Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Oedheim (Landkreis Heilbronn) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
   
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen zwei Grundherrschaften (Deutschorden und Freiherr von Bautz) geteilten Oedheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Um 1696 wurden erstmals Juden genannt. Beide hatten die Niederlassung von Juden am Ort erlaubt. 1701 zog der erste Jude, Baruch von Wachbach, in das Bautz'sche Schloss ein. 1729/30 gab es unter dem Schutz der Freiherren von Bautz vier jüdische Familien in Oedheim (Familien des Hertzle, Isaak, Jeckoff und Moyses Abraham). 1795 lebten folgende Deutschordens-Juden in Oedheim: Seligmann Levi, Isaac Moyses, Salomon, Wolf Benedikt, David Benedikt, Josef Simons Witwe, Mayers Witwe und Hayums Witwe.  

1807 lebten in Oedheim 43 ritterschaftliche Juden (von Bautz) neben 41 bisherigen Deutschordens-, inzwischen württembergischen Juden (zusammen 84). 1824 wurden gleichfalls 84 jüdische Einwohner gezählt (4,8 % von insgesamt 1.441 Einwohnern), 1831 88, 1843 103, 1854 108. Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1858 mit 117 Personen erreicht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder durch Aus- und Abwanderung zurück: 1869 63, 1872/73 72 jüdische Einwohner, 1886 61, 1900 noch 38 (2,3 % von insgesamt 1.677), 1910 40 (2,1 % von 1.900). Die jüdischen Familien lebten vor allem vom Handel mit Vieh und Produkten.
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (außer dem Religionsunterricht besuchten die jüdischen Kinder die Ortsschule), ein rituelles Bad (1843 im Hause der Witwe Stern zwischen der Gasse und dem zum Bautz'schen Schloss gehörigen Garten), seit 1864 im Untergeschoss der Synagoge) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe unten Ausschreibung der Stelle von 1891). Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte Oedheim zum Rabbinatsbezirk Heilbronn. 
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Albert Mannheimer (geb. 22.8.1888 in Oedheim, gef. 21.2.1917). Seine Name steht auf dem Gefallenendenkmal des örtlichen Friedhofes. 
  
Um 1925, als noch 23 jüdische Personen in Oedheim lebten (1,2 % von insgesamt 1.984), waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Louis Strauß, Julius Rosenstein und Julius Mergentheim. 1932 war Gemeindevorsteher Simon Mannheimer, sein Stellvertreter Julius Rosenstein, dritter Vorsteher war Louis Strauß (siehe unten Ergebnisse der Wahl zum Vorsteheramt 1930). Als Religionslehrer der nur noch wenigen schulpflichtigen jüdischen Kinder unterrichtete Religionsoberlehrer Straus aus Talheim.

1933 gab es noch eine jüdische Viehhandlung in Oedheim: Familie Rosenstein (Steige 19); die Familie Mergentheimer lebte in der Neuenstadter Straße 14. In diesem Jahr lebten noch 15 jüdische Personen am Ort (0,8 % von insgesamt 1.891 Einwohnern). In der Folgezeit verließen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung mehrere von Ihnen den Ort. Beim Novemberpogrom 1938 drangen auswärtige SA-Leute in das Haus der Familie Mergentheimer ein, demolierten Einrichtungsgegenstände und verprügelten die jüdischen Bewohner. Nachbarn, die für die Juden Partei ergriffen, wurden ebenfalls geschlagen. Die letzten fünf jüdischen Einwohner wurden 1942 deportiert (Anna Mannheimer, Isack, Mina, Rosa und Wilhelme Mergentheimer).
  
Von den in Oedheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Franziska Baer geb. Rosenstein (1892), Caroline David geb. Rosenstein (1866), Ida Eisenmann geb. Kaufmann (1886), Elise Frank geb. Rosenstein (1878), Anna Mannheimer (1875), Isack Mergentheimer (1875), Mina Mergentheimer geb. Kander (1888), Rosa Mergentheimer (1879), Wilhelmine Mergentheimer (1871), Frieda Rosenstein (1902), Max Rosenstein (1897), Frieda Schott geb. Strauß (1881), Anna Stein geb. Mannheimer (1861).  
   
Zu dem in verschiedenen Listen genannten Charles beziehungsweise Karl Alfons Leix (1901) siehe Informationen von Thomas Seitz (eingestellte pdf-Datei)     
   
Hinweis: im März 2013 wurden in Oedheim elf sogenannte "Stolpersteine" verlegt, davon fünf für frühere jüdische Oedheimer (siehe Fotos unten).   
    
