Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dettelbach (Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule     
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
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bulletLinks und Literatur    

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In Dettelbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 15./17. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen des Würzburger Bischofs Johannes mit Erkinger von Seinsheim im Jahr 1423 Juden in Dettelbach genannt. In Würzburger Urkunden von 1489 werden gleichfalls Juden am Ort erwähnt.   
   
In der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm die Zahl der jüdischen Einwohner zu: 1675 werden neun Juden am Ort genannt (vermutlich mit Familien). Bis weit ins 19. Jahrhundert lebten die jüdischen Familien vor allem vom Weinhandel. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1816 109 jüdische Einwohner (4,5 % von insgesamt 2.400 Einwohnern), 1837 130 (5,3 % von 2.445), 1867 103 (4,5 % von 2.268), 1900 101 (4,9 % von 2.065), 1910 81 (3,9 % von 2.058). 
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Dettelbach auf 24 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Abraham David Wiesengrund (Weinhandel und Güterbesitz; zur Familie siehe die unten angegebenen Links), Abraham Jacob Uhlfelder (ohne Erwerb), Abraham Jacob Roßkamm (Viehhandel), Baruch Löb Offenbacher (ohne Erwerb), Beritz David Wiesengrund (Viehhandel und Güterbesitz), David Simon Kronthal (Wein- und Schnitthandel), Gabriel Seligmann Feldheim (Wein- und Schnitthandel), Jacob Wolf Zunz (Schnitthandel), Isaac Joseph Dietigheim (Schlachten), Jacob Simon Rosenfeld (Schmusen), Joel Baruch Offenbacher (Warenhandel), Joel Seligmann Feldheim (Ellenwaren- und Weinhandel), Löb David Wiesengrund (Metzgerei), Löb Davide Sandfeld (Warenhandel, Witwe von Löb Simon Seifin (Stricken und Spinnen), Raphael Joseph Aubheimer (Taglöhner), Simon Isaac Rosenbaum (verschiedener Handel), Seligmann Moises Feldheim (verschiedener Handel), Simon Joel Wonnefrieden (Vieh- und Weinhandel). Wolf Hayum Heinemann (geringer Warenhandel), Wolf Feifel Schloß (Warenhandel), Jacob Wolf Wassermann (Vorsänger, seit 1818), Salomon Seligmann Feldheim (Weinhandlung, seit 1818), Wolf Straus Feldheim (Weinhandel, 1822).            
   
An Einrichtungen waren neben der Synagoge (s.u.) eine jüdische Schule (Religionsschule; von 1909 bis 1924 Israelitische Elementarschule/Volksschule), ein rituelles Bad und zwischen ca. 1600 und ca. 1800 ein Friedhof vorhanden. Danach wurden die Toten der Gemeinde in Schwanfeld beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Seit 1818 wird als Lehrer Jacob Wolf Wassermann genannt. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Würzburg.  
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Wilhelm Friedenthal (geb. 19.8.1892 in Dettelbach, gef. 1.11.1916) und Max Wiesengrund (geb. 2.12.1881 in Dettelbach, gef. 22.6.1915). Außerdem sind gefallen: Otto Karl Kronthal (geb. 18.11.1896 in Dettelbach, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 2.10.1918) und Simon Kronthal (geb. 16.8.1891 in Dettelbach, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 20.11.1918).          
       
Das Verhältnis zwischen jüdischen und nichtjüdischen Ortsbewohnern war bis Anfang der 1930er-Jahre offenbar gut (siehe unten: Bericht zur Synagogeneinweihung 1862). Dies dürfte vor allem auch auf langjährige Wirksamkeit zweier jüdischer Lehrers und Vorbeter zurückzuführen sein: so wirkte Jakob Kahn von 1858 bis 1898 in der Gemeinde. Er unterrichtete zeitweise auch an der christlichen Schule; sein Nachfolger war Abraham Mannheimer (aus Okriftel bei Frankfurt), der von 1898 bis zum Ende der jüdischen Gemeinde 1937 in Dettelbach wirkte und schließlich nach der Deportation ermordet wurde.  Zeichen des guten Miteinanders zwischen Juden und Christen war auch, dass während der Weimarer Zeit zwei jüdische Männer (Hermann Weichselbaum und der Gemeindevorsitzende Hirsch Sittenheim) Mitglieder des Stadtrates waren.  
   
Um 1925, als noch 58 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (1,9 % von insgesamt etwa 2.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde: Hirsch Sittenheim, Hermann Weichselbaum, H. Steinberger und Moritz Laubheim (vgl. zu den Wahlen 1930 Artikel unten in "Der Israelit" vom 2.11.1930). Als Lehrer und Seelsorger der Gemeinde war weiterhin der bereits genannte Abraham Mannheimer tätig. Er unterrichtete im Schuljahr 1924/25 noch vier Kinder an der jüdischen Religionsschule. An jüdischen Vereinen bestanden der Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa ("Bruderschaft", Ziel: Fürsorge in Trauerfällen) und der Israelitische Frauenverein (Ziel: Fürsorge für Arme, Kranke und Trauernde). Zur Gemeinde Dettelbach gehörten seit 1907 (nach der Auflösung der dortigen Gemeinde) auch die in Bibergau lebten jüdischen Einwohner (1925 6 Personen).   
    
In den 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre war Dettelbach für orthodoxe Jugendgruppen, die sich u.a. in den sogenannten "Esra-Gruppen" organisiert hatten, ein beliebter Ort, an dem regelmäßig Freizeiten durchgeführt wurden (siehe Berichte unten von 1924/1932). 
      
1933 lebten noch 39 jüdische Personen in Dettelbach (1,8 % von 2.111 Einwohnern). Abgesehen von einem Überfall auf ein jüdisches Haus im Sommer 1935 blieb es in Dettelbach auch im Zusammenhang mit der Pogromnacht 1938 (siehe unten) relativ ruhig. Zwischen 1933 und 1941 verließen 18 jüdische Personen die Stadt: 15 konnten emigrieren (sechs nach Palästina, fünf in die USA, zwei nach Holland, je einer nach Belgien und in das Saargebiet), drei verzogen in andere deutsche Ort. Anfang 1942 lebten noch 24 jüdische Personen in Dettelbach, von denen zwölf am 24. April 1942 über Würzburg nach Izbica bei Lublin deportiert wurden. Die letzten elf jüdischen Einwöhner, allesamt ältere Personen, wurden am 21. September 1942 über Würzburg in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Unter ihnen war auch Lehrer Abraham Mannheimer, der nach wenigen Monaten in Theresienstadt umgekommen ist.       
        
Von den in Dettelbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Klara Adler geb. Fröhlich (1873), Fanny Adler geb. Strauss (1859), Josefine Buchmann geb. Schmalgrund (1879), Fanny Ehrmann geb. Wiesengrund (1871), Elisabeth Auguste Feldheim geb. Adler (1896), Karl Feldheim (1857), Siegbert Feldheim (1880), Moses Frank (1889), Laura Liane Frankenfelder geb. Mondschein (1893), Selma Friedenthal (1874), Else Grünebaum geb. Steinberger (1897), Heinrich Heinemann (1891), Klara Heinemann geb. Salin (1888), Olga Krebs geb. Salin (1893), Ludwig Kronthal (1894), Gisela Laubheim geb. Salin (1895), Herta Laubheim geb. Gerst (1913), Moritz Laubheim (1867), Paul Laubheim (1911), Hilde Lieblich (oder Freundlich) verw. Klebe geb. Zunz (geb. 1889?), Julie Lippmann geb. Schmalgrund (1877), Lehrer Abraham Mannheimer (1867), Frieda Mannheimer (1899 oder 1900), Ida Mannheimer (1901), Lea Ida Mannheimer (1901), Sara Mannheimer (1897), Blanka Matthes geb. Salin (1883), Sofie Salin geb. Wiesengrund (1859), Ruth Erna Schaumberg geb. Steinberger (1910), Selma Schlesinger geb. Feldheim (1885), Grete (Gretchen) Schloss geb. Wiesengrund (1876), Käthe Schloss (1898), Lina Schloss geb. Neuburger (1873), Ludwig Schloss (1867), Benno Schmalgrund (1872), Edmund L. Steinberger (1905), Hermann Steinberger (1871), Julius Stern (1869), Walli Strauss geb. Wiesengrund (1880), Selma Urspringer geb. Bonheim (1879), Else (Elsa) Wiesengrund (1878), Auguste Zunz (1863), Bertha Zunz geb. Meyenberg (1857).       
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Ausschreibung der Stelle(n) des Religionslehrers, Vorsängers und Schächters 1889 / 1890 

1889 wurde die Religionslehrerstelle ausgeschrieben, wobei der Grund dafür nicht klar ist, zumal Lehrer Jakob Kahn bis 1898 an der Schule der Gemeinde unterrichtete. Möglicherweise hat dieser eine Veränderung überlegt, ist dann jedoch weiterhin in Dettelbach geblieben.
Dettelbach Israelit 07031889.jpg (60723 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1889: "Israelitische Religionslehrerstelle. Bis zum 10. Juni diesen Jahres ist die hiesige Religionslehrer-, Schächter- und Kantor-Stelle neu zu besetzen. 
Nur gut qualifizierte, streng religiöse, seminaristisch vorgebildete Bewerber wollen Abschriften ihrer Zeugnisse unter Referenzangaben baldgefälligst an Unterfertigten einsenden. 
Fixer Jahresgehalt als Lehrer, Vorsänger und Schächter 740 Mark. Neue, schöne, geräumige Wohnung mit Garten 125 Mark. Mitbesorger des Unterrichtes und Schächtens in dem 3/4 Stunden entfernten Bibergau per Jahr 200 Mark. Schlachtgebühren exklusive bedeutender Nebenverdienst und exklusiver Privatunterricht mindestens 600 Mark. 
Dettelbach am Main, 3. März 1889. Der Kultusvorstand."
 
Dettelbach Israelit 13101890.jpg (78200 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1890: "Israelitische Religionslehrerstelle
Bis zum 1. Januar 1891 soll die hiesige Religionslehrer-, Schächter- und Kantorstelle neu besetzt werden. 
Nur solche Bewerber, welchen in den elementaren Fächern die besten Zeugnisse zur Seite stehen, haben auf Bevorzugung zu rechnen, welchen dann auch durch Erteilung von Privatunterricht große Nebenverdienste in Aussicht stehen. 
Fixer Jahresgehalt als Lehrer, Vorsänger und Schächter Mark 740. Neue, schöne, geräumige Wohnung mit Garten Mark 125. Mitbesorgen des Schächtens und Unterrichts in dem 3/4 Stunden entfernten Bibergau per Jahr Mark 200. Schlachtgebühren exklusiv bedeutender Nebenverdienste und exklusiv Privatunterricht mindestens Mark 600. Zeugnisse und Referenzangaben sind an den Unterfertigten einzusenden. Dettelbach am Main, 5. Oktober 1890. Karl Friedenthal, Kultusvorstand."

 
Ausschreibung der Stelle des Schächters (1884)  

Dettelbach Israelit 03011884.jpg (43667 Byte)Anzeige in der Zeitschrift  "Der Israelit" vom 3. Januar 1884: "Schächterstelle. Die israelitische Gemeinde Dettelbach besetzt sofort die neugeschaffene Schächterstelle mit einem garantierten Einkommen von Mark 750. Gut qualifizierte Bewerber wollen sich gefälligst wenden an  
J. Schmalgrund,
Kultusvorstand."  

 
Bericht anlässlich des Todes von Lehrer Jakob Kahn (von 1858 bis 1898 Lehrer in Dettelbach)  

Dettelbach FrankfIsrFambl 17081906.jpg (75595 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17.August 1906: "Würzburg. Sterbefall. Am 9. (sc. August 1906) wurde ein Lehrerveteran, der seine letzten Tage als Pfründner im hiesigen jüdischen Spital verbrachte, zu Grabe getragen. Jakob Kahn, geboren zu Höchberg bei Würzburg, war ein Lehrer alten Schlages. Seine Ausbildung hatte er in einem christlichen Lehrerseminar genossen, da seinerzeit noch kein jüdisches Seminar in Bayern bestand. Sein jüdisches Wissen eignete er sich bei hervorragenden Rabbinen an. Nach einer Anstellung in Mainbernheim siedelte er nach Dettelbach über, woselbst er über 40 Jahre amtierte. Ständig hatte er Zöglinge in Pension bei sich, da sein Lehrgeschick weit bekannt wurde. Auch christliche Pensionäre gingen zu ihm. Durch die königliche Regierung wurde ihn einstens die Stellvertretung an der christlichen Schule zu Dettelbach übertragen, gewiss ein Beweis hohen Vertrauens und hoher Anerkennung. Der Heimgegangene hatte manches Herbe zu ertragen. So verlor er durch den Tod seine beiden Söhne, seine einzigen Kinder. Er selbst blieb bis ins höchste Alter körperlich und geistig rüstig. Fast 90 Jahre erreichte er, nachdem vor wenigen Jahren seine Frau ihm im Tode voranging."  

  
Eröffnung und Anzeige der israelitischen Elementarschule / Volksschule (1909)  

Dettelbach Israelit 06051909.jpg (67571 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1909: "Dettelbach (Bayern), 2. Mai 1909. Mit dem 1. Mai hat die hiesige Kultusgemeinde ihre neu errichtete Elementarschule eröffnet. Aus der bisherigen Religionsschule ist laut Regierungsentschließung vom 22. April etc. eine öffentliche Volksschullehrerstelle geworden (Definitivum). Dieselbe ist dem bisherigen Stelleninhaber Herrn A. Mannheimer übertragen. Es ist überaus erfreulich, wenn kleinere Orte oder mittlere Gemeinden in dieser Art für die Zukunft ihrer Beamten sorgen. Eine solche Gemeinde ehrt sich nur selbst. Nach der neueren schulpolitischen Gesetzgebung Bayerns und der herrschenden 'Windrichtung' ist es den Gemeinden nicht schwer, bei nur einigem guten Willen ihre konfessionelle Schule einzurichten. Sie hat davon ideellen und materiellen Vorteil zu erwarten"
   
Dettelbach Israelit 05081909.jpg (62568 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1909: "Israelitische Elementarschule, Dettelbach, Bayern
Am 1. Mai dieses Jahres eröffnet, modern ausgestattet, Zöglinge werden angenommen; gründliche Nachhilfe. (Unterricht auch in:) Mischna, Raschi, Tanach (= hebr. Bibel). - Stenographie, Französisch, auch Musik; mäßige Pensionspreise. Eintritt gleich nach Sukkot (Laubhüttenfest). - Gesunde, herrliche Lage, unweit Würzburg - Kitzingen. A. Mannheimer, Lehrer."
   
