Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wachbach (Stadt Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Einzelne Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Sonstiges    
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen    
Links und Literatur   

      

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen dem Deutschen Orden und den Herren von Adelsheim geteilten Ort Wachbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1902/1935. Nach der Überlieferung sollen schon im 13. Jahrhundert Juden in Wachbach gewesen sein, was sich jedoch urkundlich nicht belegen lässt. Vom Deutschen Orden wurden erstmals 1495 Juden aufgenommen. Nachweisbar geschahen Aufnahmen von Juden dann wieder Anfang des 16. Jahrhunderts unter den Herren von Adelsheim.
   
Die Zahl jüdischer Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1807 101 jüdische Einwohner, 1824 126 (11,5 % von insgesamt 1.092 Einwohnern), 1831 150 (12,6 % von 1.167), 1843 215 (17,2 % von 1.248), die höchste Zahl jüdischer Einwohner 1844 mit 218 Personen; danach Rückgang: 1854 175 (13,8 % von 1.267), 1869 100 (10,4 % von 963), 1886 53 (5,3 % von 992), 1900 18 (2,0 % von 897), 1910 11 (1,3 % von 833).. 
   
Zu schweren Ausschreitungen kam es in Wachbach im Zusammenhang mit dem Revolutionsjahr 1848 (siehe Bericht unten).  
  
Bis Anfang der 1930er-Jahre gab es in Wachbach noch einen Spezereiladen und eine Viehhandlung im Besitz jüdischer Familien.  
   
1933 lebten noch acht jüdische Personen in Wachbach (0,9 % von 834 Einwohnern). 1935 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst.   
   
Von den in Wachbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Amalie Friedberger (1868), Klara Guggenheim (1859), Josef Schloßberger (1899), Palma (Betty, Blümle) Schloßberger (1894), Lena Stern geb. Schloßberger (1863), Betty Strauß geb. Schönberger (1875), Jette Wertheimer (1879), Maria (Marie, Marianne) Wertheimer (1874). 
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 / 1887 / 1891

Wachbach Israelit 06031884.jpg (59640 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1884: "Religionslehrer gesucht. Die Stelle eines Vorsängers und Religionslehrers in Wachbach ist wieder zu besetzen. Gehalt vorerst 600 Mark mit Aussicht auf Erhöhung nebst freier Wohnung. Schechitah mit Nebenverdiensten mindestens 250 Mark. Es werden nur Original-Zeugnisse berücksichtigt und ledige Bewerber bevorzugt. Mergentheim, 4. März 1884. 
Königliches Bezirks-Rabbinat
. Gunzenhauser."
  
Wachbach Israelit 22091887.jpg (55400 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1887: "Vakanz. Die Stelle eines Vorsängers, Religionslehrers und Schächter in der israelitischen Gemeinde Wachbach soll auf den kommenden 1. Januar wieder besetzt werden. Das Einkommen besteht in einem Fixum von 600 Mark nebst freier Wohnung und in Akzidenzien, die sich auf 250 Mark berechnen. Inländische Bewerber wollen ihre Zeugnisse einsenden in das 
Königliche Bezirksrabbinat. Mergentheim.
  
Wachbach Israelit 29061891.jpg (55990 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1891: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist bis zum 15. August laufenden Jahres wieder zu besetzen. Fester Gehalt 600 Mark; Nebenverdienste 200 Mark. Ledige, seminaristisch gebildete (nur deutsche) Bewerber wollen sich mit ihren Zeugnisabschriften an das israelitische Vorsteheramt in Wachbach bei Mergentheim wenden."