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 
1872 / 1876 gemeinsam mit den Gemeinden Neckarsulm und Kochendorf - sowie 1891 nur für Oedheim  

Kochendorf Israelit 04121872.jpg (67334 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1872: "Religionslehrer- und Vorsänger-Gesuch. Die Gemeinde Kochendorf sucht per 1. Januar 1873 einen Religionslehrer und Vorsänger, welcher auch den Religionsunterricht in Oedheim und Neckarsulm wöchentlich 2 Mal mit je 2 Stunden zu erteilen hat. Gehalt 475 Gulden pro Jahr nebst freier Wohnung und Emolumenten. Qualifizierte, unverheiratete Bewerber wollen ihre Zeugnisse franko dem Unterzeichneten einsenden. 
Heilbronn am Neckar, 19. November 1872. 
Das Königlich Württembergisch Bezirks-Rabbiner: Dr. M. Engelbert."     
   
Kochendorf Israelit 14061876.jpg (64136 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1876: "Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle in Kochendorf, welche Mitte Juli dieses Jahres vakant wird, soll alsbald wieder besetzt werden. Der Gehalt für diese Stelle, mit welcher der Religionsunterricht in Oedheim und Neckarsulm verbunden ist, beträgt  8.0 (?) Mark pro Jahr nebst freier Wohnung und Emolumenten. Qualifizierte Bewerber wollen ihre Meldungen und Zeugnisse innerhalb 3 Wochen dem Unterzeichneten einsehen. 
Heilbronn am Neckar, 12. Juni 1876. Das Königliche Bezirksrabbiner. Dr. M. Engelbert."  
  
Oedheim Israelit 27081891.jpg (53277 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1891: "Die israelitische Kirchengemeinde Oedheim sucht einen seminaristisch gebildeten Lehrer und Vorbeter. Gehalt 600 Mark bei freier Wohnung und Heizung. Befähigung zum Ausüben der Schechitah besonders erwünscht. Bewerber wollen sich sofort melden beim 
Königlichen Bezirks-Rabbiner Heilbronn: Dr. Einstein, A.-V."

      
      
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
Der Großvater von Ludwig Börne stammt aus Oedheim (1886)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Mai 1886: "Stammort und Familie Börne's. Aus Mergentheim wird dem 'Neuen Tageblatt' in Stuttgart geschrieben: Anlässlich des 100-jährigen Geburtstags Ludwig Börne's dürfte für weite Kreise von Interesse sein, zu erfahren, dass die Familie Börne aus Württemberg stammt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist Börne's Großvater als Hofagent des Deutschmeisters von Oedheim (Oberamt Neckarsulm) nach Mergentheim übergesiedelt, wo auch sein Enkel, Ludwig Börne, im großelterlichen Hause erzogen wurde, während Börne's Vater und Oheim in Frankfurt am Main und Bonn Wohnsitz nahmen. Die Synagoge, das Rabbinats- und Schulhaus in Mergentheim waren ehedem im Besitze der Familie, die sch damals 'Baruch' nannte. Die Synagoge ist von derselben gestiftet worden, und es soll sich in der Stiftungsurkunde die Klausel befinden, dass die 'Synagogenstühle' niemals Eigentum eines Gemeindemitglieder werden sollen, sondern jeweils auf Lebenszeit des Betreffenden zu mieten seien. In Unterbalbach, wo der israelitische Friedhof für Mergentheim sich befindet, liegen mehrere Mitglieder der Börne'schen Familie begraben."       

    
Ergebnisse der Wahl zum Vorsteheramt (1930)         

Oedheim GemZeitung Wue 15101930.jpg (15027 Byte)Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 15. Oktober 1930: "Oedheim. Bei der Wahl zum Vorsteheramt wurde Simon Mannheimer zum Vorsitzenden, Julius Rosenstein zu seinem Stellvertreter und Louis Strauß zum dritten Vorsteher gewählt."     

