In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts freien Reichsstadt Rottweil bestand
eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Erstmals wird 1315
der "Judenort" in der Stadt genannt. Bei der Verfolgung während der
Pestzeit 1349 wurde die Gemeinde vernichtet. Seit etwa 1380 waren (bis 1418)
wieder einzelne Juden in der Stadt wohnhaft. Um 1500 wurden die Juden
ausgewiesen.
Erinnerungen an die mittelalterliche Geschichte: Im Stadtarchiv
befindet sich ein umfangreiches Textfragment mit hebräischen Texten aus dem
Josua- und dem Richterbuch, das wohl als Bindematerial aus Konstanz nach
Rottweil gelangte und als Akteneinband Verwendung fand.
Vorübergehend wurden im 17. Jahrhundert einige Juden in der Stadt
aufgenommen (1648 zwei Familien).
Danach konnten sich erst seit 1806 wieder Juden in Rottweil niederlassen.
Sie gehörten zunächst der Synagogengemeinde und dem Rabbinatsbezirk Mühringen
(seit 1914 Rabbinatssitz in Horb)
als Filialgemeinde an. Erst 1924 wurde eine selbständige jüdische Gemeinde in Rottweil
gegründet.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1806 6 jüdische Einwohner (2 Familien), 1822 30, 1826 34, 1838 36,
1844 42, 1858 85, 1864 105 (2,7 % von insgesamt 3,832 Einwohnern), 1867 96, 1871
122, 1880 134(2,2 % von insgesamt 6.047), 1890 113, 1895 95 (1,4 % von
insgesamt 6.953), 1900 97, 1910 91.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von 1860 bis 1897
war als Lehrer Salomon Königsbacher tätig, von 1897 bis 1933 Max Straßburger,
danach noch die Lehrer Manfred Bernheim (1933 bis 1934) und Moritz Warscher (ab 1934 bis 1938). Die Gemeinde gehörte zum
Rabbinatsbezirk Mühringen
(seit 1914 Rabbinatssitz in Horb).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Leutnant
Siegfried Rothschild (geb. 17.2.1881 in Rottweil gef. 13.7.1917) und Erich Wolf
(geb. 29.1895 in Rottweil, gef. 13.3.1916). Auf einer Gefallenengedenktafel im
Rathaus findet sich auch der Name von Erich Wolf (siehe Bericht unten); der Name
von Siegfried Rothschild wurde nach 1933 getilgt. Außerdem ist aus Rottweil
gefallen: Unteroffizier Ludwig Haarburger (geb. 18.10.1879 in Rottweil, vor 1914
in Reutlingen wohnhaft, gef. 8.10.1918).
Die jüdischen Familien leisteten wichtige Beiträge zum wirtschaftlichen Leben
der Stadt. An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und
Gewerbebetrieben in jüdischem Besitz sind bekannt: Vertretung Max Adler (Hochbrücktorstraße
17), Textil- und Modewarengeschäft sowie Webwarengesellschaft und
Textilwarengroßhandlung Isidor Augsburger (Hauptstraße 33), Textilwaren
Bermann und Wäder (Hochbrücktorstraße 22/22a), Rottweiler Hemdenfabrik A.
Degginger & Cie., Inh. Julius und Adolf Röder (Königstraße 2),
Manufaktur- und Herrenkleidergeschäft Gabriel Degginger, Inh. Max und Louis
Brandenburger (Hochbrücktorstraße 4; seit 1834), Schuhgeschäft
Nathan
Fröhlich (Oberndorfer Straße 15), Viehhandlung Josef Landauer (Dammstraße
17), Schneider Nathan Oko (Hauptstraße 64), Schuhgeschäft Selig Oko (Oberamteigasse
1), Buchdruckerei Dr. Moriz Rothschild ("Schwarzwälder
Bürgerzeitung"; Friedrichsplatz 16), Textilgeschäft Steinberger &
Co., Inh. Max Blochert (Friedrichsplatz 9), Viehhandlung Julius Steinharter
(Lindenstraße 18) sowie die Arztpraxen Dr. Reinhard Lewin (Bahnhofstraße 3)
und Dr. Siegfried Oettinger (Bahnhofstraße 7), ferner der Rechtsanwalt Berthold
Singer, letzter Vorsteher der jüdischen Gemeinde Rottweil (Königstraße 11).
Um 1924, als noch etwa 100 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (0,9
% von insgesamt etwa 11.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius
Adler, R. Röder, Lehrer Max Straßburger, H. Geißmar und W. Rothschild. Als
Religionslehrer war Max Straßburger angestellt (bereits seit 1897; 1932 waren
von ihm noch neun Kinder zu
unterrichten). Er erteilte auch den Religionsunterricht an den höheren Schulen.
An jüdischen Vereinen gab es die Wohltätigkeitsvereine Gemillus
chassodim (gegründet etwa 1893, 1924/32 unter Leitung von Julius Adler) und
den Dowertow-Verein (gegründet 1876, 1924 unter Leitung von Raphael Röder,
1932 Leitung auch Julius Adler). 1932 war 1. Gemeindevorsteher
Rechtsanwalt Berthold Singer. Zur jüdischen Gemeinde gehörten damals auch die
in Schwenningen und Schramberg lebenden jüdischen Personen.
1933 lebten noch 84 jüdische
Personen in Rottweil. Alsbald setzten auch in Rottweil antijüdische Maßnahmen
ein (Boykotthetze, Schaufensterschmiereien, Volksauflauf). Bis 1938 gingen alle
jüdischen Gewerbebetriebe in nichtjüdischen Besitz über. Ein großer Teil der
jüdischen Einwohner konnte in den folgenden Jahren auswandern (in die USA und
nach Palästina/Israel; einzelne Familien nach Südamerika, Südafrika, Portugal
und in die Schweiz). Die Verwüstung des Synagogenraums und die Schändung des Heiligtums
beim Novemberpogrom 1938 bedeuteten das Ende der Israelitischen Gemeinde
Rottweils. Schon einen Monat später - am 13. Dezember - verkaufte Oberregierungsrat Julius Wissmann von der Jüdischen Kultusvereinigung Württemberg e.V. in Stuttgart als Liquidator der Rottweiler Judengemeinde das Haus an der Kameralamtsgasse
6 ("die Synagoge…mit Lehrer-Wohnung") für 8000 Reichsmark an einen Rottweiler Kaufmann.
Mitten im Krieg, im Juni 1943, bot die Stuttgarter Großgemeinde, in der zwangsweise alle noch in Württemberg lebenden Juden zusammengeschlossen waren, das Friedhofsareal an der Hoferstraße der Stadt zum Kauf an; für 85
RM - dem 1850 für den Erwerb bezahlten Betrag von 50 Gulden entsprechend - ging der
jüdische Friedhof an die Kommune über. Auf einem Teil der freien Fläche
wurden drei Einfachhäuser erstellt.
Von den in Rottweil geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hedwig Binder geb.
Ullmann (1881), Max Brandenburger (1867), Leonie
Braunschweiger geb. Rosenthal (1877), Regina Degginger geb.
Dreifuss (1868), Albert Fröhlich (1920), Nathan Fröhlich (1883), Johanna Funke
geb. Königsberger (1904), Antonie Hanauer geb. Haarburger (1881), Blanka Hartstein geb. Rosenstiel (1919),
Wally (Willy) Jakubowski geb. Wolf (1896), Hedwig Oppenheimer geb. Wälder
(1872), Adolph Pressburger (1860), Ella Preuß geb. Königsbacher
(1872), Berta Sander geb. Wolf (1876), Siegfried Sander (1878), Martha Stentrup
geb. Levinstein (aus Schömberg, Freitod in Rottweil), Hildegard (Hilda) Stern
(1905), Heinrich Ullmann (1882), Siegfried Ullmann (1875), [Emilie Wälder
verw. Rosinus geb. Reinheimer (1907,
siehe Anmerkung), Wilhelm Wälder (1887, siehe Anmerkung)], Lehrer Moritz Warscher (1902), Mathilde Wassermann geb. Ullmann (1879).
Anmerkung: 1. Wilhelm Wälder und Emilie verw. Rosinus geb. Reinheimer (sie
aus Landstuhl; beide haben am 27. Juli 1938 in Rottweil geheiratet) sind nach den Angaben von Yad Vashem
umgekommen. Auch bei geni.com finden sich entsprechende Angaben
https://www.geni.com/people/Wilhelm-Wälder/6000000031524450831 bzw.
https://www.geni.com/people/Emilie-Wälder/6000000035765695376. Nach
https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Rottweil)#cite_note-16 gelang
Wilhelm und Emilie Wälder allerdings noch im Mai 1941 von Stuttgart aus die
Emigration. Im Gedenkbuch des Bundesarchivs stehen die beiden Namen nicht.
2. Der in einigen Liste als Opfer der NS-Zeit genannte Gustav Brandenburger
(geb. 3.Juli 1902 in Rottweil als Sohn von Louis Brandenburger und Sidonie geb.
Lobenstein) starb am 2. August 1939 in East London.
Allgemeine Beiträge Allgemeiner Beitrag über "Die Juden in Rottweil
a.N." (1925)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar
1925: "Die Juden in Rottweil am Neckar.
Am oberen Neckar, nur wenige Stunden von seinem Ursprungsort entfernt, liegt
die ehemalige Reichsstadt Rottweil. Als Gründer der Stadt ist Kaiser
Friedrich II. anzusehen. Die ersten städtischen Urkunden stammen aus den
Jahren 1230 und 1234. Es ist ausgeschlossen, dass sich vor dieser Zeit Juden
in Rottweil niedergelassen haben. Im Reichssteuerverzeichnis von 1241 werden
noch keine Juden in Rottweil genannt und noch in der Verpfändungsurkunde
Kaiser Rudolfs von 1288, in der alle Gefälle und Einkünfte der Stadt an den
Schwager des Kaisers, Graf Albert von Hohenberg verpfändet werden, sind die
Juden nicht erwähnt. Ihre Niederlassung wird aber nicht viel später erfolgt
sein, da es im alten Rechtsbuche von Rottweil heißt, dass in der Osterwoche
1315 der Halbteil der Stadt, der damals in vier 'Orte' zerfiel (Sprenger,
St. Johann, Heiligkreuz und Judenort): Heiligkreuz und Judenort gen
Frauenfeld zog. Er gab also bereits im Anfänge der 14. Jahrhunderts ein
Judenviertel, das Judenort (wie das 'Judendorf' in Magdeburg) hieß. Dieser
Stadtteil erhielt später den Namen St. Lorenz. Die älteste erhaltene
Rottweiler Judenurkunde ist das am 1. April 1324 von Kaiser Ludwig dem Juden
Jaklin und seinen Kindern erteilte Privileg, durch das er auf acht Jahre vom
1. Mai 1324 an von allen Steuern und Abgaben befreit wurde (Günter,
Urkundenbuch Nr. 128). Er wird am 5. Dezember 1330 als Jaekeli der Mumlin
als Hausbesitzer und 'Bürger' zu Rottweil erwähnt. Aber schon vorher am 21.
Januar 1321 wird der Jude Havener in einem Rottweiler Testament genannt
(Günter Nr. 1465). Allerdings hatten sich schon vor dieser Zeit in Rottweils
Nähe in Oberndorf
Juden niedergelassen. Denn schon am 24. März 1316 beurkundeten die Brüder
Herzog Ludwig und Luzmann von Teck, dass sie der Stadt Oberndorf zum Dank
für die ihnen geleisteten Dienste unter anderem erlaubten, von den dort
niedergelassenen Juden jährlich zwanzig Pfund Pfennig als Abgabe zu fordern
(Glatz, Regesten). Auf den besonderen Wunsch Herzogs Friedrich von Teck
verlieh Oberndorf den Juden Jacob, Samuels Sohn, dessen Sohn Samuel und
seinen Schwiegersöhnen Nathan und Isaac am 11. November 1337 auf zehn Jahre
gegen eine jährliche Abgabe von einem Pfund Heller Wohnrecht (Günter Nr.
169). Ein Suzkint von Oberndorf, dessen Sohn Mannen zu
Villingen wohnte, wird am 9. Mai 1347
erwähnt (das. Nr. 211). Die dortigen Juden zahlen 1375 zwanzig Pfund guter
Heller Jahressteuer an Graf Rudolf von Hohenburg (Glatz, Regesten). Dafür
aber galten sie als 'Bürger von Oberndorf'. Als solcher
wird
Lazarus in einer Urkunde vom 5.Februar 1375 bezeichnet (Günter Nr. 410).
Inzwischen waren die Rottweiler Juden in den ersten Wochen des Jahres 1349
und zwar auf Veranlassung des 'Rates und der gemeinen Bürgerschaft' alle
ermordet und ihre Habe von Rottweil konfisziert worden. Sie teilten das
furchtbare Schicksal mit ihren Glaubensbrüdern in
Bopfingen, in
Hall, in
Öhringen, in
Mergentheim,
Stuttgart,
Ulm und in anderen württembergischen Orten.
Kaiser Karl IV. als Schutzherr der Juden war über die Untat der Rottweiler
entrüstet. Durch seine Landvögte, die Grafen Eberhard und Ulrich von
Württemberg, legte er ihnen als Sühnegeld für den Judenmord und für die
Konfiskation der Judengüter eine Buße von siebenhundert florentiner Gulden
auf, die am 6. April 1349 bezahlt wurden (Günter Nr. 226). In der erhaltenen
Quittung wird unter den von den Rottweilern geraubten Grundstücken 'Davides
Kuchen" (Küche) besonders genannt.
Ein halbes Jahrhundert später hören wir, dass sich inzwischen noch keine neue
Judenfiedlung in der Stadt gebildet. Am 19. Dezember 1401 fordert Pfalzgraf Ludwig von den Rottweilern auf Weisung seines königlichen Vaters die
fällige halbe Judensteuer (daf.Nr.644). Der Hofschreiber Johannes Kirchheim
bemerkt in dem Bericht über die Ausführung dieser Weisung, dass sich in
Rottweil keine Juden befinden.
Eine Judensiedlung hat also nach dem Judenmord von 1349 in Rottweil nicht
mehr bestanden. Vereinzelt mögen wohl dann und wann Juden dort eine
Unterkunft gefunden haben. So wird im Ratsprotokoll vom 21. April 1633 einem
Juden die jüngst erhöhte Kontribution auf 12 Gulden monatlich ermäßigt 'um
seiner gegen die Stadt erwiesenen Treuherzigkeit willen.' Aus demselben
Protokoll geht hervor, dass die Juden der Stadt damals ein hohes Schutzgeld
zahlen mussten (Geiselhart, Rottweil im Dreißigjährigen Kriege S. 50).
Während des Schwedenkrieges waren nur zwei Judenfamilien Rottweiler
Schutzjuden, Salomon aus Lauingen und Simeon (hebr. Schimon, daher
Schimmeljud genannt), der bisher in Horb und
Rexingen ansässig gewesen war.
Letzterer handelte mit Tuchen, Gewürzen und Spezereien. Das jährliche
Schutzgeld betrug für Simeon vierzig, für Salomon zwanzig Taler. Salomon
hatte der Stadt einen wertvollen Dienst erwiesen, der ihm durch die Aufnahme
in Rottweil gelohnt worden war. Wahrscheinlich ist er der bereits 1633
erwähnte Schutzjude. Simeon ist 1658, Salomon 1661 verstorben.
Am 13. Oktober 1785 wurde von Bürgermeister und Rat eine Judenordnung
erlassen, die Handel und Wandel der Juden in Rottweil genau regelte. Sie
wurde am 2. März 1798 durch das 'Juden-Manifest' ergänzt und erweitert.