   
   
Einzelne Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Gerichtsverhandlung gegen die am Pogrom von 1848 Beteiligten (Bericht von 1857)  

Wachbach AZJ 04051857.jpg (192377 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Mai 1857: "Aus Württemberg, im April (1857). Die Schwurgerichtsverhandlungen im schwäbischen Hall schlossen vor einigen Tagen mit einem Fall, der auch den Lesern dieser Blätter interessant sein dürfte. - Im April 1848 erlebte das sonst stille Dort Wachbach bei Mergentheim im Taubergrunde seine Krawalle, das Objekt derselben bildete aber eine jüdische Familie. Im Frühjahr 1848 war in Wachbach das Gerücht verbreitet, es habe der Israelite David Rosenfeld eine ihm von Samuel Hirsch in Mergentheim zur Verwahrung übergebene größere Geldsumme im Hause. Rosenfeld wurde gewarnt, denn es beabsichtigen mehrere Dorfbewohner sein Haus nächtlich zu überfallen und zu plündern. Der Gewarnte nahm Wächter ins Haus und diese Nacht lief ruhig ab. Am 3. April aber in der Nacht rückten 40 bis 50 Mann, mit Prügeln usw. bewaffnet, die durch Schwärzen der Gesichter sich unkenntlich zu machen suchten, vor das Haus des Rosenfeld, sprengten die Tür, schlugen die Fenster mit Prügeln ein, verwundeten die Frau, und erst als sich der Haufen überzeugt, dass kein Geld im Hause war, zog er wieder ab. Eine Taschenuhr, die an der Wand gehangen, wurde gestohlen. Die Frau des Rosenfeld erkrankte in Folge des Schreckens. Beim Königlichen Oberamtsgerichte Mergentheim erzählten die Glieder der Familie Rosenfeld am 4. April 1848 den Hergang der Sache, gaben aber an, dass sie Niemanden erkannt haben. Beeidigungen nahm der Untersuchungsrichter nicht vor, weil er der Ansicht war, die Furcht vor Misshandlung könnte leicht zur Beschwörung der Unwahrheit Veranlassung geben. 
Fast 'neun' Jahre waren seit diesen Exzessen abgelaufen, und die Verjährung des Verbrechens war nahe, da kamen einige Magistratspersonen in Streit und ein Gemeinderat warf dem anderen vor, dass er bei jenem Einbruch in das Rosenfeld'sche Haus mitgewirkt habe. - Die Untersuchung wurde wieder aufgenommen. Am 19. Januar dieses Jahres wurden 4 Teilnehmer jenes Krawalls verhaftet und die Verhandlung fand vom 1. bis 3. April vor dem Schwurgerichte in Hall statt. Die Frau des Rosenfeld stürzte sich am 2. April in Hall aus Furcht vor Misshandlung, wenn sie die Wahrheit vor Gericht aussage, in einen Brunnen und ertrank. Das Benehmen des Hauptzeugen, David Rosenfeld, sowie dessen Aussagen machten entschieden den Eindruck der Wahrheit. In derselben Stunde, an demselben Tage, wie die Angeklagten vor 'neun' Jahren das Verbrechen verübten, wurden sie von dem Gerichtshofe zu Zuchthausstrafen von fünf bis sechs Jahren verurteilt. Der Tod der durch die Angst zum Selbstmord gehetzten Frau liegt den Verurteilten schwer auf dem Gewissen."

    
Die Auflösung der jüdischen Gemeinde (1935)  