   
   
   
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge             
    
Die Geschichte eines ersten Betsaales beginnt mit der Aufnahme des "wohlbemittelten" Juden Moses aus Kochendorf, der sich mit Genehmigung des Deutschen Ordens in Oedheim ansiedelte. 1699 konnte er nicht weit von der Oedheimer Kirche ein Haus erwerben. Möglicherweise wurde ihm schon bei seiner Schutzaufnahme, spätestens jedoch 1705 gestattet, in diesem Haus "die Schule und jüdische Ceremonien zu üben" und damit eine Synagoge einzurichten. Dies sollte jedoch "in der Stille und ohne Getümmel, wodurch den Christen und insonderheit den nächstwohnenden Kranken eine Überlästigkeit zugehen kann", geschehen. 1707 erhielt Emanuel, der Sohn des genannten Moses, Aufnahme in Oedheim. Er erbte 1711 nach dem Tode seines Vaters dessen Haus mit der Synagoge. Die inzwischen von der Freiherrenfamilie von Bautz aufgenommenen jüdischen Familien, die alle im Bereich des zum Schloss gehörenden Vorhofes wohnten, besuchten die Synagoge des deutschordischen Juden Moses beziehungsweise seines Sohnes Emanuel. Auch die Juden aus Kochendorf kamen in dieser Zeit zu den Gottesdiensten nach Oedheim.  
    
Nach dem Tod des Emanuel und seiner Frau 1737 gab es intensive Bemühungen von christlicher Seite im Ort, das von der jüdischen Familie hinterlassene Haus an einen Christen zu verkaufen, um den Juden die darin befindliche Synagoge zu nehmen. Deren Lage nahe der Kirche hatte immer wieder Anstoß erregt. Nach dem Dechant und Pfarrer Dr. Caspar Agricola führten die jüdischen Gottesdienste zu einer nicht geringen Konfusion, da ringsum Christen wohnten, die durch "continuirliches Judengeschrey" am Schabbat gestört würden. Die Gemeinde Oedheim sah gleichfalls eine große Konfusion, wenn die Juden aus dem Schloss an der Kirche vorbei zur Synagoge zogen. Beklagt wurde auch der starke Zulauf auswärtiger Juden am Schabbat. Auch dass die Juden im Winter mit brennenden Lichtern aus der Synagoge kamen und durch die Straßen zogen, wurde wegen der Feuergefahr gerügt. Nach eingehender Untersuchung durch deutschordische Beamte wurde den Juden jedoch die Synagoge belassen. 1807 wird das Vorhandensein einer Synagoge in Oedheim in einem Bericht des Heilbronner Kreishauptmannes bestätigt.  
   
Seit 1827 befanden sich Betsaal und ein rituelles Bad im Garten des Judenvorstehers Lazarus Stern (bis 1828 nannte er sich Hirsch Lazarus), das vorne auf die Gasse und hinten auf den zum Bautz’schen Schloss gehörenden Garten stieß. Die Besitzverhältnisse des Betsaales waren damals in Oedheim so geregelt, dass der jeweilige Grundstückseigentümer den Betsaal als Eigentum hatte. Doch bestand für ihn die "Verbindlichkeit, das Lokal gegen jährlich 20 Gulden zur Synagoge abzugeben". 1832 wurde Oedheim der jüdischen Gemeinde in Kochendorf angeschlossen. Nach den neuen Rechtsvorschriften war damit ein öffentlicher jüdischer Gottesdienst in Oedheim nicht mehr möglich, höchstens Privatandachten. Dagegen wehrten sich die Oedheimer Familien jedoch mit Erfolg: 1838 wurde wieder ein eigener Gottesdienst in der Gemeinde genehmigt. Bedingung war freilich, dass sich die Oedheimer weiterhin wie bisher an den Kosten der jüdischen Gemeinde in Kochendorf beteiligen würden. Noch einige Jahre wurden vermutlich im bisherigen Betsaal die Gottesdienste gefeiert.  
     
1846 erwarb die jüdische Gemeinde das Grundstück Fahrgasse 14 mit einem darauf stehenden älteren Gebäude, in dem der Betsaal und ein Schulzimmer eingerichtet werden konnten. Um 1860 war dieses Gebäude freilich so baufällig geworden, "dass ohne Gefahr nicht mehr Gottesdienst abgehalten werden konnte". Die Gemeinde entschloss sich, das alte Gebäude abzubrechen und an seiner Stelle eine neue Synagoge zu erbauen. Zur Finanzierung hatte man schon 1845 einen Synagogenbaufonds angelegt, in den seitdem 2.247 Gulden eingeflossen waren. Der Neubau kostete insgesamt etwa 4.000 Gulden, was für die damals in nur mittelmäßigen Vermögensumständen lebenden 17 jüdischen Familien des Ortes ein sehr hoher Betrag war. Man bat um eine Unterstützung durch einen Staatsbeitrag um bekam einen solchen in Höhe von 500 Gulden genehmigt. Die restliche Summe konnte man über den Verkauf der Synagogenplätze und ein Darlehen beschaffen. Im Sommer 1864 wurde das Synagogengebäude erstellt. In ihm waren auch die Vorsängerwohnung, ein Schulzimmer sowie ein rituelles Bad im Keller eingerichtet. Ende Oktober 1864 konnte die Synagoge feierlich eingeweiht werden, die danach über 70 Jahre der jüdischen Gemeinde als Zentrum des Gebetes und des Gottesdienstes dienen sollte. Freilich war es vermutlich schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts immer schwerer, auf Grund der zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder regelmäßig Minjan (notwendige Zehnzahl der jüdischen Männer zum Gottesdienst) zu bekommen.  
     