Die Begründung einer neuen Gemeinde ist aber erst im 19. Jahrhundert möglich
geworden. Sie ist eine unmittelbare Folge der Einverleibung der Stadt in
das Kurfürstentum Württemberg (23. November 1802). Allerdings bestand die
Gemeinde noch im Jahre 1806 aus nur zwei Familien, der des Moses Katz von
Mühringen und der des Abraham Bernheim von
Hechingen. Sie bildete vorerst
eine Filialgemeinde von Mühringen, die erst am 1. April 1924 eine
selbstständige Gemeinde geworden ist. Am 1. November 1812 zählte man in
Rottweil 15 Juden. Im Jahre darauf beginnt der eigentliche Zuzug: am 3.
Dezember 1858 war ihre Zahl auf 101, am 3. Dezember 1871 auf 131, am 1.
Dezember 1880 auf 136 Juden gestiegen. Gegenwärtig zählt man 88 jüdische
Einwohner in der Stadt.
Ihr erster Religionslehrer war S. Neuburger (1822), dem Lehrer Wolfsweil
(1830) und Löwenthal (1830-1832) folgten. Von 1832 bis zu seinem am 1.
August 1843 in seinem 33. Lebensjahre erfolgten Tode war der in
Mühringen
am 10. März 1810 gebürtige Jakob Heinsfurter, Religionslehrer, Vorbeter und
Schächter. Sein Nachfolger war Maier H. Levi, der Anfang des Jahres 1844 von
Aldingen bei Ludwigsburg hierher kam. Ihm folgte der am 11. Nov. 1818
in
Hochberg Oberamt Waiblingen gebürtige
Isaak Levi aus Eschenau, der vom 4.
August 1845 bis zum 11. Sept. 1848 hier wirkte. Samuel Selz von
Creglingen war hier nur vom 26. Sept.
1848 bis zum März 1849 im Amte. Am 15. Aug. 1849 wurde das Vorsängeramt M.
Mendel übertragen, der am 15. April 1860 aus dem Schul- und Kirchendienst
austrat, um zu seinen Brüdern nach New York auszuwandern. Am 14. Mai 1860
übernahm Salomon Königsbacher von Talheim
die Schulamtsverweserstelle, die er bis zu seinem Tode (9. September 1897)
mustergültig verwaltete. Sein Nachfolger wurde der derzeitige Inhaber der
Stelle Max Straßburger von Buchau, am 1.
April 1904 ist sie zu einer definitiven geworden. Straßburger konnte am 1.
Sept. 1922 sein Amtsjubiläum begehen, das bewies, dass er sich allgemeiner
Wertschätzung erfreut.
Seit dem Jahre 1850 besitzt die Gemeinde einen eigenen
Judenfriedhof. Im Jahre 1861 erwarb der
Synagogenbauverein ein Grundstück, das für die gottesdienstlichen Zwecke
umgebaut wurde. Bis dahin hatte die Gemeinde im Abraham Bernheimschen Hause
gebetet. Seit 1878 besteht der Wohltätigkeitsverein Dowor Tow, dessen
Tätigkeit der Verein Gemilus Chessed ergänzt. Zwei Söhne der Gemeinde find
im Weltkrieg gefallen, 15 sind Frontsoldaten gewesen. Der Vorsitzende der
nunmehr selbständigen Gemeinde ist Julius Adler, der seit dem 1. April 1916
im Ehrendienste der Gemeinde vorbildlich tätig ist."
Von Robert Klein (Pseudonym, Anton Kamptisch) erschien
eine Publikation zur jüdischen Geschichte Rottweils (1924)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1925: "H. Robert Klein.
Beiträge zur Geschichte der Juden in Rottweil a. N., Rottweil, 1924.
Die Geschichte der jüdischen Landesgemeinden ist ein lange vernachlässigtes
Gebiet. Darum ist das Erscheinen jedes Beitrages zur Geschichte der
Gemeinden des Landes dankbar zu begrüßen. Die Voraussetzung dieser
Geschichtsdarstellungen ist die sorgfältige Verwertung des vorhandenen
urkundlichen Materials und die kritische Untersuchung des bisher
veröffentlichten Stoffes und der in den Gemeinden noch lebendigen
Erinnerungen. Besonders verdienstvoll werden derartige Gemeindegeschichten,
wenn sie die Quellen mit diplomatischer Treue oder mindestens in Regesten
mit Angabe, des Fundortes veröffentlichen. Von diesen Gesichtspunkten aus
kann das vorliegende Buch nur bedingt anerkannt werden. Es hat das Material
(es ist reichlich im Archiv des Israelitischen Oberrats und in den
Rottweiler Ratsprotokollen vorhanden) nur zu einem Teile benutzt und hat
sich auf Quellen verlassen, die wie Nübling und Kohut kein Vertrauen
verdienen."
Über das Rottweiler Spendenbuch (Artikel von 1937) Anmerkung: anhand von Eintragungen in das Spendenbuch berichtet der Autor von
zahlreichen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in den 1920er-/1930er-Jahren.
- Mit "Chewra" werden Vereine/Einrichtungen in Rottweil bzw. auch in Württemberg
gemeint, für die die Spenden bestimmt waren.
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1937: "Das Rottweiler Spendenbuch. Von
Ernst Rothschild. Rottweil. Diese überaus ansprechenden Ausführungen dürften nicht nur das besondere
Interesse unserer Leser finden, sondern bilden darüber hinaus ein
aufschlussreiches Dokument der Rottweiler Gemeinde. Die
Schriftleitung.
Als ich die Spenden zu Schewuaus (Laubhüttenfest) in das Spendenbuch
eintrug, kam mir in den Sinn, ob wohl die 100 leeren Seiten des Buches, die
unser langjähriger Vorbeter, Oberlehrer Straßburger in vorsorglicher
Weise im Voraus bis zum Ende vorliniert und beschriftet hat, noch bis zum
letzten Blatt beschrieben werden, nachdem jetzt so große Lücken in den
Bestand der hiesigen Gemeinde einreißen. Und unwillkürlich kam ich dabei ins
Blättern. Wie viel erzählt doch so ein unscheinbares Buch vom Kommen und
Gehen, vom Sein und Vergehen. Wie weist es auf die Verschiedenheit der
Menschenschicksale hin, zeigt uns die Menschen, die eine Wegstrecke des
Lebens mit uns gegangen sind, deren Weg dann aber von dem unseren abgebogen
ist oder durch ein jähes Ende abgebrochen wurde. Wie scharf zeichnet sich in
ihm das Leben unserer jüdischen Gemeinde und all ihrer Mitglieder ab.
'Mit Gott' schrieb Oberlehrer Straßburger auf die erste Seite des
Spendenbuches. 'Mit Gott! 1923' wiederholte Raphael Roeder bei seinen
ersten Eintragungen nach alter Väter Sitte den Wegspruch des Buches. Raphael
Roeder! Wir sehen ihn vor uns, den stets liebenswürdigen, großzügigen
Menschen, wie er mit Würde zur Tora schreitet, sie mit scharfem Ruck
aufnimmt, entfaltet, sie der ganzen Gemeinde zeigend zum Lehn-Stuhl geht, um
sie wieder einwickeln zu lassen. Wir sehen ihn vor uns. wie er an den
letzten Feiertagen vor seinem Tode in seiner gewohnten Galanterie den Damen
des Chores Blumensträuße des Dankes übergibt und so den Dank der ganzen
Gemeinde zum Ausdruck bringt. Er war derjenige, der die ersten Eintragungen
machte zusammen mit Heinrich Geismar.
Man hätte es dem stets ruhigen und bescheidenen Heinrich Geismar nicht
angesehen, welcher Schwung in seiner Handschrift liegt. Er war damals
Rechner der Gemeinde, in der Zeit des Jahres 1923 sicher keine leichte
Aufgabe. Denn die Spenden, die im April mit 100 Mark beginnen wuchsen bald
zu 1000 Mark für jede Chewra, im August waren es dann 10.000 und 20.000 für
jede Chewra, im September 200.000 und Ende September waren schon 7 Nullen
hinter der ersten Zahl, so dass die Zahlen in 2 Zeilen geschrieben werden
mussten, weil die Kolonnen zu klein waren. Am 20. Oktober steht dann die
erste Milliarde, von Arthur Augsburger gespendet, im Buch, der bald
die Millionen und Milliarden serienweise folgen. Entsprechend der Entwertung
wurde das Spendengeld damals auch fast alle sechs Tage eingesammelt, es wird
wohl trotzdem schon bis dahin meist entwertet gewesen sein. Diese
Riesenziffern gingen weiter bis, wieder von Arthur Augsburger
gespendet, am 10. November 1923 die ersten 25 Goldpfennige eingetragen sind.
Es folgt am 24. November Raphael Roeder mit 1 Goldmark; welch
erhebendes Gefühl war es doch, nach dem Milliardenwust wieder eine Goldmark
zu haben. Sie wurde aber auch gewertet, denn 10 und 20 Pfennige betrugen
damals manche zögernden Festmarkspenden. Erst anfangs 1924 werden dann die
50 Pfennig und 1 Mark die üblichen Spendenbeträge. Am 11. Oktober 1925 ist
zum letzten Mal die schwungvolle Handschrift in dem Spendenbuch zu finden,
damals, als Herr Geismar sich selbst mit einer Spende von 5 Mark eintrug zum
Abschied von Rottweil, damals, als er sein Haus an die Postverwaltung
verkauft hatte und zu seinen Söhnen nach Stuttgart zog.
Dann scheint das Buch zur Eintragung von Hand zu Hand gewandert zu sein.
Häufig findet man neben den gleichlinigen Schriftzügen von Raphael Roeder
die markante Schreibweise von Arthur Augsburger, einige Wochen hat
Oberlehrer Straßburger am Sonntag nach dem Gottesdienst die Spenden
eingetragen, dazwischen findet man die Handschrift von Nathan Fröhlich
und Louis Brandenburger; von April 1926 an habe dann ich die
Eintragungen übernommen und mit meinem Bruder WilhelmRothschild
zusammen bis Ende 1933 fast lückenlos durchgeführt. Erst von da ab hat es
mit meinem Synagogenbesuch aus bekannten Gründe ziemlich gehapert und
Hilfeleistung war recht oft nötig, die teils von Julius Steinharter,
teil von Arthur Augsburger geleistet wurde.
Wenn ich nochmals auf die Höhe der eingetragenen Spenden zurückkomme, dann
deshalb, um zu zeigen, wie sich auch hierin die wirtschaftlichen
Verhältnisse der Gemeindemitglieder widerspiegeln. Schon im im April 1921
findet man Einzelspenden von 18 und 15 Mark, an den Feiertagen die üblichen
Spenden von 4 und 5 Mark, an den Herbstfeiertagen stiegen sie dann auf 10
und 15 Mark respektive 2 oder 3 Mark für jede der 5 Chewras. Im April 1925
hat dann die Gemeinde die neue Mauer um den
Friedhof gebaut und damit beginnen die ausschließlichen Spenden zu
diesem Zweck. Bis Oktober 1925 waren schon 420 Mark gespendet, dann wurden
auch wieder Spenden für die anderen 5 Chewras zugelassen. Sehr häufig folgen
nun 1 und 2 Mark für jede Chewra. Man könnte noch weitergehen und bei den
verschiedenen Spenden von höheren Beträgen die freudigen und manchmal
traurigen Anlasse des religiösen Gedenkens der einzelnen Gemeindemitglieder
feststellen, wenn ganze Familien hintereinander zur Tora aufgerufen wurden
und mit ihren Spenden Gott den Dank für seine Güte oder ihre Ergebung in
seinen Willen bezeugen wollten. Dann langsam vom Jahr 1930 an werden die
großen Zahlen seltener und mit dem sich steigernden Existenzkampf schwindet
auch die Möglichkeit, großzügig Anderen helfen zu können. Jedoch muss gesagt
werden, dass die freiwillige Bereitschaft der hiesigen Gemeindemitglieder zu
ihren wöchentlichen Toraspenden umso mehr anzuerkennen ist, als sich der
Kreis, der an dem Gottesdienst teilnimmt und zur Tora aufgerufen wird, immer
mehr verkleinert hat und verkleinert.
Was nun die Verteilung der Spenden auf die verschiedenen Chewras betrifft,
so sind diese in der Hauptsache dem Gedenken der Toten und der Beihilfe zur
Erziehung unserer elternlosen Jugend gewidmet. Tover tov und Waisenhaus sind
die beiden Einrichtungen, denen die meisten Spenden zugedacht werden, dann
folgen das Landesasyl und die Gemilud chesed. Der Lehrerverein kommt meist
nur dann dran, wenn für alle Chewras gemeinsam geschnodert wird, und dass
der Synagogenbaufond in jetziger Zeit kaum mehr bedacht wird, ist
begreiflich.
Was das Buch vom Synagogen besuch selbst erzählt: Man kann sagen, dass doch
in der überwiegenden Mehrzahl der Gottesdienste Minjan gemacht werden
konnte. Schwierig war es meist in den Sommermonaten, die nötige Anzahl
Männer zusammenzubekommen, was mit den Urlauben und Badereisen begründet
werden muss. Im Jahre 1927 fehlen die Einträge vom 7. Juni bis zum 27.
August und Raphael Roeder war sich dieser langen Pause bewusst, denn er
überschreibt seinen ersten Eintrag dann wieder mit dem Leitwort 'Mit Gott
1927'. Der Grund der Pause lag damals in der Erneuerung der Synagoge und der
Anbringung der Gefallenen- und Kriegergedenktafel. Wie erinnern wir uns da
der festlich geschmückten Synagoge, Bezirksrabbiner Dr. Schweizer hielt die
Einweihungsansprache. Auch im Jahre 1932 war eine Pause vom 23. Juli bis 3.
September, wahrscheinlich hat Oberlehrer Straßburger damals seine Kur in
Bad Orb durchgeführt, ohne dass die
Gemeinde einen Stellvertreter anforderte.
Wenn ich nun zu den Namen komme, die in dem Buche von den Menschen
berichten, die in Rottweil in den letzten 14 Jahren gelebt oder besuchsweise
an unserm Gottesdienst teilgenommen haben, so möchte ich zuerst unsern
allverehrten Oberlehrer Straßburger nennen, der 37 Jahre lang Leid
und Freud mit unseren Gemeindemitgliedern geteilt hat. Er steht außer an den
Tagen, an denen er Jahrzeit hatte, hauptsächlich an den letzten Feiertagen
im Spendenbuch verzeichnet, wo ihm die Gemeindevorsteher stets die
Gelegenheit gaben, Gott durch seine Spende dafür zu danken, dass er ihm die
Kraft gab, seine anstrengende Tätigkeit als Vorbeter an den Feiertagen
durchzuführen. Vom April 1933 an ist er dann fast jeden Samstag mit einer
Spende verzeichnet, als er krankheitshalber seinen Lehrer- und
Vorbeterdienst jüngeren Kräften überlassen musste. Am 6. Oktober 1931 steht
sein Name zum letzten Mal im Buch, dann zog er zu seinen Kindern nach
Berlin.