Dettelbach FrfIsrFambl 06051910.jpg (140808 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Mai 1910: "Dettelbach (Unterfranken).  Wenn es noch immer mehr als genug Gemeinden gibt, die da fürchten, die Gründung jüdischer Elementarschule mache 'Rischus' (d.h. sorge für Antijudaismus), so könnte ihnen eine Feier wie die am 3. Tag Chaul hamaued (3. Halbfeiertag des Pessachfestes = Dienstag, 28. April 1910) hierorts gehabte das strikte Gegenteil beweisen.  
Am 1. Mai 1909 wurde die Religionsschule dahier zu einer 'öffentlichen Volksschule'. Nachträglich feierte man dies wichtige Ereignis in der Gemeinde nun am 28. April dieses Jahres. Im festlich geschmückten Schulsaale fanden sich zahlreiche israelitische Gemeindemitglieder ein, Damen und Herren. Ferner: der königliche Bezirksamtmann Regierungsrat Ruck - Kitzingen, der Bürgermeister und Stadtverwaltungsmitglieder Dettelbachs, der königliche Rentamtmann, der Dechant Pfarrer Lippert als Lokal- und Distriktsschulinspektor. Auch der zuständige Rabbiner N. Bamberger - Würzburg war erschienen. Kultusvorstand M. Wiesengrund erteilte, nachdem die Schulkinder 'Baruch-habo' gesungen, Herrn Regierungsrat Ruck das Wort. Nach ihm sprachen Dechant Lippert, Distriktsrabbiner Bamberger, Lehrer Mannheimer, Bürgermeister und Reichstagsabgeordneter Baumann. Leider gestattet der Raum nicht, Näheres aus den Ansprachen zu bringen. Nur soviel sei bemerkt, dass dieselben einen wahren Kiddusch-haschem (Heiligung des Gottesnamens) bedeuteten. 
Ehre und Hochachtung einer Gemeinde, die solches unter mannigfachen Opfern erreichte. Insbesondere verdient Dank und Anerkennung der Kultusvorstand M. Wiesengrund, der zielbewusst das Ganze geleitet durch Klippen und Gefahren, sodass der Bezirksamtmann betonen konnte, die Gründung dieser Schule sei ihm besonders leicht gefallen." 

  
Vortrag von Lehrer Abraham Mannheimer über "Die alten Akten der Gemeinde" (1913)  

Dettelbach FrfIsrFambl 07111913.jpg (73461 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. November 1913: "Dettelbach, Bayern. Einen interessanten Vortrag hielt unser Lehrer Mannheimer. Er hatte in mühevoller Arbeit die alten Akten der Gemeinde gesammelt und eine Art Chronik dazu geschrieben. Acht Foliobände mit 2213 Belegen, mit Sachregister und Nummern versehen, bilden nun den Grundstock eines Archivs der Gemeinde. In einem einstündigen Vortrag referierte er darüber und erntete reichen Beifall für seine interessanten Ausführungen. - 
Auch war die Nachbargemeinde Mainstockheim durch ihren Vorstand und mehrere Gemeindemitglieder vertreten, da sie ebenfalls ihr altes Aktenmaterial sichten und binden lassen will. Das sollte und könnte in noch vielen Gemeinden geschehen! Heimatliebe und jüdische Pietät sollten dahin führen. In dieser Beziehung hat sich Lehrer Mannheimer um die hiesige Kultusgemeinde ein bleibendes Verdienst erworben. S."

    
Anzeigen von Lehrer Abraham Mannheimer (1922 / 1929)  

Dettelbach Israelit 06041922.jpg (30956 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1922: "Nachhilfebedürftige Knaben, 9-13 Jahre alt, finden ab 1. Mai Aufnahme bei Lehrer A. Mannheimer, Dettelbach am Main."  
 
Dettelbach Israelit 28031929.jpg (44118 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929: "Zurückgebliebene Knaben finden energische Förderung und liebevolle Pflege bei Unterzeichnetem. Pensionspreis monatlich 105 Mark. Hauptlehrer A. Mannheimer, Dettelbach am Main (Bayern)." 

     
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Abraham Mannheimer (1923)  

Dettelbach Israelit 08111923.jpg (64707 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1923: "Dettelbach (Bayern), 2. November 1923. Am Schabbat Paraschat Lech Lecha (Schabbat mit der Toralesung Lech Lecha, d.i. 1. Mose 12,1 - 17,27, das war Schabbat, 20. Oktober 1923) feierte Hauptlehrer Mannheimer sein 25jähriges Ortsjubiläum. Herr Kultusvorstand Sittenheim würdigte in einer Ansprache dessen Verdienste. Eine Deputation der politischen Gemeinde unter Führung des Bürgermeisters Schwarz, Herrn Prälat Lippert, Herrn Finanzamtmann Regierungsrat Hartmann gratulierten. Die Realschülerin Ella Frenkel dankte im Namen ehemaliger Schüler unter Überreichung eines Blumenstraußes in gebundener Rede und in launigen Anspielungen auf Wesen und Wirken des Jubilars. Letzterer dankte allen und betonte den Idealismus für das rechte Wirkte des jüdischen Lehrers."  

 
Zum Tod der Frau von Lehrer Abraham Mannheimer (1927)  

Dettelbach Israelit 05051927.jpg (144289 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1927: "Dettelbach (Bayern), 2. Mai (1927). Am Tag nach dem Pessachfest wurde dahier Frau Hauptlehrer Mannheimer unter selten starker Anteilnahme der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung ebenso der näheren und weiteren Umgebung zu Grabe getragen. Sie erreichte ein Alter von 62 Jahren, von denen sie fast 29 am hiesigen Orte verlebte. Einer Familie entstammend, in der seit je Tora und Gottesfurcht zuhause ist und deren Glieder weit und breit im Lehrberufe oder als Kultusbeamte und als Beschneider gewirkt und wirken, wahrte sie die schönen Traditionen ihrer Ahnen und stand ihrem Gatten in seinem Wirken für Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit kräftig zur Seite. Namentlich lehrte sie ihre Kinder, wie man im jüdischen Heime die strengen Vorschriften des Kaschrut zu wahren hat. Bei der Beerdigung musste sich Herr Distriktsrabbiner Dr. Hanover-Würzburg des Tages nach dem Fest wegen auf nur wenige Worte beschränken, die aber trotzdem tiefsten Eindruck auf alle Trauerteilnehmer machten. Zugleich sprach er im Namen der Kultusgemeinde Beileid und Dank aus für das ideale Schaffen der Verblichenen und den Wunsch eines Trostes durch Gott. Groß war auch die Beteiligung auf dem altehrwürdigen Friedhof in Rödelsee; während der Trauerwoche trafen fast stündlich Tröster ein und Hunderte sandten schriftliche Beileidsbekundigungen. Den Hingang der wackeren Frau, die sich als solche auch während der mehrmonatlichen Erkrankung bewährte, empfindet mit der Familie die ganze Gemeinde. Die Wand ihres Sterbegemachs bildet zugleich die Wand der Synagoge beziehungsweise Frauensynagoge und so konnte sie die Gebete der Feiertage noch mitanhören. Am 7. Tage des Pessachfestes hauchte sie ihre reine Seele aus. Möge ihr Verdienst der schwer betroffenen Familie, der Gemeinde und allen, die sie kannten, beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

 
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Abraham Mannheimer (1937)  

Dettelbach BayrGZ 15011937.jpg (81663 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1937: "Abraham Mannheimer 70 Jahre alt. Die vorliegende Nummer war schon abgeschlossen, als wir in Erfahrung brachten, dass unser Freund und Kollege Abraham Mannheimer in Dettelbach am 16. dieses Monats seinen 70. Geburtstag begeht. Der sehr beschränkte Raum, der noch verfügbar ist, zwingt uns zu unserem größten Bedauern, die Würdigung der sehr ersprießlichen Tätigkeit Mannheimers in größtmöglichster Kürze vorzunehmen. Eine eingehende Darstellung ist auch deshalb nicht notwendig, weil wohl alle Leser dieses Blatte, vor allem aber die Lehrer, Mannheimer sehr genau kennen und daher wissen, dass er eine charaktervolle, überzeugungstreue Persönlichkeit, ein idealgesinnter und erfolgreicher Lehrer und Erzieher und ein gewandter, geistreicher Schriftsteller ist. Auch wir sind stolz, ihn zu unseren Mitarbeitern zählen zu können. Mannheimer ist seit 1887- also nun 50 Jahre - Vereinsmitglied und gehörte von 1897 bis 1907 unserer Verwaltung an. In Dettelbach amtierte Mannheimer, beliebt und geachtet in allen Schichten der Bevölkerung, seit 1898. Wir beglückwünschen den arbeitsfrohen und vorbildlichen Jubilar auf das herzlichste und wünschen ihm einen recht langen, gesegneten Lebensabend." 

  
Ein Artikel von Lehrer Abraham Mannheimer: "Friedhofsbesuch" (verfasst 1920)
Lehrer Abraham Mannheimer hat zahlreiche Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" und in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" abgefasst. Hier ein Bericht von ihm aus dem Jahr 1920: "Friedhofsbesuch". 

Dettelbach Israelit 09091920.jpg (289368 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1920: "Friedhofsbesuch. Elulbetrachtung von A. Mannheimer in Dettelbach (sc. Monat Elul war 1920 von Mitte August bis Mitte September). Kräftig entfaltet die Spätsommersonne noch den Glanz ihrer Strahlen und übergießt die Landschaft mit goldenem Scheine. Die Nebelschleier des Morgens mussten ihm weichen und blau lacht der Himmel herab, als wäre es Mai. Und doch ist das Getreide längst geerntet, ja größtenteils gedroschen, und die Frühsorten des Obstes holt der fürsorgliche Landmann nach Hause. Spinngewebe, der sogenannte 'Altweibersommer' fliegen durch die Lust und bleiben schließlich an Bäumen, Hecken und Gräsern hängen, oft auch als ungebetene Zierde an Hut und Rock des Wanderers. Elul ist's, Bußezeit in Israel. Der Schofar tönt mahnend und weckend. Roschhaschono kommt. Altjüdischer schöner Brauch lenkt den Schritt zum Friedhof, zur Ruhestätte der Toten. Eine kleine halbe Stunde führt der Pfad aufwärts, zwischen Hohlwegen hindurch an Hecken- und Schlehensträuchern vorbei. Endlich ist's erreicht. Auf freierer Anhöhe in der Nähe eines Waldes liegt der alte Friedhof, anderswo durften die Vorfahren ihn nicht angelegen. Schon von ferne grüßen einige Grabsteine über die nicht sehr hohe Mauer hinüber und stimmen den nahenden Besucher oder vorübereilenden Wanderer ernst. Endlich öffnet sich die schwere eiserne Pforte. Pochenden Herzens durchschreite ich eine kleine Halle und stehe beim Eintritte zum Friedhofe. Ich muss halt machen und wische mir die Schweißperlen von der Stirne, die der mühevolle Aufstieg hervorgelockt. Meine Kräfte und Gedanken sammeln sich gleichzeitig. Wie ruhig, wie schön ist es hier! Kein lärmender Trubel stört in der weihevollen Stimmung. Nur vom nahen Walde hört man zuweilen die gedämpften Laute verschiedener Vögel, auf den Bäumen über den Gräbern zwitschern Spatzen, ich sehe Schmetterlinge und Bienchen von Blume zu Blume sich wiegen und aus der Talebene dringt noch das schwache Echo des rasenden Dampfrosses ans Ohr. Auch das erstirbt allmählich und wiederum feierliche Stille. Kein Mensch ringsum. Ich nehme das jüdische Andachtsbuch heraus aus der Tasche und bete so, wie es die Weisheit unserer großen Altvorderen uns gelehrt: 'Gelobt seist Du, Ewiger, unser Gott, König der Welt, der euch erschaffen, der Euch mit Recht gebildet, Euch mit Recht verpflegt, Euch mit Recht sterben ließ, der die Zahl Euer aller im Gerichte kennt und Euch auch einstens wieder ins Leben zurückrufen wird. Gelobst seist Du, Ewiger, der die Toten belebt.' Wie wundervoll abgefasst! Wie wird hier alles berührt, was an Empfindungen uns bewegt, wenn man den 'guten Ort' betritt. Der Jude nennt ihn euphemistisch Haus der Lebenden und verbindet mit der düsteren Vorstellung des Totenreichs den Lichtgedanken des Lebens: der Euch mit Recht gebildet und mit Recht verpflegt. Hier ruhen Menschen, die Gott selbst mit dem Nahrungstrieb ausgestattet und die deshalb tausendfältige Pfade im Leben gewandelt. Der Allvater sieht dies vom Himmel aus und denkt gnadenvoll an die Irrwege seiner Kinder im Drange nach Speise und Trank, nach Genuss und Wohlleben. Täglich prägt sich der Jude die Wahrheit ein, dass die Ernährung der Millionen Lebewesen dieselbe Allmacht bekundet, wie das einstige Erwachsen der Toten. In unserer Schmono-Esrei (18-Bitten-Gebet) sprechen wir im gleichen Atemzug nacheinander: 'Du ernährst die Lebenden mit Gnade, belebst die Toten in großem Erbarmen' (2. Spruch). Kein Volk der Erde bejaht so kräftig das Leben wie das jüdische. Seine heiligsten Männer, die Kohanim (Priester), haben der Leiche und den Gräbern fern zu bleiben. 'Antikes und modernes Heidentum setzt so gern Religion und Religiöser mit dem Tode und dem Todesgedanken zusammen. Wo der Mensch endet, beginnt ihnen das Reich Gottes, Tod und Sterben sind ihnen die eigentlichen Manifestationen ihrer Gottheit. Ihrer Tempel geweihte Stätten sind daher bei Gräbern, ihrer Priester erste Stelle ist daher bei Leichen. Wo Augen und Herzen brechen, ist ihrer religiösen Aussaat willkommenster Acker und ein Zeichen des Todes, ein Symbol der alles Leben bewältigenden Todesmacht am eigenen Fleische immer gegenwärtig zu haben, dürfte als das Religiöse par excellence gelten, vor allem als des Priesters wesentlichstes Attribut. (Glatze!). Nicht also der jüdische Priester, weil nicht also die jüdische Gotteslehre, die jüdischer Religion, Unser Gott; nicht die Kraft und Leben brechende Gewalt des Todes ist seine erhabenste Manifestation. Nicht wie man zu sterben, wie man zu leben habe, sollen Heiligtum und Priester in Israel lehren. Wenn der Tod die volksgenossen zur Liebestätigkeit an der Leiberhülle einer heimgerufenen Person versammelt, haben die Priester fern zu bleiben und durch ihr Fernbleiben die Standarte des Lebens neben der Leiche aufrecht zu halten'. (Hirsch, Pentateuchkommentar, 2. Buch Mose, 21. Kap.). Wir sollen und wollen     
Dettelbach Israelit 09091920a.jpg (264782 Byte)und den Lebensgedanken nicht überwuchern lassen durch jenen des Todes. Mitten im Bewusstsein unserer physischen Abhängigkeit und Hinfälligkeit fühlen wir uns frei durch das eigentlich Göttliche in uns. Bald ertönt in den jüdischen Gotteshäusern vierfach der Ruf nach Leben und wir suchen vorher die Ruheplätze der Toten auf. Freilich in jüdischem Sinne, in jüdischer Auffassung. Welch überwältigenden Eindruck macht doch ein altes Haus des Lebens (Friedhof)! Was Gedankenlose als wüstes Durcheinander ansehen, ist gerade das Reizvoll, Stimmungsvolle. Das alte Haus des Lebens hat etwas, das der neuere Friedhof sich um keinen Preis, durch keinerlei künstliche Maßnahmen verschaffen kann: es hat Geschichte. Die kann man nicht 'machen'. Sinnend betrachten wir die verwitterten, grauen Steine, halb schief und umgesunken, zumeist bis zum Oberteil im Erdboden steckend. Ehrwürdige Zeugen der Vergangenheit, da unsere Väter bitter zu ringen hatten ums tägliche Brot, ums nackte Leben, gegen brutale Gewalt und Knechtung. Wer mag unter diesen Steinen nach schwerem Leidensgang schlafen? Die Inschriften sind kaum zu entziffern. Und doch ist keiner verschollen und vergessen, so wenig wie jene, die in der Mitte des Hauses des Lebens ohne irgend ein Grabesdenkmal schlummern. Die hölzernen Stelen sind längst dem Zahne der Zeit erlegen; kein Mensch vermag zu sagen, wann sie einmal gesetzt wurden. Wie süßer Trost gehen mir die Worte der Eintrittsbrocho (Segensspruch zum Eingang in den Friedhof) zu Herzen: Er kennt die Zahl eurer aller im Gerichte! Der Allwissende braucht nicht Holz-, Stein- und Marmor zum Schutze gegen Vergänglichkeit und Vergessenheit, 'du denkst an dein Werk in Ewigkeit' beten wir am Roschhaschonofeste (Neujahrsfest). 'Du gedenkst, was von je geschehen, vor dir sind offenbar alle Geheimnisse und die Fülle des Verborgenen vom Weltanfang; denn es gibt kein Vergessen vor dem Throne deiner Herrlichkeit...'. Und ist nicht auch die leibliche Persönlichkeit eines Mose (Mosche Rabenu) spurlos aus unserer Mitte geschwunden? Niemand kennt den Hügel seiner Grabesruhe, außer Gott. Wie würde man vielleicht dorthin pilgern zu Tausenden und Hunderttausenden. Vielleicht war es Gottes Plan, ihn nur geistig fortleben zu lassen in Israels Mitte, in der Geschichte. Ganz anders denkt die Jetztzeit. Ich musterte die massig dreinschauenden modernen Grabsteine, mit ihrer Wucht und prunkvollen Ausstattung. Tausende wagt man an ihre Herstellung. Und doch darf gesagt werden, dass die jüdische Pietät hier nicht jüdische Wege wandelt. Das Judentum hat sich nie durch Japhets Schönheit blenden lassen; ja es führte einen ständigen Kampf gegen sie, insofern der sittlich hohe und erhabene Geist Schems dadurch verdunkelt oder getrübt werden sollte. Wir sind eben das Volk der Hawdala, der feinen Unterscheidungsgabe, die Nation mit dem kritischen Blick. Wäre es nach der hochentwickelten Kunst unserer Zeit gegangen, ob sie in Farben, Formen oder Tönen sich äußert, nimmermehr hätten an 20 Millionen blühender Menschenleben grausam in die Gruft sinken dürfen (sc. Opfer des Weltkrieges). Wir lassen uns durch äußeren bestrickenden Sinnenreiz nicht täuschen, selbst auf dem Friedhof nicht. Israel weiß seine Toten auch ohne dies zu ehren. Heilig bleibt uns jede Gruft. Störung in der Grabesruhe, Exhumierungen sind uns in tiefster Seele zuwider. Weihevolle Stunden verbringen wir am 'guten Ort', am Ruheplatz unserer Lieben und mit einem sogenannten Rundgang nehmen wir Abschied, um pietätvoll allen Heimgerufenen gerecht zu werden, um auch nicht den Schein und Schatten einer Zurücksetzung anderer auf uns ruhen zu lassen. Zurück ruft uns das Leben des Alltags in seine Rechte, in unsere Pflichten, jeder nach Maßhabe seiner ihm von Gott verliehenen Gaben und Güter an Geist und Vermögen. Schlaft wohl, ihr Verklärten, auf deren Verdienst wir in diesen Tagen pochen; andachtsvoll nehmen wir Abschied, gehoben und geläutert nach jüdischer Lebensauffassung und jüdischer Weltanschauung. Drunten im Tale in festlich versammelter Gottesgemeinde hallt Schofarton, ringen sind sinnige inhaltsschwere Bitten über den Lippen Tausender, klingt der Ernst der ehrfurchtgebietenden Tage aus in die Jubelakkorde des schönen Sukkot-Festes und in das lebensheitere Gelöbnis (hebräisch und deutsch:): 'Lasst uns jubeln und frohlocken mit dieser Tora".   