Beitrag aus der Staatskasse zur Renovierung der Synagoge (1865)  

Oedheim Israelit 04011865.jpg (79503 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "Württemberg. Die jüngste Zeit brachte wieder schöne Beweise, wie in unserem Lande die Israeliten nicht bloß gesetzlich emanzipiert sind, sondern in allen Branchen des Lebens auch wirklich als gleichberechtigte Bürger behandelt werden. So erhielten die Gemeinden Crailsheim und Oedheim zur Renovation ihrer Synagogen aus der Staatskasse einen Beitrag von 450 Gulden respektive 500 Gulden - d.i. etwa 12 1/2 % des Bauaufwands, und der israelitische Schullehrer in Crailsheim, Herr Rosenthal, wurde mit einer Anzahl christlicher Kollegen einer der für das Jahr 1864/65 von der Königlichen Oberschulbehörde ausgesetzten Belohnungen für würdig erkannt."  

Nach Auflösung der Israelitischen Gemeinde 1938 wurde die Synagoge geschlossen. Über Ereignisse im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 ist nichts bekannt. Am 10. Dezember 1940 ging das Grundstück mit dem Synagogengebäude (einschließlich des Friedhofsgrundstückes) zum Kaufpreis von 1.000 RM an die politische Gemeinde Oedheim. Dieser Betrag wurde jedoch vom Deutschen Reich eingezogen. 

1945 wurde das ehemalige Synagogengebäude beschlagnahmt. Die Israelitische Kultusvereinigung Württembergs beantragte die Rückerstattung des Gebäudes, worauf dieses im August 1949 an die Jüdische Vermögensverwaltung (Jewish Restitution Successor Organization, JRSO) kam. Diese verkaufte es am 21. März 1952 weiter an das Land Württemberg-Baden. 1956 wurde es vom Land für 4.700 DM an eine private Person in Oedheim weiterverkauft. Von dieser beziehungsweise den nachfolgenden Besitzern wurde das Gebäude 1966 zu einem bis heute erhaltenen Zweifamilien-Wohnhaus umgebaut (Fahrgasse 14).
    
    
  
 
Fotos 
Historische Fotos: 
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg. 1932. S. 114)  

Die Synagoge in Oedheim 
um 193
0  
Oedheim Synagoge1932.jpg (74965 Byte)
     

    

Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Foto um 1965:
(Quelle: Sauer s. Lit. Abb. 97)
Oedheim Synagoge 005.jpg (110509 Byte) 
   Die ehemalige Synagoge vor dem Umbau
   
Foto um 1985:
(Fotos: Hahn)
Oedheim Synagoge 010.jpg (43615 Byte) Oedheim Synagoge 011.jpg (56666 Byte)
   Nach dem Umbau: alle Charakteristika wie die Rundbogenfenster sind verschwunden;
 das Dach ist abgeschrägt - das Gebäude als ehemalige Synagoge unkenntlich gemacht.
   
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 2.9.2003)
Oedheim Synagoge 151.jpg (36339 Byte) Oedheim Synagoge 150.jpg (43806 Byte)
   Das ehemalige 
Synagogengebäude
Im Untergeschoss der Eingang 
zur ehemaligen Mikwe
     
   Oedheim Synagoge 152.jpg (38452 Byte) Oedheim Synagoge 153.jpg (35533 Byte)
   Der Eingang ist noch derselbe wie 
zu Synagogenzeiten
Ansicht des Gebäudes aus ähnlicher
 Perspektive wie das Foto um 1930 (s.o.)
     
