine Religionsschule. Die Lehrerstelle musste immer wieder ausgeschrieben werden (vgl. Ausschreibungen unten). Bis zu seinem Tod 1833 war (nach Angaben von Elisabeth Böhrer) Lehrer in Heßdorf Salomon Kohn, der mit Klara geb. Nordmann aus Heßdorf verheiratet war. Die beiden hatten zwei Kinder (geb. 1830 und 1832 in Heßdorf). Um 1868 wird als Lehrer Solomon Goldbach genannt. 1878 wurde der Volksschullehrer Jos. Bierschild eingestellt, der bis zu seinem Tod 1894 in der Gemeinde blieb (siehe Nachruf unten). Sein Nachfolger war ab 1895 Lehrer Salomon Anfänger (pensioniert 1927, doch weiterhin in der Gemeinde tätig, auch nach der in diesem Jahr erfolgten Auflösung der jüdischen Schule; gest. 1940). 
 
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Emanuel Schild (358. Inf.Regt., gef. 27.9.1916), Julius Stern (17. bay. Inf.Regt., gef. 28.10.1917) und Benjamin Adler (4. bay. Res.Inf.Regt., gef. 26.9.1918). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal aus rotem Sandstein links neben dem Haupteingang der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche an der Hauptstraße.        
  
Die jüdischen Familienvorstände waren Metzger und Viehhändler oder handelten mit Ölen, Fetten, Getreide, Pelzen, Textilien und Backwaren. Am Ort gab es auch eine Mazzenbäckerei der Familie Sali Stern, die bis 1936 die jüdischen Gemeinden einer weiten Umgebung mit Mazzot versorgte (Gebäude Höllricher Straße 32). 
  
Um 1924 wurden 57 jüdische Einwohner gezählt (15,12 % von 377). Damals waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Louis Stern und Josef Schild. Als israelitischer Volksschullehrer war damals weiterhin Salomon Anfänger tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1924/25 an der israelitischen Volksschule 11 Kinder. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Kissingen. 1932 war Abraham Schild erster Vorsteher der Gemeinde. Als zweiter Vorsteher und Schatzmeister wird Sigmund Stern genannt, als Schriftführer der weiterhin in der Gemeinde tätige Lehrer und Kantor Salomon Anfänger. Er unterrichtete damals noch vier jüdische Kinder in Religion. Lehrer Anfänger leitete auch eine Ortsgruppe des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in Heßdorf.
  
1933 lebten noch 48 jüdische Personen in Heßdorf. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen immer mehr dieser Personen den Ort oder wanderten aus: Bereits 1934 sind vier Gemeindeglieder nach Palästina, drei in die USA emigriert. 1939 lebten nur noch fünf jüdische Personen in Heßdorf. Die letzten wurden 1942 deportiert, davon zwei im April über Würzburg nach Izbica bei Lublin, zwei weitere im September 1942 in das KZ Theresienstadt. 
    
Von den in Heßdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Oskar Anfänger (1905), Regina (Recha) Berlin geb. Schild (1885), Betty Bierschild (1885), Salomon Bierschild (1879), Klara Eisenheimer geb. Baumann (1857), Herz Forchheimer (1865), Sara Forchheimer geb. Grünbaum (1873), Mendel Goldbach (1860), Samuel Goldschmidt (1882), Gidchen Mimetz geb. Nußbaum (1871), Benno Nussbaum (1880), Samuel Nussbaum (1873), Isaak Schild (1885), Selma Schild (1901), Rosa Schloss geb. Weikersheimer (1855), Rosa Schwab geb. Rosenheimer (1878), Pauline (Lina) Stein geb. Stern (1872), Adolf Stern (1868), Arnold Stern (1917), Babette Stern (1888), Ilse Stern (1933), Jakob Stern (1896), Leo Stern (1886), Max Stern (1900), Rudolf Stern (1901), Selma Stern geb. Frankenthaler (1889), Siegfried Stern (1892), Sigmund Stern (1886), Lea Zeilberger geb. Keller (1902).  
Aus Unterthal ist umgekommen: Martha David (1921).  
Anmerkung: der in einigen Listen zu Heßdorf genannte Artur Stern (1923) hat die NS-Zeit nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer (Information vom 15.4.2021) überlebt.
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Ausschreibung der Stelle des Lehrers, Vorsängers und Schächters 1878 

Hessdorf Israelit 19061878.jpg (31650 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1878: "Heßdorf
Die hiesige israelitische definitive Elementarlehrerstelle, verbunden mit dem Vorsängerdienste, ist vakant, und soll baldmöglichst besetzt werden. 
Gesuche sind bis zum 30. dieses Monats an die königliche Distriktsschulinspektion Waizenbach, Bezirksamt Hammelburg, einzureichen. 
Der Vorstand
."  

    
Lehrer Markus Blümlein wird als Lehrer in Heßdorf genannt (1841)  
 

Liste im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern" vom 11. Juni 1841: genannt wird als Israelitischer Schullehrer  /Vorbereitungslehrer in Heßdorf Markus Blümlein.    