  
Der Gegentext zum vorigen: Ein Gedicht von Abraham Mannheimer:  "Hakenkreuzler im Judenfriedhof" (1927)  
Anmerkung unter dem Gedicht: "In den jüngsten Tagen häuften sich im Rheinland und in Bayern, Württemberg, jüdische Friedhofsschändungen derart, dass man entsetzt vor einer derartigen Kulturschande steht. Der wahre Tiefstand des wahnwitzigen Judenhasses kommt hier sinnfällig zum Ausdrucke, nachdem im Vorjahre schon 16 Friedhofschändungen zu verzeichnen waren. Was die jüdische Psyche hierbei empfindet, was aber namentlich jeden nichtjüdischen Vaterlandsfreund mit Abscheu und Entsetzen erfüllen muss, kommt in dem folgenden Gedichte ernst und würdig zum Ausdruck".     

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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni 1927:   
 
"Hakenkreuzler im Judenfriedhof! 
 
Von A. Mannheimer in Dettelbach.   

Stille Nacht in Berg und Tale, 
Friedvoll ruht die müde Welt 
Nur das Mondenlicht das fahle, 
Grüßt vom trüben Himmelszeit. 
 
Wer ein trautes Heim gefunden, 
schmiegt sich sanft in Schlafes Arm. 
Glocken künden späte Stunden, 
Vöglein zirpt im Neste warm. 

Einsam lehnt am Bergesrücken 
Dort der Judenfriedhof klein; 
zwischen niedern Mauerstücken 
Bleicht der Toten müd' Gebein. 
  
Liegt umrauscht von alten Bäumen, 
Liegt gar hübsch am Ährenfeld, 
Oft zu andachtsvollem Träumen 
Es den Wandrer inne hält. 
    
Schaut der Gräber lange Reihen, 
Hört der Steine kalten Gruß, 
Lauscht den lieblichen Schalmeien 
Die ein Vöglein flöten muss.
Sieht das Bienchen voller Leben 
Über Totengrüfte ziehn, 
Sieht die Schmetterlinge schweben 
Zu den wilden Blumen hin. 
  
Weihe senkt die Grabesstille 
Jedem Fühlenden ins Herz 
Aus des Lebens schweren Banden 
Hebt sie frei ihn himmelwärts. 
  
Aber horch! Zur Geisterstunde 
Dringen Laute dumpf heran 
In die stille Abendrunde, 
In der Fluren weiten Plan. 
  
Ist's der Bäume ächzend Heilen? 
Sind die Toten aufgewacht? 
Tauschen Unken, Raben, Eulen, 
Ihren Gruß um Mitternacht? 
  
Sind des Krieges wilde Horden 
Geisterhaft emporgetaucht? 
Pocht es an der Hölle Pforten? 
Hört nur, wie es flucht und faucht?
 
Trugbild graus! Nicht von Dämonen 
Rührt das Höllenschauspiel her: 
Männer, die in Deutschland wohnen, 
Christen, Bürger deutscher Ehr. 
 
Hoch das Hakenkreuz erhoben 
Folgen sie des Führers Spur. 
Wotantreue sie geloben, 
Feierlich erklingt der Schwur: 
  
'Hakenkreuz, du heil'ges Zeichen, 
Deutscher Zukunft Schild und Hort, 
Niemals wanken wir und weichen, 
Bis das Reich in sicherm Port!' 
Zündend wirkt die stolze Rede. 
Brüder zeiget deutschen Mut! 
Heute Nacht gilt deutsche Fehde 
Der verfaulten Judenbrut! 
  
Wenn der dunkle Schleier senket 
sich auf unser heilig Land, 
Greift zum Pickel und gedenket, 
Wotan segnet euere Hand.  
  
Stoßet gut, ihr deutschen Brüder, 
Dass des schweren Steines Wucht 
Tief im Grab zermalmt die Glieder 
Dieser Juden, gottverflucht. 
   
Hei wie da die Augen leuchten, 
Wie der Arme Kraft sich stählt! 
Dumpfes Dröhnen, in den feuchten 
Boden schlägt es ungezählt.  
 
Ringsumher das Erdreich zittert, 
Um die Wette geht das Spiel. 
Stein und Stein liegt bald zersplittert 
Auf dem Rasen grün und kühl.
     
Durch die Reihen geht ein Kichern; 
Endlich ruft man zum Appell, 
Lob und Dank noch zu versichern, 
Für die Arbeit gut und schnell. 
 
Heil! Was unsre Kameraden 
Anderwärts schon längst vollbracht. 
Haben eure wackre Taten 
Nun erreicht in dieser Nacht. 
  
Hakenkreuzler seid verschwiegen 
Nach der Feme heil'gem Recht! 
Wackre Deutsche werden siegen, 
Uns regiert kein Judenknecht. 
  
Wotan, segne unsre Mannen! 
Einen Händedruck in Eil - 
Schweigend zieht die Schar von dannen: Deutsches Vaterland, Heil, Heil!  
A.M. (= Abraham Mannheimer)"
Dettelbach Israelit 23061927.jpg (87197 Byte) Die letzten Strophen des Gedichtes erschienen durch ein Versehen des Setzers erst in der Ausgabe "Der Israelit" vom 23. Juni 1927.

       
Auswahl aus weiteren Beiträgen von Abraham Mannheimer (1900  - 1937)  
Anmerkung: Von den zahlreichen Beiträgen des Lehrers Abraham Mannheimer in jüdischen Periodika, insbesondere der Zeitschrift "Der Israelit" sei im Nachfolgenden auf eine Auswahl hingewiesen. Sie behandeln theologische, aber auch politisch und gesellschaftlich aktuelle Fragestellungen. Im Nachfolgenden kann nur ein Teil dieser Beiträge und jeweils nur der Anfang der Artikel zitiert werden.  

Dettelbach Israelit 17121900.jpg (98909 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1900: "Nach den Lehrerkonferenzen 1900. Von A. Mannheimer - Dettelbach.  Die jüdischen Lehrerkonferenzen pro 1900 sind sämtlich vorüber. Die Leitung des Bundes der jüdischen Lehrervereine hatte als das zu behandelnde Thema die Frage gestellt: Soll der systematische Religionsunterricht beibehalten werden oder nicht! Die Wahl des Verbandsthemas war eine überaus glückliche, ein Griff mitten in das Gefühlsleben der gesamten Lehrerweit, die Aussprache über eine so tief einschneidende Frage ein wahres Herzensbedürfnis. Die Jahreskonferenzen pro 1900 lieferten darum sozusagen ein Stimmungsbild der jüdischen Lehrer Deutschlands..." 
     
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1901: "Anschauung und Veranschaulichung. Ein Brachfeld im jüdischen Schrifttum und im jüdischen Religionsunterricht. Von A. Mannheimer - Dettelbach. Das Wort Anschauung pfeifen heutzutage die Spatzen von den Dächern aller Lehrerseminare. Als eine der ersten didaktischen Regeln wird sie dem Jünger der Pädagogik dort vorgeführt, theoretisch wie praktisch, ihm gewissermaßen als die goldene Regel aller Erziehungs- bezw. Unterrichtskunst geschildert. Und mit Recht. Soll denn der Schöpfer umsonst uns mit all' den wunderbaren Organen ausgestattet haben, die wir Sinne nennen? ..."  
 
Dettelbach Israelit 07081902.jpg (138205 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902: "Zur Würdigung des hebräischen Grammatikunterrichts. Von A. Mannheimer - Dettelbach.   Schluss.  Ich bleibe zunächst bei der letzten Frage stehen. Ein Jeder kennt die Tatsache, dass auf unseren Mittelschulen, namentlich den Gymnasien, fremdsprachliche Kenntnisse verschiedener Art vermittelt werden. Die Arbeit ist keine leichte, und haben Fachmänner wiederholt bestätigt, dass das Deutsche hierdurch zu kurz komme..."
   
Dettelbach Israelit 30091902a.jpg (79799 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1902: "Jüdische Sprichwörter und Redensarten. Von A. Mannheimer, Dettelbach. (Fortsetzung statt Schluss.)  Wer kennt nicht den Namen Abraham Tendlau? Sein 'Buch der Sagen und Legenden jüdischer Vorzeit' hat so manches Kind erfreut und erbaut. Vor vier Jahrzehnten griff man gerne nach 'Tendlau's Märchen,'  erquickte sich an den farbenprächtigen Blüten, die heute noch süßen Duft atmen. sie sind ein aus der 'Vorzeit herüberhallender Laut,' wie der Verfasser selbst sagt. Noch mehr aber sollten die 'die Sprichwörter und Redensarten deutsch-jüdischer Vorzeit sein', die im Jahre 1860 als 'Beitrag zur Volks-, Sprach- und Sprichwörterkunde' in Frankfurt am Main erschienen. Rein äußerlich betrachtet, repräsentiert sich..." 
    
Nachstehend der gesamte Beitrag über "Jüdische Sprichwörter und Redensarten" - zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken:      
Dettelbach Israelit 15091902.jpg (415377 Byte) Dettelbach Israelit 15091902a.jpg (431416 Byte) Dettelbach Israelit 15091902b.jpg (406025 Byte) Dettelbach Israelit 18091902.jpg (389103 Byte) Dettelbach Israelit 18091902a.jpg (415785 Byte)
Teil I in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1902   Teil 2 in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Sept. 1902  
         
Dettelbach Israelit 30091902.jpg (386636 Byte) Dettelbach Israelit 30091902a.jpg (418047 Byte) Dettelbach Israelit 30091902b.jpg (407928 Byte) Dettelbach Israelit 09101902.jpg (408073 Byte) Dettelbach Israelit 09101902a.jpg (264486 Byte)
Teil 3 in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1902  Schluss in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Okt. 1902 
         
Beitrag über "Die statistische Übersicht der jüdischen Lehrerkonferenzen pro 1899 - 1900 - 1901"     zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken     
Der Beitrag erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1903  Dettelbach Israelit 11051903.jpg (288335 Byte) Dettelbach Israelit 11051903a.jpg (307541 Byte)    
 
 
Dettelbach Israelit 16111903.jpg (106393 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1903: "Die Chanukkageschichte. In 4 Lektionen nach den 5 formalen Stufen. Von A. Mannheimer, Dettelbach. Vorbemerkung. Es dürfte nicht leicht ein Geschichtspensum geben, das für den erziehlichen Unterricht, wie ihn Herbart-Ziller begründet, eine reichere Ausbeute bietet, als die Geschichte vom Chanukkafest. Sache des methodisch-geschulten Lehrers muss es sein, diese Schätze auch zu heben, sie dem Kinde in ihrem wahren Werte und Glanze zu zeigen..." 
   
Dettelbach Israelit 29031904.jpg (56097 Byte)Gedicht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1904: "Elijahu in der Sedernacht. Von A. Mannheimer, Dettelbach. Es sinket die Sonne am westlichen Rand, Das Abendroth strahlet vom Berge ins Land, Und linde säuseln die Lüfte. Bald dämmert und dunkelt die liebliche Nacht  Des Frühlings herunter auf alle die Pracht  Der Felder, der Berge, der Klüfte..." (links ist nur der Anfang des Gedichtes wiedergegeben).   
   