     
Jüdische Hausinschrift am früheren Haus der Familie Mannheimer
(Fotos: Kurt Ottowitz; erhalten im Juli 2011 von Hans-Dieter Fischer, Oedheim,
 Arbeitskreis für Heimatgeschichte Oedheim)
Oedheim Hausinschrift 011.jpg (105439 Byte)   Oedheim Hausinschrift 010.jpg (124223 Byte) Oedheim Hausinschrift 012.jpg (33791 Byte) 
Über dem Eingang zum Haus Neuenstädter Straße 2 findet sich noch eine hebräische Hausinschrift. Es handelt sich um ein Zitat 
aus 5. Mose 28,6 (abgekürzt zitiert): "Gesegnet bist Du bei Deinem Kommen und gesegnet bist Du bei Deinem Gehen".
Das Haus wurde 1833 erstellt (Inschriftenfeld, siehe Foto rechts) von "R.M.", womit Raphael Mannheimer gemeint sein wird (geb. 1768 s.u., nahm 1828 den Familiennamen Mannheimer an). 1833 heiratete sein Sohn Markus (Marx) Mannheimer die Baierle geb. Juda aus Lehren (s.u.); möglicherweise hat gerade im Jahr der Heirat seines Sohnes Raphael Mannheimer dieses Haus erbaut. Marx Mannheimer starb 1891: Erben waren seine Söhne Raphael Mannheimer (geb. 1844, s.u.) und der in die USA ausgewanderte Samuel Wolf Mannheimer. 
1927 wurde das Haus an eine nichtjüdische Familie verkauft; ein weiterer Besitzerwechsel folgte in den 1970er-Jahren.      
    
Nachfolgende genealogische Angaben auf Grund der Angaben von Hans-Dieter Fischer (Oedheim; recherchiert im katholischen Kirchenbuch von Oedheim):   
Moses Raphael geb. 24.05.1738 als Sohn von Raphael Herz von Heinsheim u. Reitz geb. Hirsch von Mannheim (sic) heiratet am 20.01.1765 in Oedheim die am 08.07.1735 geborene Lia, Tochter von Markus Isaak und der Frinetle geb. Wolf beide von Stein.
Kinder sind aus dieser Ehe 1. Herz geb. 18.04.1766 gest. 24.8.1771 2. Raphael geb. 18.01.1768 gest. 14.01.1842 3. Helena geb. 04.10. 1770 gest. 18.12.1839 in Neckarsulm 4. Reitz geb. 14.03.1773 verschollen.
Aus der am 13.08.1800 geschlossenen Ehe von Raphael Moses (nennt sich seit 1828 mit Familiennamen "Mannheimer") und der Nanne geb. Mergentheimer entstammen die Kinder: 
1. Herz  geb. 24.04.1801 gest. 25.03.1803. 2. Kajudle geb. 28.08.1803 3. Markus (Marx) Raphael (Mordochai Löw ?) geb.15.03.1805 gest. 28.09.1891 4. Reichele geb. 05.07.1807 [heiratet 1845]  5. Josef geb. 28.11.1809 gest. 05.10.1829. 6. Moses Raphael geb. 18.04.1812 [heiratet 1846 in Billigheim Juttel Reiß (s. Landesarchiv)] 7. Simon Raphael geb. 14.10.1815 [heiratet 01.06.1847 Magdalena Kaufmann] 8. Lea geb. 14. 10. 1815 9. Wolf Raphael 09.01.1819 [heiratet 06.11.1848]
Schließlich entstammen aus der Ehe am 21.08.1833 geschlossenen Ehe von Markus (Marx) Raphael Mannheimer und Baierle (Beier) geb. Juda aus Lehren 
1. Lea geb. 19.06.1837 gest. 27.12.1837 2. Rebecca geb. 02.07.1838 gest. 11.09.1838 3. Samuel Wolf geb. 25.07.1840 [wandert nach Cincinnati aus lebt noch 1892]. 4. Raphael geb. 25.09.1844 (Zwillingsgeburt zusammen mit einem totgeborenen Knaben) [heiratet 1874 in Heilbronn Adelheid geb. Oppenheimer aus Ernsbach], 5. Abraham geb. 02.06.1848 [wandert 1867 ebenfalls nach Amerika nach Youngstown/Ohio aus und starb am 17.06.1885 in Cincinnati/Ohio ledig]. "  
 
Oedheim PA 04082011.jpg (274423 Byte)Artikel in der "Heilbronner Stimme" vom 4. August 2011 (Artikel): "Buchstaben zeugen von jüdischem Leben. Türsturz im Ortskern enthält Inschrift aus hebräischen Schriftzeichen - Bedeutung entschlüsselt".
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.   
      