      
Zum Tod des jüdischen Volksschullehrers Jos. Bierschild im November 1894 (Lehrer in Heßdorf von 1874 bis 1894)  

Hessdorf Israelit 17121894.jpg (92218 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1894: "Heßdorf, 7. Dezember (1894)- Am vorigen Erew Schabbat Kodesch (Freitag, 30. November 1894) haben wir leider einen Mann zu seiner letzten Ruhestätte geleitet, dessen edles Leben und Streben vielen der geschätzten Leser wohl bekannt sein dürfte. Es ist dies unser hochverehrter Lehrer, Herr Bierschild - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, den am Mittwoch, 28. vorigen Monats (Mittwoch, 28. November 1894) ein plötzlicher Tod seinem Wirkungskreise entriss. In den zwanzig Jahren seiner gesegneten Wirksamkeit als Elementarlehrer in der hiesigen Gemeinde war es ihm vergönnt, die Freundschaft aller Einwohner unseres Ortes zu gewinnen und sich zu erhalten. Kein Wunder, dass sein Leichenbegängnis als ein Ausdruck wahrhafter Freundschaft und Anhänglichkeit sich gestaltete. Den herben Verlust, den wir durch den Heimgang des teuren Dahingeschiedenen - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - erlitten haben, schilderte in treffenden Worten der hiesige Lokalschulinspektor, sowie auch Herr Lehrer Eschwege aus Thüngen. Am Grabe verlieh Herr Hauptlehrer Eschwege aus Höchberg dem tiefempfundenen Schmerze Ausdruck. 
Möge G"tt der Gattin, sowie den Kindern des Verstorbenen - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, dessen ganzes Leben dem Lernen unserer Heiligen Tora gewidmet, bei dem Tora und Lebenswandel vereinigt war, Trost gewähren und unserer Gemeinde es glücken, einen würdigen Nachfolger für den teuren Verblichenen zu finden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.   J.G.
   
Hessdorf Israelit 10121894.jpg (116795 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1894: "Nachruf. Hessdorf (statt Hassdorf), 5. Dezember. 'Die Krone unseres Hauptes ist gefallen, wehe uns, denn wir haben gesündigt.'  Ein schwerer, unersetzlicher Verlust hat unsere Gemeinde betroffen. Unser geliebter Lehrer, Herr Jos. Bierschild, ist in noch rüstigem Alter nach fast zwanzigjähriger Tätigkeit in unserer Gemeinde in ein besseres Jenseits abberufen worden. Ja, eine Krone, eine perlengeschmückte Krone ist es, die uns entrissen wurde, weil wir gesündigt! Wir waren eines solchen Diadems nicht wert! Wer den Verblichenen gekannt, seine glänzenden Charaktereigenschaften, seine tiefe Frömmigkeit, seine pflichtgetreue Amtsführung, seine große Wohltätigkeit, sein Streben nach Frieden in der Gemeinde, nur der kann unsern Schmerz um den Verlust des Dahingeschiedenen ermessen; aber auch der muss mit uns trauern, dass ein solcher Mann uns entrissen wurde. Er war ein Segen für unsere Gemeinde, eine Zierde für unser Volk. Um ihn trauert eine Gattin mit 4 Kindern, eine Gemeinde, die ihren treuen Hirten verloren. Möge Gott der schwer getroffenen Gattin, den trauernden Verwandten die Kraft verleihen, diesen schweren Schicksalsschlag zu tragen. Dem Verblichenen aber lasse Er für sein verdienstvolles Erdenleben den wohl verdienten Lohn in den himmlischen Höhen zuteil werden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. Lehrer H.B."  

   
Die jüdische Volksschule wird aufgelöst (1927)   

Hessdorf BayrGZ 22061927.jpg (22569 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 22. Juni 1927: "Aufgelöste Volksschule. Nach 105-jährigem Bestehen wurde die jüdische Volksschule in Heßdorf (Unterfranken) wegen geringer Schülerzahl aufgelöst. Der langjährige Leiter der Schule, Oberlehrer S. Anfänger, ist in den Ruhestand getreten."   

    
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer Salomon Anfänger in Heßdorf (1932)    
Anmerkung: geb. 4. März 1862 in Waltershausen: war nach Abschluss seiner Lehrerausbildung am Israelitischen Lehrerseminar in Würzburg 1880 Lehrer in Altenstein, dann in Willmars und von 1895 bis 1939 Lehrer, zuletzt Oberlehrer in Heßdorf. Er war verheiratet mit Regina geb. Bierschild (gest. 1935 siehe unten).  