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Februar 1935: 
"Mit Zustimmung der Israelitischen Landesversammlung vom 3. Februar 1935 sind durch Anordnung des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs die israelitischen Religionsgemeinden 
Wachbach und Weikersheim
beide Oberamts Bad Mergentheim aufgelöst worden. 
Stuttgart, den 8. Februar 1935. Israelitischer Oberrat Dr. Gumbel."                  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Hanna Schlossberger (1889) 
Anmerkung: Hanna Schlossberger geb. Schönmann ist am 20. Januar 1822 in Michelbach an der Lücke geboren als Tochter von Salomon Hirsch Schönmann und seiner Frau Libis geb. Löb. Am 16. Februar 1858 heiratete Hanna in Niederstetten den Makler Bernhard (Baruch HaLevi) Schlossberger, der am 7. Februar 1824 in Wachbach geboren ist als Sohn von Metzger Isaak Schlossberger und seiner Frau Esther geb. Straus. Baruch und Hanna Schlossberger hatten drei Kinder: Salomon Hirsch (geb. 15. April 1859 in Wachbach), Ernestine (geb. 11. Dezember 1860 in Wachbach, verheiratet in Hollenbach mit Julius Schlossberger, Viehhändler in Hollenbach), Lena (Lehna, geb. 19. Dezember 1863 in Wachbach, verheiratete Stern, wohnte später in Olnhausen, zuletzt Eschenau, wurde am 22. August 1942 ab Stuttgart in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 8. September 1942 umgekommen ist). Baruch Schlossberger starb am 15. März 1881 in Wachbach, seine Frau Hanna am 14. Dezember 1889 ebd. Die beiden wurden im jüdischen Friedhof Unterbalbach beigesetzt. 
Hinweis auf das von Rolf Hofmann erarbeitete Familienblatt Schlossberger (siehe Link unten). Der oben genannte Metzger Isaak Schlossberger (geb. 22. Februar 1786 in Wachbach) war ein Sohn von Joseph Gumbrecht und seiner Frau Friederike (Fradel) und damit ein jüngerer Bruder von Simon Schlossberger (geb. 7. Dezember 1778), dessen Nachkommen im Familienblatt Schlossberger dargestellt sind..     

Wachbach Israelit 02011890.jpg (99081 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1890: "Aus Württemberg. Wiederum hat der Tod eine schmerzliche Lücke gerissen in die Reihe der frommen Frauen. Am Heiligen Schabbat, dem 21. Kislew (= 14. Dezember 1889) verschied in Wachbach bei Mergentheim Frau Hanna Schloßberger, eine wackere Frau im schönsten Sinne des Wortes. Die Verblichene war eine Zierde und ein Segen für ihre Familie, wie für die Gemeinde. Tora und Gottesdienst und Wohltätigkeit, diese drei Grundsäulen der Welt im Großen, sie waren die Grundsäulen ihrer Welt im Kleinen; an der Gotteslehre hatte die Dahingeschiedene innige Freude, und Toralernende waren ihr wert; mit besonderer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit lag sie dem Gebete ob, Wohltätigkeit im engeren und weiteren Sinne übte sie nach Kräften. Geduldig, ganz ihrer frommen Lebensart entsprechend, trug sie ihr Leiden, bis der Tod ihr nach nicht ganz 68jähriger Lebzeit die gewünschte Erlösung von allen Erdenqualen brachte. Möge der Dahingeschiedenen in der Welt des 'durchaus Guten' der Lohn für ihre guten Handlungen in reichstem Maße zuteil werden und mögen die Hinterbliebenen Trost finden in dem Bewusststein (hebräisch und deutsch:) 'Das Andenken des Frommen wird stets ein gesegnetes bleiben'. O."

   
    
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Sophia Uhlfelder aus Wachbach (1823?-1898)   
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Wachbach New York Salem 1673a.jpg (92204 Byte)   Wachbach New York Salem 1673.jpg (155086 Byte)Grabstein für "Our Beloved Parents  
Abraham Uhlfelder born in Mulhausen bei Bamberg Bavaria Died Nov. 20 1899 Aged 78 Years" und
"Sophia Uhlfelder Born in Wachbach bei Mergentheim Wurtemberg. Died July 25 1898 Aged 76 years". 
Anmerkung von Hartwig Behr (Mergentheim): Unter der Annahme, dass eine "Sophia" eine "Sprinz" aus Wachbach gewesen ist, könnte Sophia eine Tochter von David Löw Oppenheimer und seiner Frau Sara gewesen sein (geboren 12. März 1823, ausgewandert nach Amerika). Auch Simon Schlossberger und seine Frau Hanna hatten eine Tochter Sprinz (geb. 6. September 1823), über die jedoch nichts Weiteres bekannt ist. 
 

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge           
    
Im 18. Jahrhundert wohnte ein Teil der jüdischen Familien in einem der Herrschaft gehörenden "Judenhaus" (vermutlich am heutigen Ritterplatz vor dem Haus Scheidel, Gebäude nicht erhalten). In dieser Zeit bestand vermutlich auch schon ein Betsaal (Standort unbekannt, eventuell im "Judenhaus"). In den Quellen wird erstmals 1816 eine "Judenschule" genannt. 
  
