Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Hönningen (Kreis Neuwied) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der jüdischen Gemeinde in Bad Hönningen 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                    
         
In Bad Hönningen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. 
     
Bereits im Mittelalter werden Juden in Hönningen (damals Hohingen) genannt (1297 und 1316). 1297 überließ Adolf von Nassau dem Ortsherren Gerlach von Isenburg die Einkünfte der Juden am Ort gegen eine Schuld von 200 Mark Kölner Pfennige. 1316 belehnte König Ludwig der Bayer Gerlachs Sohn Theoderich mit dem Königshaus in Sinzig und den Einkünften von 12 Hönninger Juden.    
    
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17./18. Jahrhundert zurück. Seit 1654 werden wieder jüdische Einwohner in Hönningen genannt. In diesem Jahr wird in einer Arenfelser Kellnereirechnung quittiert: "Von vier Hönninger Juden wegen Gleidtsgeld (sc. Schutzgeld) empfangen = 13 Reichthaler 76 Albus". Auch 1697 werden Juden am Ort genannt. 
   
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Familien am Ort zu. 1708 wird der Kameraljude Seligmann von Hönningen genannt, der damals um eine Steuerermäßigung nachsuchte. Hintergrund des Gesuches war, dass die Hönninger Juden bis etwa 1690 jährlich 6 Rthlr an Steuern zu zahlen hatten, von da ab 9 Rthlr. 1718 beschwerten sich die Hönninger beim Landesherrn darüber, dass sich die Zahl der Hönninger Juden (gemeint jüdischen Familien) von drei bis vier "wie seit langem üblich durch das Einschleichen weiterer Juden" auf mehr als acht vermehrt habe. Ein besonderer Ärger war für manche Hönninger Christen, dass der Jude Jacob in der Kirchgasse wohnte, "wo alle Prozessionen vorbey gehen, auch vor seiner Tur allte Toten niedergesetzt werden, bis sie von Herrn Pastoren zum Begraben (auf dem bei der Kirche liegenden Friedhof) abgenommen werden". Kurfürst Franz Ludwig bestimmte, dass nur die vier ältesten Juden in Hönningen bleiben dürften, die anderen seien auszuweisen. Unter den damaligen jüdischen Einwohnern wird u.a. Jud Daniel genannt, der als Viehhändler und Metzger tätig war.  Der Steuersatz betrug um 1746 7 Rthlr 12 Alb.       
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1812 25 jüdische Einwohner, 1816 39, 1822 46, 1856 30 (in sechs Haushaltungen), 1862 37, 1895 22. 1816 werden alle jüdischen Familienvorstände als "Händler" bezeichnet.  
  
An Einrichtungen bestand eine Synagoge (Betraum, s.u.) und eine jüdische Schule (Religionsschule, 1879 7 schulpflichtige jüdische Kinder am Ort). Zeitweise wird auch ein jüdischer Lehrer genannt: 1816 war David Wolf Lehrer der jüdischen Kinder in Hönningen. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rheinbrohl beigesetzt.    
    
1925 und 1933 wurden noch 18 jüdische Einwohner gezählt. Einige von ihnen sind in den folgenden Jahren auf Grund der Folgendes wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung vom Ort verzogen oder ausgewandert. 1938 und 1940 wurden jedoch noch jeweils 15 jüdische Einwohner am Ort gezählt. Im Juli 1942 sind die letzten von ihnen aus Hönningen deportiert worden.    
       
Von den in Bad Hönningen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Esther Gertrud Jacobsohn geb. Neumann (1864), Franziska Jungblut geb. Wolf (1903), Regina Lazarus geb. Levy (1862), Johanna Rubinstein geb. Wolf (1910), Abraham Wolf (1866), Flora Wolf geb. Friedmann (1873), Johanna Wolf (1868).      
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
   
Aus der jüdischen Gemeinde in Bad Hönningen      
Über die "Judenordnung" des Erzbistums Trier von 1717 und die Nennung jüdische Familien in Hönningen 1697 (Artikel von 1933)             

Aus einem längeren Artikel von Adolf Kober über "Eine Kurtrierer 'Jüdisch Ceremonial Verordnung' aus der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts' in "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" 1933 Heft 2  S. 103: "Die Judenordnung, genannt 'Ceremonial-Verordnung', die hiermit im folgenden veröffentlicht wird, betrifft nicht die Judengemeinde einer einzelnen Stadt, sondern die des Erzbistums Trier. Sie ist in mehreren Judenlandtagen, die zwischen 1691 und 1717 stattfanden, beschlossen und der größere Teil derselben im Jahre 1717 zu Neumagen festgesetzt worden und vermutlich ursprünglich in deutscher Sprache mit hebräischen Schriftzeichen geschrieben. Diese Judenordnung aber wird erst verständlich, wenn wir die Lage der Juden im Erzstift Trier um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts vorher kurz schildern. Es wohnten um 1700 im Ober- und Niedererzstift 160 Familien und außerdem einige Kameraljuden, die ihre Abgaben an den Kurfürsten direkt zahlten - als 'Kameralorte' werden im Jahre 1697 Kruft, Hönningen, Rheinbrohl, im Jahre 1716 außerdem Sayn, Herschbach, Osann, Monzel, Amt S. Maximin, genannt. Die Juden des Erzstifts bildeten einen 'Corpus' und lebten auf Grund der Judenordnung vom 17. Januar 1681, die ihnen der Erzbischof und Kurfürst Johann Hugo gegeben hatte und in deren 20 Paragraphen ihr Verhältnis zur Obrigkeit geregelt war. Sie unterschied sich nicht viel von den Judenordnungen, die vorausgegangen waren, denen vom Jahre 1618, 1624, 1670."      