Artikel in "Mitteilungen des jüdischen Lehrervereins für Bayern" von 1932 Nr. 4 S. 8: "Personalien. Wie wir nachträglich erfuhren, beging unser liebes Vereinsmitglied Oberlehrer Salomon Anfänger in Hessdorf am 4. März seinen 70. Geburtstag. Geboren in Waltershausen, war er nach seinem im Jahre 1880 in Würzburg erfolgten Seminaraustritt in Altenstein, Willmars und seit 1895 in Hessdorf tätig. Nach seiner im Jahre 1927 erfolgten Pensionierung stellte er seine Kraft als Religionslehrer und Kantor seiner Gemeinde weiterhin zur Verfügung. In seiner Gemeinde schätzte man ihn wegen seiner Geradheit, Aufrichtigkeit und seiner besonders ausgeprägten Pflichttreue. Als äußerst tüchtiger Pädagoge und treuer Kollege ist er im Kreis seiner Amtsbrüder eine bekannte und beliebte Persönlichkeit. Wir entbieten dem lieben Freunde die herzlichsten Glückwünsche und hoffen, dass ihm noch viele Jahre seiner ersprießlichen Tätigkeit vergönnt sein mögen.
Oberlehrer Stein (Regensburg) und Lehrer Oppenheimer (Laudenbach) treten in diesem Jahr Tagen in den dauernden Ruhestand. Die verdienten Kollegen wurden wir in jüdischen Zeitungen lesen, in schönen Abschiedsfeiern sehr geehrt. Auch wir ins bieten unseren lieben Kollegen die besten Wünsche.
München, den 10. April 1932 M. Rosenfeld. M. Adler."        

      
Todesanzeige für Regina Anfänger geb. Bierschild (Frau von Oberlehrer Salomon Anfänger, 1935)  

Nach Angaben von Elisabeth Böhrer auf Grund einer Überprüfung der standesamtlichen Daten wurde Regine/Regina Anfänger geb. Bierschild am 11. April 1878 in Schonungen geboren (als Regine Bierschild) und starb am 27. Februar 1935 in Heßdorf (als Regina).   

Hessdorf Israelit 07031935.jpg (60116 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1935: "Nach Gottes unerforschlichem Willen ist meine liebe, gute Frau, unsere in unsäglicher Liebe und Fürsorge an uns hängende Mutter, unsere teure Schwester und Schwägerin  Frau Regina Anfänger geb. Bierschild  nach kurzer, schwerer Krankheit in ein besseres Jenseits heimgegangen. Ihr früher Tod ist der einzige Kummer, den sie uns je bereitet hat. 
Oberlehrer Anfänger im Namen aller Hinterbliebenen. Heßdorf, 26. Adar I 5695  (= 1. März 1935)."  
  
Laudenbach Friedhof 09059.jpg (112016 Byte)Grabsteine für (rechts) Oberlehrer Salomon Anfänger aus Hessdorf (1862 in Waltershausen - 1940 Würzburg) und (links) seine Frau Regina geb. Bierschild (1878 - 1935 Hessdorf) auf dem jüdischen Friedhof in Laudenbach.    
Oberlehrer Salomon Anfänger war im Januar 1939 von Heßdorf in das jüdische Altersheim nach Würzburg gezogen, wo er am 31. Mai 1940 gestorben ist. 
Söhne des Ehepaares waren Oskar Josef Anfänger (geb. 1905 in Hessdorf, hatte eine Banklehre in Würzburg absolviert; ermordet nach der Deportation 1942 nach Majdanek) und Arthur Max Anfänger (geb. 13. Juni 1909 in Hessdorf, ließ sich zum Kaufmann ausbilden, 1929-1931 in Würzburg); evtl. noch weitere Kinder.  
* nach Angaben von Elisabeth Böhrer ist Salomon Anfänger am 4. März 1862 in Waltershausen geboren. Er ist sicher verwandt mit Lehrer Leopold Anfänger (die verwandtschaftliche Beziehung zwischen den beiden jedoch noch unklar, die beiden sind jedoch nicht Brüder;  zu Leopold Anfänger siehe vor allem auf der Seite zu Memmelsdorf). 

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
   
Hinweise: zu dem aus Heßdorf stammenden stammenden Isaak Emanuel Oppenheimer (1812-1886) und seine Familie 
siehe Informationen und Artikel auf der Textseite zu Würzburg
  
Zu dem gleichfalls aus Heßdorf stammenden Lißmann Oppenheimer (1814-1891, Bruder zu Isaak Emanuel?) und seine Familie 
siehe Informationen und Artikel auf der Textseite zu Würzburg.        
   