Dettelbach FrfIsrFambl 26071907.jpg (711099 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juli 1907: "Ein jüdisches Gebetbuch Bayerns vor 80 Jahren. Von A. Mannheimer - Dettelbach..." 
Der Artikel handelt von dem in München 1827 bei Ernst August Fleischmann gedruckten Gebetbuch: "Tägliche Gebete der Israeliten, mit Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Dr. Alexander Behr".    
 
Dettelbach Israelit 11021915.jpg (55311 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1915 aus der Zeit des Ersten Weltkrieges: "Nährschutz - Feindestrutz - Landesschutz! Von A. Mannheimer in Dettelbach. So ist denn eingetreten, was jeder Denkende voraussehen konnte, der wahre Vaterlandsfreund aber wünschen musste: Der Staat selbst nahm alle Mehl- und Getreidevorräte in Beschlag und will mit starker Hand eine gerechte Verteilung der Volksnahrung herbeiführen, wodurch allein die Ruhe und Sicherheit unserer Zukunft gewährleistet wird. Zweifellos greift die Maßnahme tief in die Lebensgewohnheiten des Einzelnen wie des ganzen Volkes ein...". 
  
Dettelbach Israelit 08071915.jpg (128712 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1915: "Das rechte Wort. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Es gibt Worte, die man nicht leicht in andere Sprachen übertragen kann, ohne dass sie ihres Zaubers beraubt werden. Das jüdische 'Rachmonus' lässt sich nur sehr geschwächt durch die deutsche Übertragung 'Barmherzigkeit' wiedergeben, ebenso schwer dürfte das Empfindungswort 'nebbich' vollinhaltlich und treffend zu übersetzen sein. Nur in der Ursprache und im Munde der eigenen Volksgenossen tritt mit solchen Worten die ganze Wucht ihrer Bedeutung vor den begreifenden Verstand, in das empfindende Gemüt. Wenn wir das Verhalten der zahlreichen Feinde unseres teuren Vaterlandes, das Verabscheuungswürdige und Empörende ihrer Politik und ganzen Handlungsweise treffend und kurz brandmarken wollen, so glauben wir das nicht besser tun zu können als mit den kernjüdischen Worten: Sin-as chinom, Bilbul. Zu deutsch besagen diese Ausdrücke etwa: grundloser Hass, lügnerische Verleumdung. Uns besagen sie mehr! In ihnen zittert alles Leid..."
    
Dettelbach Israelit 02061921.jpg (52089 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1921: "Die Völker und die Offenbarung. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Im Midrasch, beziehungsweise Mechilta und Jalkut zu Parschas Jirwoh, wird uns Folgendes erzählt: Als Gott unter Donnergetöse, Blitzen und Flammen, Erdbeben und Posaunenschall am Sinai sein Gesetz offenbarte, spürte man auch anderwärts die gewaltige Aufregung der ganzen Natur. Die Völker gerieten in Schrecken und liefen angsterfüllt zu dem großen Zauberer Bileam, ihn über die Bedeutung der eigenartigen Erscheinungen zu befragen. 'Was ist denn los? Soll..."
 
Dettelbach Israelit 30031922.jpg (58197 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1922: "Aktuelles zum Pessachfest. Von A. Mannheimer in Dettelbach. 1. Es dürfte kaum ein Fest geben, das so tief in unser häusliches und persönliches Leben eingreift, als Pessach. Das ganze Haus wird sozusagen umgekehrt durch das 'Schütteln'. Der Kenner des jüdischen Religionsgesetzes weiß, wie viele und dazu penible Vorschriften der Pessach bringt für unser religiöses Verhalten. Dafür lohnt er uns auch mit einer der schönsten und innigsten Feiern, dem Seder. Wenn u..."
 
Dettelbach Israelit 03081922.jpg (34064 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1922: "Die Variationen in den ersten und zweiten Zehn Geboten nach dem Kli Jakar (= Torakommentar von Rabbi Schlomo Efraijim aus Luntschütz, 1550-1619). Von A. Mannheimer in Dettelbach. Der Dekalog im 2. Buch Moses, Kap. 20, wie er am Wochenfest in unseren Gotteshäusern allgemein zur Verlesung kommt, weicht seinem Wortlaute nach bekanntlich vielfach ab von dem der Zehn Worte in Parschas..."
   
Dettelbach Israelit 14091922.jpg (62272 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1922: "Die Rehabilitierung eines Vaterlandsliedes. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Alles ist den Schicksalssternen unterworfen, selbst die Torarolle im heiligen Schrein', behaupten die Talmudweisen. Warum soll dies nicht auch für die Lieder zutreffen? Sind doch Lieder so enge mit dem menschlichen Leben verwachsen, begleiten sie doch unser wechselvolles Dasein von der Wiege bis zum Grabe. In ihnen klingt und schwingt nach, was uns im tiefsten Innern bewegt, Freude, Schmerz, Hoffnung, Sehnsucht, Dankbarkeit, Liebe, Trost, Kampfesmut und stolzer Trotz, die ganze Skala menschlicher Gefühle. Das ist so seit grauester Vorzeit. Moses stimmt am Meeres-...". 
  
Dettelbach Israelit 30111922.jpg (65614 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1922: "Erblügen. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Es sei mir gestattet, im Anschluss an den Wochenabschnitt einige Erblügen zu beleuchten, die so allgemein verbreitet wie innerlich unhaltbar sind. Ihre Tradition geht über Ketten von Geschlechtern, die von Religions wegen die falsche oder gefälschte Wahrheit in sich aufnehmen. Die schiefe Meinung über Juden und Judentum beruht oft gerade auf ihnen, sodass selbst Bessergesinnte und Wohlmeinende sich nicht vom Banne der Irrlehre freizumachen vermögen. Wir meinen die Behauptung, dass der Patriarch Jakob den Typus eines schlauen, betrügerischen Juden darstelle, dass gewissermaßen dieser Typus sich im geschichtlichen Israel wiederspiegle. Wenige Striche genügen, um..."
 
Dettelbach Israelit 03011924.jpg (35203 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1924: "Moses. Von A. Mannheimer in Dettelbach. die laufenden Toraabschnitte führen die Gestalt Moses' in plastischer Form uns vor die Seele. All unser Denken und Fühlen durchzieht das eine Wort: Moses. Die Lebensgeschichte dieses größten aller Menschen und Propheten zieht uns immer neu in ihren Bann. Und wer könnte sich ihr entziehen, der jemals die viel bewegte, in allen Phasen fesselnde Geschichte dieses Mannes durchdachte?..."
  
Dettelbach Israelit 21051925.jpg (44301 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1925: "Werturteile über die Schechita (Schächten). Von A. Mannheimer in Dettelbach. Im Hinblick auf den neuen Vorstoß des Tierschutzverbandes gegen die Schechita, dessen Einzelheiten den Lesern dieser Blätter bereits bekannt sind, verlohnt es sich - und wäre es auch nur - um Vorurteile auf jüdischer Seite restlos zu zerstreuen - noch einmal auf einige oft übersehene Seiten des Problems hinzuweisen. 
Bereits 1899 wies Dr. Lieber, der bekannte...". 
 
Dettelbach Israelit 14061928.jpg (47917 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1928: "Geht uns auch an, viel an. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Die gut geleitete 'Sparkassen-Rundschau' bringt stets eine Fülle des Belehrenden und Unterhaltenden für unsere Jugend. Unser besonderes Interesse verdient ein Artikel 'des Guten zu viel' in Nr. 15, August, Jahrgang 1927, von Glossarius. Der Verfasser wendet sich gegen den maßlosen Sport, der die für wahre Kultusfortschritte nötigen geistigen Leistungen ins Hintertreffen drängt. Seine Ausführungen lassen jüdische Saiten in uns erklingen, finden rückhaltlose Anerkennung auch im Kreise toratreue Juden. Glossarius sagt u.a. Folgendes: Gesunder Geist..."
    
Dettelbach Israelit 12071928.jpg (85212 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1928: "Studentenunruhen als Kulturbild. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Im Jahre 1750 hatte die Akademie zu Dijon in Frankreich die Preisfrage gestellt: 'Haben die Fortschritte der Wissenschaften und Künste zur Reinigung oder Verschlechterung der Sitten beigetragen?' Rousseau entschied sich in seiner Abhandlung für die Verschlechterung und erhielt den Preis. Mehr wundern darf man sich, dass schon der alte Seneca (1-65 der g.Z.) ähnlichen Gedankengängen huldigte. Von ihm stammt bekanntlich der Satz: 'Nicht für die Schule, sondern für das Leben soll man lernen.' Zur Illustration dieser Weisheitsregel meint er: 'Was ist das Herrlichste im Menschenleben? Nicht mit Flotten die Meere zu erfüllen, nicht an den Küsten der..." 
  
Dettelbach Israelit 06091928.jpg (104117 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1928: "Die Namen der Tischrifeste. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Namen mögen sonstwo Rauch und Schall sein - im Judentum sind sie es nicht. Schon die Schöpfungsgeschichte gibt hier bedeutsame Hinweise. Es genügte dem Allmächtigen nicht, seine Welt ins Dasein zu rufen, er gab den Dingen sofort auch sehr bezeichnende Namen. Das Helle nannte er Tag, die Finsternis Nacht, die Wölbung Himmel, das Trockene Erde, den ersten Menschen Adam, seine Frau Chawa (Lebensmutter) usw. Adam sollte im Paradiese auch Namen austeilen, allen lebendigen Tieren, die Gott ihm zuführte. Es sind uns die Namen der drei Erzväter gedeutet, es wird ausführlich genug erzählt, woher jeder der zwölf Stämme seinen Namen hat. Moses ist der aus dem Wasser Gezogene' usf.  
Auch die Festtage tragen Namen, die Wesen und Gehalt des ersteren prägnant umschreiben..."  
    
Dettelbach Israelit 13091928.jpg (55377 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Die Namen der Tischrifeste. Von A. Mannheimer in Dettelbach. b) Der Versöhnungstag. Er führt den Namen Jom HaKippurim. Tag der 'Sühnungen'. Man hätte die auch populär gebliebene Bezeichnung Jom Kippur 'Tag der Sühne' erwartet. Denkt man jedoch an die lange Kette von jeiligen Sühnehandlungen, die in ununterbrochener Folge den weihevollen Tag ausfüllten, so ist der Ausdruck Tag der 'Sühnungen' wohl berechtigt. Schon sieben Tage..." 
   
Dettelbach Israelit 18101928.jpg (45444 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1928: "Kinderecke - Monolog einer alten Schabboslampe. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Ich hänge seit Jahren hier in einer Ecke, im Salon. Das hätte ich mir in der Jugend nicht träumen lassen. Unter mir spielt sich ein eigenartiges Leben ab: es wird gescherzt, gespielt, musiziert, getanzt. Man liest Klassiker in Prachteinband, Romane, große Tageszeitungen. Oft füllen fremde Menschen ohne Unterscheid des Geschlechtes und Bekenntnisses das vornehme Zimmer und dann geht der Trubel nicht selten fort bis tief in die Mitternacht..."
  
Dettelbach Israelit 29111928.jpg (67867 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November 1928: "Die kurze geschichtliche Begründung des Chanukka-Festes. Von A. Mannheimer in Dettelbach.  Es mag eigentümlich berühren, dass unser so volkstümliches Chanukkafest in jüdischen Quellen eine so wortkarge Begründung erfährt: (hebräisch und deutsch:) 'Zur Zeit des zweiten Tempels, als tyrannische Könige herrschten, verhängte man schwere Bedrückungen über Israel, hob ihr Gesetz auf, ließ die Beschäftigung mit dem Torastudium und den heiligen Geboten nicht zu, vergriff sich an Israels Töchtern, an Hab und Gut; hierauf drangen sie in den Tempel, brachten Risse in die..."
   
Dettelbach Israelit 03011929.jpg (69974 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929 (hier handelte es sich um einen ausführlicheren Artikel, der in einer Reihe von mehreren Nummern des "Israelit" erschienen ist: "50 Jahre Antisemitismus. In Frankreich ist der Antisemitismus mit der 'Dreyfus-Affäre' sozusagen vom politischen Schauplatz verschwunden. Eduard Drumont hatte jahrelang in seiner 'Libre Parole' gegen die Juden gehetzt. Die militärischen Nationalisten und die Klerikalen luden den Schandfleck auf sich, dass man den jüdischen Offizier Alfred Dreyfus vier Jahre lang als Landesverräter auf der heißen Teufelsinsel bei Südamerika unschuldig einkerkerte. Da veröffentliche der berühmte..." 
  
Dettelbach Israelit 07031929.jpg (330678 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1929 im Blick auf den sehr kalten Winter 1928/29: "Des Winters grimme Gewalt. Von A. Mannheimer in Dettelbach.  Der Talmut (Taanit) stellt die Behauptung auf: Dreierlei Schlüssel befinden sich fest in des Allmächtigen Hand, er gibt sie nicht her: Der Schlüssel des Mutterschoßes, der Schlüssel des Regens, der Schlüssel der Wiederbelebung der Toten. - Lebensweckung und Wiederbelebung ist ureigenstes Wirken des Schöpfers, ob Er den Mutterschoß bedenkt oder durch milden Regen dem Schoße der Erde die Vegetation entlockt oder die im Staube Schlafenden wieder durch seinen Weckruf mit neuem Dasein beglückt. Ein ungemein langer und strenger Winter war uns heuer beschieden, der in seiner Art selbst jenen von 1879/80 in den Schatten stellte..." 
 
Dettelbach Israelit 21031929.jpg (70506 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1929: "Preisgekrönte Frauenschönheit. Von A. Mannheimer in Dettelbach. In den jüngsten Tagen wurde bei einem Schönheitswettbewerb zwei Jüdinnen der erste Preis zuerkannt. Gar mancher und gar 'manche' wird das Resultat mit hoher Genugtuung und besonderem Behagen begrüßt haben. Nicht so der in jüdischem Geist und Wesen Wurzelnde. Ihm gilt heute noch das alte salomonische Werturteil: (hebräisch und deutsch aus Sprüche 31,30) Trügerisch ist die Anmut und eitel die Schönheit; ein Weib mit Gottesfurcht; es nur ist lobenswert..."
   
Dettelbach Israelit 18041929a.jpg (73294 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929: "Der Bezirksschochet. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Die modern fundierte Lehrerbildung hat im jüdischen Lager, gleich welcher Richtung, starken Wellenschlag hervorgerufen. Laien und Fachleute treten auf den Plan, Ideale und Lebensnotwendigkeiten geraden in Widerstreit, Interessgruppen hier, Interessengruppen dort. Es ist eine Zeit des Werdens und des Wandelns und in Übergangsperioden sind derartige Formen des Kampfes nichts Abnormales. Aus der rauen Hülse wird und muss sich der edle Kern schälen. 
Es war uns von vorneherein klar, dass in dem Widerstreit der Meinungen auch das Schechita-Amt (sc. Amt des Schächtens), insoweit es mit dem Lehramte verbunden ist oder auch bleiben soll, keine untergeordnete Rolle spielen würde. Wir möchten im Folgenden uns zu dieser Sache äußern, auch wenn wir manches Mal auf Widerspruch stoßen sollten. ..." 
 