 
Es gibt bei 27 jüdischen Einwohnern 7 schulpflichtige Kinder in Hönningen (1879)          

Aus einem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1879: "Der Bericht aus Linz am Rhein.  II.  
Der wackere Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Linz, insonders dessen Vorsitzender Herr Marx Meyer hat auf unsere Veranlassung Erhebnungen in seinen nächsten Kreisen gemacht. Dieselben ergaben: aus dem Kreise Neuwied: Rheinbrohl mit 31 jüdischen Einwohnern und 9 schulpflichtigen Kindern; Hönningen mit 27 jüdischen Einwohnern und 7 schulpflichtigen Kindern; ..."    

    
Das Thermalschwimmbad ist für Juden geschlossen (1935)       

Artikel in "Der Israelit" vom 15. August 1935: "Neue Bädersperren für Juden.
Berlin, 12. August.  ... Im städtischen Freibad zu Bielefeld ist mit Verordnung des stellvertretenden Bürgermeisters den Juden der Zutritt verboten. Ebenso hat die Polizeiverwaltung in Bad Hönningen das Betreten des Thermalschwimmbades verboten. Mit sofortiger Wirkung wurde das Schwanseebad in Weimar für Juden geschlossen."   
 
Artikel in "Jüdische Rundschau" vom 16. August 1935: "Die Polizeiverwaltung von Bad Hönningen hat den Juden das Betreten des Thermalschwimmbades verboten."   

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen        
Anzeige von Josephine Levy (1896)        

Anzeige in "Der Israelit" vom 24. Februar 1896: "Ein junges israelitisches Mädchen, aus anständiger Familie, welches die bürgerliche Küche versteht, sucht zum 15. April Stellung in einem besseren Hause für Küche und Hausarbeit. 
Offerten erbeten an Josephine Levy,
Hönningen
am Rhein."    

   
Verlobungsanzeige von Bertha Sommer und Arthur Benjamin (1924)               

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 22. Mai 1924:
"Bertha Sommer   -   Arthur Benjamin   
Verlobte
  
Bad Kreuznach   Hönningen am Rhein."   

    
 Hochzeitsanzeige von Max Sommer und Carla geb. Jacobsohn (1927)      

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 11. August 1927: "Statt Karten. 
Max Sommer   -   Carla Sommer geb. Jacobsohn  
Vermählte
  
Zülpich im Rheinland     Hönningen am Rhein  
Trauung: Sonntag, den 14. August, 1 Uhr, Rheinland-Loge, Köln."     

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge               
    
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (vermutlich seit den 1820/30er-Jahren) war ein Betraum im Haus der Witwe Salomon Samson vorhanden, in dem 30 Personen Platz fanden. 
   
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde ein neuer Betraum im Haus der Familie Isidor Levy in der Hauptstraße/Eck Schulheißgasse eingerichtet. 
   
Der Betraum wurde bis zum Novemberpogrom 1938 verwendet. Am 10. November 1938 wurde der Betraum von fünf oder sechs Hönninger Männern geschändet und völlig verwüstet. Betstühle und Einrichtungsgegenstände wurden auf die Straße geworfen. Nach der Zerstörung wurde der Betraum vermutlich alsbald zwangsverkauft und als Wohnraum verwendet.   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge      Ecke Hauptstraße / Schultheißgasse     
    
    
Fotos 

Es sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Bad Hönningen vorhanden; 
über Zusendungen oder Hinweise freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite
 
     

      

     
Links und Literatur

Links:

bullet

Website der Stadt Bad Hönningen   

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 370. 
bulletDie sich des Vergangenen nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben. Dokumentation über den Nationalsozialismus in Bad Hönningen. Hrsg. von der Friedensinitiative Bad Hönningen. 1989. 
bulletHoenningen Lit 010.jpg (52624 Byte)Jakob Weiler: Die Verhältnisse der Juden in Hönningen und Rheinbrohl und ihr Leidensweg im "Dritten Reich". Bad Hönningen 1997. (Beiträge zur Heimatkunde und Heimatgeschichte Bd. 3).  
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 87 (mit weiteren Literaturangaben).  

    
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Stand: 30. Juni 2020