   
Zum Tod von Lea Goldschmidt (1876)  

Hessdorf Israelit 17011877.jpg (99489 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom  17. Januar 1877: "Heßdorf. Am 7. Kislew (23. November 1876) hat der unerbittliche Tod ein für die betreffende Familie und für unsere Gemeinde sehr empfindliches Opfer gefordert. Frau Lea Goldschmidt seligen Angedenkens, eine in unserer Gemeinde hochgeachtete Frau, hat an diesem Tage ihr junges Leben - sie war erst 34 Jahre alt - beendet. Der Schmerz, den dieser herbe Schicksalsschlag dem Gatten und dem einzigen Söhnchen verursachte, ist ein unbeschreiblicher. Ein Muster von einer Familienmutter hat sie sich durch ihre aufopfernde Tätigkeit in Bezug auf Zedaka und Gemilut Chassodim (sc. gerechtes und wohltätiges Verhalten) durch ihre Friedensliebe und durch ihr bescheidenes Auftreten ein ewiges, ehrendes Denkmal in unserer Gemeinde gesetzt. In ihrer hingebenden Frömmigkeit und in der genauen, ja ängstlichen Befolgung unserer religiös-gesetzlichen Vorschriften war sie eine wahre eschet chajal (tüchtige Frau) und sorgte sie dafür, dass man in ihrer Familie und in ihrer Umgebung nicht gegen Tora und Awoda (Gottesdienst) erkaltete, denn Reinheit des Charakters war stets ihre Begleiterin auf der dornenvollen Lebensbahn. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

        
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein in New Orleans für Alex. Shlenker (Schlenker) aus Westhofen (1825-1889) und seine Frau Mariana Forchheimer aus Hessdorf (1828-1889) 
  
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen.         

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für: 
"(Father) Hier ruht Alex. Shlenker  
Born at Westhofen, Germany Oct. 25, 1825  
Died May 9, 1889   -  
(Mother)  Hier ruht  Mariana Forchheimer Wife of Alex Shlenker  
Born at Hessdorf, Germany  March 4, 1828  
Died July 25, 1889 
'Beloved and dear in their lives, were even in their death not divided. 
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."      

  
Grabstein in New York für James M. Northman aus Hessdorf (1841-1886)  
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Hessdorf New York Salem 1800.jpg (97180 Byte)   Hessdorf New York Salem 1800a.jpg (54038 Byte) Grabstein für 
"James M. Northman  
Born in Hessdorf, Bavaria April 1841  
Died in Calveston, Texas December 18, 1886"  
Hinweis zum Familiennamen: 1817 hatte der Warenhändler Feiber Nathan den Familiennamen Nordmann angenommen. Bei James dürfte es sich um einen Sohn oder einen Enkelsohn von Feiber handeln.   

   
Zum Tod von Särche Schloß geb. Weigersheimer aus Heßdorf (1891)  

Urspringen Israelit 27121891.jpg (67823 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1891: "Urspringen. Am Ausgang des Heiligen Schabbat, dem 14. Marcheschwan (= 14. November 1891) starb hier Frau Särche Schloss geb. Weigersheimer aus Heßdorf. Aus einem für alles Jüdische begeisterten Hause stammend, ausgerüstet mit einem bei Frauen seltenen Wissen aus unserer Heiligen Literatur, erfahren in allen Zweigen der wichtigsten Religionsvorschriften, getragen von einer seltenen Begeisterung für diem heilige Tora war sie das Muster eines echt jüdischen Weibes, einer tüchtigen Gattin und einer zärtlichen Mutter. Gastfreundschaft zu üben, Torabeflissene zu beehren und deren Bestrebungen zu unterstützen, der Besuch des Gottesdienstes an Werk- und Feiertagen, die peinlichste Gewissenhaftigkeit in den Pflichten ihres Wirkungskreises waren Eigenschaften, die sie in hohen Maße auszeichneten."

   
Zum Tod von Joseph Weigersheimer (1904)  

Hessdorf Israelit 14091904.jpg (60097 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1904: "Heßdorf, in Unterfranken. Im patriarchalischen Alter von 88 Jahren verstarb hier am Freitag, dem 15. Elul (26. August 1904) der weit über die Grenzen seines Heimatortes hinaus bekannte Chawer, R. Joseph Weigersheimer. Die hohe Achtung, die er seiner wahren Frömmigkeit, Gelehrsamkeit und Gottesfurcht wegen genoss, zeigte sich so recht bei der Lewia (Beerdigung) des Verstorbenen seligen Angedenkens. Der größte Teil der Gemeindemitglieder begleitete die Leiche nach dem fast drei Stunden entfernten Beit Chajim (sc. Haus des Lebens = Friedhof) in Pfaffenhausen bei Hammelburg, wo Herr Lehrer Anfänger in längerer Rede die hohen Tugenden des Verstorbenen seligen Angedenkens schilderte. Möge sein Andenken unter uns fortdauern zum Segen. Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen.  M." 
 
Über den aus Heßdorf stammenden Lehrer Moses Weigersheimer siehe Bericht zu seinem Tod in Schweinfurt 1925

   
60. Geburtstag von Regina Baumann aus Unterthal (1936)
  

Hessdorf Israelit 27021936.jpg (54413 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Februar 1936: "Heßdorf, 25. Februar (1936). Am 20. Februar vollendete Frau Regina Baumann aus Unterthal, jetzt in Eppingen, bei ihrer daselbst verheirateten Tochter wohnend, ihr sechzigstes Lebensjahr. Vor 22 Jahren, am 14. Oktober 1914, starb ihr Gatte den Heldentod, als er eben im Begriffe war, seinen tödlich verwundeten Vetter, Jakob Baumann, aus den Flammen zu bergen. Nun oblag Frau Baumann die schwere Pflicht, allein ihre Kinder, einen Sohn und seine Tochter, zu tüchtigen, braven Menschen zu erziehen, was ihr auch mit Gottes Hilfe im besten Sinne gelungen ist. (Alles Gute) bis 120 Jahre."    