Dettelbach Israelit 06061929.jpg (98495 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juni 1929: "Kurze Anweisungen auf Jom Tow (= Feiertag). Von A. Mannheimer in Dettelbach. Es kommen vielfach auch in religiös gut gesinnten Familien Verstöße gegen die Vorschriften für Jom Tow vor. Meistens ist die Fehlerquelle in mangelnder Kenntnis der einschlägigen Gesetzesvorschriften zu suchen, weniger in Unachtsamkeit oder Leichtfertigkeit. Wem es um die rechte Art der Feiertagsheiligung ernstlich zu tun ist, wird dankbar Anweisungen für die religiöse Praxis begrüßen. Wir wollen hier einige bieten, veranlasst durch jahrzehntelange Beobachtungen beziehungsweise Erfahrungen gerade an kleinen Orten. 
Die Lichter für Jom Tow zünde die Hausfrau vor Synagoge an, genau wie am Erew Schabbat. Hie und..."  
 
Dettelbach Israelit 07111929.jpg (42486 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1929: "Nach den Feiertagen. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Wenn im Herbste die Feiertage zu Ende waren, pflegten sich die 'Prominenten' des Dorfes in der nicht allzu geräumigen Wohnstube des Schnittwarenhändlers David Bär ein Stelldichein zu geben. Meistens knisterte schon ein wenig das Feuer im altmodischen Ofen, der schön Bärs Großeltern erwärmt hatte. Die ganze Stube hatte ein altjüdisches Gepräge. Natürliche fehlte der schmale, doch ziemlich hohe Gießfaßschrank mit seinen Seitentüren nicht. Auf ihm ruhten alte, 'dicke' Tfillaus...'.
  
Dettelbach Israelit 21111929.jpg (65415 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929: "Die Angst vor dem Frieden. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Man sollte es eigentlich kaum für möglich halten - und doch ist es so: man fürchtet den Frieden, so paradox es klingt. Vernunftbegabte Menschen, die den grauenvollsten aller Kriege, die je die Welt gesehen, miterlebt und miterlitten haben, sind schon von neuem gewillt, zum Mordstahl zu greifen. Ja, die alte Bibel hat recht: des Menschen Herz ist böse von Jugend an. Wir aber fragen erstaunt: Wie konnte es möglich sein, dass nach dem schrecklichen Blutbad des Weltkrieges sich kühn wieder die Kriegshetzer hervorwagen konnten und frech in die Posaune des neuen Völkerkampfes zu stoßen wagen? Ist so kurz, so gar kurz das menschliche Gedächtnis für ein Meer von Leiden, Tränen, Schmerzen, Verderben, Krankheit und Hunger und Tod? Für die Hölle auf Erden? ...".
    
Dettelbach Israelit 22051930.jpg (260134 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1930: "Thüringens 'deutsche' Schulgebete..."     
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1930: "Verstöße (gg. das Sabbatgebot) mit Elektrizität. Von A. Mannheimer in Dettelbach.  Obwohl in diesen Blättern schon des öfteren auf die schweren Sabbatentweihungen hingewiesen wurde, die mittels der Elektrizität begangen werden, scheint es leider nicht überflüssig, von neuem darauf zurückzukommen, namentlich bei der zunehmenden Verbreitung des Radio. Viele straucheln an dem Gedanken, dass es doch kein Verstoß sein könne, den elektrischen Schalter zu knipsen. Ein Zündholz anstreichen und dann eine Kerze oder die Petroleumkampe anzünden, das sei freilich was anderes. Das ging schon gegen das ererbte und anerzogene jüdische Gefühl. Aber den Schalter drehen? Das kann doch nicht so schlimm sein? Solch falsche Auffassungen seien dahin widerlegt, dass einfach jede Licht- bzw. Feuererzeugung strengstens untersagt ist, ganz gleich, auf welche Weise dies geschieht, ganz egal, ob dazu ein größeres oder kleineres Maß an Zeit und Kraft erforderlich ist. Bleibt denn ein Dieb weniger strafbar, wenn er schnell und bequem etwas entwendet? Ist ein Mord etwa deshalb keine ruchlose Tat, weil er rasch ausgeführt wurde, etwas durch einen Schuss? ..."  
 
Dettelbach Israelit 12061930.jpg (367153 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1930: "In Wüstenei geboren.  Schwuausnachklänge..."    
  
Dettelbach Israelit 19021931.jpg (67848 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1931: "Abrüstung. Filmsturm. Von A. Mannheimer in Dettelbach. 'Und Er (Gott) wird richten zwischen den Völkern und zurechtweisen viele Nationen, dass sie ihre Schwerter zu Pflugscharen abstumpfen und ihre Spieße zu Rebenmessern, auf dass nicht ein Volk gegen das andere mehr das Schwert erhebe und man sich nicht mehr übe im Krieg führen.' (Jesaja Kap. 2,4).
Der erste große Künder des Weltfriedens und Völkerbundes, der jüdische Prophet Jesaja, hat nicht nur vom Weltfrieden gesprochen wie von einem schöne politischen Traum. Er fasst das Problem tiefer an. In seiner grandiosen Rede fügt er den äußerst charakteristischen Satz an 'und man sich nicht mehr im Kriegführen übe.' Darin also klingt die jesajanische Friedensidee und Friedenszuversicht aus. Jesaja verlangt Abrüstung. Abrüstung der Geister. Das ist die erste und..."  
  
Dettelbach Israelit 24091931.jpg (113177 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1931 (Besinnung zum Laubhüttenfest Sukkot): "Freude in Hütten. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Freude in Hütten. Zwei Begriffe, die in solch enger Verbindung dem oberflächlichen Blick und Urteil sich als zwei unvereinbare Gegensätze darstellen, als ein Paradoxon. Freude in der Bedeutung von frohem Lebensgenuss glaubt man zumeist an Reichtum, Besitz und Macht gebunden, an ungehemmt Verfügung über Mittel, die zu irdischer Daseinsfreude führen. Derlei Dinge sucht man in den Palästen der Reichen, nicht aber in den bescheidenen Hütten der Armen, der Minderbegüterten. Und doch lehrt das Judentum, dass auch in der Hütte die Freude eine Stätte haben kann, haben soll..."  " 
    
Dettelbach Israelit 23031933.jpg (51204 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März 1933: "Kunst, Heiligtum und Heiligkeit. Zu Paraschat Wajekahel. Von A. Mannheimer in Dettelbach.   Gedanken zum Wochenabschnitt aus der Tora. 
  
Dettelbach Israelit 09071936.jpg (366653 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1936: "Zwischen den Marken...."     
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Dettelbach Israelit 30071936.jpg (262773 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1936: "Ki ata hameat ... denn ihr seid eine Minderheit. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Im Wochenabschnitt Waetchanan (Schabbat Waetchanan war der 1. August 1936; der Toraschnitt ist aus 5. Mose 3,23 - 7,11) lesen wir (Kap. 7, V.7) die Worte: 'Nicht, weil ihr die Zahlreichsten seid unter allen Nationen, begehrte euch der Ewige und wählte euch aus; denn ihr seid gerade eine Minderheit unter allen Völkern.' - Eigenartig mutet uns dieser Satz in unserer Tora an. Es kommt uns fast vor, als..." 
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1936: "Der 'langweilige Sommerschabbos'. Langweile ist die Tochter der Interesselosigkeit. Diese wiederum nennt die Unkenntnis ihre Säugamme. Langweile ist, richtig und allseitig betrachtet, nicht nur ein unangenehmer Zustand, sie ist meist ein Armutszeugnis. Wenn ein versäumter Zug den Reisenden lange auf der Station liegen lässt, so ist das ein Ärgernis. Die kostbare Geschäftszeit schwindet ungenützt dahin. Es lag nicht im Reiseplan. Ungeduld stellt sich ein, nicht eigentliche Langeweile..."      
 
Dettelbach Israelit 13081936.jpg (302214 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1936: "Gott, Land und Volk. Zu den Wochenabschnitten..."   
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Dettelbach Israelit 04031937.jpg (48821 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1937: "Kunst und Künstler. Zum Wochenabschnitt. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Im Wochenabschnitt Wajakel (am Schabbat Wajakel, das war am 6. März 1937; Toraabschnitt ist aus 2. Mose 35,1 - 38,20) lesen wir von dem Künstler Bezalel, der es trefflich verstand, die Geräte des Stiftszeltes und die Priestergewänder zu fertigen. Zugleich besaß er die Gabe, Hilfskräfte zu instruieren - 'und zu unterweisen hat er ihm den Sinn gegeben'. In Oholiab und anderen weisen Männern schuf er sich einen Stab erstklassiger Künstler, die ihm helfend zur Seite standen..."
  
Dettelbach Israelit 25031937.jpg (56320 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1937: "Die vier 'Kinder' der Haggada. Von A. Mannheimer in Dettelbach. In den schönen Tagen der Kindheit, die allerdings weit zurückliegen, betrachteten wir oft und immer wieder von neuem die Bilder der 'vier Kinder' in der Haggada. Wir vertieften uns in sie mit der Naivität, die kindlichem Gemüte eigen ist. Die Phantasie fand, wie immer bei Kindern, reichliche Nahrung und spann ihre Fäden ganz von selbst weiter. Die drolligen Stellungen der vier, welche die Fragen widerspiegeln sollen, die ihnen die Haggada in den Mund legt. Wir suchen eine innere Harmonie zwischen Wort und Bild herzustellen. Ein wenig Kritik ruht auch schon im kleinen Kinde..."
   
Dettelbach Israelit 13051937.jpg (47126 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1937: "Macht und Frieden. Betrachtung zum Offenbarungsfeste. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Der Midrasch erzählt uns Folgendes: Als Gott sich unter Donner und Blitz und mächtigem Posaunenschall auf dem Berge Sinai offenbarte, habe man dies in der ganzen Welt vernommen. Aus ihrer Ruhe geschreckt, horchten die Heidenvölker auf: Was sind das für Stimmen, die aus der Luft auf uns eindringen? Niemals hörten wir so was, solche Worte? Woher kommen sie? Was wollen sie von uns? Was sollen wir ihnen? Wird ein neues Tohuwabohu kommen? Die verängstigten Völker..." 
   
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1937: "'Und es sei, wenn Ihr höret'... Zum Wochenabschnitt. von A. Mannheimer in Dettelbach.  
Gustav Theodor Fechner (1801-87), Professor in Leipzig, Begründer der Psychophysik, Erforscher der Seelenvorgänge auf experimenteller Grundlage, kommt in seiner Naturbetrachtung ins Gebiet der Metaphysik, des Glaubens, der Mystik. Die heiligsten Anliegen des Menschenherzens greift er auf, wie die Titel seiner Bücher besagen: Zend-Avesta *Über die Dinge des Himmels und des Jenseits von Standpunkt der Naturbetrachtung' - 'Das Büchlein vom Leben nach dem Tode' - 'Die Tagesansicht gegenüber der Nachtansicht' - 'Nanna oder über das Seelenleben der Pflanze' usw. In Fechners Weltbild ist die Erde ein beseelter Organismus; er kennt nicht nur eine Tierseele, sondern auch eine Pflanzenseele. In zahlreichen und tiefgründigen Analogien führt er sein gewaltiges Gedankengebäude auf, das heute noch in Erstaunen setzt. Nur andeutungsweise konnten wir an dieser Stelle vermerken, dass Fechner hier die Wege, kreuzt, welche große jüdische Denker und Philosophen, Rambam, R. Jizchak Luria u.a.m. längst vor ihm beschritten haben.   
Der Wochenabschnitt Ekew lässt die Erde in unsern Augen auch beseelt erscheinen, allerdings nicht ganz so wie in Fechners Weltbild...." 
    
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1937: "Und ihr sollt euch freuen! Betrachtung zum Sukkot-(Laubhütten-)Feste. Von A. Mannheimer in Dettelbach.   Seelenbestimmungen können nicht nach Kommando erzeugt werden, vielleicht am wenigsten die Freude. Sie muss sich einstellen als natürliche Folge normal ablaufender äußerer Umstände. Wir reden selbstverständlich hier nicht von der künstlich erzeugten Freude in der Sphäre des Spiels, des Humors, der Geselligkeit, des Theaters, der Musik und dergleichen. Das sind eigens angefertigte, für den Zweck berechnete Kunstprodukte, deren Wirkung sich meistens schnell verflüchtigt, um neuen künstlichen Reizen Platz zu machen, die wiederum das Los der Eintagsfliegen teilen. Dass aber in der erhabenen, heiligen Sphäre der Religion die Freude ein Plätzchen fände, dass sie nicht nur gestattet, sondern geradezu erwünscht und formell geboten ist, das regt uns zum Nachdenken an. Vom Laubhüttenfest heißt es: (hebräisch und deutsch:) 'Freuet euch vor dem Angesichte des Ewigen, eures Gottes, sieben Tage lang.'..."  
  
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937: "Von vorne rollt das Sefer (= Torarolle)! Von A. Mannheimer in Dettelbach. Mit gewaltigem Ruck sind wir vom 'Ende' der Thora, von wesot Habracha (und dies ist der Segen, = Name des letzten Toraabschnittes) wieder an den Anfang der Heiligen Schrift versetzt worden, zur Sidra (Wochenabschnitt) Bereschit ('Am Anfang'). Eine Demonstration, ein seelischer Protest: für uns gibt es kein Ende der Tora. Sie rollt schon am Simchas Thora, wenn das letzte Kapitel des Pentateuch verlesen ist, gleich auch Bereschit. Wie die begeisterte Menge den großen Künstler zur Wiederholung seiner herrlichen Darbietung und Leistung herausfordert, so ruft eine Stimme in jüdischen Gotteshäusern 'Da Capo, da Capo', wenn das 'vor den Augen ganz Israels' (5. Mose 34,12) verklungen ist. 'Von vorne an, es war zu schön!' Der Neuling bleibt bekanntlich ewig jung. Und wir alle möchten jung sein. Darum wieder Bereschit. Die Tora soll und ewig neu bleiben, die ich dir heute befohlen habe, als sei sie heute uns befohlen worden, als hätte heute erst die Offenbarung am Sinaiberg stattgefunden..."  

        
       
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben             
Kollekte für die Kinderheilstätte in Kissingen (1903)   

Dettelbach Israelit 08011903.jpg (44061 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1903: "Dettelbach, 31. Dezember (1903). Am Chanukkafeste wurde durch Herrn Kultusvorstand Moritz Wiesengrund in hiesiger Gemeinde eine Kollekte veranstaltet für die unter Verwaltung des Herrn Dr. P. Münz - Nürnberg stehende Kinderheilstätte in Kissingen. Die Sammlung hatte das erfreuliche Resultat, dass 120 Mark an den Rendanten des Unternehmens, Herrn Bankier Ottensoser - Nürnberg, abgeführt werden konnten." 