1822 oder 1827 wurde eine Synagoge in der Alten Schlossstraße 44 erbaut. Im Synagogengebäude befanden sich auch ein Schulzimmer (Erdgeschoss), die Lehrerwohnung (1. Stock) und im Keller ein rituelles Bad. Die Schule wurde 1863 wegen Mangel an Schülern aufgelöst. 1902 wurde das Synagogengebäude verkauft und zu einem Bauernhaus umgebaut. Der Betsaal und die Frauenempore dienten nun als Scheune. Seit 1970 war das Gebäude leerstehend, bis es 1987/88 abgebrochen wurde. Über dem Türbalken war bis zuletzt die Jahreszahl 1822 (oder 1827) und das Wort "Judenvorsteher" zu lesen.   
     
     
Zum bevorstehenden Abbruch des Synagogengebäudes 1985   

Fränkische Nachrichten vom 14. September 1985 - Artikel von Thomas Schmidt: "Renovierung der Synagoge Wachbach - "Da wird wohl kein Geld mehr vorhanden sein" - Letztes Wort hat das Landesdenkmalamt in Stuttgart.
 
Auf den ausgetretenen, seit langem schon brüchigen Steinstufen zur Eingangstür wächst Moos, um das verrostete Geländer ranken sich Brennnesseln. Von Unkraut überwuchert ist der kleine Vorplatz. Die Rede ist von der Synagoge in Wachbach: zur Scheune umfunktioniert, verwahrlost und baufällig. Die Frage: Sollte dieses Objekt erhalten werden oder ist es kulturhistorisch zu uninteressant, als dass man noch in eine Renovierung investieren müsste? Bei einer ersten Zusammenkunft eines Wachbacher Heimatvereins - der allerdings erst in näherer Zukunft gegründet werden soll - und bei der es auch um die möglichen Ziele einer derartigen Gesellschaft ging, wurde das Thema "Synagoge" miteingebracht. Einer der Verfechter der Erhaltung dieses Gebäudes ist Schuldekan Eggert Hornig aus Wachbach.
   
Auf den ausgetretenen, seit langem schon brüchigen Steinstufen zur Eingangstür wächst Moos, um das verrostete Geländer ranken sich Brennnesseln. Von Unkraut überwuchert ist der kleine Vorplatz. Die Rede ist von der Synagoge in Wachbach: zur Scheune umfunktioniert, verwahrlost und baufällig. Die Frage: Sollte dieses Objekt erhalten werden oder ist es kulturhistorisch zu uninteressant, als dass man noch in eine Renovierung investieren müsste? Bei einer ersten Zusammenkunft eines Wachbacher Heimatvereins - der allerdings erst in näherer Zukunft gegründet werden soll - und bei der es auch um die möglichen Ziele einer derartigen Gesellschaft ging, wurde das Thema "Synagoge" miteingebracht. Einer der Verfechter der Erhaltung dieses Gebäudes ist Schuldekan Eggert Hornig aus Wachbach.
   