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  

Saly Stern sucht eine Bäckerei zu kaufen oder zu pachten (1903)
  

Hessdorf FrfIsrFambl 12061903.jpg (28237 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni 1903:  "Eine Bäckerei 
suche zu kaufen oder zu pachten.
Saly Stern. Hessdorf in Unterfranken".   

  
Verlobungsanzeige für Berta Jochsberger und Berthold Schild (1925)  

Hessdorf Israelit 28051925.jpg (26673 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925: "Statt Karten  
Berta Jochsberger - Berthold Schild.  Verlobte.  
Ansbach   -   Regensburg / Hessdorf."   

   
Verlobungsanzeige für Hedwig Forchheimer und Leo Weichselbaum (1927)   

Hessdorf Israelit 29121927.jpg (25660 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1927: "Gott sei gepriesen
Hedwig Forchheimer - Leo Weichselbaum. Verlobte. 
Hessdorf
/ Köln    Chanukka 5688 (Chanukka im Dezember 1927) Hessdorf."   

     
Verlobungsanzeige für Babette Stern und Ernst Löwenstein (1929)     

Hessdorf Israelit 28021929.jpg (22549 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Gott sei gepriesen.  
Babette Stern - Ernst Löwenstein. Verlobte.  
Hessdorf / Frankfurt - Main. Fulda."  


Verlobungsanzeige von Therese Engel und Siegfried Stern (1930)   

Hessdorf Israelit 24041930.jpg (29724 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930: "Gott sei gepriesen
Therese Engel - Siegfried Stern. Verlobte. 
Markt-Berolzheim (Mittelfranken) - Frankfurt am Main / Hessdorf.  
16. April 1930 - 18. Nissan 5690".   

   
Verlobungsanzeige von Meta Forchheimer und Max Weichselbaum (1933)
    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1933: 
"Statt Karten   Meta Forchheimer - Max Weichselbaum. Verlobte.  
Hessdorf bei Gössenheim - Dettelbach am Main."  

   
Nach der Emigration: Todesanzeige für Louis Stern (1949)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 6. Januar 1950: "Am Mittwoch, den 9. November 1949 verschied mein innigstgeliebter Mann, unser guter Vater und Großvater 
Louis Stern früher Hessdorf (für: Hersdorf), Bayern im Alter von 73 Jahren.  
Jetta Stern geb. Strauss  Fred Gasche und Frau Martha geb. Stern Erie, Pa., USA, Simon Gassner und Frau Selma geb. Stern  Ferry Szilagi und Frau Sophie geb. Stern  Siegfried Stern und Frau Edith geb. Walter  Salomon Savransky und Frau Trude geb. Stern  Kurt Robitschek und Frau Else geb. Stern und Enkelkinder. 
Jerusalem, Israel. Gazastr. 39."        

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                  
    
Wann eine erste Synagoge eingerichtet beziehungsweise erbaut werden konnte, ist nicht bekannt. 

1821 oder 1828
wurde eine neue Synagoge erbaut. Neben der Synagoge stand das Gebäude der israelitischen Volksschule (Fußgasse 6) sowie das rituelle Bad. 

Ab 1937 konnten nur noch zusammen mit den Juden aus Adelsberg Gottesdienste abgehalten werden, da die für einen Gottesdienst nötige Zehnzahl der jüdischen Männer nur noch gemeinsam erreicht wurde. Die Gottesdienste wurden abwechselnd in den beiden Gemeinden abgehalten. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Fenster und die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute aus Adelsberg zerstört. Die Ritualien und Torarollen, die im Haus des jüdischen Lehrers versteckt worden waren, wurden entdeckt und verbrannt. Auch Dorfbewohner beteiligten sich am Werk der Zerstörung, viele andere schauten zu. Am Tag darauf mussten die jüdischen Einwohner die Aufräumungsarbeiten verrichten. 
  
Das Gebäude der Synagoge blieb zunächst erhalten und kam in den Besitz der politischen Gemeinde, wurde jedoch nach 1960 abgebrochen. Das Gebäude der früheren israelitischen Volksschule blieb erhalten und wurde zu einem bis heute bestehenden Wohnhaus umgebaut. 

1949 fand vor dem Landgericht Würzburg ein Prozess gegen 13 der an den gewaltsamen Aktionen beim Novemberpogrom Beteiligten statt. Zwölf erhielten Gefängnisstrafen zwischen drei Monaten und zwei Jahren.
      