Unwillkürlich kommt uns, wenn wir an das Vorbeten an den Feiertagen denken,
die ehrwürdige Gestalt unseres lieben Emanuel Rosenstiel vor die
Augen, seine roten Backen, seine stets freundliche Miene, seine
Zufriedenheit und seine Fröhlichkeit. Mit welcher Hingabe und welchem Eifer
trug er an Rosch haschono Neujahr) und Jom kippur seine schönen Melodien
vor, und wenn
er
am Jom kippur Ende den Deckel seiner goldenen Uhr aufspringen ließ, um
festzustellen, ob er nicht zu lange gebraucht hatte, zum Fenster
hinausschaute, ob auch schon der erste Stern am Himmel ist, und dann noch
mit geröteter Stirn und schmetternder Stimme zum letzten Jisgadal ansetzte,
da leuchtete die innere Befriedigung von seinem Antlitz, und im Bewusstsein
des vollbrachten Gottesdienstes im wahrsten Sinne des Wortes drehte er sich,
als er Herrn Straßburger seinen Platz zu den Schlussgebeten überlassen
hatte, zu der Damenseite hinüber, um ihre Zustimmung und ihren Dank durch
ihr Zuwinken entgegenzunehmen. Uns Jüngeren bleibt er an den Feiertagen auch
damit in Erinnerung, wie er beim Schofarblasen, das er lange Jahre ausübte,
bis ihm Josef Landauer diese anstrengende Tätigkeit abnahm, uns immer
davon abhielt, dem Schofarbläser zuzusehen und wie wir ihm den Zylinder
hinüberreichen durften, wenn er sich nach dem Vorbeten sein Käppchen abnahm
und sich zum Ende des Gottesdienstes fertig machte.
Ein Name fehlt wohl an kaum einem Samstag im Spendenbuch, der Name
Augsburger. Oft ist er zweifach vertreten, meist auch führend in den
Zahlen, allerdings auch bewusst in der Verteilung der Spenden auf die
verschiedenen Chewras, wobei das Waisenhaus berechtigterweise - eine
besondere Bevorzugung erfuhr. Die beiden Herren Arthur und Hermann
Augsburger waren es auch oft, die dadurch das Zustandekommen der Minjan
ermöglichten, dass sie regelmäßig ihre jungen Leute in die Synagoge
schickten, auch an Tagen, an denen es geschäftlich oft sicher sehr störend
war, oft auch, wenn es immer noch nicht reichen wollte, geschwind einen
Jungen ins Geschäft sandten, um die letzten Reserven herbeizuholen. Dass
Herr Arthur Augsburger nun beim hiesigen Gottesdienst fehlt, hinterlässt
eine empfindliche Lücke.
Schon auf der ersten Seite des Buches finde ich dann den Namen Ferdinand
Bermann. Damals, im Jahre 1923, war aus dem langjährigen Reisenden der
Firma Augsburger eben der Teilhaber des Textilhauses Bermann u. Wälder
geworden. Gerne gedenken wir seiner, der, innerlich und in seiner
Religionsausübung fromm, später in
Pforzheim zusammen mit seiner liebenswürdigen Frau eine Heimat fand und
dann doch im letzten Jahr unerwartet rasch in die ewige Heimat abberufen
wurde.
Am 23. April 1923 fand ich unter dem Namen Josef Landauer den seines
Schwagers Dreyfuß aus Basel, der
auch erst vor kurzem den Weg alles Irdischen gehen musste. Er schnoderte,
während die Andern 1.000 Mark spendeten, 3 X 10.000 Mark. Ja, die Schweizer
Franken waren damals Valuta!
Auf der gleichen Seite steht noch 'Max Blochert bezahlt 2 x 5.000 Mark'.
Seinem Wesen lag es nicht, an die Tora zu treten und öffentlich die Broche
zu sagen. Er blieb in seiner bescheidenen, ruhigen Art lieber im Hintergrund
und gab seine Spenden im Stillen. Nun hat auch er Rottweil den Rücken
gekehrt. Oko (Schneider) und Oko (Schuhmacher) trug Herr Roeder die
Namen von zwei Menschen ein, die in Rottweil eine Existenz und Heimat für
sich und ihre Familien gefunden hatten, die durch Fleiß und Tüchtigkeit zu
einem gewissen Wohlstand gekommen waren, die hier ihre Kinder zu gesunden,
geraden Menschen erzogen haben und deren Schicksal es dann doch war, als
erste von hier weiterzuwandern in das Land der Verheißung, wo sie eine neue,
hoffentlich nun endgültige Heimat gefunden haben.
Auf diesen Seiten findet sich auch immer wieder der Name Gustav Eppstein,
der, soweit es ihm möglich war, keinen Gottesdienst versäumte. Ihn riss eine
heimtückische Krankheit vorzeitig aus unserer Mitte, was seine Gattin später
veranlasste, mit ihren Töchtern ihren Wohnsitz in ihre frühere Heimat
Laupheim zurückzuverlegen.
Um diese Zeit finden sich auch die Namen der verschiedenen Mitglieder der
FamilieSchwarz öfters verzeichnet anlässlich des Todes der Frau
Ernestine Schwarz und ein Jahr später beim Tode von Samuel Schwarz. Auch
dieser Name ist aus Rottweil ganz verschwunden.
Am 14. Juni 1934 hat Simon Wälder -
Freiburg 10 Mark für Tover tov gespendet. Zwei Männer treten da vor
unser geistiges Auge. Der genannte Spender, der jahrelang Gemeindevorstand
war und als weltgewandter stets freundlicher Mensch in bester Erinnerung bei
allen steht, daneben sein Bruder Hugo, zurückhaltender, ruhiger in
seiner Art, jedoch nicht weniger herzlich und freundschaftlich seinen
Nebenmenschen gegenüber. Sie beide haben nur eine verhältnismäßig kurze
Zeit auf dieser Erde wandeln dürfen und fehlen nun schon lange, wenn die
übrigen Geschwister der Familie Wälder sich an besonderen Gedenktagen um
ihre greise Mutter scharen.
Einmal in jedem Jahr ist auch eine Spende von Rabbiner Dr. Schweizer
verzeichnet, meist im Sommer, wenn er die Gemeinde besuchte und seine
Predigt hielt. 'Frankl bei Wälder" finde ich dann eine Eintragung. Ein freundlicher,
bescheidener junger Mensch, in dem doch so viel Talent, Kraft und Wille saß.
Er hatte, nachdem viele Jahre lang der Dienst am Harmonium durch christliche
Lehrer versehen worden war, zur Freude der Gemeinde die musikalische
Begleitung der Gesänge an den Feiertagen übernommen und auch dem Rottweiler
jüdischen Jugendbund einen neuen Impuls und Auftrieb gegeben. Und — eines
Morgens fand man dieses hoffnungsvolle Leben ausgelöscht durch einen
plötzlichen Herzschlag. Max Bloch heißt es wieder auf einer anderen Seite. Als junger Mann
kam er vor dem Krieg hierher, erfüllte dann seine Pflicht dem Vaterland
gegenüber, kehrte nach Kriegsende auf seinen alten Posten zurück. Tüchtig,
fleißig und strebsam arbeitete er sich langsam zum Teilhaber an dem Betrieb,
für den er tätig war, hinauf und glaubte dann bei seiner Einheirat in ein
anderes seit 100 Jahren bestehendes Geschäft, auf dem Gipfel seines
Lebenswegs zu stehen. Das Schicksal bestimmte es anders, und er ist nun mit
seiner Frau und seinem Jungen weitergewandert nach Palästina, um ein von
Grund auf neues Leben zu beginnen.
Den Namen Brandenburger findet man in den letzten Jahren viel
häufiger als früher; nun ist einer von diesen beiden Brüder ein regelmäßiger
Besucher der Stuttgarter Gottesdienste geworden.
An den letzten Feiertagen werden meist die Jungen aufgerufen, da
finde ich an einem Tage zusammen: Sigi Landauer, Israel Oko, Gustav
Rothschild, David Oko, Albert Rothschild, Ludwig Oko, lauter
Jünglinge, die damals das 20. Lebensjahr noch nicht überschritten hatten.
Was ist wohl aus ihnen bei dem großen Umbruch unserer Zeiten geworden?
Siegfried Landauer hat seine Schritte nach Südafrika gelenkt, hat dort
als strebsamer, umsichtiger Kaufmann rasch den Weg nach vorwärts und
aufwärts gefunden und ermöglichte dann seinem Landsmann Willi
Brandenburger, mit ihm zusammen sich eine Existenz aufzubauen. Und nun
ist er daran, auch seinen Eltern den Weg in seine neue Heimat zu ebnen.
Letzteres war auch bei zwei der Brüder Oko der Fall, die, nachdem sie
in hiesigen jüdischen Geschäften eine gute Ausbildung mitgemacht hatten, mit
frischem Mut ins heilige Land zogen und die Grundlage schufen für die
spätere Einwanderung ihrer Eltern. Der dritte Bruder ist in einer
Organisationsleitung der Z.O.G. tätig und wird wohl in absehbarer Zeit seine
theoretische Tätigkeit für den Aufbau Palästinas in die
Praxis
umzusetzen suchen. Gustav Rothschild musste sein Medizinstudium in
Freiburg unterbrechen, als er zu keinem Examen mehr zugelassen wurde, aber
mit eiserner Energie und der ihm innewohnenden Tatkraft, setzte er seinen
einmal eingeschlagenen Lebensweg fort, ließ sich nach einigen Wochen
Sprachstudium auf der Universität in Genua einschreiben und ist bei den
Examina wieder einer der Besten, wie man es von ihm gewöhnt ist. Anders
wieder sein Bruder Albert Rothschild. Schon während seines Berliner
Aufenthalts mit der zionistischen Gedankenwelt vertraut geworden, ging
dieser bald nach dem Anbruch der neuen Zeit an seine Umschulung, bildete
sich auf einem Bauerngut zusammen mit seiner Braut als Landwirt aus und trat
dann in Tel Josef in eine Kwuza ein, wo er mit seiner Frau eine neue Heimat
und ein zufriedenes Leben gefunden hat.
Ja es sind viele Lebenswege, von denen Stationen im Buche der frommen
Spenden verzeichnet sind. Die sie gingen, gaben dem Leben unserer Gemeinde
Inhalt, sie alle nahmen von ihr für die Zukunft etwas mit. Wohin haben die
Wege wohl alle schon geführt und wohin werden sie wohl noch führen ?"
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer Zum Tod von Lehrer Salomon Königsbacher (1897) Anmerkung: Salomon Königsbacher ist am 19. September 1839 in
Talheim
geboren. Er studierte von 1858 bis 1860 am Lehrerseminar in Esslingen. Von 1860
bis zu seinem Tod 1897 war er als Lehrer in Rottweil tätig.
Seine Witwe Babette Königsbacher ist 1937 im Alter von 93 Jahren in Rottweil
gestorben (s.u.).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September
1897: "In Rottweil starb Lehrer Königsbacher. Derselbe
wirkte dort 30 Jahre und war nicht nur bei der israelitischen Gemeinde,
sondern in der ganzen Stadt sehr beliebt. Derselbe war Lehrer an der
höheren Töchterschule und an der Gewerbeschule, Ausschussmitglied des
Männergesangvereins und anderer Vereine."
Max Straßburger ist 30 Jahre Lehrer und Vorsänger in
Rottweil (1927) Anmerkung: Zur Person siehe Artikel unten von 1933.
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September
1927: "Rottweil. Am 19. September werden es 30 Jahre, dass
unser Lehrer und Vorsänger Max Straßburger in unserer Gemeinde wirkt. Als
Nachfolger eines Königsbacher war es ihm nicht leicht gewesen, seiner
Gemeinde auch das zu werden, was Königsbacher ihr gewesen, Leiter und
Seelsorger und Berater in allen Fragen. Aber schon nach kurzer Zeit hatte
Straßburger seine Gemeinde für sich gewonnen und er ist heute ganz mit ihr
verwachsen. Wenn die Gemeinde vor einigen Wochen das schöne Fest der
'Wiedereinweihung' ihrer Synagoge hat feiern können, so hat an all dieser
Arbeit gerade Straßburger einen großen Anteil. Er ist die im Stillen
wirkende Kraft, die in ihrer Bescheidenheit weniger Beachtung findet, die
aber überall da wirkt, wo es gilt, für die Gemeinde und ihre Angehörigen zu
sorgen. Im Verein mit seiner Gattin ist er den Kranken ein Helfer und
Tröster. Leider hat ein schweres Leiden ihm im letzten Jahr in seiner
Tätigkeit Schranken auferlegt. Hoffen wir, dass er bald wieder voll genese
und er noch lange Jahre seiner Gemeinde vorstehen und seinen Pflichten mit
derselben Liebe und Hingabe Nachkommen kann wie bisher."
Silberne Hochzeit von Lehrer Max Straßburger und
Fanny geb. Vierfelder (1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1929: "Rottweil. Vor kurzem
konnten Oberlehrer Max Straßburger und seine Ehefrau Fanny geb.
Vierfelder das Fest der Silbernen Hochzeit und zugleich die Verlobung
ihrer Tochter feiern. Am Vorabend brachte der Männergesangverein seinem
langjährigen Kassier und Sangesbruder ein Ständchen. Der Vereinsvorstand,
Stadtschultheiß Abrell, übermittelte anschließend den Jubilaren herzliche
Glückwünsche. Weite Kreise Rottweils nahmen Anteil an der Familienfeier, ein
Beweis der Wertschätzung, deren sich das Jubelpaar erfreuen darf. Namens der
Israelitischen Gemeinde feierte Rechtsanwalt Singer den Jubilar als
langjährigen Religionslehrer und Vorbeter und ernannte unter Überreichung
eines Geschenks ihn zum Ehrenmitglied der Israelitischen Gemeinde. Diese
Ehrung gilt gleichzeitig seiner Gattin, die allzeit in vorbildlicher Weise
sich der Armen und Kranken angenommen und durch ihre Gesangskunst zur
Verschönerung des Gottesdienstes beigetragen hat. Möge das Jubelpaar noch
viele Jahre ungetrübten Glücks erleben!"
60. Geburtstag von Religionsoberlehrer Max Straßburger
(1932)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni
1932: "Rottweil. Am 27. Mai feierte Religionsoberlehrer Max
Straßburger unter allgemeiner Anteilnahme seinen 60. Geburtstag. Seit 33
Jahren wirkt Straßburger nunmehr in vorbildlicher Treue als ein Mann des
Friedens in der Gemeinde, von allen verehrt und geliebt. Weit über den Kreis
der Gemeinde genießt er Achtung in allen Teilen der hiesigen Bürgerschaft.
Er ist als Lehrer, Vorbeter und und als Vertreter der Gemeinde gleich hoch
geschätzt. Straßburger hatte sich in seiner großen Bescheidenheit alle
Ehrungen verbeten. Aber die Liebe und Achtung seiner vielen hiesigen Freunde
kam doch an seinem Geburtstage in Spenden und Ehrungen zu schönem Ausdruck.
Der Wunsch, dass ihm noch eine lange, gesegnete Wirksamkeit in der hiesigen
Gemeinde vergönnt sein möge, ist hier allgemein. Max Straßburger ist am
26. Mai 1872 in Buttenhausen als
Sohn des in Württemberg nie vergessenen späteren
Buchauer Lehrers Baruch Straßburger
geboren. Nachdem er den Vorbereitungskurs in Buchau und die
Präparandenanstalt in Esslingen besucht, erhielt er am Esslinger Seminar
seine Lehrerausbildung. Von 1891—1896 wirkte er als Hilfslehrer im Esslinger
Waisenhaus und dann ungefähr ein Jahr als Stellvertreter in
Buchau. Am 19. Dezember 1897 wurde er
Amtsverweser in Rottweil, bis ihm am 1. April 1904 die dortige
Vorsängerstelle übertragen wurde, die er seitdem zu allgemeiner
Zufriedenheit bekleidet."
Die Postkarte wurde versandt am 6. Februar
1933 aus Randegg von Lehrer A. Weil an
Lehrer Straßburger in Rottweil. Bei A. Weil handelt es sich nach Samuel
Moos: "Geschichte der Juden im Hegaudorf Randegg" um Religionslehrer Arthur
Weil (geb. 1. Februar 1886 in Frankfurt a. M). Er war verheiratet mit
Zentilla geb. Jüdel (geb. 7. Oktober 1888 in
Pfungstadt). Beide emigrierten nach
England am 26.Oktober 1933.