   
Zum Anschluss der jüdischen Gemeinde Bibergau nach Dettelbach (1907)

Bibergau Israelit 20061907.jpg (102935 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1907: "Dettelbach (Unterfranken), 18. Juni (1907): Am vergangenen Erew Rosch HaChodesch (gemeint 12. Juni 1907) fand in dem dreiviertel Stunden von hier entfernten Bibergau eine eigenartige Feier statt. Die dortige jüdische Gemeinde ist seit Jahren in starkem Rückgang begriffen und hat sich jetzt aufgelöst. Von einst mehr als 40 Haushaltungen sind nur noch zwei verblieben. So wurde die Gemeinde Bibergau der zu Dettelbach einverleibt. Am Erew Rosch HaChodesch fand man sich nun zu einem feierlichen Abschiedsgottesdienste in der altehrwürdigen Synagoge zusammen. Nach den üblichen ...Gebeten hielt Herr Lehrer Mannheimer von hier eine Ansprache, in der er die Bedeutung der denkwürdigen Stunde hervorhob. Ein Jahrhunderte altes Gemeindeleben fand seinen Abschluss. Bilder einer hehren Vergangenheit zogen am geistigen Auge der Anwesenden vorüber, die jetzt zum letzten Male die im altjüdischen Stil gehaltene Synagoge zum Ort ihrer Gebetsversammlung machten. Als man die heilige Lade zum letzten Male zu den Schemot öffnete und das Schma ("Höre Israel") ertönte, da fühlte jeder den ergreifenden Ernst dieser Abschiedsfeier. Und in Friedensakkorden klang sie aus: das älteste noch ortsansässige Mitglied verrichtete zum Schluss ein Kaddischgebet: man verließ den geweihten Ort mit der schönen Bitte "Oseh Schalom" usw. ("der Frieden schafft..."). - Kein Auge blieb tränenleer. In seiner Ansprache betonte Lehrer Mannheimer, dass die Gemeinde Dettelbach nicht ein 'froher Erbe' sei. Sie hätte gewünscht, dass die Schwestergemeinde noch lange freundnachbarlich neben ihr blühte. Sie sei sich wohl bewusst, ein heiliges Gut zu überkommen und damit auch heilige Pflichten. Mit tiefer Wehmut entnahm man dann der heiligen Lade die sieben Torarollen und brachte sie hierher. Der denkwürdige Akt wird jedem der Teilnehmer unvergesslich bleiben". 

   
Vortrag von Louis Kahn (Frankfurt) (1911)  

Dettelbach FrfIsrFambl 10031911.jpg (77001 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. März 1911: "Dettelbach (Unterfranken), 6. März. Heute Abend sprach hier Louis Kahn - Frankfurt am Main namens der Kommission für ländliche Wohlfahrtspflege, Abteilung der 'Freien Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums'. In glänzender Rede verstand es Herr Kahn, alle Zuhörer zu fesseln, ja zu begeistern. An unserem Auge zog ein Bild der zeitgenössischen Judenheit, des modernen Judentums mit allen dasselbe bewegenden Problemen und Zeitfragen vorüber, belegt mit den Zahlen der Statistik. Wir sagen dabei die außerordentlich verzweigte und fürsorgliche Tätigkeit der 'Freien Vereinigung' im Interesse der echten Wahrheit und Gottesfurcht. Das eine ist sicher: viele - selbst Orthodoxe - ahnen kaum, was die 'Freie Vereinigung' selbstlos leistet und selbstlos verschweigt! Herr Kahn öffnete manchem die Augen, und alle Anwesenden zeichneten sich sofort als Mitglieder ein."

   
Freizeit der Esra-Gruppe Fürth in Dettelbach (1924)

Dettelbach Israelit 25091924.jpg (159006 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1924: "Aus einer Ferienkolonie. Von A. Mannheimer in Dettelbach. Während des Monats August weilte die Esragruppe Fürth am hiesigen Orte, etwa 22-25 Kinder, im Alter von 10-15 Jahren. Es waren Wochen freudigen Erlebens, nicht nur für die Esräer; die ganze Gemeinde, jung und alt nahmen innigen Anteil am Leben und Treiben der Jugendgruppe. Am Schabbot, 2. August, fand durch den Kultusvorsteher H. Sittenheim im Schulzimmer die offizielle Begrüßung statt in Gegenwart der ganzen Gemeinde. Die ehemalige Schülerin Ella Frenkel, jetzt auf der Realschule in Kitzingen, trug ein größeres Poem vor, gedachte der schweren Aufgabe der Führer und Führerinnen und überreicht in sinnige Deutung zwei Blumensträuße, dem 'gedenke' und 'bewahre' entsprechend, ebenso ein Körbchen Obst als Schabbatfreude. Der Führer, Herr Benno Heinemann, dankte unter Zugrundlegung von Toraworten. Eine 'Anfreundung' mit der Gemeinde hatte freilich schon einige Tage vorher im 'Löwen' stattgefunden, dem zum Esraheim eingerichteten Gasthaus. Und das ist gut so. Gerade auf kleineren Plätzen wirkt der Aufenthalt einer Ferienkolonie, die im Geiste der Tora lebt und strebt, auffrischend und anregend. Das tägliche Minjan, die täglich festgesetzten Lernstunden im Kizzur und anderen Disziplinen, die gemütvoll gestalteten Freitag-Abende mit ihren Gesängen, zum Teil nach östlichem Milieu, das Fungieren der Jungens als Vorbeter und Vorleser, der verständnisvolle Vortrag der Klagelieder am Tischo-boav (9. Av), das genaue Festhalten an den Geboten, die strengreligiöse Führung im allgemeinen, das alles kann nur vorteilhaft abfärben auf das Gemeindeleben an kleineren Orten. Hier wird ad oculos der Beweis erbracht, wie man als Torajude nicht nur leben kann, sondern auch an den Freuden des Daseins, an weltlicher Bildung zu partizipieren vermag. Wir kennen andere Gruppen der Esra zu wenig, um hier ein Urteil im allgemeinen abzugeben. Aber das Eine können wir ohne Übertreibung feststellen: Wenn allenthalben der Geist herrscht, wie er die Fürther beseelt, dann steht es nicht schlecht um die toratreue Erziehung der Jugend. Auf Grund jahrzehntelanger Lehrtätigkeit bezeugen wir gerne, dass derartige Kenntnisse und Wissensschätze in der schriftlichen und mündlichen Tora nie und nimmer in den kärglichen 'Religionsstunden' des landläufigen Schulunterrichts errungen 
Dettelbach Israelit 25091924a.jpg (151192 Byte)werden können. Die Esra ist einfach eine Lebensnotwendigkeit. sie bedeutet einen schönen Schritt vorwärts im Vergleich zu den letzten 10-15 Jahren. Wir fanden unter den Jungens viele recht wackere 'Lernkundige' und im Mädchen-Schiur (Lernstunde) zeigten die jungen Damen großes Interesse und Verständnis an Chumesch (5 Bücher Moses) und den Dajanim. Alle diejenigen, welche die Esra finanziell als Gönner ausgestattet - wir dürfen wohl, ohne andere zurückzusetzen, die Namen Hutzler und Pretzfelder, Ruco A.G., Farntrog u.a. nennen - oder die idealen Ziele gefördert und unterstützt - sie alle dürfen sicher sein, ein höchst verdienstliches Werk geschaffen zu haben, um die Tora groß und schön zu machen. Möge das süße Bewusstsein der edlen Tat auch für die Zukunft ermutigend wirken. Seid stark und fest.   
Zum äußeren Verlauf des Ganzen sei noch ergänzend erwähnt, dass die Gruppe häufig Besuch hatte; Eltern und Freunde von fern und nah ließen sich sehen. Auch Herr Rabbiner Dr. Breslauer - Fürth ließ sich zur Freude aller sehen. Außer Wanderungen in die schöne Umgegend seien ein Ausflug nach Würzburg zwecks Besichtigung der Residenz erwähnt und eine Trefffahrt mit den norddeutschen Esräern nach Lohr. Leider war das Wetter nicht immer günstig. Die Esräer ließen sich dadurch nicht verstimmen. Deklamatorische Vorträge, dramatische Darbietungen, Spiele auf dem Sportplatz am Maine sorgten für Abwechslung. Klavierspieler und -spielerinnen und junge Geigenkünstler boten ihr Bestes und zeigten, dass Tora mit respektvollem Umgang in der Esra - Fürth harmonisch sich vereinigt. Zahlreiche fotografische Aufnahmen, die Herr Heinemann ausführte, bilden historische bleibende Erinnerungen an den Aufenthalt in Dettelbach. Und - last not least - der hauswirtschaftlichen Leiterin Frl. Hanna  Munk -Berlin ist nach den anstrengenden Wochen herzlich Ruhe und Erholung zu gönnen. Es ist keine Kleinigkeit für eine vielköpfige Familie täglich zu sorgen und es war nur selbstverständlich, dass freundliche Esraschwestern aus Fürth, Würzburg, Berlin helfend zur Seite standen. Nicht vergessen seien auch die ersten Pfadfinder für den Aufenthalt dahier: Herrn Landau, Zuckermann und Frl. Deutsch in Fürth. Hoffen wir, im nächsten Jahre - mit Gottes Hilfe - die Gruppe wieder in unseren Mauern begrüßen zu dürfen."

  
Über einen Toraschild in Privatbesitz (1927) 

Dettelbach Israelit 22121927.jpg (69591 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1927: "Toraschild. Eigentum des Herrn Siegbert Feldheim, Weingroßhändler in Dettelbach am Main, Bayern. Das Taß ist silbern und 41 cm hoch, 34 cm breit, hat ein Gewicht von fast 3 Pfund. Bildet Familienerbstück. 
Nach genauen Forschungen des Kunsthistorikers Theo Harburger in München, der vom bayerischen Gemeindeverband mit der Inventarisierung der jüdischen Kunst- und Kultusdenkmäler in Bayern betraut ist, und der auch das Lichtbild herstellte, ist das Toraschild 1695 - 1705 von dem Augsburger Goldschmiedemeister Mattheus (oder Markus) Wolff hergestellt. Der Meister ist 1716 gestorben."   
Dettelbach Israelit 22121927a.jpg (56290 Byte)Abbildung links: das in der Zeitschrift "Der Israelit" abgebildete Foto von Theo Harburger wurde 1998 erneut publiziert, siehe unter Fotos und in der Literaturliste unten.     

       
Freizeit der Esra-Gruppe Frankfurt in der Maiersmühle bei Dettelbach (1931)     

Dettelbach Israelit 20081931.jpg (207856 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1931: "Der Esra in Dettelbach am Main. Nach vierwöchentlichem Aufenthalt schied die Esra-Knabengruppe - Frankfurt am Main aus unserem schönen, altertümlichen Main- und Weinstädtchen. In der idyllisch 10 Minuten außerhalb des Ortes gelegenen 'Maiersmühle' entfaltete sich ein dort niemals erträumtes jüdisches Leben durch die etwa 35 Köpfe starke Ferienkolonie, die Führer und Wirtschafterinnen inbegriffen. In dem sonst so stillen, isoliert gelegenen Anwesen konnte man sich ungeniert 'ausleben', oren (beten), singen, lernen. Ein Spielplatz nebenan bot Gelegenheit zur körperlichen Kräftigung, ein zur Mühle gehörendes Wäldchen mit Tischen und Bänken lud zum kühlen Aufenthalt ein, der Main zu erfrischenden Bädern. Die Wirtschafterinnen sorgten für eine tadellose 'Küche' und fanden ungeteiltes Lob. Am Schabbos aß man 'kalt'...   
Auch für die Geistesnahrung war vorzüglich gesorgt. Man hielt täglich zwei Schiurim (Lernstunden) von je 1 1/2 Stunden. Es wurde in Gemoro in zwei Abteilungen ... gelernt, in Tenach (hebräische Bibel) das 2.Samuel-Buch und Micha, außerdem Sidra (Wochenabschnitt) mit Raschi. Die Führer und Dozenten - M. Posen, S. Lange, Leo Ansbacher, M. Breuer - Frankfurt am M. und M. Lustig - Kitzingen, folgten dem Prinzip des Arbeitsunterrichtes und der Arbeitsgemeinschaft. Sehr anregend gestaltete Herr Lustig auch eine Aussprache über Zölle und Freihandel, über Tausch- und Kaufwert, in zwei Stunden. Man suchte hier auch den Weltblick des Jugendlichen zu erweitern und konnte so manches reife Urteil hierbei hören. Die Gemeinde Dettelbach hatte am ersten Freitagabend des Esra offiziell begrüßt; außerdem hielt Frl. Lotty Benjamin beim Mittagsmahle eine längere poetische Ansprache unter Überreichung zweier Blumensträuße und eines Körbchens Schabbat-Obst. Herr Hauptlehrer Mannheimer hielt in der Esragruppe einen informierenden Vortrag über die Kinnot  (Trauergedichte, Klagegebete zum 9. Aw), ein zweites Mal über jüdische Sprichwörter und Redensarten. Durch die Heranziehung fast aller Jugend als Vorbeter und Toraleser war ohnedies der engste und schönste Kontakt mit der Gemeinde gefunden. Bei der Abschiedsfeier in der Synagoge war die Gemeinde vollzählig erschienen. Der Esra erfreute durch Darbietung jüdischer Gesänge. Es hielten Ansprachen Herr Posen für den Esra, Herr Kultusvorstand Sittenheim und Herr Hauptlehrer Mannheimer boten Abschiedsgrüße für die Gemeinde. In der politisch bewegten Gegenwart mag nicht unerwähnt bleiben, dass nicht der leistest Missklang den Aufenthalt der Esra in Dettelbach störte. Es waren gern gesehene Gäste. In dem gut katholischen Städtchen hat man noch Sinn und Verständnis für konservative Lebensauffassung und Lebensäußerung auch Andersgläubiger, auch der Juden. Umso begreiflicher der Entschluss des Esra, auch in den nächsten Jahren hierher zu kommen.  Inzwischen sei stark und wir werden uns gegenseitig stärken..."  

    
Freizeit der Esra-Gruppe Frankfurt in der Meiersmühle bei Dettelbach (1932)   

Dettelbach Israelit 04081932.jpg (94006 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" am 4. August 1932. "Dettelbach am Main, 24. Juli (1932). Die Esragruppe Frankfurt am Main weilt wieder in unserem freundlichen Städtchen und hat unter den alten Führern - J. Lange und M. Breuer - ihre altes Heim bezogen, die idyllisch gelegene "Meiersmühle", welche von Wald, Wiese, Wässerlein und Weinbergen umrahmt ist. Etwa 12 Minuten vom Orte entfernt, kann man sich dort unbehindert und ungeniert jüdisch "ausleben". Der Esra hat seine eigene Sefer Tora (Torarolle) dabei, die Jungens fungieren abwechselnd als Vorbeter und Baal Kore (Leser der Tora), man lernt täglich Gemara in mehreren Abteilungen, auch ein Tanach- (Bibel) und Damenschiur (Damen-Lernstunde) bestehen. Dazwischen sind kleine Vorträge und "Aussprachen" eingeschoben. Sport, Spiel, Spaziergang und Mainbad vollenden das altjüdische Idealbild. In diesem Rahmen muss vor allem auch der Küche gedacht werden. Es ist in der Tat eine kleine Aufgabe, die sich die Wirtschaftsdamen - Frl. Posen, Aron, Bamberger, Lange, Nußbaum - gestellt, um täglich für den gesunden Appetit und Geschmack von 30-35 jungen Personen zu sorgen. Doch die Damen lösen die Aufgabe mit ebenso viel Liebe als Ausdauer und Vorsicht. Ob die Fleischtöpfe Ägyptens wohl das Volumen hatten wie die des Esra? Genug, Quantität und Qualität geben sich einander nichts nach und den Lohn, den die Wirtschafterinnen zum Ende einheimsen, haben sie redlich und sauer verdient. Trotz der politischen Hochspannung gibt es keinerlei Reibungen oder Belästigungen. Allerdings sorgt der Esra durch taktvolles Auftreten dafür nicht zu provozieren. Mögen dem Esra sonnige Tage beschieden sein zu seinem Land- und Ferienaufenthalt." 