Am Gemeindehaus / Gemeindekanzlei ist eine Gedenktafel an die jüdische Gemeinde von Heßdorf angebracht. Sie trägt die Inschrift: "In Hessdorf bestand eine jüdische Kultusgemeinde, deren Synagoge sich in der Fußgasse 6 befand. Die Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Zur Erinnerung und Mahnung" (vgl. Foto unten).     
     

Beitrag zur Geschichte der Synagoge in Heßdorf (2000)  
Artikel von Werner Fella in der "Mainpost" vom 8. November 2000: "Karsbach-Heßdorf. Fündig wird man heute nur noch im Gemeindearchiv
Heute erinnert nichts mehr an die ehemalige Synagoge der einstmals größten jüdischen Kultusgemeinde im Altkreis Gemünden.

"Sie haben die Papierrollen aus der Synagoge geholt und auf der Straße verbrannt. Vermutlich haben sie damals auch die Fensterscheiben eingeworfen." Dies berichtet ein 70-jähriger Anwohner der Fußgasse in Heßdorf von seinen Kindheitserinnerungen, als er zu den Geschehnissen in der "Reichskristallnacht" (9. November 1938) befragt wurde. "Sie", das waren anfangs auswärtige SA-Männer, die die Synagoge schändeten und in die vier noch von Juden bewohnten Häuser eindrangen. Erst später beteiligten sich auch einzelne Heßdorfer Bürger an den Ausschreitungen und Übergriffen gegen ihre jüdischen Mitbürger. Mit den Ereignissen vom November 1938 neigte sich nicht nur die über 200-jährige Geschichte einer jüdischen Landgemeinde sondern auch die ihres Gotteshauses dem unwiederbringlichen Ende entgegen. Die Synagoge der israelitischen Kultusgemeinde in Heßdorf ist heute völlig verschwunden, ebenso die Synagogen in Adelsberg, Gemünden und Rieneck. In Mittelsinn und Burgsinn sind noch Reste erhalten. 
In Heßdorf erinnert eine Gedenktafel am Gemeindehaus an die ehemalige Synagoge. Wer allerdings den früheren Standort des Synagogen-Gebäudes sucht, wird zunächst in die Irre geleitet. Die Gedenkinschrift nennt zwar "Fußgasse 6" als Standort, doch dieses Wohnhaus war das ehemalige jüdische Schulhaus. Auch eine Dokumentation über "Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern" nennt fälschlich den Gemüsegarten links neben dem Schulhaus als ehemaligen Standort. Die Synagoge hatte früher die Hausnummer 48 und die Plan-Nummer 85. Doch im aktuellen Ortsplan hilft das nicht weiter. Die Synagoge ist nicht mehr eingezeichnet. Fündig wird man erst im Gemeindearchiv. Dort gibt es noch mehrere Kartenausschnitte von 1906, welche den Zustand und die alten Plan-Nummern vor der Flurbereinigung zeigen. Die Synagoge war das zweite Gebäude unterhalb der jüdischen Schule und etwa elf Meter breit und zwölf Meter lang.
Knapp 200 Mitglieder. 1827 hatte die jüdische Kultusgemeinde ihr zweistöckiges Schulhaus errichtet, nicht mehr eindeutig datierbar ist der Bau der Synagoge: 1821 oder 1828. Beide Gebäude in einem Jahrzehnt zu bauen war eine beachtliche Leistung einer Kultusgemeinde von damals knapp 200 Mitgliedern. Das stattliche Synagogen-Gebäude war aus massivem Werkstein errichtet. Klar war die Fassade gegliedert: Drei Türen mit halbkreisförmigen Oberlichtern, über zwei Querfriesen drei rechteckige Fenster im Oberstock und nochmals darüber drei halbkreisförmige Fenster. Markant war auch die etwas vorspringende Sandsteineinfassung des Giebeldreiecks mit einem Rundbogenfenster. Ein Rundbogenfenster im Dachgiebel findet sich als Stilmerkmal auch in Weyersfeld (Schule, 1830, und Wohnhaus des Maurers Georg Brell, 1829) und in Karsbach (ehemalige Schule). Über das Innere des Heßdorfer Synagoge ist wenig bekannt. Sie besaß eine dreiseitig umlaufende Empore, zu der eine Wendeltreppe hinaufführte. Der Thoraschrein soll Ähnlichkeit mit dem Altar in der evangelischen Dorfkirche gehabt haben. Jedoch gibt es weder Bilder vom Inneren noch solche, die das gesamte Gebäude oder die Ruine zeigen.
Bereits am 25. November 1938 gingen die Synagoge und die Wagenremise mit dem jüdischen Leichenwagen (in der Gemündener Straße) in den Besitze der Gemeinde über. Wie groß die Zerstörungen in der Pogromnacht selbst waren, lässt sich heute nicht mehr sagen. Nach und nach dürfte das Innere aber völlig demoliert worden sein. Wer ein Brett brauchte, der holte es sich einfach in der Synagoge - so wird erzählt. Und gegen Kriegsende wurde die Synagoge zudem durch Artilleriebeschuss erheblich beschädigt. 1951 heißt es über die Synagogen-Ruine: Das Dach ist nur noch zur Hälfte vorhanden, Regen und Schnee können eindringen, in der Vorderfront klafft im Oberstock ein breiter Riss bis zum Dach.
In den 50er Jahren dann war die ehemalige Synagoge im Besitz der Brüder Herbert und Lothar Schönmaier, die dort zeitweilig Altwaren lagerten. 1953 kam es zu einem Teilabbruch der Umfassungsmauern. Das Dachwerk hing dadurch gegen die Straßenseite in der Luft. Gebäudeteile fielen auf das Nachbar-Anwesen, die Synagoge war einsturzgefährdet.
Wiederholt wurde daher das Landratsamt Gemünden vorstellig, entweder die Gebäudereste zu sichern oder gänzlich abzubrechen. 1955 gaben die Besitzer an, keinen gänzlichen Abbruch zu beabsichtigen, sondern das Mauerwerk bis auf eine Höhe von drei Metern abbrechen zu wollen und einen Abstellraum für landwirtschaftliche Geräte zu bauen. Doch über Jahre geschah nichts.
Der Abbruch. 1960 schließlich erwarb die Gemeinde Heßdorf durch Wiederkauf den Platz der ehemaligen Synagoge, ließ die Gebäudereste durch die Firma Grümbel beseitigen und das Gelände einplanieren. Später wurde das Grundstück aufgeteilt und von der Gemeinde an die drei angrenzenden Nachbarn verkauft. Heute erinnert somit nichts mehr an die ehemalige Synagoge der einstmals größten jüdischen Kultusgemeinde im Altkreis Gemünden. Auch die Wagenremise für den Leichenwagen ist längst verschwunden. Erhalten geblieben ist nur das jüdische Schulhaus, das heute als Wohnhaus genutzt wird. 
Quellen: Gemeindearchiv Karsbach - OT Heßdorf: Pläne, Protokolle des Gemeinderates. 
Staatsarchiv Würzburg: LRA Gemünden 1556, 1562, 2046, 2065, 2076, 1084.     
    