Oberlehrer Max Straßburger wurde in den Ruhestand
versetzt (1933) Anmerkung: Max Straßburger ist am 26. Mai 1872 in
Buchau geboren als Sohn
des Lehrers Baruch Straßburger, der in Ernsbach,
Olnhausen,
Buttenhausen und
Buchau als Lehrer tätig war, und seiner Frau Fanny geb. Benedikt. Die Brüder von Max - Jesaja und Ferdinand -
wurden später württembergische Rabbiner. Max Straßburger studierte von 1888
bis 1891 im Lehrerseminar Esslingen. Er war nach Abschluss seiner Ausbildung
zweiter Lehrer am Israelitischen Waisenhaus "Wilhelmspflege" in
Esslingen, danach von 1896 bis 1897 ein Jahr als Stellvertreter seines Vaters in
Buchau. Von 1897 bis 1933 war er Lehrer in Rottweil. Er heiratete am 25. Juli
1904 in Buchau Fanny geb. Vierfelder aus Buchau (Kinder: Bella geb. 1905 und
Hermann geb. 1910). 1933 trat er in den Ruhestand und zog im Oktober 1934 nach
Berlin, wo er am 16. Januar 1938 gestorben ist. Er wurde im Weißensee-Friedhof
beigesetzt, Grab Nr. 97509. Seine Frau Fanny starb 1954 in Wilmington/USA.
vgl. Artikel im "Schwarzwälder Boten" vom 22. Januar 2016:
"Rottweil. In Berlin erinnert Grabstelle an jüdischen Oberlehrer..."
(Link
zum Artikel)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1933: "Rottweil. Nachdem
Oberlehrer Max Straßburger infolge eines Herzleidens seit einigen Monaten
dienstunfähig war, hat der Israelitische Oberrat ihn seinem Ansuchen
entsprechend mit sofortiger Wirkung unter Anerkennung seiner großen und
langjährigen Verdienste in den Ruhestand versetzt. Straßburger entstammt
einer alten Lehrerfamilie, in Württemberg. Sein Vater, Baruch Straßburger,
der sich durch die Herausgabe verschiedener Schulbücher einen bedeutenden
Namen in der Lehrerwelt gemacht hat, war Lehrer in verschiedenen
württembergischen Gemeinden. so in Ernsbach,
Olnhausen,
Buttenhausen und lange Zeit in
Buchau.
Der jetzt in den Ruhestand versetzte Max Straßburger ist in
Buttenhausen geboren und war nach
Ablegung der Lehrerprüfungen zuerst fünf Jahre am Israel. Waisenhaus in
Esslingen als Hilfslehrer angestellt, dann ein Jahr als Stellvertreter
seines Vaters in Buchau und seit 19. September 1897 ist er in Rottweil tätig
gewesen. Seine Brüder, Jesaja und Ferdinand, waren in verschiedenen
württembergischen Gemeinden Rabbiner.— So endigt mit der Zurruhesetzung
Straßburgers vorerst der Dienst einer Lehrerfamilie im Dienste der
Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Max Straßburger ist nicht
nur bei den jüdischen Gemeindegenossen beliebt gewesen, sondern er hat sich
durch sein bescheidenes und zielbewusstes Auftreten Achtung und Ansehen bei
der gesamten Bevölkerung Rottweils verschafft. Wenn dort ein so
einträgliches Einvernehmen zwischen den Konfessionen geherrscht hat. so war
es nicht zum wenigsten der Person Straßburgers zu verdanken.
Auf Veranlassung des Oberrats hat am letzten Samstag in Anwesenheit des
Rabbiners Dr. Schweizer - Horb ein
Abschiedsgottesdienst stattgefunden, bei welchem Rabbiner Dr. Schweizer der
Verdienste Straßburgers in ehrender Weise gedacht hat.
Oberlehrer Straßburger beabsichtigt seinen Ruhestand in Rottweil zu
verbringen: wir wünschen ihm volle Genesung und einen heiteren Lebensabend."
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1933:
Lehrer Max Straßburger zieht von Rottweil nach Berlin
(1934)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November
1934:
Zu Lehrer Manfred Bernheim Anmerkung: Lehrer Manfred Bernheim ist am 13. April 1917 in Bad Buchau
geboren als Sohn des Kaufmanns Julius Bernheim (1869-1942 im Ghetto
Theresienstadt) und seiner Frau Karolina geb. Weil (1877 in Randegg - ermordet
1942 in Treblinka). Er war 1933 bis 1934 Lehrer in Rottweil, 1938 noch Lehrer an
der 1936 gegründeten jüdischen Privatschule in Bad
Mergentheim. Er emigrierte 1939 in die USA und ließ sich unter dem Namen
Fred H. Bern in New York nieder. Er starb 1991.
Zu Lehrer Moritz Warscher Anmerkung: Lehrer Moritz Warscher ist am 22. Dezember 1902 in Krosno geboren
als Sohn des Kaufmanns Mendel Warscher und der Scheindel (Salomne) geb. Fussmann;
die Familie lebte seit 1910 in Stuttgart, wo Mendel Warscher am 4. März 1917
gestorben ist. Moritz Warscher kam mit seinen Brüdern Milan und Oskar in das
Waisenhaus "Wilhelmspflege" in Esslingen. Er studierte von 1920
bis 1925 am Lehrerseminar in Esslingen. Von 1932 bis 1934 war er als Lehrer in Schwäbisch
Gmünd tätig, danach in Buchau und Rottweil. Nach einem KZ-Aufenthalt
in Welzheim ist er nach Belgien emigriert, wurde dort Lehrer in einer
Flüchtlingssiedlung. 1940 ist er nach Frankreich deportiert, wo er erschossen
wurde.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1876: "Rottweil
am Neckar. Der hiesige Gemeinderat hat sich vor Monaten erdreistet, aus
eigener Machtvollkommenheit das Schächten zu verbieten, weil diese
Funktion eine Tierquälerei zu nennen sei gegenüber der neuerlich
erfundenen Bouterole. Das Kirchenvorsteheramt (gemeint: das Vorsteheramt
der jüdischen Gemeinde) und Rabbinat brachten die Sache vor das Oberamt
und die Kreisregierung in Reutlingen, welche ein Gutachten der
israelitischen Oberkirchenbehörde einverlangte. Mittlerweile hatte die
Presse der Residenz, insbesondere das 'Neue Tagblatt' in mehreren Artikeln
gegen die Schechita heftige Angriffe gemacht, deren angekündigte
Fortsetzung jedoch verstummte, als die 'Neue Bürgerzeitung' daselbst, Nr.
40 vom 19. Februar dieses Jahres, einen fulminanten Artikel von L. gegen
das 'Neue Tagblatt' brachte, der die Grundlosigkeit der Anklagen
überzeugend nachwies. Vorher schon kam im 'Neuen Tagblatt' selbst eine
Verteidigung der Schechita von W. (Man nennt allgemein Lehrer Löwenstein
in Heilbronn und Kirchenrat Dr. Wassermann in Stuttgart als die Verfasser
jener wirksamen Artikel). Auf das Gutachten der Oberkirchenbehörde, das
durch die genannte Nummer der 'Neuen Bürgerzeitung' belegt wurde, hat die
Königlich Württembergische Regierung für den Schwarzwaldkreis jenen
Beschluss des Gemeinderats aufgehoben. - Herr Dr. Engelbert in St. Gallen
möge diesen Fall und die Akten dazu benützen. Überhaupt bewährt sich
die Schlachtmaske, wie sie obligatorisch eingeführt ist, fast allerwärts
sehr schlecht, und fakultativ verschafft sie sich ohnehin keinen
Eingang."
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Juni 1876:
"Die 'Schächtangelegenheit' wurde in letzter Zeit auch in
Württemberg verhandelt. In politischen Blättern (Beobachter, Stuttgarter
Tageblatt) erhoben sich verschiedene Stimmen pro und contra. Der Magistrat
der Stadt Rottweil verbot mit Einführung der Schlachtmaske die
jüdisch-rituelle Schlachtmethode. Dieses Verbot wurde aber von der
Kreisregierung des Schwarzwaldkreises wieder aufgehoben."
Ergebnis der Wahlen zum Vorsteheramt - die Gemeinde
Rottweil wird eine selbständige jüdische Gemeinde (1924)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1924:
Ein Frauenverein wurde gegründet (1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1927:
Gründung eines jüdischen Jugendbundes (1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1927: "Rottweil a. N.
Hier hat sich ein jüdischer Jugendbund gegründet. Die Vorsitzende ist Frl.
Bella Straßburger. Der neugegründete Bund hat sich dem Landes- und
Reichsverband angeschlossen."
Vortragsabend des israelitischen Frauenvereins mit Else Bergmann aus Laupheim
(1928)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März
1928:
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Rechtsanwalt Rudolf Singer
aus Stuttgart (1928)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April
1928:
Einweihung einer (städtischen) Gefallenendenktafel mit jüdischer Beteiligung (1928)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitung des Central-Vereins) vom
24. August 1928: "Bei der Einweihung der Gefallenendenktafel für das
Reserve-Infanterieregiment 119 in Rottweil (Württemberg) legte Herr
Bankier Adler im Auftrage der israelitischen Gemeinde mit sinnigen Worten
einen Kranz an dem Heldendenkmal nieder."
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September
1928:
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Johanna Bach aus Mühringen
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1928:
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1928:
Vortragsabend des Jüdischen Jugendbundes mit Rabbiner Dr. Cohn aus Berlin
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1928:
Vortragsabend des israelitischen Frauenvereins mit Berta Geismar aus Konstanz
(1929)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März
1929:
Vortrag im Jüdischen Jugendbund mit Lehrer Gustav
Spier aus Haigerloch (1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Mai 1929:
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins
zu Simchas Thora mit Else Bergmann aus Laupheim (1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1929:
Gemeindeabend mit einem Referat von Rechtsanwalt Dr.
Gunzenhauser aus Stuttgart (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar 1930:
Vortragsveranstaltung des Israelitischen
Frauenvereins mit Frau Bachmann aus Heilbronn (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1930:
Gemeinsamer Ausflug der jüdischen Jugendvereine
Haigerloch und Rottweil (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Juli 1930:
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins
mit Dr. Hilde Sänger aus Stuttgart (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1931:
Ergebnisse der Neuwahlen zum Israelitischen
Kirchenvorsteheramt (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli 1931:
Treffen des Israelitischen Frauenvereins
(1932)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar
1932: "Rottweil. Der 10. Dezember vorigen Jahres vereinigte die
Mitglieder des Frauenvereins zu einem gemütlichen Beisammensein. Die
Vorsitzende, Frau Rechtsanwalt Singer, gedachte der leider so schnell
aus dem Leben geschiedenen Klara Röder.
Als Delegierte bei der Göppinger Tagung des Jüdischen Frauenbundes
übermittelte Frau Singer einen interessanten Bericht, der viele wertvolle
Anregungen enthielt. Die Mitglieder des Frauenvereins hoffen, recht bald
wieder einen solch gemütlichen Abend verbringen zu können."
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins
mit Hermann Straßburger (1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1932: "Rottweil. Am 17.
März fand im hiesigen Israelitischen Frauen verein eine Zusammenkunft
statt, zu der sich die Mitglieder und deren Angehörigen fast vollzählig
eingefunden hatten. Hermann Straßburger sprach über das Thema 'Enthüllte Talmudzitate'.
Nachdem die Vorsitzende in ihrer Begrüßung ihrer Freude Ausdruck gegeben
hatte, in dem Vortragenden den Sohn des Oberlehrers Straßburger begrüßen zu
dürfen, begann derselbe mit seinem Vortrag. Er brachte in interessanter
Weise Talmudzitate zur Kenntnis, anlehnend an das Buch von Dr. Guttmann. Er
zeigte, wie von antisemitischer Seite diese Aussprüche entstellt werden, wie
sie mit den Zeitverhältnissen zusammenhängen und wie sie erklärt werden
müssen. Der Redner ermahnte die Anwesenden, sich bei Anfeindungen zu wehren,
wozu aber das Wissen notwendig sei.
Nachdem die Vorsitzende und der Vorstand der Gemeinde. Rechtsanwalt Singer,
ihren Dank ausgesprochen hatten, setzte eine lebhafte Diskussion ein, an
welcher sich stud. jur. Wolf und L. Burkhardt beteiligten.
Es war ein sehr anregender Abend, und es ist zu wünschen, dass öfters
derartige Themen zur Aussprache kommen."
Vortragsabend des Israelitischen Frauenvereins mit Referat über die
Hauptversammlung des Jüdischen Frauenbundes (1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1932: "Rottweil. Ein
schöner und gemütlicher Abend vereinigte vor kurzem die Mitglieder des
hiesigen Frauenvereins. Die Vorsitzende, Frau Singer, berichtete in
eingehender Weise über die vor kurzem in Stuttgart stattgefundene
Hauptversammlung des Landesverbandes Württemberg des Jüdischen Frauenbunds.
Die Ausführungen der Referentin vermittelten einen vorzüglichen Überblick
über die jüdische Frauenarbeit des letzten Jahres."
Antijüdische Maßnahmen (1933)
Artikel
in der "Jüdischen Rundschau" vom 8. August 1933:
"Polizeiliche Geschäftsschließung. In Rottweil am Neckar wurde das
jüdische Schuhgeschäft Oko polizeilich geschlossen und der Inhaber in
Schutzhaft genommen, nachdem eine große Menschenmenge vor dem Geschäft
wegen des Verkaufs billiger als 'Ramschware' bezeichneter Schule eine
Protest-Demonstration veranstaltet hatte."
Gemeinsamer Ausflug der Jüdischen Jugendbünde
Pforzheim, Rottweil und Stuttgart (1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1931: "Stuttgart. Auf
Veranlassung des Pforzheimer jüdischen Jugendbundes trafen sich die
Jugendbünde Pforzheim, Rottweil und Stuttgart am Sonntag, den 12.
April, in Calw, um eine gemeinsame Fahrt nach dem Zavelstein-Teinach und
zurück nach Calw und Kloster Hirsau zu machen. Die Beteiligung an dieser
Trefffahrt war recht gut.
Wenn es eine Möglichkeit gibt, dem Geist der Zusammengehörigkeit und
nicht zuletzt den Anstrengungen des Alltages gerecht zu werden, so sind es
diese Treff- und Wanderfahrten der jüdischen Jugendbünde.
Abgesehen von der gesunden, herrlichen Wanderungen, wurde der Tag mit
Diskussionen über alle leid über allerlei Tagesfragen, mit Fußball- und
Handballspielen usw. ausgefüllt. Es wurde auch der Vorschlag gemacht, bei
derartigen Trefffahrten jeweils in einer ein- bis anderthalbstündigen
Arbeitsgemeinschaft ein vorher bestimmtes Thema zu behandeln, um dann die
Meinungen der verschiedenen Teilnehmer in einer Diskussion zu hören.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass der Tag ein voller Erfolg war.
Allseits wurde der Wunsch geäußert, recht bald wieder so schöne und
vergnügte Stunden zusammen zu verbringen. S. W."
Chanukkafeier der Gemeinde (1934)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar
1934:
Generalversammlung der Wohltätigkeits-Vereins "Tover-Tov"
und "Gemiluth-Chesed" (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1934: "Rottweil. Am 22.
April fanden die Generalversammlungen der beiden Wohltätigkeits-Vereine 'Tover-Tov'
und 'Gemiluth-Chesed' statt. Der Vorstand. Wilhelm Wälder,
gab einleitend den Jahresbericht und stellte fest, dass die Mitgliederzahl
je um vier abgenommen habe. Der Kassenbericht brachte zum Ausdruck, dass
seit Bestehen der Vereine die Kasse nie in dem Maße in Anspruch genommen
werden musste, wie in diesem Jahre. Den Herren Rothschild wurde für
die unentgeltliche Drucklegung der Statuten der Dank der Vereine
ausgesprochen. Die Anträge von Rechtsanwalt Singer,
Unterstützungsgesuche betreffend, wurden einstimmig angenommen. Zum Schluss
ermahnte der Vorstand noch die Mitglieder, die Vereine durch Spenden zu
unterstützen."