    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 

Raubmord an dem jüdischen Ehepaar Feldheim (1868)  

Dettelbach Israelit 04031868.jpg (79015 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1868: "Dettelbach, 24. Februar (1868), In der verflossenen Nacht wurde dahier ein grässlicher Raubmord an dem 74jährigen Feldheim (Israelit) und seiner hoch in den sechziger Jahren stehenden Frau verübt. Nachdem die Magd derselben, die einzige Person, die noch im Hause mitwohnt, zum Tanz gegangen, schellte ein Mann an der Türe, dem arglos geöffnet wurde. Nach kurzer Zeit hörte man von Seiten der Nachbarschaft in dem sonst so stillen Häuschen ungewohntes Lärmen, das jedoch bald wieder verstimmte. Da nun auf wiederholtes Anläuten kein Lebenszeichen aus dem Hause gegeben wurde, so holte man die Magd vom Tanzplatze und sperrte die Türe auf, wo man alsbald beide Eheleute grässlich ermordet im Blut schwimmend fand. Feldheim, durch 16 Stiche schrecklich verstümmelt, lebte noch einige Augenblicke und äußerte, der Mörder müsse ein Schmiedgeselle gewesen sein, in Folge dessen man bei einem solchen im Verdacht Stehenden sogleich Nachsuchung anstellte und denselben auch mit dem Abwaschen des Blutes beschäftigt in seiner Wohnung antraf. Er ist der Tat bereits geständig; der gestohlene Betrag soll 10 Gulden betragen!! (W.A.)."

  
Zum 100. Geburtstag von Gitel Wiesengrund (1900)   

Dettelbach Israelit 31101900.jpg (83953 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1900: "Dettelbach, Bayern, 24. Oktober (1900). Der heutige Tag wird vielen in unserer Gemeinde unvergesslich bleiben. Frau Gitel Wiesengrund, die hier 65 Jahre gelebt und nun bei ihren Verwandten in dem nahen Großlangheim weilt, wurde 100 Jahre alt. Das seltene Fest des 100. Geburtstages wurde würdig begangen. Zu der noch rüstigen Greisin eilten fast sämtliche hiesige Verwandten. Die politische Gemeinde entsandte Herrn Stadtkämmerer Mann mit Glückwunsch und Ehrengeschenk, die jüdische Gemeinde überreichte durch ihren 2. Vorsteher Herrn Weichselbaum die von Herrn Lehrer Mannheimer kunstvoll ausgestattete Adresse nebst Ehrengabe. In dem festlich geschmückten Hause der Jubilarin, die sich nach den persönlichen und familiären Verhältnissen aller Gratulanten und Bekannten erkundigte, nahm die einfache Feier einen schönen Verlauf. Zahlreiche Telegramme und Briefe liefen ein, z.T. aus weiter Ferne. Rührend war, als die Gefeierte mitteilte, sie habe letzten Versöhnungstag ausgezeichnet den ganzen Tag gefastet, in der Tat eine seltene Sechiah. Möge der, der dem Müden Kraft gibt (Jesaja 40,29) der Jubilarin noch viele Jahre in Gesundheit und Rüstigkeit verleihen bis 120 Jahre. Amen."   

     
Zum Tod von Karolina Wiesengrund (1902)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1902: "Dettelbach (Unterfranken). Am Vorabend des Simchas-Thorafestes starb dahier Frau Karolina Wiesengrund, die Mutter unseres Herrn Kultusvorstehers. Die am Sonntag 26. Oktober, stattgehabte Beerdigung zeugte von der großen Beliebtheit und Achtung, deren sich die Heimgegangene zeitlebens erfreute. Von Nah und Fern, besonders zahlreich von Würzburg, waren Freunde und Bekannte erschienen, der Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. Der Herr Bürgermeister, städtische und Gerichtsbeamte dahier, folgten dem Zuge. Herr Lehrer Mannheimer hob in seiner Grabrede die edlen Charakterzüge der Heimgegangenen hervor, die in Gottvertrauen sich aus kleinlichen Verhältnissen emporgearbeitet im Vereine mit ihrem um elf Jahre früher dahingegangenen Gatten. Ihre Wohltaten spendete sie ohne Ansehen der Person, ohne Unterschied der Konfession. Ein wahrhaft patriarchalisches Verhältnis waltete zwischen der Verklärten, ihren Kindern und Enkeln, die in ihr die beste Mutter betrauern, wie die israelitische Gemeinde ein schätzenswertes Mitglied. Im Alter von 72 Jahren starb sie eines sanften Todes nach kurzem Krankenlager; sie wurde nach Schwanfeld bestattet. Ihr Andenken wird ein gesegnetes bleiben. Möge die Erde ihr leicht sein und Gott die Hinterbliebenen trösten und aufrichten im Bewusstsein allseitig treu erfüllter Kindespflicht. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

   
Zum Tod von Rosa Kleeblatt (1911)  

Dettelbach Israelit 31081911.jpg (63115 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August (1911). "Dettelbach, Unterfranken, 28. August (1911). Hier verstarb nach längerem Leiden Frau Rose Kleeblatt - sie ruhe in Frieden -. Sie zählte zu den gut religiösen Frauen, die die frommen Grundsätze des Elternhauses nicht so leicht vergessen. Frömmigkeit, Wohltätigkeit, bescheidenes Wesen waren ihre Hauptzierden. Still und friedfertig hatte sie nur Freunde, keinen Feind. Den Armen öffnete sie stets Tür und Haus. Schabbat und Feiertag ehrte sie. Kein Fasten war ihr zu beschwerlich. Im Gotteshause war sie die erste und letzte. Glücklich fühlte sie sich, ihre einzige Tochter an einen religiösen Mann verheiratet zu wissen. Ihr Andenken wird unter uns stets ein gesegnetes bleiben. Möge sie den Lohn ihres edlen Tuns ernten und Gott ihre Hinterbliebenen trösten und stärken. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
   
Dettelbach FrfIsrFambl 01091911.jpg (16971 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. September 1911: "Dettelbach. Hier verschied nach längerem Leiden Frau Rosa Kleeblatt, eine Frau altjüdischer Tugenden und Lebensbetätigung."

  
Zum Tod des Gemeindevorstehers Moritz Wiesengrund (1913)

Dettelbach FrfIsrFambl 21021913.jpg (27148 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. Februar 1913: "Dettelbach. Moritz Wiesengrund, Vorstand der israelitischen Gemeinde und des Handelsgremiums, eifriges Mitglied der Volkspartei, ist - erst 48 Jahre alt - verschieden. Auch wegen seiner Wohltätigkeit erfreute er sich großer Achtung."

   
Wahl von Hirsch Sittenheim und Hermann Weichselbaum in den Stadtrat (1930)

Alzenau Israelit 02011930.jpg (26407 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1930: "Dettelbach (Bayern), 25. Dezember 1930: Die beiden Kultusvorstände, Herr Hirsch Sittenheim und Herr Hermann Weichselbaum, wurden mit großer Stimmenzahl in den Stadtrat gewählt, ersterer zum 3. Male, letzterer zum 2. Male. Ein erfreuliches Zeichen konfessionellen Einverständnisses. Bemerkt sei, dass beide Gewählten auf verschiedenen Listen standen." 

  
Zum Tod von Ernestine Friedenthal (1935)  

Dettelbach Israelit 07031935.jpg (39052 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1935: "Dettelbach (Unterfranken), 4. März (1935). Hier starb im gesegneten Alter von 91 Jahren Frl. Ernestine 'Friedenthal. Sie stammte aus Oberlauringen und erzählte gerne von dieser großen altjüdischen Gemeinde Unterfrankens. Die Beerdigung fand nach Schwanfeld statt, unter starker Beteiligung auch der nichtjüdischen Bevölkerung. Sie ruhe in Frieden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

       
Zum Tod von Jani Wiesengrund und Sara Sittenheim (1935)

Dettelbach Israelit 12121935.jpg (83359 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1935: "Dettelbach, 4. Dezember (1935). Unsere leider sehr zusammengeschmolzene Gemeinde hat neuerdings zwei schmerzliche Verluste zu verzeichnen. In Köln, wo sie die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte, starb im gesegneten Alter von fast 84 Jahren Frau Jani Wiesengrund seligen Andenkens. Mit ihr ist das Haupt der hierorts alteingesessenen Familie Wiesengrund dahingegangen. Sie stand bei allen Bekannten in hohem Ansehen. Ihr Gedenken bleibt gesegnet. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
   
Dettelbach, 5. Dezember (1935). Am Dienstag, den 25. November, wurde die Gattin unseres Kultusvorstandes, Frau Sara Sittenheim, im Alter von 72 Jahren durch einen sanften Tod von einem mehrjährigen Leiden erlöst. Sie stammte aus Pflaumloch bei Nördlingen und war hierorts durch ihre Friedensliebe und stille Wohltätigkeit allseits geschätzt und geachtet, insbesondere auch bei der nichtjüdischen Bevölkerung. Sie wurde nach Würzburg überführt. Die vielen Besuche im Trauerhause, namentlich aus Würzburg, bewiesen die Beliebtheit der edlen und schlichten Frau. Ihr Bild bleibt in der Erinnerung aller Einwohner unseres Städtchens für immer bestehen, Möge sie in Frieden ruhen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

 
Familie Hermann Weichselbaum übersiedelt nach Erez Jisroel (1936)  

Dettelbach Israelit 05111936.jpg (96689 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1936: "Dettelbach am Main (Bayern), 29. Oktober. Am Donnerstag, den 29. Oktober, nahm Familie Hermann Weichselbaum Abschied von hier, um zu Kindern und Enkeln in Erez Jisroel überzusiegeln. Der Weggang dieser hoch angesehenen Familie bedeutet für unsere leide dezimierte Gemeinde einen schweren Verlust. Herr Weichselbaum war fast 28 Jahre lang zweiter vorstand und Kassier und fand das unbegrenzte Vertrauen der Gemeinde. Sein finanztechnisches Geschick machte ihn zu einem auch in der Ferne geschätzten Steuerberater. Der Verband jüdischer Gemeinden Bayerns verdankte ihm manche Anregung und vermisst seinen Rat ungern. Das Haus Weichselbaums bot den Armen echt jüdische Gastfreundschaft, stets freundliche Aufnahme und reichliche Verpflegung. Es war rührend, zu hören, wie Herr Weichselbaum vor der Abgabe seines Kassieramtes noch Sorge getragen hatte für die Armen, 'seine Armen'. Am Feiertag Simchat Tora ehrte ihn die Gemeinde mit dem Ehrenamt eines Chatan Tora (= 'Bräutigam der Tora', d.i. die ehrenvolle Aufgabe, das letzte Kapitel der Tora an diesem Tag zu lesen). Um zum Abschiede überreichte ihm die dankbare Gemeinde eine künstlerisch ausgestattete Ehren-Urkunde durch den zweiten Vorsteher und Nachfolger im Kassieramte, Herrn H. Steinberger, der eine ergreifende Ansprache hielt. Die Verbundenheit mit der Gemeinde zeigt Herr Weichselbaum noch dadurch, dass er den Kidduschwein auch noch weiter spendet, ebenso ein Quartal ewiges Licht. Wir scheiden von Familie Weichselbaum mit einem Wunsch: er segne dich von Zion".  

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Neujahrglückwunsch von Philipp Wolff (1902)     

Dettelbach Israelit 30091902.jpg (22688 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1902: "Eine gute Einschreibung und Besiegelung und ein gutes neues Jahr wünscht 
Philipp Wolff, Dettelbach am Main
".   

 
Lehrlingssuche des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes Ludwig Schloß (1903)  

Dettelbach Israelit 15011903.jpg (30432 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1903: "Suche per sofort einen 
Lehrling
, eventuell jüngeren Commis. 
Ludwig Schloß,
Manufaktur und Konfektion, Dettelbach am Main."

         
Verlobungsanzeige von Mosella Plaut und Dr. jur. Sieghart Weichselbaum (1925)    

Dettelbach Israelit 01101925.jpg (31381 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1925: 
"Statt Karten   Mosella Plaut  -  Sieghart Weichselbaum Dr. jur.   
Verlobte    
Frankfurt am Main  Gwinnerstraße 8  -  Bamberg, Ottostraße 17/Dettelbach am Main."   

    
Verlobungsanzeige von Meta Forchheimer und Max Weichselbaum (1933)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1933: 
"Statt Karten   Meta Forchheimer - Max Weichselbaum. Verlobte.  
Hessdorf bei Gössenheim - Dettelbach am Main."  

    
    
Weitere Dokumente 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)  

Brief aus Würzburg an 
Simon Wiesengrund in Dettelbach (1863)
    
 Dettelbach Scan 15009.jpg (72285 Byte)Dettelbach Scan 15009b.jpg (61203 Byte)  Dettelbach Scan 15009a.jpg (87061 Byte)

Der Brief aus Würzburg wurde an Herrn Simon Wiesengrund in Dettelbach versandt am 12. April 1863. In den 1817 erstellten Matrikellisten findet sich bei den 24 Matrikelstellen für Dettelbach bei den Familienvorständen auch Abraham David Wiesengrund, Weinhandel und Güterbesitz.
Simon Wiesengrund (geb. 28. Juli 1814 als Sohn von Abraham David Wiesengrund und Margalet geb. Mayer) war verheiratet mit Wolfina geb. Stern. Die beiden hatten drei Kinder: Benjamin (geb. 21. September 1843), Sigmund (geb. April 1847, gest. 7. Dezember 1896) und Sofie (geb. 9. Januar 1859; verh. Salin; wurde am 23. September 1942 ab Nürnberg - Würzburg - Regensburg in das Ghetto Theresienstadt deportiert und ist dort am 30. November 1942 umgekommen).
Vgl. http://www.genealogie-oberbayern.de/phpgedview/individual.php?view=preview&pid=I39394&ged=Rauck_2010_Aug_20.ged&tab=0   

     

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge              
    
Vermutlich aus dem 18. Jahrhundert oder spätestens vom Anfang des 19. Jahrhunderts stammte eine alte Synagoge, die im Zusammenhang mit der Einweihung der neuen Synagoge genannt wird. Mitte des 19. Jahrhunderts dürfte diese erste Synagoge nicht mehr den Ansprüchen genügt haben, war zu klein oder bereits baufällig. Jedenfalls beschloss die jüdische Gemeinde den Bau einer neuen Synagoge. Sie wurde am 18. September 1862 eingeweiht. Die Einweihung nahm der Würzburger Bezirksrabbiner Bamberger vor. Ein Bericht über die Einweihungsfeier wurde in der Zeitschrift "Der Israelit" am 22. Oktober 1862 veröffentlicht:  
  
Die Einweihung der Synagoge im September 1862:    