Adresse/Standort der SynagogeNahe dem Gebäude Fußgasse 6 (ehemalige israelitische Volksschule): die Synagoge war das zweite Gebäude unterhalb der jüdischen Schule (vgl. Foto des Standortes unten). Die frühere Adresse der Synagoge war: Fußgasse Gebäude Nr. 48.    
  

  
Fotos  
(Historische Aufnahme des Toraschmuckes durch Theodor Harburger, veröffentlicht u.a. in ders.: Die Inventarisation jüd. Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern Hg. von den Central Archives Jerusalem und dem Jüdischen Museum Franken - Fürth und Schnaittach Bd. 2 S. 288; 
die übrigen Fotos wurden übersandt von Kreisarchivpfleger Werner Fella, Gemünden am Main: die historischen Aufnahmen wurden von Personen aus Heßdorf zur Verfügung gestellt; die Fotos von 2009 sind von Werner Fella; die Fotos von 2019: J. Hahn)

Historische Fotos   Hessdorf AK 130.jpg (108066 Byte) Hessdorf Synagoge 130.jpg (134657 Byte)
   Luftbild von Heßdorf, ganz rechts am
 Dorfrand die beiden großen Gebäude:
 Schulhaus links, Synagoge rechts  
Toraschmuck (aus der Synagoge Heßdorf ?)
 im Privatbesitz der früheren jüdischen
 Familie Bierschild in Heßdorf
     
Hessdorf Synagoge 192.jpg (98123 Byte) Hessdorf Synagoge 193.jpg (67731 Byte) Hessdorf Synagoge 194.jpg (65621 Byte)
auf der Karte unten links (bzw. auf der Ausschnittvergrößerung) Haus Schönmeier 
und Synagoge; rechts Kriegerdenkmal, auf dem auch die Namen von drei jüdischen
 Gefallenen des Ersten Weltkrieges stehen (Emanuel Schild, Julius Stern und 
Benjamin Adler) 
Giebel des jüdischen Schulhauses (links), 
rechts Giebel der Synagoge 
 
 
      
Fotos von 2009    
Hessdorf Synagoge 191.jpg (103660 Byte) Hessdorf Synagoge 190.jpg (108340 Byte) Hessdorf Schule 192.jpg (95421 Byte)
Links jüdisches Schulhaus, unterhalb 
davon das Gartengelände, auf dem
 ungefähr die Synagoge stand 
Gedenktafel am Gemeindehaus /
 Gemeindekanzlei Ecke 
Höllricherstraße / Brunngasse 
Ehemaliges jüdisches Schulhaus 
im derzeitigen Zustand (2009) 
      
     
     
 Fotos von Anfang 2020 
(Aufnahmen vom 6.1.2020)
   
       
 Gemeindehaus in Heßdorf mit der Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde   Ehemaliges jüdisches Schulhaus
     

     
    