Versammlung des Israelitischen Frauenvereins
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1934:
Neuhebräischkurs mit Lehrer Warscher -
Purimveranstaltung für die Kinder - Gründung eines Kinderchores (1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1935:
Chanukkafeier der Gemeinde mit Lehrer Warscher
(1936)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar 1936:
Vortragsveranstaltung des Israelitischen Frauenvereins
mit Lehrer Warscher (1936)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Februar
1936:
Lehrer Bernheim wechselt nach Braunsbach
(1937)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1937: "Braunsbach.
Am 1. Oktober verließ der bisherige Lehrer Simon Berlinger die
Gemeinde Braunsbach. Das Vorsteheramt wünschte ihm das Beste für die
Zukunft. Zur Abschiedsfeier fanden sich auch Mitglieder der Nachbargemeinde
Hall ein, wo Lehrer Berlinger ebenfalls
tätig war. Sein Nachfolger ist Lehrer Manfred Bernheim, der bisher in
der Gemeinde Rottweil und an der Jüdischen Schule in Stuttgart
wirkte."
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 13. November 1902: "Stuttgart, 4. November (1902) ...
Verflossenen Sabbat starb hier im 62. Lebensjahr in Folge einer Operation
im Marienspital Kaufmann Leopold Wälder aus Rottweil und wurde
heute in seiner Vaterstadt unter zahlreichem Geleite beerdigt. Derselbe
hat durch Reellität im Geschäfte sein Geschäft zu großer Blüte
gebracht und allseits große Wohltätigkeit geübt, weshalb er in großer
Achtung stand und auch vor einigen Jahren an die Spitze der jüdischen
Gemeindeverwaltung berufen wurde."
Zum Tod des im Lazarett gestorbenen Erich Wolf
(1916)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1916:
"Rottweil, 14. April (1916). Unter militärischen Ehren wurde vor
kurzem ein Sohn unserer Stadt, der seinen im Kampf fürs Vaterland
erlittenen schweren Wunden im Lazarett erlegen ist, auf dem Kriegsfriedhof
zur letzten Ruhe bestattet: der 21jährige Musketier Erich Wolf vom
Infanterieregiment 117, Sohn des Herrn Jos. Em. Wolf, hier. Dem Sarge
voraus schritten nach der Stadtkapelle ein Kommando der hiesigen Landsturmkompanie,
das am Trauerhaus und am Grabe dem verstorbenen Krieger die militärischen
Ehren erwies, und der Militärverein mit umflorter Fahne. Nach dem
Leichenwagen, zu dessen Seiten Mitglieder der hiesigen Sanitätskolonne
schritten, folgten die Leidtragenden, Offiziere der hiesigen Garnison und
Verwundete der hiesigen Lazarette mit reichen Blumenspenden. Nach den
ergreifenden Worten des Herrn Lehrer Strausberger gab unter Niederlegung
eines Kranzes namens des Militärvereins Herr Prof. Geiger in packender
Weise der Anteilnahme und dem Dank desselben für das auf dem Altar des
Vaterlandes gebrachte Opfer Ausdruck. Von den Verwundeten wurde das Grab
des Kameraden mit zahlreichen Blumenspenden geschmückt. Der unausgesetzt
hörbare dumpfe Kanondonner vom Kriegsschauplatz im Westen herüber
erhöhte das Ergreifende der Feier am Grabe des jungen
Kriegers."
Goldene Hochzeit von Emanuel und Lina Rosenstiel (1922)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 30. März 1922: "Rottweil. Emanuel Rosenstiel und
seine Gemahlin Lina feierten ihre goldene Hochzeit. Der
Jubilar versieht seit 45 Jahren das Amt des Hilfsvorbeters an den hohen
Feiertagen und war bis vor wenigen Jahren auch noch Baal tokea".
83. Geburtstag von Babette Königsbacher, Witwe des Lehrers Königsbacher sowie
55. Hochzeitstag des Ehepaares E. Rosenstiel
(1927)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar
1927:
Bankier Julius Adler - stellvertretender Kommandant der
Feuerwehr - wird ausgezeichnet (1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni 1927:
Zum Tod von Fabrikant Raphael Röder (1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1929:
Bankier Julius Adler wird als Gemeindevorsteher
wiedergewählt, Kaufmann Wilhelm Wälder wird Mitglied des Vorsteheramts
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Januar
1930:
80. Geburtstag von Jette Wälder (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1930:
Zum Tod von Adolf Frankl, Vorsitzender des Jüdischen
Jugendbundes Rottweil (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. November 1930: "Rottweil. Am 26.
September verstarb an einem Herzschlag Adolf Frankl, der sich als
Vorsitzender des 'Jüdischen Jugendbunds Rottweil' große Verdienste erworben
hat. Seine Freunde veröffentlichen im 'Jugendbund' (siehe unten)
einen warmherzigen Nachruf, den wir nachstehend im Auszug veröffentlichen.
Ausgezeichnet durch seltene Begabung, großen Pflichteifer und
außergewöhnliche Herzensgüte, versah er das Amt des Vorsitzenden mit bestem
Erfolg, so dass unter seiner Führung unsere kleine Gruppe zu einem schönen
Gemeinwesen gedieh. Zuerst die Heimabende, später die Wanderungen waren uns
immer eine Erholung vom Alltag, denn die hohen geistigen Fähigkeiten und der
unverwüstliche Humor unseres Führers ließen uns jede Stunde des
Zusammenseins mit ihm zu einem wahren Genuss werden. Der Schlag traf uns um
so härter, als Adolf Frankl noch tags zuvor mit uns allen zusammen war, ja
noch am Abend vor seinem Ableben im Bekanntenkreis musizierte, und das
schreckliche Ereignis so vollständig unerwartet kam. Seine fassungslosen
Eltern eilten von Berlin aus an seine Bahre."
Anzeige
/ Nachruf in der Zeitschrift "Der Jugendbund" vom Oktober 1930: "Nachruf!
In der Nacht vom Donnerstag, dem 25., auf Freitag, den 26. September, ist
unser treuer Führer und allverehrter Vorstand Adolf FrankI an einem
Herzschlag plötzlich verschieden. Vor 25 Jahren in
Innsbruck geboren, war er seit dem 1.
Mai 1928 hier als Kaufmann tätig und wirkte seit dieser Zeit in der
Ortsgruppe Rottweil des J.J.B. (Jüdischen Jugendbundes) mit. Nach
zweijähriger Mitgliedschaft wurde er zum Vorsitzenden der Ortsgruppe
gewählt. Ausgezeichnet durch seltene Begabung, großen Pflichteifer und
außergewöhnliche Herzensgüte, versah er das Amt des Vorsitzenden mit bestem
Erfolg, so dass unter seiner Führung unsere kleine Gruppe zu einem schönen
Gemeinwesen gedieh. Zuerst die Heimabende, später die Wanderungen waren uns
immer eine Erholung vom Alltag, denn die hohen geistigen Fähigkeiten und der
unverwüstliche Humor unseres Führers ließen uns jede Stunde des
Zusammenseins mit ihm zu einem wahren Genuss werden. Der Schlag traf uns um
so härter, als Adolf Frankl noch tags zuvor mit uns allen zusammen war, ja
noch am Abend vor seinem Ableben im Bekanntenkreis musizierte, und das
schreckliche Ereignis so vollständig unerwartet kam. Seine fassungslosen
Eltern eilten von Berlin aus an seine Bahre.
Adolf Frankls plötzlicher Tod bedeutet für uns einen unersetzlichen Verlust,
und wir werden sicher nie wieder einen solch hervorragenden Menschen wie ihn
als Führer bekommen. Wir bitten alle Freunde und Bekannte, dem Verblichenen
ein ehrendes Andenken zu bewahren, wie auch wir ihn niemals werden vergessen
können.
Jüdischer Jugendbund Rottweil. Rottweil, den 26. September 1930."
80. Geburtstag von Lina Rosenstiel geb. Degginger
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1931:
Diamantene Hochzeit von Kaufmann Emanuel Rosenstiel und
Lina geb. Degginger (1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1932:
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April
1932: "Rottweil. Anlässlich des 60-jährigen Ehejubiläums des
Kaufmanns Emanuel Rosenstiel und seiner Frau Lina geh. Degginger
fand um Samstag, den 19. März, vormittags in der festlich geschmückten
Synagoge eine im Sinne des Jubelpaares bescheiden gehaltene Feier statt.
Oberlehrer Straßburger gedachte in zu Herzen gehenden, von Gesängen
umrahmten Worten der Bedeutung des Tages und erflehte den Segen Gottes für
das ehrwürdige Paar.
Am Festtage selbst, am 22. März, den das Jubelpaar im Kreise von
Geschwistern, Kindern, Enkeln, Urenkeln, Verwandten und Freunden feiern
durfte, überbrachte Rechtsanwalt Singer im Namen der jüdischen Gemeinde die
herzlichsten Glückwünsche und dankte dem Jubilar für seine frühere Tätigkeit
als Gemeinderechner und für seine bereits 60-jährigen Hilfsvorbeterdienste
an den hohen Feiertagen: er überreichte im Namen der Gemeinde ein schönes
Geschenk. Bürgermeister AbreII übermittelte die besten Wünsche der
Stadtgemeinde Rottweil und überreichte ein Geldgeschenk. Hierauf brachte
Oberlehrer Straßburger ein Schreiben des Herrn Staatspräsidenten Bolz
zur Verlesung, der das Jubelpaar durch Übersendung eines Gedenkblattes
ehrte. Der Israelitische Oberrat ließ durch Oberlehrer Straßburger
zugleich mit einem überaus herzlich gehaltenen Glückwunschschreiben einen
mit Widmung versehenen goldenen Becher überreichen. Mit einem sinnigen
Geschenk brachte Frau Rechtsanwalt Singer im Auftrag des Israelitischen
Frauenvereins die besten Wünsche zum Ausdruck. Herr Reichspräsident von
Hindenburg ehrte die Hochbetagten durch ein herzlich gehaltenes
Brieftelegramm. Mögen sich alle dem Jubelpaare entgegengebrachten Wünsche
erfüllen!"
Zehnjähriges Bestehen des Textilhauses Bermann &
Wälder (1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April 1932: "Rottweil a. N. Am 20.
März konnte die Firma Textilhaus Bermann & Wälder, Alleininhaber
Wilhelm Wälder, auf ein zehnjähriges Bestehen zurückblicken."
Josef Landauer und Wilhelm Wälder wurden als Gemeindevorsteher wiedergewählt
(1932)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember
1935:
80. Geburtstag von Esther Rothschild, Witwe des Buchdruckereibesitzers und
Zeitungsverlegers Moritz Rothschild
(1933)
Artikel
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juni
1933:
90. Geburtstag von Babette Königsbacher, Witwe von
Lehrer Königsbacher (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1934:
Ende der "Schwarzwälder Bürger-Zeitung"
nach 80 Jahren Herausgabe durch die Familie Rothschild (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1934:
Hundertjähriges Bestehen der Firma Gabriel Degginger,
Manufakturwaren und Konfektion (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September 1934: "Rottweil. Mit
Befriedigung und Stolz kann die Firma Gabriel Degginger, Manufakturwaren und
Konfektion, in diesem Jahre auf ihr hundertjähriges Bestehen zurückblicken.
Aus kleinen Anfängen hat sie sich durch Fleiß und streng solide
Geschäftsführung ihrer Inhaber zu einem bedeutenden Geschäft in hiesiger
Stadt entwickelt. In der Herrenkonfektion nimmt die Firma sogar eine
führende Stellung ein. Die Inhaber Max und Louis Brandenburger, sowie des
letzteren Sohn Gustav, genießen das volle Vertrauen der Käuferschaft. Sie
sind nicht nur in hiesiger Stadt, sondern in weitem Umkreis beliebt und
angesehen. Möge die Firma Degginger auch in Zukunft blühen und gedeihen!"
Dazu eingestellt:
Geschäftspostkarte
Gabriel Degginger (aus der Sammlung
von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Die
Geschäftspostkarte von "Gabriel Degginger, Herren- und Damen-Konfektion,
Aussteuer- und Manufakturwaren" in Rottweil a.N. wurde am 1. Dezember
1927 von Rottweil nach Spaichingen versandt. Das Geschäft Gabriel Degginger
bestand seit 1834 und war in der in der Hochbrücktorstraße 4. Inhaber des
Manufaktur- und Herrenkleidergeschäft waren 1934 (siehe oben) Max und
Louis Brandenburger.
Die Firma Isidor Augsburger geht in nichtjüdischen
Besitz über (1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1934:
Silberne Hochzeit von Wilhelm Rothschild und Lisbeth
geb. Edelstein (1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1935:
Zum Tod von Babette Königsbacher, Witwe des früheren
Lehrers Salomon Königsbacher (1937)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1937: "Rottweil. Hier wurde die
älteste Frau der jüdischen Gemeinde sowie der Stadt Rottweil, Frau
Babette Königsbacher, Witwe des langjährigen hiesigen Lehrers Salomon
Königsbacher, am 30. Mai zu Grabe getragen. Sie erreichte das seltene Alter
von über 93 Jahren und erfreute sich bis kurz vor ihrem Heimgang geistiger
und körperlicher Rüstigkeit. Die Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof wurde
von unserem LehrerManfred Bernheim vorgenommen, der in seiner
Trauerrede die Vorzüge und ausgezeichneten Eigenschaften der Verschiedenen
als jüdische Frau, als Mutter und Mittelpunkt ihrer Familie und als
Lehrersfrau herausstellte. Die ganze Gemeinde nahm an der Beerdigung teil."
Esther Rothschild, Witwe des Zeitungsverlegers Moritz
Rothschild feiert ihren 85. Geburtstag und zieht nach
Cannstatt (1938)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1938: "Bad
Cannstatt. Am 22. Mai darf Frau Esther Rothschild in
beglückender körperlicher und geistiger Frische ihren 85. Geburtstag feiern.
Die Jubilarin zog vor kurzem von ihrer Heimatstadt Rottweil nach
Bad Cannstatt. Sie ist der wahre
patriarchalische Mittelpunkt einer großen Familie, die mit Innigkeit an
dieser echten jüdischen Frau hängt. Wer jemals Frau Esther Rothschild kennen
lernte, der ging von ihr mit dem Bewusstsein, dass diese Begegnung für ihn
eine innere Bereicherung bedeutete. Die Jubilarin ist die Witwe des
verstorbenen Buchdruckereibesitzers und Zeitungsverlegers Moritz
Rothschild. In trefflicher Weise erzog sie ihre sieben Kinder — fünf
Söhne und zwei Töchter — und unterstützte ihren Gatten dabei noch bei der
Herausgabe der von ihm verlegten 'Schwarzwälder Bürgerzeitung'. Vier ihrer
Söhne zogen in den Weltkrieg, drei wurden Offiziere, einer blieb vor dem
Feinde. Noch heute bringt sie allen Tagesereignissen regestes Interesse
entgegen; in echt jüdischer Mütterlichkeit umsorgt sie ihre Familie, und
ihre tiefe Religiosität lässt sie auch die Prüfungen dieser Tage standhaft
ertragen. So vereinen wir uns heute mit ihren vielen Freunden und Bekannten,
und wünschen der würdigen Greisin auch weiter einen gesegneten Lebensabend,
zu ihrer Freude und zur Freude aller, die sie verehren."