 "Unkenntlich gemacht" - bei der Renovierung 
des Hauses Neuenstädter Straße 2 im 
Jahr 2013 verschwindet die 
hebräische Inschrift  
(Fotos: Thomas Seitz, Oedheim) 
Oedheim 26102013a.jpg (86345 Byte) Oedheim 26102013b.jpg (110008 Byte)
     

  

Die Verlegung von "Stolpersteinen" in Oedheim am 15. März 2013 
(Fotos: Thomas Seitz, Oedheim)    
Auf Anregung der Oedheimer Kolpingsfamilie wurden am 15. März 2013 in Oedheim 11 "Stolpersteine" durch Gunter Demnig verlegt. Fünf der Gedenksteine erinnern an die früheren jüdischen Oedheimer Anna Mannheimer (Schulstraße 5/Klinge) und an Isaak, Mina, Rosa und Wilhelmine Mergentheimer (Neuenstadter Straße 14). Fünf weitere Steine wurden für (nichtjüdische) Opfer der sogenannten "Euthanasie-Aktion" verlegt; ein weiterer Stein erinnert an den Landwirt Emil Baumgart, der Widerspruch gegen die Sprengung der Kocherbrücke im April 1945 geäußert hatte. 
Link zum Bericht in der "Heilbronner Stimme" am 16. März 2013.   
Oedheim Stolpersteine 13011.jpg (201359 Byte) Oedheim Stolpersteine 13010.jpg (214562 Byte) Oedheim Stolpersteine 13012.jpg (120861 Byte)
Vor dem Rathaus hatten sich zahlreiche
 Interessierte zur Verlegung eingefunden 
Gunter Demnig  bei der Verlegung der 
Steine vor der Rathaustreppe  
Ansprache von 
Gunther Demnig 
Oedheim Stolpersteine 13017.jpg (261898 Byte) Oedheim Stolpersteine 13013.jpg (267647 Byte) Oedheim Stolpersteine 13014.jpg (289745 Byte)
"Die Vergangenheit nicht vergessen" - "sich der
  Gegenwart stellen" - "in die Zukunft blicken":
 "Stolpersteine" vor den Stufen zum Rathaus   
 Die Verlegung des Stolpersteines für
 Anna Mannheimer in der 
Schulstraße 5 / Klinge 
 Der "Stolperstein" für 
Anna Mannheimer 
   
     
Oedheim Stolpersteine 13015.jpg (188276 Byte) Oedheim Stolpersteine 13016.jpg (204543 Byte) Oedheim Stolpersteine 13018.jpg (116826 Byte)
Die "Stolpersteine" vor der Verlegung 
in der Neuenstadter Straße 14  
Die "Stolpersteine" für vier Mitglieder der Familie Mergentheimer  
in der Neuenstadter Straße 14   
     

  
   

Links und Literatur

Links:  

Website der Gemeinde Oedheim  
Seite über den jüdischen Friedhof Oedheim (interner Link) 

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Oedheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Oedheim sind vorhanden:    
J 386 Bü. 459 Oedheim  Geburten 1780 - 1874 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446675   
J 386 Bü. 460 Oedheim  Eheschließungen 1800 - 1872  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446676  
J 386 Bü. 461 Oedheim  Sterbefälle 1852 - 1877 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446677   

Literatur:  

Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 144-146.  

Wolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 186-194. 

Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 29-30.    
synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.  

      

Oedheim Lit 1301.jpg (87575 Byte)Oedheimer Hefte. Beiträge zur Oedheimer und Degmarner Geschichte. Hrsg. von Thomas Seitz. Nr. 13: "Stolpersteine in Oedheim. Dokumentation eines Projektes der Kolpingsfamilie Oedheim. 2013. 
Diese Dokumentation erschien als Archivexemplar (Auflage 20 Stück). 124 S. 
sowie als etwas gekürztes Exemplar für die Öffentlichkeit. 80 S. 12,00 €. Erhältlich über den Herausgeber Thomas Seitz.  
Adresse von Thomas Seitz: Th.Seitz-Oedheim[et]t-online.de   
 

     
     
     

Short english version by "Alemannia Judaica": 
   
Oedheim  Wuerttemberg.  Jews settled in Oedheim since the end of the 17th century. Their population reached a peak of 117 in 1858 but declined steadily thereafter. Many were engaged in the cattle trade. A synagogue is mentioned since the first half of the 18th century. A new synagogue was built in 1864. In 1900 38 Jews still lived in the village, in 1933 only fifteen, of whom nine emigrated. Those who remained were deported in 1941/42, five of them perished in the camps.  
          
           

                   
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Stand: 01. Februar 2016