In einem Gespräch mit den FRÄNKISCHEN NACHRICHTEN erklärte Hornig, dass er es für wünschenswert halte, die Synagoge zu renovieren. "Ich bin eher durch Zufall auf die ganze Angelegenheit aufmerksam geworden. Natürlich bin ich - was die Frage der Bausubstanz betrifft - nicht detaillierter informiert, aber ich meine doch, dass die Form des Hauses und seine Geschichte auch für das an Denkmälern reiche Wachbach etwas besonderes ist." Auf die Frage nach einem möglichen späteren Verwendungszweck der Synagoge meinte der Schuldekan: "Wenn sich ein finanzkräftiger Privatmann fände, könnte man das Objekt beispielsweise zum Wohnhaus umfunktionieren". Die Idee eines Museums indes verwirft auch er und verwies gleichzeitig auf ähnliche Projekte in Wenkheim und Michelbach, wo aus Mitteln des Landkreises bzw. eines Vereins zwei Synagogen restauriert werden. "Da wird für die Renovierung einer weiteren Synagoge wohl einfach kein Geld mehr vorhanden sein". Trotz allem, die Geschichte der Synagoge bleibt interessant. So heißt es in einer Beschreibung des Oberamts Mergentheim aus dem Jahre 1880 über die jüdische Gemeinde Wachbach: "Seit Ende des 15. Jahrhunderts war das Dorf Ganerbiat der Herren von Adelsheim, des Deutschen Ordens und vorübergehend noch der Herren Rüd von Bödigheim. Der Deutsche Orden nahm hier noch im 16. Jahrhundert Juden auf. Ende des 17. und 18. Jahrhunderts ermöglichten auch die Herren von Adelsheim Juden die Niederlassung im Ort. Um 1800 befanden sich daher in Wachbach sowohl Schutzjuden des Deutschen Ordens wie der Herren von Adelsheim. Der Begräbnisplatz für die Wachbacher Juden war stets der israelitische Friedhof in Unterbalbach." 1807 zählte die Gemeinde Wachbach 101 jüdische Einwohner, 1824 waren es 126 (Gesamteinwohnerschaft 1092). 1886 schmolz die Zahl der Gemeindemitglieder bereits auf 53 und 1910 lebten nur noch elf Juden in Wachbach. "Die meisten wanderten wohl nach Bad Mergentheim ab", erläutert Schuldekan Hornig. 1822 erbaute die israelitische Gemeinde in der Nähe des Schlosses ihre Synagoge, die aber bereits 1902 nach der Abwanderung der meisten jüdischen Bürger geschlossen wurde. Zu einem Bauernhaus umfunktioniert ist sie heute noch vorhanden. Die Gegenwart holt uns wieder ein. Bis vor zehn Jahren vor die Synagoge zumindest teilweise noch bewohnt, dann ging sie in den Besitz von Friedrich Gröner aus Wachbach über, der nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um die Synagoge zu erhalten. "Ich zahle Grundsteuer, Brand- und Haftpflichtversicherung, aber für was?" fragt er. Prinzipiell wäre er einem Verkauft nicht abgeneigt, aber Liebhaber für derartige Objekte sind rar. Dass mittlerweile allerdings ein weiterer Wachbacher einen Antrag auf Abriss des Gebäudes gestellt hat, war auch Friedrich Gröner neu. "Offensichtlich will jemand das Grundstück kaufen". Die Pattsituation (abreißen durfte Gröner nicht, renovieren konnte er nicht) scheint jedenfalls seit einem Gutachten von Dr. Peter Bongartz, Zuständiger im Landesdenkmalamt Stuttgart, endgültig beseitigt. Der Bausachverständige Wolfgang Frey von der Bad Mergentheimer Stadtverwaltung, in dessen Ressort auch der Denkmalschutz fällt, erklärte zum Thema "Wachbacher Synagoge": "Das Objekt steht noch auf der Liste für Denkmalschutz", aber Dr. Bongartz vom Landesdenkmalamt habe bestätigt, dass die Synagoge rein von der baulichen Substanz und der Bauart her nicht hervorragend sei unter den Gebäuden, die es zu schützen gilt. "Das Bauordnungsamt und andere Stellen sind gehört worden", so Wolfgang Fey weiter, und sofern nicht irgendwelche Einsprüche kommen, kann einem Antrag auf Abriss der Synagoge stattgegeben werden. Das letzte Wort allerdings hat das Landesdenkmalamt." 