Über Ernst Iros (1885-1953)
Ernst Iros (Pseudonym für als Julius Rosenstiel; 1885 Rottweil
– 1953), Schriftsteller und Filmpionier (Autor des Buches "Wesen und
Dramaturgie des Films"). An seinem Geburtshaus in der Hochbrücktorstr. 12
erinnert eine Gedenktafel.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900:
"Für
eine Waise, aus guter Familie, die nähen, bügeln und etwas kochen kann,
wird Stellung als
Stütze der Hausfrau in besserem Hause gesucht.
Familiäre Behandlung wird hohem Lohne vorgezogen. Näheres durch Arthur
Augsburger, Rottweil a.N."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 22. April 1903: "Stutze.
Für ein geb. Mädchen, 22 Jahre alt, das schon in ähnlicher Stellung
war, suche ich Stelle als Stütze der Hausfrau oder zur selbstständigen
Leitung eines kleinen Haushalts. Gefällige Offerten an
Arthur Augsburger, Rottweil."
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 18. April 1904: "Für ein geb. Fräulein, aus guter Familie, 23
Jahre alt, suche ich Stellung als Stütze, Gesellschafterin oder
ähnlich.
Gefällige Offerten an Arthur Augsburger, Rottweil am
Neckar."
Anzeige der Herrenkleiderfabrik A. Rosenthal (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. Juli 1903: "Ein junger Mann, mit guten Schulkenntnissen,
aus guter Familie, kann sofort oder später als
Lehrling
unter günstigen Bedingungen bei mir eintreten.
A. Rosenthal, Herrenkleiderfabrik, Rottweil am
Neckar."
Anzeigen der Buchdruckerei M. Rothschild (1934 / 1935 /
1937)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1934:
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1935:
Anzeige
in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs"
vom 16. Mai 1937: "Welches ist wohl das wichtigste Stück Papier im
Geschäftsleben?
Zweifellos die Rechnung 1
Kluge Kaufleute wissen das und betrachten die Rechnung nicht nur als
Mitteilung über Preis und Lieferungsbedingungen, sondern schlechthin: als
Repräsentant ihres Unternehmens.
Bedenken Sie, mit wie viel Anstrengung und Kostenaufwand Sie Ihren Kunden
gewonnen haben, ehe er Ihnen seinen Auftrag erteilte.
Soll nun die 'billige' Rechnung die Geschäftsanbahnung beschließen?
Nein! Gerade die Rechnung soll durch sauberen Buchdruck und gutes Papier der
weiteren Geschäftsverbindung dienlich sein.
Verlangen Sie Muster dafür von M. Rothschild, Buchdruckerei Rottweil am Neckar
Fernruf: Stuttgart 23002, Rottweil 207."
Verlobungsanzeige von Hannele Landauer und Hans
Heilbronner (1935)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Oktober 1935: "Wir haben uns verlobt!
Hannele Landauer - Hans
Heilbronner. September 1935. Rottweil/Württemberg - München,
Schwanthalerstr. 69 II. Empfang: 5. und 6. Oktober 1935."
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1935:
Todesanzeige für Hedwig Steinharter geb. Preßburger
(1937)
Anzeige
im "Jüdischen Gemeindeblatt für die Israelitischen Gemeinden Württembergs"
vom 1. August 1937: "Todes-Anzeige
Hiermit machen wir die traurige Mitteilung, dass unsere innigstgeliebte
treusorgende Gattin, Mutter, Tochter, Schwiegertochter und Schwägerin
Hedwig Steinharter geb. Preßburger
nach kurzer Krankheit unerwartet verschieden ist.
In tiefer Trauer: Julius Steinharter und Tochter Anneliese Rottweil, den 11. Juli 1937"
Postkarte
des Textilhauses Bermann & Wälder
in Rottweil an Rubin Schwarz in Horb (1923) (aus der Sammlung von Peter Karl
Müller, Kirchheim/Ries)
Die Postkarte geschäftlicher Art wurde
versandt vom Textilhaus Bermann & Wälder, Webwarengroßhandlung, Rottweil
a. N. an Rubin Schwarz in Horb a. N. am 25. September1923.
Am 20. März 1932 feierte das Textilhaus Bermann & Wälder sein 10 jähriges
Jubiläum - Zehnjähriges Bestehen des Textilhauses Bermann & Wälder (1932).
Leopold Wälder wurde am 22. September 1840 als Sohn von Simon Wälder
und Karoline geb. Rosenheimer in Rexingen
geboren. Er war verheiratet mit Jette geb. Nathan (geb. 13. Februar 1850 in
Laupheim). Das Paar hatte zwei Kinder:
Hedwig (verheiratete Oppenheimer, geb. 4. Dezember 1872, umgekommen 11.
Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt) und Emma (verheiratete Oppenheimer,
geb. 27. September 1878 in Rottweil). Leopold Wälder starb im 62. Lebensjahr
an den Folgen einer Operation im Stuttgarter Marienhospital. Einige Jahre
vor seinem Ableben wurde er in die Spitze der Gemeindeverwaltung berufen.
Jette Wälder feierte 1930 noch ihren Geburtstag in geistiger und
körperlicher Frische. Ferdinand Bermann war verheiratet mit Irma geb. Schwarz (geb.
10. Januar 1900 in Horb als Tochter von
Rubin Schwarz und Melanie geb. Kurz von
Gailingen). Melanie Schwarz wurde am 22. August 1942 von Stuttgart in
das Ghetto Theresienstadt deportiert. Am 16. Mai 1944 erfolgte der
Weitertransport nach Auschwitz. Melanie Schwarz wurde für tot erklärt. Rubin Schwarz wurde am 2. Mai 1856 in
Rexingen geboren und ist am 20. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt
umgekommen.
Quellen: vgl. oben: Zum Tod von Kaufmann Leopold Wälder (1902) und Zum 80.
Geburtstag von Jette Wälder (1930).
https://www.geni.com/people/Leopold-W%C3%A4lder/6000000015120302067
https://www.geni.com/people/Irma-Kurz-Bermann/6000000019719534909?through=6000000019720588166
https://www.geni.com/people/Rubin-Schwarz/6000000031547348860?through=6000000028520343144
http://www.rottweil.net/frame/Themen/2004/Februar2004/Werbung1928/BermannWaelder/frame.php
Das mittelalterliche Wohngebiet konzentrierte sich auf den 1315 erstmals genannten "Judenort" (später St.-Lorenz-Ort genannt) bzw. die "Judengasse" (heutige Lorenzgasse). Unklar sind die Standorte der Einrichtungen, vor allem der Synagoge ("Judenschule"), eines rituellen Bades und eines Friedhofes (falls vorhanden).
Die im 19. Jahrhundert entstehende jüdische Gemeinde konnte ihre Gottesdienste zunächst in dem Haus des 1806 nach Rottweil zugezogenen Moses Katz feiern. Dieser hatte im dritten Stock seines Hauses einen beheizten Raum als Synagoge eingerichtet. Zunächst war der Frauenbereich vermutlich im selben Raum untergebracht, jedoch von demjenigen der Männer durch eine Abschirmung getrennt. In den ersten Jahren wurden umherziehende Juden gebeten, über Schabbat in Rottweil zu bleiben, damit man für den Gottesdienst die erforderliche Zahl von zehn Männern hatte. Nach einiger Zeit wollten die in Rottweil zugezogenen Juden ein eigenes Synagogengebäude besitzen und ersuchten den König um die Erlaubnis, die Kirche zu kaufen, die dem Johanniterkloster gehörte. Das Finanzministerium wies diese Bitte ohne Begründung zurück. Er war damals wohl noch nicht vorstellbar, dass eine Kirche zu einer Synagoge umgebaut würde. So blieb der Betsaal im Haus von Moses Katz (Obere Hauptstraße 29). 1815 erwarb Moses Katz auch das Nachbarhaus. Im dritten Stock dieses Gebäudes wurde ein neuer beheizbarer Raum zur "Weiberschul" oder "Frauenschul" neben der bestehenden Synagoge eingerichtet. Moses Katz besaß das Eigentumsrecht auf die Torarollen und alle übrigen Einrichtungsgegenstände.
1823 erwarb Abraham Bernheim aus der Konkursmasse von Mose Katz die Torarolle samt dem Toraschrein mit allen vorhandenen Vorhängen, den Toramänteln, den Vorlesetisch und die Pulte samt den Tisch- und Pultdecken sowie zwei Messingkerzenständer für zusammen 53 Gulden 20 Kreuzer. Er übergab dies der jüdischen Gemeinde, damit sie künftig Eigentümerin all dessen war, was zum Betsaal gehörte. Die Gemeinde verpflichtete sich, den von Bernheim ausgelegten Betrag an ihn zurückzuzahlen. Im März 1822 wurde festgelegt, dass es keine Vorrechte mehr für einzelne Personen geben sollte, auch nicht, wenn diese den Betsaal in ihrem Haus der Gemeinde zur Verfügung stellen würden.
1822 wurde für die Gottesdienste ein Raum in dem Abraham Bernheim gehörenden Gasthaus "Becher" (bzw. "Zum Goldenen Becher"; Hochbrücktorstraße /Ecke Kameralamtsgasse) gemietet.
1849 verlegte man den Betsaal in einen Raum in das Gasthaus "Krone" Hochbrücktorstraße 16), das im Besitz der Familie Degginger war.
Auf Dauer wollte man jedoch nicht in gemieteten Räumen Gottesdienst feiern. 1857 legte Isaak Petersburger zum Andenken an seine Frau Franziska geb. Degginger mit 25 Gulden den Grundstock für eine neue Synagoge in Rottweil. Im folgenden Jahr konnte für 80 Gulden eine neue Torarolle und ein neuer Toraschrein angeschafft werden.
1861 erwarb der Synagogenbauverein in der Cameralamtsgasse 6 ein Grundstück mit einem Gebäude, das noch im selben Jahr für gottesdienstliche Zwecke umgebaut wurde. Im Erdgeschoss dieses Gebäudes richtete man ein Betsaal ein. Der Synagogenbauverein vermietete zunächst auf drei Jahre (1861-64) das Gebäude an die jüdische Gemeinde. Die Plätze in der Synagoge wurden durch das Los verteilt; erst 1865 sind sie als erbliches Eigentum versteigert worden. 1865 übernahm die jüdische Gemeinde das Gebäude für 3.235 Gulden. Damals wollte die Rottweiler Gemeinde zugleich selbständig werden. Doch blieben die Bemühungen erfolglos, aus dem Status einer Filialgemeinde zu Mühringen herauszukommen. Einige Einrichtungsgegenstände wurden durch Stiftungen erneuert. So kam von Familie Leopold Wälder 1879 eine blaue Decke für das Vorlesepult und 1888 eine neue Torarolle, von Familie Bernheim 1879 ein neues "ewiges Licht", von Familie Bikard einige Jahre später ein neuer Vorhang für den Toraschrein Im September 1882 wurde ein Harmonium angeschafft. 1894 wurde das elektrische Licht eingeführt, das einen Aufwand von 208 Mark erforderte. 1903 beschloss die Gemeinde, die Synagogenplätze zu vermieten. 1909 erhielt die Synagoge eine neue Heizung.
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es Überlegungen, eine neue Synagoge in Rottweil zu erbauen. Eine Spende von Ehepaar Wolf von 500 Mark im November 1919 sollte als Grundstück zu einem Synagogen-Neubaufond verwendet werden. Louis Reichenbach aus St. Gallen stiftete zum gleichen Fonds 5.000 Mark. Vermutlich sind diese Beträge jedoch durch die Inflation verloren gegangen. Am 12. März 1921 wurden zwei Gedenktafeln mit den Namen der im Ersten Weltkrieg Beteiligten und Gefallenen Männer eingeweiht. Bezirksrabbiner Dr. Abraham Schweizer hielt die Weiherede.
1922 wurde das gesamte Synagogengebäude und im Sommer 1927 der Betsaal gründlich renoviert. Bei der Feier der
Wiedereinweihung am 27. August 1927 nahmen zahlreiche Vertreter der weltlichen und kirchlichen Behörden Rottweils teil. Bezirksrabbiner Dr. Schweizer hielt die Predigt. Nach dem Bericht der "Gemeindezeitung" (VI,12 vom 16.9.1927 S. 367) war der Betsaal durch die Renovierung wieder eine "Zierde der Gemeinde" geworden. Am Abend der Einweihung fand im "Gasthaus zum Lamm" eine Zusammenkunft der Gemeindeglieder statt.
Die Synagoge wird nach einer Renovierung
wiedereröffnet (1927)
Anmerkung: Beim zweiten Zitat von 1928 handelt es sich um einen Bericht über
aktuelle Investitionen (1926/27) bei der "Tagung der Landesversammlung der
Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg am 5. und 6. Februar (1928)".
Artikel in der "Gemeindezeitung der Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1927: "Rottweil. Nach fast
dreimonatlicher Unterbrechung wurden am 27. vorigen Monats die Pforten
unseres schon im Jahre 1860 errichteten und nun renovierten Betsaales wieder
zum Gottesdienst geöffnet. Als Vertreter des Israelitischen Oberrats nahmen
hieran Rechtsanwalt Dr. Gunzenhäuser neben Vertretern der weltlichen
und kirchlichen Behörden unserer Stadt teil. Mit den feierlichen Klängen des
'Mah tauwu' (Frau Lehrer Straßburger) wurde der Gottesdienst
eröffnet. Rabbiner Dr. Schweizer hielt die Weiherede, die auf alle
Anwesenden einen tiefen Eindruck machte.
Unser Betsaal ist nun wieder eine Zierde der Gemeinde geworden und lädt alle
ihre Mitglieder zum Besuche ein.
Am Abend fand noch im Gasthaus 'Zum Lamm" eine gemütliche Zusammenkunft der
Gemeindemitglieder statt, bei der noch manche auch mit Humor gewürzte Rede
gehalten wurde. Anlässlich dieser Feier trat auch zum ersten Mal der neu
gegründete Jugendbund, der durch musikalische und deklamatorische
Darbietungen viel zur Unterhaltung beitrug, an die Öffentlichkeit."
Aus
einem Artikel in "Gemeindezeitung der israelitischen Gemeinden Württembergs"
vom 16. Februar 1928": "Ein neuer Betsaal wurde in
Ellwangen eingeweiht. Das Gotteshaus in
Rottweil wurde erneuert. Die Synagogen in
Nordstetten,
Aufhausen,
Affaltrach,
Buchau und
Buttenhausen wurden restauriert. Die
Friedhöfe in Kochendorf und
Nordstetten wurden wieder instand
gesetzt. Mit der Restaurierung des Friedhofes in
Affaltrach ist begonnen worden. Die
Instandsetzung der Friedhöfe in Dünsbach
und Hochberg ist für das Frühjahr
geplant."
Einführung des Gebetbuches der Stuttgarter Gemeinde in
der Rottweiler Synagoge (1937)
Mitteilung
in "Gemeindezeitung der israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. Juli
1937: "Rottweil. Auf Antrag von Lehrer Bernheim beschloss das
Vorsteheramt, das bisher gebrauchte Geiger'sche Gebetbuch durch das in der
Stuttgarter Gemeinde eingeführte zu ersetzen."
Schon in den 1920er-Jahren war es nicht immer einfach, die notwendige Zehnzahl der Männer zum Gottesdienst zusammenzubekommen. Schwierig war es vor allem in den Sommermonaten, wenn einige Familien im Urlaub waren. 1932 wurde von Ende Juli bis Anfang September kein Gottesdienst gefeiert, da Oberlehrer Straßburger zur Kur in Bad Orb weilte und die Gemeinde keinen Stellvertreter angefordert hatte.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Betsaal von SA-Männern aus Rottweil und Schwenningen demoliert. Die Torarollen, der Toraschrein, die Lesepulte, Decken, Vorhänge, Tische und Bänke wurden mit allen anderen beweglichen Gegenständen auf der Straße vor der Synagoge verbrannt. Die Gedenktafeln mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Rottweiler Juden wird zerstört. Die Rottweiler Feuerwehr war anwesend, achtete jedoch nur darauf, dass die Nachbarhäuser nicht beschädigt wurden.