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Februar 2018: Gedenktafel eingeweiht       
Artikel von Helmut Hussong in der "Main-Post" vom 25. Februar 2018: "HESSDORF. Gedenktafel statt Stolpersteinen. 
Auch im heutigen Karsbacher Ortsteil Heßdorf gab es früher eine jüdische Gemeinde. Die letzten vier jüdischen Mitbürger wurden 1942 aus der damals noch selbstständigen Kommune deportiert. Daran erinnert eine vor kurzem auf einem steinernen Sockel errichtete Gedenktafel. Am Freitagnachmittag wurde sie in einer Gedenkfeier offiziell vorgestellt. Bei der Feier erinnerten sowohl Bürgermeister Martin Göbel, als auch der Fachmann für jüdische Geschichte in der Region Georg Schnabel (Laudenbach), sowie der frühere Kreisheimatpfleger Werner Fella (Gemünden) an Babette und Jakob Stern, die am 25. April 1942 nach Lublin-Izbica sowie Herz Sara Forchheimer, die am 23. September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurden. Danach gab es in Heßdorf keine jüdischen Bürger mehr. Am Gemeindehaus erinnert bereits seit vielen Jahren eine Tafel an die ehemalige, im 17. Jahrhundert im Ort entstandene jüdische Gemeinde. Vor einiger Zeit habe das Ehepaar Heike und Walter Schwarz ihn nochmals auf diese ehemaligen jüdischem Mitbürger angesprochen und daran erinnert, dass einzelne von diesen in der Nazi-Diktatur deportiert werden, berichtete Göbel zur Entstehung dieser weiteren Gedenktafel.
Zentral am Dorfplatz.
Das Ehepaar regte damals an, vor den ehemaligen Wohngebäuden, wie in anderen Kommunen auch, sogenannte Stolpersteine zu errichten. Nach mehreren Gesprächen mit dem Gemeinderat und dem früheren Kreisheimatpfleger Werner Fella, wurde beschlossen, die Gedenktafel zentral am Dorfplatz zur Erinnerung an die Deportation der jüdischen Mitbürger aufzustellen. Viele ehemalige Heßdorfer Juden waren bereits vorher in andere Gemeinde und Städte umgezogen. 'Die jüdische Gemeinde in Heßdorf bestand bis 1938 beziehungsweise 1942', erinnerte der Bürgermeister. Bis 1927 gab es eine jüdische Volksschule und noch länger eine Synagoge im Ort. Im Jahr 1816 waren 169 der 418 Einwohner Juden (40,4 Prozent). Danach gingen die Zahlen zurück. Im Jahr 1924 waren von 377 Einwohnern nur noch 57 jüdischen Glaubens (15,1 Prozent). 'Auch in Heßdorf wurden im November 1938 in der Pogromnacht die Fenster und die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute zerstört', sagte Martin Göbel. 1929 lebten noch fünf jüdische Personen in Heßdorf; 1942 wurden die letzten vier in Heßdorf Lebenden deportiert. 'Zwischen 1941 und 1944 fanden in Unterfranken an sieben Terminen Deportierungen statt', erinnerte Göbel. Von den 2068 Menschen, die in Würzburg und Kitzingen in die Deportierungszüge getrieben wurden, überlebten nur 60 den Holocaust. Die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse seien Mahnung an alle, jeder Form von Diskriminierung eine Absage zu erteilen.
Ein jüdisches Gebet. Der frühere Kreisheimatpfleger Werner Fella zitierte Protokolle und Telegramme aus den Gestapo-Akten. 'Die Vertreibung der Juden begann im Januar 1941', stellte auch der Fachmann für jüdische Geschichte in der Region Georg Schnabel (Laudenbach) fest. Er sprach das jüdische Gebet für die Opfer der Shoa 'El male rachamin' ('Gott voller Erbarmen') in der deutschen Übersetzung."  
Link zum Artikel  

    
    

Links und Literatur   

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Karsbach  mit Seite zur Geschichte von Heßdorf 
bulletDie Liste der Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Heßdorf auf einer Seite des Hauses der Bayerischen Geschichte   

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 316-317.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 64-65.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 467-468.
bulletVolker Rieß: Jüdisches Leben in und um Hammelburg. Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Herrenmühle 12. Oktober – 10. Dezember 2000, Hammelburg 2001. 
bulletMSP Publikation 01.jpg (23157 Byte)Leonhard Scherg: Jüdisches Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur). S. 29-30.   
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 123-124.  
bulletBayern Synagogengedenkbuch IMG_20150803_0001.jpg (85625 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband III: Unterfranken, Teil 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg. von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Geßdorf mit Höllrich S. 179-191.

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hessdorf  Lower Franconia. An organized community existed by the latter half of the 18th century. A synagogue was built in the 1820s when the Jewish population was around 160. Twenty-nine single Jewish men left in 1830-54, most for the United States, and the Jewish population fell to 100 in 1900 and 48 in 1933. The synagogue and the homes of the six remaining Jewish families were wrecked on Kristallnacht (9-10 November 1938). Most left by early 1942.      
       
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020