     
     
Fotos 
Historisches Foto 
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg und Hohenzollern. 1932. S. 131)  

Wachbach Synagoge001.jpg (85921 Byte)

Die ehemalige Synagoge Wachbach um 1930 - damals schon zu 
einem Bauernhaus umgebaut  

Pläne 
(gezeichnet 1985)  

Wachbach Synagoge 111.jpg (35980 Byte) Wachbach Synagoge 112.jpg (41207 Byte)
Plan des Erdgeschosses: Betsaal mit Seitenräumen
 (jüdische Schule) 
Plan des ersten Stockes: Betsaal auf Höhe Frauenempore 
und Seitenräume (Lehrerwohnung)

   
Fotos nach 1945:   "Vom Ende einer Synagoge"  

Fotos von 1984/85 - kurze Zeit 
vor dem Abbruch des Gebäudes
(Fotos: Hahn)  
Wachbach Synagoge 100.jpg (84061 Byte) Wachbach Synagoge 101.jpg (83771 Byte)
   Das Synagogengebäude im 
Winter 1984/85  
Synagogengebäude 
vom Hang gesehen  
     
 Wachbach Synagoge 102.jpg (69529 Byte) Wachbach Synagoge 104.jpg (80226 Byte) Wachbach Synagoge 103.jpg (110307 Byte)
Türinschrift - das Jahr "1822" als
 Erbauungsjahr ist lesbar 
Türinschrift - lesbar ist noch der 
Begriff "Judenvorsteher" 
Schachtbrunnen vor der Synagoge -
 unmittelbar vor dem rituellen Bad 
     
Wachbach Synagoge 105.jpg (70729 Byte) Wachbach Synagoge 106.jpg (80622 Byte) Wachbach Synagoge 107.jpg (42733 Byte)
Spur einer Mesusa am Eingang 
zur Synagoge 
Abgang zum Keller 
(rituelles Bad)
Treppenaufgang zur
 Frauenempore/Lehrerwohnung
     
Wachbach Synagoge 108.jpg (64162 Byte) Wachbach Synagoge 109.jpg (76412 Byte)   
Blick zu den Fenstern im ehemaligen
 Betsaal (unter der Frauenempore) 
Auf der 
Frauenempore 
  
     
Farbfotos von 1985
(Fotos: E. Hornig, Bad Mergentheim()
 
Wachbach Synagoge 130.jpg (49032 Byte) Wachbach Synagoge 132.jpg (35120 Byte) Wachbach Synagoge 131.jpg (57300 Byte)
Blick auf die ehemalige Synagoge  Eingang (Detailansicht)  Synagogengebäude (Nordseite) 
     
Wachbach Synagoge 135.jpg (52755 Byte) Wachbach Synagoge 133.jpg (49941 Byte) Wachbach Synagoge 134.jpg (56908 Byte)
Wände und Decken zeigen noch Spuren der Ausmalung   

      
        

Links und Literatur  

Links:  

Website der Stadt Bad Mergentheim    

Quellen:      

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Wachbach 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Wachbach sind folgende Register vorhanden:    
J 386 Bü. 601 Wachbach: Geburtsregister 1868-1880, Heiratsregister 1860-1876, Sterberegister 1868-1890  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446826   
J 386 Bü. 602 Wachbach: Familienbuch ca. 1810-1860   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446827 
J 386 Bü. 603 Wachbach: Familienbuch 1816-1834 Schreibmaschinenschrift  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446828 
J 386 Bü. 604 Wachbach: Geburtsregister 1868-1878, Heiratsregister 1860-1876, Sterberegister 1868-1880 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446829            

Literatur:  

Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 187. 
Anita Bengel: Wachbach. Geschichte eines Dorfes. Hg.: Stadt Bad Mergentheim. In der Reihe: Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte und Heimatkunde in Württembergisch-Franken. Hg. vom Historischen Verein für Württembergisch-Franken. Band 10. 1995.  

Ergänzend eingestellt: 

Rolf Hofmann: Schlossberger Family of Wachbach + Unterdeufstetten + Ellwangen. Extract of ancestral chart - eingestellt als pdf-Datei.   

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Wachbach  Wuerttemberg. the permanent Jewish settlement dates from the 16th century, reaching a peak population of 215 (total 1,248) in 1843. In the second half of the 19th century, the economic circumstances of the Jews improved but antisemitic incidents were a constant factor. Just eight Jews remained in 1933, three managed to emigrate.  
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 01. Februar 2016