Nach 1945 diente das Gebäude als Wohn- und Geschäftshaus (zunächst einer Teppichweberei, danach eines Radiogeschäft). Der Betsaal wurde 1982 vom Stadtjugendring restauriert. Er ist bereits zuvor und bis zur Gegenwart als Schulraum einer Fahrschule benutzt worden. Am Gebäude ist seit 1979 eine Hinweistafel vorhanden. 2003 wurden Verhandlungen über den Rückerwerb des Raumes durch die neue jüdische Gemeinde Rottweils aufgenommen, die zunächst kein Ergebnis brachten. Der
Betsaal der neuen jüdischen Gemeinde ist in einem anderen Gebäude der Stadt eingerichtet worden.
Historische Fotos sind nicht bekannt, eventuelle
Hinweise bitte an den
Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite
Fotos der mittelalterlichen Lorenzgasse
und der Gebäude mit den ersten Betsälen im 19. Jahrhundert (Quelle der Fotos: nicht mehr bestehende Website
"Rottweiler Bilder" von Norbert Luksch; Link führt zum
Internetarchiv der waybackmachine)
Die Lorenzgasse, im Mittelalter "Judenort"/
"Judengasse"
Ansichten der
Lorenzgasse
Die Gebäude der ersten
Betsäle im 19. Jahrhundert:
Seit 1816 war der Betsaal im
Haus des Mose Katz,
(Obere) Hauptstraße 29
Seit 1822 war der Betsaal im
Haus
der heutigen Gaststätte
"Goldener Becher" Hochbrücktorstraße
17
Seit 1849 war der Betsaal im
ehemaligen Gasthaus "Krone"
(Hochbrücktorstraße 16)
Fotos vom Herbst 2019
(Fotos: D. Bluthardt, Aufnahmedatum 22.9.2019)
Hinweistafel an der Gaststätte
"Zum Becher"
Gaststätte
"Goldener Becher" - Wirtshausschild
Fotos des Betsaales in der Kameralamtsgasse nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985: (Quelle: Fotos Hahn, Farbbild vom Stadtjugendring Rottweil)
Die 1979 angebrachte Gedenktafel
Das Gebäude des ehemaligen Betsaales/der Synagoge
Eingang
Der vom Stadtjugendring nach der
Restaurierung 1982 (vorübergehend)
eingerichtete Saal
Ausmalungen im
Deckenbereich
Ausmalungen
im Innenraum
Fotos 2003 (Fotos: oben: A. Winkler, Aufnahmedatum Juli 2003;
unten: Hahn, Aufnahmedatum 13.10.2003)
Nordseite des Gebäudes
mit
Eingang rechts
Ostseite: zwischen den je zwei
Fenstern
im Erdgeschoss war der Toraschrein
Blick auf die
Nordostecke
Ostseite
Der Eingang
Die Hinweistafel
Fotos vom
Herbst 2019
(Fotos: D. Bluthardt, Aufnahmedatum 22.9.2019)
November
2004: Christlich-jüdische
Gedenkstunde an den Novemberpogrom 1938
Bericht und Foto: Moni
Marcel: "Zum ersten Mal gedachten Christen und Juden in Rottweil
gemeinsam der Pogromnacht, mit der der Holocaust in Deutschland seinen
offiziellen Auftakt nahm. Auch in Rottweil brannte damals die Synagoge,
und Werner Kessl, heute aktiv in der Arbeitsgemeinschaft ehemalige
Synagoge, war damals erst fünf Jahre alt - er schlief während der
Ereignisse. Aber seine Eltern bekamen es mit, man wohnte direkt nebenan,
im Kameralamt. Und sie reagierten wie die meisten anderen Rottweiler auch
- sie sagten nichts. Mit den 100 Konviktsbewohnern, den Gästen im
Badhotel, den Anwohnern und Feuerwehrleuten, die sicher zahlreich ausgerückt
waren, um einen Großbrand zu verhindern, waren es "sicher 200
Leute", wie Kessl schätzte, die den Brand mitbekommen hatten.
Ein Attentat, das "letztlich ins Leere lief", denn der einzige
Bewohner des Hauses, der verprügelt und dann nach Dachau gebracht wurde,
hatte mit der jüdischen Gemeinde Rottweils gar nichts zu tun. Deren
Mitglieder waren längst nicht mehr da. Walter Schulig war damals als
knapp Elfjähriger Augenzeuge. Er erinnerte sich an ein komplett
ausgebranntes Haus, lauter kaputte Scheiben und das Inventar, auf der Straße
verbrannt. Auf die Fenster der Hemdenfabrik Degginger habe man "Juden
raus" geschmiert. Schulig betonte am Mittwoch, man sei davon
ausgegangen, dass an der Rottweiler "Kristallnacht" nur auswärtige
SA-Leute beteiligt gewesen seien. Dem widersprach Rolf Hepp, denn nach dem
Krieg, 1946, wurden drei Rottweiler der Brandstiftung angeklagt.
Unter ihnen der damalige Wirt der Wirtschaft zum Pflug in der Unteren
Hauptstraße 57, SA-Sturmführer Paul Heussler. Seine Kneipe war der
offizielle Treffpunkt der SA. Mit ihm angeklagt waren SA-Adjutant Walter
Schmid und SA-Sturmführer Wagner aus Rottweil sowie Christian Ade aus
Altoberndorf. Schmid war in Russland gefallen, Wagner vermisst, der
Aufenthalt von Heussler unbekannt, das Verfahren wurde daher
fallengelassen.
Hepp erinnerte sich auch an den Grund des Schweigens der Leute:
"Machet Tür und Fenster zu, sonst kommt der Vater nach Dachau",
hatte es oft geheißen. Am Mittwoch, 10. November machte sich die Gruppe
dann von der ehemaligen Synagoge in der Kameralamtsgasse auf den Weg zum jüdischen
Friedhof in der Hoferstraße. Unterwegs gedachte man der Ehefrau des
Hemdenfabrikanten, Regine Degginger, die 1942 in Theresienstadt ermordet
wurde. Auf dem jüdischen Friedhof gestalteten der katholische Diakon
Helmut Förster, der evangelische Pfarrer Volker Gerlach und Viktor Malafy
von der jüdischen Gemeinde die erste interreligiöse Gedenkfeier. Dabei
erinnerten sie in einer gemeinsam vorbereiteten Liturgie an die Gräueltaten
im November 1938 und an die daraufhin einsetzende radikale Verfolgung jüdischer
Menschen. Mit dieser ersten derartigen Feier soll in Rottweil eine
Tradition christlich-jüdischen Dialogs begonnen werden.".
September
2010: Auch in Rottweil wird die
Verlegung von "Stolpersteinen" diskutiert
Artikel von Peter Arnegger in
der "Neuen Rottweiler Zeitung" vom 2. September 2010 (Artikel):
"Diskussion im Gemeinderatsausschuss übernächste Woche. Grüner Burger beantragt "Stolpersteine" in Rottweils Mitte
ROTTWEIL, 2. September - Bereits im April wurde der Antrag gestellt, nun soll er übernächste Woche im Gemeinderatsausschuss diskutiert werden: Der Grüne Max Burger will, dass sogenannte "Stolpersteine" ins Pflaster der neuen Rottweiler Stadtmitte eingelassen werden. Mit diesen Steinen soll an Mitbürger erinnert werden, "die durch das Unrechtsregime des Nationalsozialismus gelitten haben", so Burger.
In anderen Städten gibt es diese "Stolpersteine" bereits. Bewusst sind sie nicht eben zum übrigen Pflaster- oder Teerbelag eingelassen. Sozusagen indem die Fußgänger beim Überqueren ein wenig ins Stolpern geraten, soll an Deutschlands dunkle Vergangenheit erinnert werden. Soll gemahnt werden, dass man soeben ein Haus passiert, in dem ein Opfer des Nationalsozialismus gelebt hat.
Rottweils Mitte befindet sich derzeit im Umbau, da hält Burger, der für die Grünen im Stadtrat sitzt, es für angebracht, über die "Stolpersteine" nachzudenken. Der Grüne rechnet in der Innenstadt selbst mit drei solchen Standorten für die Steine, in der erweiterten Innenstadtbereich außerhalb der aktuellen Baustelle mit weiteren fünf.
Unterstützung suchend hat sich Burger an den Künstler Gunter Demnig gewandt, Erfinder und Schöpfer der "Stolpersteine" und offenbar Burgers Bekannter aus gemeinsamen Studentenzeiten in Kassel.
Burger bittet Demnig in der Mail, die der NRWZ vorliegt, "unseren Oberbürgermeister Ralf Broß anzuschreiben und ihm entsprechende Informationen zukommen zu lassen. In der nächsten Ausschusssitzung am 22. September möchte ich ihn auf die Angelegenheit ansprechen."
Info: Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden vor den letzten frei gewählten Wohnorten der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Bis April 2010 hat Gunter Demnig über 22.000 Steine in etwa 530 Städten und Gemeinden in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Italien, Österreich, Polen, Tschechien, der Ukraine und Ungarn gesetzt.
"
Juli
2013: Der Arbeitskreis Ehemalige
Synagoge Rottweil hat sich als eingetragener Verein neu
konstituiert
Artikel in der NRWZ online vom
8. Juli 2013: "Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Rottweil hat sich neu konstituiert
Neuer Rottweiler Verein aus der Taufe gehoben
ROTTWEIL, 7. Juli (pm) - Der Arbeitskreis Ehemalige Synagoge Rottweil hat sich neu konstituiert: Er ist jetzt ein eingetragener Verein. Durch die Zusammenarbeit mit dem Gedenkstättenverband Oberer Neckar kam der Anstoß für die Vereinsgründung. Mit neuer Kraft und Elan kann die verjüngte Mannschaft nun weiterführen, was Werner Kessl in langjähriger Kleinarbeit aufgebaut hat, nämlich dass in Rottweil das Wissen und das Gedenken an jüdische Bürger unserer Stadt, denen im Dritten Reich Ehre, Menschenwürde und Besitz genommen wurde, nicht erloschen ist.
Wem in Rottweil ist zum Beispiel bekannt, dass bei der Einweihung einer Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges 1919 die israelitische Gemeinde einen Kranz niederlegte; …dass Rottweiler jüdische Soldaten 1916 in Begleitung der Stadtkapelle zu Grabe getragen wurden; …dass Ernst Iros, der als Schriftsteller und Filmpionier mit seinem Buch
'Wesen und Dramaturgie des Films' international Aufsehen und Anerkennung erreichte? Die jüdischen Bürger unserer Stadt bauten über Jahrzehnte eine funktionierende Glaubensgemeinde auf, leisteten wichtige Beiträge in Handels- und Gewerbebetrieben und waren landesweit angesehen und geachtet.
Sie wären längst vergessen, wenn nicht der Arbeitskreis jahrelang geforscht, Materialien gesammelt, Gedenkfeiern organisiert und Beiträge veröffentlicht hätte. Auf dieser Forschungsarbeit kann nun der
'Verein Ehemalige Synagoge' aufbauen und mit Unterstützung des Gedenkstättenverbandes das gemeinsame Ziel weiter verfolgen. Der Verein hat als Vorsitzende Gisela Roming gewählt. Stellvertretender ist Werner Kessl. Dem Vorstand gehören Gerhard Boos (Kassier) und Wolfgang Braun (Schriftführer) sowie als Beisitzer Johanna Knaus und Ulrich Ackermann an. Interessierte, die mitarbeiten und dem neuen Verein beitreten wollen, können sich unter folgenden Rottweiler Telefonnummern anmelden: 9429755 oder 14935 oder 33144." Link
zum Artikel
November 2014:
Gedenken an den Novemberpogrom 1938
Artikel in der "Neuen Rottweiler
Zeitung" vom 6. November 2014: "Gedenken an die 'Reichspogromnacht' in
Rottweil
ROTTWEIL, 6. November (pm) – Die Stadt Rottweil lädt am Montag, 10.
November, zu einer Gedenkfeier an die sogenannte 'Reichspogromnacht' ins
Bischöfliche Konvikt in der Johannsergasse ein. Beginn ist um 18 Uhr. In
Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden, dem Verein Ehemalige Synagoge und
den Rottweiler Schulen soll an die Ereignisse des 'Novemberpogroms' 1938
erinnert werden. Vom 9. auf den 10. November 1938 kam es im ganzen Deutschen
Reich zu Ausschreitungen gegen Juden. Die als 'Reichskristallnacht' in die
Geschichtsbücher eingegangenen Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung
bildeten das Fanal zur systematischen Verfolgung und endgültigen Vernichtung
des jüdischen Lebens in Deutschland und in Europa – auch in Rottweil. Die
von SA und SS organisierten Gewaltaktionen bestanden in erster Linie in der
Schändung und Zerstörung der Synagogen und Gewalttätigkeiten gegen jüdische
Geschäfte. 'In Rottweil wurde die Einrichtung der Synagoge der jüdischen
Gemeinde in der Kameralamtsgasse verwüstet, das Mobiliar und die
Kultgegenstände demoliert, auf die Straße geworfen und angezündet', so
Stadtarchivar Gerald Mager. Es gab aber nicht nur Angriffe auf das Hab und
Gut, sondern auch gegen Leib und Leben jüdischer Bürger. Es kam zu
Verhaftungen und Internierungen. 'Der Rottweiler Kaufmann Wilhelm Wälder
wurde im Anschluss an die Ausschreitungen festgesetzt und im KZ Dachau
interniert. Und der aus Rottweil stammende Geschäftsmann Nathan Fröhlich
wurde in Stuttgart verhaftet und ebenfalls nach Dachau gebracht, wo er
umkam', so Mager. An diese schlimmen Ereignisse soll am kommenden Montag
erinnert werden. Schüler der Klasse 10b des Leibniz-Gymnasiums gestalten die
Feier mit. Thematisiert wird eine Geschichte um einen Rottweiler
Gymnasiallehrer, der wegen seines weiterhin normal-menschlichen Umgangs mit
den jüdischen Mitbürgern während der NS-Zeit schikaniert und strafversetzt
wurde. Den musikalischen Rahmen steuern Schüler der Rottweiler Musikschule
bei. Zum Abschluss wird ein Gebet an der ehemaligen Synagoge in
unmittelbarer Nachbarschaft des Konvikts gesprochen."
Link zum Artikel
Dezember
2017: An die jüdische Geschichte in
Rottweil erinnern Gedenktafeln
Artikel im "Schwarzwälder
Boten" vom 7. Dezember 2017: "Auf den Spuren jüdischen Lebens.
Ein Rundweg durch die Innenstadt soll an jüdisches Leben in den Häusern Rottweils und an die Opfer des NS-Regimes erinnern. Dazu wurden Gedenktafeln an 16 ehemals jüdischen Häusern angebracht sowie eine Gedenkstätte im Nägelesgraben errichtet.
Rottweil. Der Gedenkpfad wird am Dienstag, 12. Dezember, ab 15 Uhr im Festsaal des Alten Gymnasiums offiziell eingeweiht und vorgestellt, teilt die Stadtverwaltung mit.