Dettelbach Israelit 22101862as.jpg (192681 Byte)Dettelbach bei Würzburg, 19. September (1862). Gestern fand die Einweihungsfeierlichkeit der neuen Synagoge dahier durch den Herrn Distriktsrabbiner Bamberger aus Würzburg statt. Dieselbe ging, dem ausgegebenen Programm entsprechend, in folgender Weise vor sich: Nachdem von dem Festkomitee für passende Dekoration der Synagoge, des Synagogen-Hofes etc. etc. in rühmlicher Weise gesorgt, wurde Vormittags von Seite der israelitischen Kultusgemeinde der Wohltätigkeit gegen die Armen aller Konfessionen würdig Rechnung getragen.
Um 1 Uhr fand des Vesper-Gebet in der alten Synagoge statt. Nach Beendigung desselben hielt der Rabbiner an die zahlreich versammelten Anwesenden eine kurze, jedoch höchst rührende und sinnreiche Ansprache, auf das Verlassen des alten Bethauses und die Übersiedlung in das neue Bezug habend. Sodann begann der feierliche Zug von der alten Synagoge in die neue. Unter Vorantritt der Musik der Schuljugend, geführt von dem Religionslehrer ging unmittelbar vor dem Herrn Rabbiner das 10-jährige Töchterchen des praktischen Arztes Dr. Bing, den Schlüssel zur neuen Synagoge auf einem Kissen tragend, dann der Herr Rabbiner in Amtskleidung, mit einem Begleiter aus dem Festkomitee zur Rechten und einem zur Linken, eine mit kostbaren Kleinodien und Blumenkränzen geschmückte Tora im Arme haltend. Hierauf folgten die königlichen Beamten hiesiger Stadt in Uniform, das Stadtkollegium, die israelitische Kultusgemeinde, eine große Anzahl christlicher Mitbürger, meist den höheren Ständen angehörig, und eine Menge auswärtiger Fremden. Am Vorhofe der neuen Synagoge angekommen, hielt das erwähnte 10jährige Mädchen beim Überreichen des Schlüssels eine kleine Ansprache an die Gesetzesrolle, den Herrn Rabbiner und alle Anwesenden, welche Ansprache alle Hörer tief ergriff, und hinsichtlich des Vortrages allgemeine Bewunderung hervorrief. In der neuen Synagoge angekommen, wurden einige Umzüge in deren Säulengängen, unter Absingung mehrerer Gebete und Psalmen mit Musikbegleitung abgehalten, worauf die Einweihungsrede und am Schlusse derselben das Gebet für das Wohl Seiner Majestät des Königs, Ihrer Majestät der Königin und des königlichen Hauses folgte. Diese Rede in allen ihren Teilen streng durchdacht und rhetorisch geordnet, verbreitete sich über den wahren Zweck der Gotteshäuser, nämlich die Erkenntnis und unbegrenzte Verehrung des Herrn, aufrichtige Liebe zu allen Menschen ohne Ausnahme immer mehr zu beleben und zu bekräftigen.
Dettelbach Israelit 22101862bs.jpg (110996 Byte)Die Rede rührte alle Anwesenden, und ließ sowohl hinsichtlich des Vortrages als der herrlichen Gedankenfülle nichts zu wünschen übrig. Ist auch Herr Rabbiner Bamberger als ein höchst geistreicher, gelehrter Mann und Redner schon längst bekannt, so hat er bei dieser Feier hiervon wiederholt glänzende Beweise abgelegt, wofür ihm auch von allen Anwesenden, worunter auch mehrere christliche Geistliche, volle Anerkennung zuteil geworden.
Es war als ein rührendes Zeichen wahrer Bruderliebe zu erkennen, wie sich Israeliten und Nicht-Israeliten am Tage des Herrn gemeinsam freuten, und an dem kirchlichen und weltlichen Feste Teil nahmen. Dank und Anerkennung den Herrn Beamten und übrigen christlichen Mitbrüdern, welche ein so schönes Zeugnis echter Bruderliebe ablegten, und hierdurch wesentlich zur Verherrlichung dieses unvergesslichen Festes beitrugen.

Von der Synagoge sind noch kolorierte Zeichnungen aus der Bauzeit vorhanden (Originale in den Central Archives, Jerusalem). 1901 und 1933 wurde die Synagoge renoviert. Im Synagogengebäude war auch die Israelitische Schule (bis 1924 Jüdische Volksschule, danach noch Religionsschule) mit zwei Schulräumen sowie die Lehrerwohnung (vgl. die eindrückliche Schilderung zum Tod der Frau des Lehrers Mannheimer oben: zwischen ihrem Sterbezimmer und der Frauenempore war nur eine Wand, durch die sie in ihren letzten Tagen noch die Gebete am Pessachfest anhören konnte).     
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge nicht zerstört, dennoch geschändet: nach Augenzeugenberichten hat der Bürgermeister selbst den Vorhang des Toraschreines in der Synagoge angezündet. 
       
Nach 1945 war eine Zeitlang ein Teil der Dettelbacher Volksschule im Synagogengebäude untergebracht. 1962 wurde die ehemalige Synagoge abgebrochen. An ihrer Stelle wurde ein Neubau der Zweigstelle Dettelbach der Kreissparkasse Kitzingen erstellt. 
   
1988 war nach Israel Schwierz (s.Lit. 1. Aufl. 1988 S. 46) die Anbringung einer Gedenktafel mit folgendem Wortlaut geplant: "An dieser Stelle stand die 1862 erbaute Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde Dettelbach. Nach 1938 wurde sie als Volksschule genutzt. 1962 musste dieses Gebäude dem Neubau der Sparkasse weichen. Die Stadt Dettelbach gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger." 
Tatsächlich wurde 1989 nur eine Hinweistafel mit einem kürzeren und auch fehlerhaften Text angebracht: "An dieser Stelle stand 1862 die erbaute Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde Dettelbach Nach 1938 wurde das Gebäude als Volksschule genutzt."      
Anmerkung: die Inschrift der Tafel müsste richtig lauten: "An dieser Stelle stand die 1862 erbaute Synagoge..."  
       
       
Adresse/Standort der SynagogeHäfnermarkt 4  
     
     
Fotos   

Historische Fotos des Synagogengebäudes sind nicht bekannt, 
Hinweise bitte an den Webmaster von Alemannia Judaica: Adresse auf der Eingangsseite
  
Dettelbach Synagoge 102.jpg (109368 Byte) Dettelbach Synagoge 103.jpg (77584 Byte)
Das Gebäude des ehemaligen jüdischen
 Gemeindezentrum mit Synagoge, Schule
 und Lehrerwohnung - Foto vermutlich 
aus den 1960er-Jahren; Quelle: 
Pinkas Hakehillot s.Lit. 
Toraschild aus Privatbesitz in der Dettelbacher Gemeinde (Toraschild = Schmuck 
der Torarolle über dem Toramantel). Foto von ca. 1927 aus der Sammlung Harburger:
 Quelle: Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem
veröffentlicht in Th. Harburger: "Die Inventarisation jüdischer Kunst- und 
Kulturdenkmäler in Bayern. 1998, vgl. Artikel oben
   
Dettelbach Synagoge 101.jpg (58426 Byte) Dettelbach Synagoge 100.jpg (63904 Byte)   
Eingang zur Zweigstelle der Sparkasse mit Gedenktafel 
(Foto von www.synagogen.info; Foto: Hans Werner Büscher) 
  
          
Fotos 2007
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 28.5.2007)
Dettelbach Synagoge 131.jpg (75310 Byte) Dettelbach Synagoge 130.jpg (75617 Byte)
   Standort der ehemaligen Synagoge -
 Gedenktafel rechts des Eingangs
Die Gedenktafel
  
     

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Januar 2018: Zeitzeugen berichten     
Artikel von Ralf Dieter in "Die Kitzinger" vom 19. Januar 2018: "DETTELBACH. Erzählungen für die Nachwelt. Zeitzeugen erinnern sich in Dettelbach an die Schicksale der jüdischen Mitbürger.
Etwa 40 Personen waren da. Und sie hatten fast alle etwas zu erzählen. Elisabeth Rost vom Katholischen Frauenbund hatte zum Zeitzeugen-Café ins Pfarrheim geladen. Thema: Die jüdische Geschichte in Dettelbach. Eine Synagoge gab es einst in Dettelbach – und eine Judenschule. Alles unter einem Dach. Bis ins Jahr 1938. Bis die Nazis die Synagoge anzündeten. Vier Jahre später wurden die verbliebenen jüdischen Mitbürger auf Karren geladen und Richtung Würzburg gefahren. Von dort ging es ins Konzentrationslager – und in den Tod. Gleich zwei Deportationen hat es 1942 gegeben. 'Wir mussten alle zuschauen, wie die Männer mit Stöcken zusammengetrieben und auf die Lkw verfrachtet wurden', erinnert sich Ernst Dill. Junge Burschen waren sie damals – er, Alfons Knauer, Franz Then, Ludwig Nagel und Otto Stöcklein. Jetzt sitzen sie im Pfarrheim und erinnern sich an die Ereignisse, die auch in Dettelbach zu den schwärzesten Kapiteln der Geschichte gehören. Elisabeth Rost interessiert sich für die Dettelbacher Geschichte. Noch mehr interessiert sie sich dafür, diese Geschichte und die dazugehörigen Geschichten für die nachfolgenden Generationen zu bewahren. Mit Zeitzeugin Käthe Plannasch war sie vor ein paar Jahren in der örtlichen Realschule. Dabei kam sie auf die Idee, die jüngere jüdische Geschichte Dettelbachs auch für einen größeren Kreis an Interessenten zu thematisieren.
Seit dem 14/15. Jahrhundert sind Juden in Dettelbach nachgewiesen. Im Jahr 1928 lebten noch 58 in der Weinstadt. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte etwa die Hälfte nach England oder in die USA. Diejenigen, die blieben, sollten 1942 ins Konzentrationslager geschickt werden. Keiner ist lebend zurückgekommen. 'Vor 1938 hatten wir keine Ahnung von den antisemitischen Tendenzen im Land', erinnert sich Franz Then. 'Zu Hause ist darüber nicht gesprochen worden.' Von einem guten Miteinander und einem freundschaftlichen Umgang zwischen den jüdischen Kindern und den katholischen beziehungsweise evangelischen berichten alle Zeitzeugen. Man habe zusammen gespielt, zusammen die Nachmittage verbracht. Die Juden waren integriert. Ernst Dill erinnert sich, dass er am Sabbat das Feuer für eine jüdische Familie geschürt hat. Er war nicht der einzige junge Bursche damals. 'Fünf Mark habe ich dafür bekommen. Das war mein erstes Taschengeld.'
Dann kam das Jahr 1938. Die Synagoge, die auf dem Platz der heutigen Sparkasse stand, wurde angezündet. Die damaligen Feuerwehrkommandanten waren schnell zur Stelle, löschten das Feuer. 'Zum Dank' wurden ihnen eine Woche später von den Nazis die Fensterscheiben ihrer Privathäuser eingeworfen. Wer noch fliehen konnte, floh spätestens jetzt. Die verbliebenen Juden mussten als Erkennungszeichen den gelben Davidstern am Ärmel tragen. Reiche Familien wie die Laubheims verloren nach und nach ihre Güter. 'Die hatten einmal zehn Viehtreiber gehabt', erinnert sich Alfons Knauer. Der Sohn der Familie Laubheim musste sich dann als Straßenkehrer verdingen, die Kanäle sauber halten. 'Er ist auch nach Dachau gebracht worden', berichtet Knauer. In der Schule hätten die Dettelbacher Jungs gefragt, warum die Juden so behandelt werden. Die Antwort des Lehrers: Sie seien für die Revolution im Ersten Weltkrieg verantwortlich gewesen. Dennoch: Klammheimlich gab es auch zwischen 1938 und 1942 Kontakt zwischen den Familien. Ernst Dill erinnert sich an einen besonderen Tauschhandel: Gans gegen Stoff. 'Die Juden haben ja nur halbe Essensmarken erhalten', berichtet er. Da hat er eine Gans, notdürftig im Stroh versteckt, in ein Judenhaus gebracht. Als Gegenleistung hat er einen Anzug genäht bekommen. Von der einst reichen jüdischen Geschichte Dettelbachs ist nicht viel übrig geblieben. Die Gedenktafel am heutigen Sparkassengebäude, ein ausladender runder Holztisch der Familie Wiesengrund, der im Rathaus einen Ehrenplatz gefunden hat. Konrad Reinfelder schreibt in seinem Buch 'Dokumentation über die Gefallenen von Dettelbach. Gelebt, Gefallen, aber nicht Vergessen' im Anhang über die jüdische Geschichte Dettelbachs. Kreisheimatpfleger Dr. Hans Bauer hat im örtlichen Mitteilungsblatt 2007 einen Bericht veröffentlicht, der sich mit der jüdischen Vergangenheit Dettelbachs beschäftigt. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse und Geschichten. 'Die Erinnerungen unserer Zeitzeugen sind sehr wertvoll', sagt Elisabeth Rost. 'Die jüngere Geschichte Dettelbachs bekommt durch sie ein Gesicht.' Natürlich sollen die Erzählungen für die Nachwelt erhalten bleiben. Hermann Schliermann hat das Treffen im Pfarrheim gefilmt, Robert Ubrig will sich weiter mit der Thematik befassen. 'Eventuell setzen sich die Zeitzeugen noch einmal in einer kleineren Gruppe zusammen', sagt Elisabeth Rost. Vielleicht gibt es ja noch Bilder und Unterlagen, die gesichtet und dokumentiert werden können. Elisabeth Rost ist mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen jedenfalls zufrieden. 'Es wird in Dettelbach wieder diskutiert über diese Zeit', sagt sie. 'Damit ist der Sinn und Zweck meiner Arbeit schon erfüllt.'
Kontakt: Wer weitere Informationen hat, kann sich bei Elisabeth Rost vom Frauenbund unter Tel. 0151/56080956 melden."  
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Links und Literatur 

Links:

bulletWebsite der Stadt Dettelbach  
bulletAkten der Israelitischen Kultusgemeinde Dettelbach in den Central Archives Jerusalem   
bulletGeschichte der Volksschule Dettelbach mit Nennung der Synagoge 
  
bulletFamilienblätter zur Familie Wiesengrund aus Dettelbach von Rolf Hofmann (intern eingestellt):  
Family sheet  Adolph Wiesengrund of Dettelbach  
Family sheet  Siegfried Wiesengrund of Dettelbach + Noerdlingen    

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Dettelbach 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern u.a.m. einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Dettelbach ist vorhanden:    
J 386 Bü. 147 Dettelbach Krs. Kitzingen Geburten 1811-1885, Eheschließungen 1813-1854, Sterbefälle 1808-1883   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442470     

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 281-282.  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 46-47.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 450-452. 
bulletBeim Landesverband der Israelitischen Gemeinden in München ist vorhanden das Protokollbuch der Israelitischen Gemeinde Dettelbach (ab 1890), in dem auch besondere Gottesdienste in der Synagoge und zahlreiche Ereignisse mehr beschrieben werden, vgl. dazu Ernst Roth: Gedenken an den Lehrer Jakob Kahn. Anregung zur Feier seiner 80. Jahrzeit. In. Allgemeine jüdische Wochenzeitung vom 25.7.1986 S. 8. 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 100.     

        
          


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Dettelbach  Lower Franconia. Jews are first mentioned in 1675. In the 19th century, they mainly engaged in the wine trade. In 1837 the community numbered 130 (total 2,445). A synagogue was built in 1862. The Jewish public school was closed down in 1924. In 1933 the Jewish population was 29. In the 1933-41 period, 18 left the town, 15 of them emigrating from Germany. Another 12 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) via Wuerzburg on 25 April 1942 and the last 11 to the Theresienstadt ghetto on 23 September 1942. 
     
       

                   
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Stand: 15. Oktober 2013