Nachdem die erste mittelalterliche Rottweiler Judengemeinde beim Pest-Pogrom 1348/49 vernichtet worden war, siedelten sich erst am Beginn des 19. Jahrhunderts wieder Juden in Rottweil an. Allmählich entwickelte sich eine neue jüdische Gemeinde, die in ihren besten Zeiten über 100 Angehörige zählte. Die jüdischen Handels- und Geschäftsleute waren wichtiger Teil des Rottweiler Wirtschafts- und Gesellschaftslebens geworden. Als Deutsche kämpften und starben sie im Ersten Weltkrieg. Seit 1933 wurden die Juden aber auch in Rottweil von den Nationalsozialisten und teilweise der opportunistischen Konkurrenz aus dem Geschäftsleben und an den Rand der Gesellschaft gedrängt; schließlich vertrieben und vernichtet. Mindestens 23 Juden aus Rottweil haben den Holocaust nicht überlebt. Die ehemalige Synagoge und der Jüdische Friedhof sind als Erinnerungsorte erhalten geblieben.
Daneben gibt es eine ganze Reihe von Bürger- und Geschäftshäusern in der Rottweiler Innenstadt, die sich einst in jüdischem Besitzer befanden und in denen jüdisches Leben stattfand, bis der Nationalsozialismus diesem ein barbarisches Ende setzte. An diese jüdischen Rottweiler erinnern nun Info-Tafeln an den ehemals jüdischen Gebäuden. 16 Häuser konnten mit der Zustimmung der heutigen Besitzer ausgeschildert werden. Ergänzt werden sollen die Info-Tafeln noch durch QR-Codes, durch die man dann auf eine Webseite mit weiteren Informationen und Bildern gelangt (derzeit in Vorbereitung). Zusammen ergeben alle Tafeln einen Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Rottweil. Dazu gehört ebenfalls eine Gedenkstätte im Nägelesgraben mit Baumfeld und einer Gedenk-Stele, auf der die Namen der 23 nachweislich ermordeten Rottweiler Juden zu finden sind.
Informations-Flyer sind ab Dienstag, 12. Dezember, in der Tourist-Info erhältlich. An diesem Tag wird dieser Rundweg im Rahmen eines kleinen Festakts im Festsaal des Alten Gymnasiums eingeweiht. Beginn ist um 15 Uhr mit einer Begrüßung durch Oberbürgermeister Ralf Broß. Anschließend wird Stadtarchivar Gerald Mager den Rundweg virtuell vorstellen.
Danach begibt man sich gemeinsam zur neu geschaffenen Gedenkstätte im Nägelesgraben. Dort wird Johanna Knaus, Vorsitzende des Vereins ehemalige Synagoge, die Namen der 23 Opfer auf der Stele verlesen. Anschließend sprechen Pfarrerin Esther Kuhn-Luz und Pfarrvikar Jürgen Rieger gemeinsam christliche Gebete. Zum Abschluss wird Rabbiner Levi Yitzhak Hefer das Kaddisch-Gebet sprechen.
" Link
zum Artikel
November 2017:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938
Artikel in der "Neuen Rottweiler
Zeitung" vom 7. November 2017: "ROTTWEIL – Am kommenden Donnerstag,
9. November, 18 Uhr, findet im Festsaal des Bischöflichen Konvikts eine
Gedenkfeier zum Jahrestag der sogenannten Reichpogromnacht statt. Die
Stadt Rottweil lädt zusammen mit dem Konvikt alle Interessierten zu dieser
Feier ein, die die Erinnerung an die ehemalige und in der NS-Zeit
ausgelöschte Rottweiler Judengemeinde lebendig halten soll. Den Hauptteil
gestalten dabei Schülerinnen und Schüler der Edith-Stein-Schule mit einer
Aufführung zum Thema. In der Nacht vom 8. Auf den 9. November 1938 stürmten
die Nationalsozialisten die Synagogen im ganzen deutschen Reich. Was als
spontaner Ausbruch des 'Volkszorns' erscheinen sollte, war in Wirklichkeit
reichsweit koordiniert und von höchster Stelle angeordnet. Auch in Rottweil
zerstörten SA und SS in dieser Nacht die Einrichtung der Synagoge, schlugen
die Fensterscheiben ein und schändeten Kultgegenstände. Misshandlungen und
Verhaftungen folgten. Allerdings hatte die Diskriminierung und Verfolgung
der Juden nicht erst mit der Terroraktion im November 1938 begonnen. Denn
bald nach der Machtergreifung zu Beginn des Jahres 1933 wurden die jüdischen
Geschäftsleute durch Schikanen und Boykottaufrufe nach und nach aus dem
Wirtschafts- und Gesellschaftsleben gedrängt. Im März 1933 kam es etwa zur
Zwangsschließung des Schuhgeschäfts von Selik Oko in der Oberamteigasse.
Eine 'bedrohliche Menschenmenge' hatte diese angeblich gefordert. Nach der
Begrüßung durch Oberbürgermeister Ralf Broß thematisieren die Erzieherinnen
und Erzieher der praxisorientierten Klasse der Edith-Stein-Schule in
Rottweil mit einer Aufführung diese erzwungene Schließung des jüdischen
Schuhgeschäfts. Zuvor wird Gisela Roming vom Verein Ehemalige Synagoge in
die Thematik einführen. Die musikalische Umrahmung gestaltet, wie schon seit
einigen Jahren, die Städtische Musikschule Rottweil."
Link zum Artikel
Dezember
2017:Aus der Arbeit des "Vereins
ehemalige Synagoge Rottweil"
Artikel im "Schwarzwälder
Boten" vom 7. Dezember 2017: "Rottweil. Viele wichtige Impulse
gesetzt..." Link
zum Artikel
September 2018:
Auf den Spuren der Vorfahren
Artikel von Stefanie Siegmeier
im "Schwarzwälder Boten" vom 18. September 2018: "Rottweil Jüdische
Familie begibt sich auf Spuren des Vorfahren
Rottweil. 'Es ist ergreifend, wenn man durch die Straßen geht und
überlegt, dass sie vermutlich nicht viel anders aussahen damals, als mein
Großvater hier lebte', sagt Mark Shapiro sichtlich bewegt. Er ist Jude und
lebt mit seiner Familie in Australien. Seine Wurzeln hat er in Rottweil.
Sein Großvater Willy Brandenburger ist hier geboren und aufgewachsen. Sie
freuen sich in Rottweil sein zu können und plaudern munter drauf los: Asher
Shapiro spricht wenige Worte deutsch, sein Sohn Mark und sein Enkel Raphael
indes nur englisch. Der Rottweiler Familienzweig war bereits im Jahr 1934
nach Südafrika ausgewandert, der andere Zweig wurde offenbar großteils Opfer
des Holocaust. Mark Shapiro habe viel Zeit mit seinem Großvater Willy
Brandenburger verbracht, erzählt er. Er kam 1904 in Rottweil zur Welt. Doch
über sein Leben in Deutschland habe sein Großvater leider nie gesprochen,
bedauert er. 'Das ist ganz normal', erklärt Tatjana Malafy, die
Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinde in Rottweil. Aufgrund der
Gräueltaten hätten die Exiljuden auch kein Deutsch mehr gesprochen. Jetzt
ist die Familie Shapiro erstmals in Deutschland. Auf der Suche nach den
jüdischen Wurzeln. Aber nicht nur das. Raphael, der älteste Sohn der
Shapiros hat dieser Tage in der Rottweiler Synagoge seine Bar Mizwa
gefeiert. In der Heimat seines Urgroßvaters. Die Bar Mizwa gilt als eines
der wichtigsten Ereignisse im religiösen Leben eines jüdischen Mannes. Ab
dem 13. Geburtstag hat ein Bub alle Rechte und Pflichten eines erwachsenen
Gemeindemitglieds. Er darf beispielsweise erstmals aus der Tora lesen. Für
Tatjana Malafy war das Ereignis sehr bewegend: 'Es war unsere erste Bar
Mizwa hier in der neuen Synagoge. Und dass die Familie Shapiro extra aus
Australien nach Rottweil kam, um dieses große Fest hier in der Heimat des
Urgroßvaters zu feiern, ist ganz wunderbar', freut sie sich. Viel weiß Mark
Shapiro zunächst nicht über Willy Brandenburger. Auf einer alten Postkarte,
die offenbar an seinen Urgroßvater adressiert war, den Kaufmann Louis
Brandenburger, steht die Adresse Hochbrücktorstraße 4. Mark Shapiro forscht
nach und ist erfreut und überrascht, als er eine Gedenktafel an dem Haus
entdeckt, in dem seine Familie einst lebte und ein Textilgeschäft betrieb.
In den Informationen zu dem Haus erfährt er eine ganze Menge über seine
Familie. So starb sein Urgroßvater Louis Brandenburger am 1. Juli 1938 in
Stuttgart, wohin er 1936 mit Ehefrau Sidone und Sohn Gustav gezogen war.
Sohn Willy war bereits 1934 nach Südafrika ausgewandert. Die Familie Shapiro
sei jetzt nach Deutschland gekommen, 'um ein Gefühl für das Land zu
bekommen', erklärt Mark Shapiro. 'Es ist ein phantastisches Erlebnis',
schwärmt auch der 13-jährige Raphael. 'Hier sein zu dürfen berührt mein
Herz', sagt er. Deutschland habe aktiv an einer Versöhnung mit den Juden
gearbeitet, sagt Mark Shapiro. 'Deutschland hat sehr gut an seinem
schlechten Erbe gearbeitet', betont er. Die Familie sei jetzt hier, um nach
den Wurzeln zu suchen und ein wenig über ihre Geschichte zu erfahren. Über
das Internet habe Mark Shapiro recherchiert und dann vieles über den Bau der
Synagoge in Rottweil gelesen, erzählt er. Irgendwann habe er dann mit
Tatjana Malafy Kontakt aufgenommen, die gleich von seiner Idee, nach
Rottweil zu kommen, begeistert war. Am Wochenende nun hatte Raphael sein
großes Fest, das er mit seiner Familie und der jüdischen Gemeinde zusammen
feierte. Auch seine Tanten und Cousins aus London waren zu diesem großen
Ereignis angereist. Für Raphael ein bleibendes Erlebnis. Er freut sich
bereits auf seinen nächsten Besuch in spätestens vier Jahren, wenn sein
kleiner Bruder Gabriel hier seine Bar Mizwa feiern wird."
Link zum Artikel
November 2018:
Auf den Spuren der Vorfahren
Artikel im "Schwarzwälder Boten"
vom 28. November 2018: "Auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren
Rottweil. Die Münchnerin Peggy Schulte-Frohlinde kam über die
genealogische Wissensdatenbank 'Jüdische Familien in Baden-Württemberg' bei
ihren Familiennachforschungen auf Hinweise, dass sie in Rottweil suchen
muss. Mit Hilfe von Bettina Eger vom Kreisarchiv fand sie die Spur von
Julius Hess, der ihr Urgroßvater ist und in Rottweil und Umgebung zu Beginn
des letzten Jahrhunderts als Arzt gewirkt hat. Nachdem viele Informationen
zwischen Rottweil und München ausgetauscht waren, folgte Peggy
Schulte-Frohlinde gemeinsam mit ihrem Gatten Ewert Schulte-Frohlinde, der
Einladung von Bettina Eger, sich hier vor Ort ein Bild vom Lebensraum ihres
Vorfahren zu machen. Dieser Besuch fand nun statt und laut Mitteilung des
Vereins der ehemalige Synagoge Rottweil öffneten sich den Gästen viele
Türen. Die Räume der ehemaligen Synagoge wurden ihnen exklusiv vom jetzigen
Besitzer Benk gezeigt. In einem Stadtspaziergang mit Bettina Eger und
Vorstandsmitgliedern des Vereins ehemalige Synagoge Rottweil, dessen
Mitglied Peggy Schulte-Frohlinde inzwischen ist, wurden Blicke auf das Alte
Rathaus mit dem historischen Ratssaal, die Hofgerichtsstube, das Haus Kaz
und das Schwarze Tor geworfen. Auch das Münster sowie die Predigerkirche mit
Bockshof und dem Lorenzort, der in früheren Stadtplänen auch als Judenort
beschrieben ist, beeindruckten die Gäste. Sie konnten es sich nicht
vorstellen, dass dieses Ensemble womöglich bald von Besucherströmen gestört
werden soll, heißt es in der Mitteilung. Sie wurden über den jüdischen
Friedhof geführt, auf dem der Urgroßvater von Peggy Schulte- Frohlinde seine
letzte Ruhestätte hat. Abends wurden die Gäste von Oberbürgermeister Ralf
Broß bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Reichspogromnacht im Konvikt
begrüßt. Auch Tatjana Malafy von der israelitischen Gemeinde ließ es sich
nicht nehmen, das Ehepaar durch die neue Synagoge zu führen. Stadtarchiv,
Kreisarchiv und Vermessungsamt ermöglichten der Ahnenforscherin Einblicke in
unterschiedliche Schriften zu ihrer Familiengeschichte. Es entwickelten sich
rege Gespräche, sodass die beiden Lust auf weitere Reisen in die älteste
Stadt Baden-Württembergs bekundeten.
Mit einem Zehner sind Sie dabei! "
Link zum Artikel
H. Robert Klein (i.e. Anton Kamptisch): Beiträge zur Geschichte
der Juden in Rottweil. Rottweil 1924. Neudruck Haigerloch 2004. Mit neuem
Vor- und Nachwort.
Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und
Hohenzollern. 1966. S. 153-157.
Germania Judaica II,2 S. 720ff; III,2 S. 1278-1279.
Winfried Hecht: Zur Geschichte der Rottweiler Juden
im Spätmittelalter, und L. Weisser: Juden im Rottweiler
Wirtschaftsleben des 19. Jahrhunderts, in: Rottweiler Heimatblätter 2 (1979).
ders.: Reichskristallnacht in Rottweil 1938-1988. Quellen
und Materialien. 1988.
ders.: Jüdisches Rottweil. Einladung zu einem Rundgang.
Haigerloch 1998. Rottweil 2001. (2 €)
Joachim Hahn: Synagogen in Baden-Württemberg. 1987.
S. 85-86.
Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Rottweil.
Rottweil 1990. CD-Rom, erhältlich beim Stadtarchiv Rottweil (3 €).
Juden am obersten Neckar und Deggingers letztes Hemd.
Ausstellungskatalog (zu einer Ausstellung im Dominikanerforum des
Dominikanermuseums Rottweil, Heimattage 2003). Erhältlich im Stadtarchiv
Rottweil. (3 €)
Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 127-129.
Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
Karl-Hermann
Blickle und Heinz Högerle: Juden in der Textilindustrie.
Dokumentation der Tagung des Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb am 10.
Oktober 2010 in Hechingen. Barbara Staudacher Verlag Horb-Rexingen
2013. ISBN 978-3-928213-19-6. Hierin der Beitrag von Winfried Hecht: Zu den jüdischen Textilbetrieben
in Rottweil und ihrer Entwicklung. S. 95-123.
Marion Davies: Manfred Bock's
army service in the German Army, before and during the First World War, and
how a determined German Jew finally became an officer. February 2025. Zeit
in Rottweil: S. 22-23. Die
Publikation ist online einsehbar (pdf-Datei).
Rottweil
Wuerttemberg. Jews were living in a Jewish quarter in the early 14th
century, engaged in moneylending and trade and without civil rights. In the
Black Death persecutions of 1348-49, Jews were massacred and all Jewish property
was confiscated. Severe restrictions prevailed through the 16th century as the
community dwindled. Developments commenced in the 19th century, with the number
of Jews growing to 136 in 1880 (total 6,047). A synagogue was built in 1861 and
Jews were active in local life. On the eve of the Nazi era, 96 remained,
operating six factories and business establishments, mainly in the clothing and
shoe trade, a printing press, and a successful daily newspaper. The economic
boycott of 1933 was strictly enforced. The newspapers closed down in 1934 and by
the end of 1938 all Jewish businesses had been "Aryanized". On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was vandalized. In all, 75 Jews emigrated,
mostly to the United States and Palestine; eight perished after expulsion.
Another 17 Jews from neighboring Oberndorf (Neckar), Schwenningen and Schramberg
also emigrated.
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