Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Pfaffenhoffen (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass) 
Synagogue / Synagoge  
  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
Im Bereich von Pfaffenhoffen, insbesondere auch in Bouxwiller und Neuwiller, geht die Ansiedlung von Juden bis in die Zeit Anfang des 14. Jahrhunderts zurück. 
  
In Pfaffenhoffen selbst werden erstmals 1594 Juden genannt. Von den Grafen zu Hanau-Lichtenberg wurden den jüdischen Familien seit 1626 Schutzbrief ausgestellt. Das jährliche Schutzgeld betrug damals 18 Gulden. 1683 erteilten die Grafen eine offizielle Genehmigung zur Abhaltung von Gottesdiensten am Ort. Damals war das Verhältnis zwischen Juden und Christen noch teilweise sehr angespannt. 
  
Im Laufe des 18. Jahrhunderts besserten sich die Beziehungen. 1784 wurde der Jude Zacharias Meyer bereits Zunftmeister der Kaufleute am Ort.
    
Um 1700 waren erst drei jüdische Familien am Ort. 1784 waren es 16 Familien mit zusammen 74 Personen. 
  
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 131 jüdische Einwohner, 1846 80, 1861 68, 1866 77, 1900 104, 1910 148.   
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Ettendorf beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat Bouxwiller
  
1936 wurden noch 69 jüdische Einwohner in Pfaffenhofen gezählt. Diejenigen, die in den folgenden Jahren den Ort nicht verlassen konnten, wurden unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert. Elf von ihnen wurden ermordet. 
  
Von den in Pfaffenhofen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Roger Gradwohl (1923), Marcel Gradwohl (1921), Salomon-Robert Mandel (1913) Aline Polsky (Polsli) geb. Weiler (1869), Martin Schloss (1896), Regina Schloss (1897), Siegfried Schloss (1896), Mathilde Schneberger (1897), Denise Sichel (1913), Jacqueline Sichel (1920), Mathilde Sichel geb. Lehmann (), Robert Sichel (). 
  
Nach 1945 kehrte ein Teil der Überlebenden zurück. 1954 wurden 34 jüdische Einwohner gezählt.
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
  
Lehrer Jonathan Uhlfelder wechselt von Burgsinn nach Pfaffenhofen (1903) 
Anmerkung: eine Bestätigung für die Tätigkeit Jonathan Uhlfelders in Pfaffenhofen liegt von anderer Seite noch nicht vor, vielleicht blieb er auch nur kurze Zeit am Ort. Später wirkte er an der Präparandenschule in Burgpreppach, an der Volksschule in Heidenheim und zuletzt in Nürnberg, wo er 1928 gestorben ist.    

Burgsinn FrfIsrFambl 04091903.jpg (41700 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. September 1903: "Burgsinn (Bayern). Dieser Woche scheidet von hier Herr Lehrer Jonathan Uhlfelder, um sich in der Gemeinde Pfaffenhofen ansässig zu machen. Herr Uhlfelder wirkte zur allgemeinen Zufriedenheit lange Jahre in unserer Gemeinde und sieht man ihn nur mit größtem Bedauern von dem Felde seiner fruchtbringenden Tätigkeit scheiden."    

   
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Zum Tod von Henri Lehmann (1913)   

Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 30. Mai 1913:  "Pfaffenhofen. Ein zahlreiches Gefolge, wie selten in Pfaffenhofen, begleitete am Montag, den 26. Mai, Henri Lehmann auf dem Weg zu seiner letzten Ruhestätte. Schon daran konnte man erkennen, welches Ansehen der Heimgegangene sich in der nicht langen Zeit, die er hier wohnte, errungen hatte. Ihn zeichnete besonders eine anziehende Freundlichkeit aus, die ihm rasch und sicher die Herzen gewann. Friedliebend und verständigen Sinnes hat er auch als Mitglied der jüdischen Gemeinde tüchtig gewirkt und soviel wie möglich die Interessen des Judentums gefördert. In seiner Heimatgemeinde Dauendorf begleitete er jahrelang das Amt eines Gemeindevorsteher. Die jüdische Gemeinde Dauendorf brachte ihm denn auch den Tribut ihrer Huldigung dar, indem sie fast vollzählig zu seiner Levija (Beerdigung) erschien. Im Trauerhause hoben die Rabbiner Weil - Buchsweiler und Dr. Lehmann - Bischweiler die Tugenden des Verstorbenen hervor und die große Lücke, die er in seiner Familie und in dem weiten Kreise seiner Freunde lässt. Herr Aaron Durlach widmete dem Jugendfreund einige warme Worte des Abschieds und betonte die Rechtlichkeit und Zuverlässigkeit, die der Verblichene im Verkehr mit Freunden und in der Verwaltung bewahrte. Erst 56 Jahre alt wurde Henri Lehmann seiner liebenden Familie entrissen. Möge Gott der schwergeprüften Familie Trost spenden und Beistand gewähren!"   

  
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert 
- Grabstein für Baruch Blum aus Pfaffenhofen in New Orleans (1832-1880) 
    
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen.       

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans: 
"Hier ruht 
Baruch Blum  
Born at Pfaffenhofen Alsace  
December 22, 1832  
Died July 11, 1880.  
Pauline Auser Blum  
Born March 1828  Alsace Germany  
Died August 26, 1914. 
Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."       

 
Grabstein für Julius Leopold aus Pfaffenhofen in New York (1832-1899) 
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NV-Brooklyn.    

Pfaffenhofen New York Salem 1673a.jpg (83391 Byte)   Pfaffenhofen New York Salem 1673.jpg (81225 Byte)Grabstein für 
"Julius Leopold  
Born in Pfaffenhofen Alsace  
Died April 27, 1899 
Aged 67 Years".   

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                    
   
Nachdem seit 1683 offiziell die Abhaltung jüdischer Gottesdienst genehmigt war, ist vermutlich bald darauf ein Betsaal in einem jüdischen Privathaus eingerichtet worden, falls nicht ein solcher schon einige Zeit (inoffiziell) bestanden hatte. 
  
Spätestens 1744 war eine Synagoge vorhanden, da das Waschbecken im Eingangsbereich der heute noch bestehenden Synagoge diese Jahreszahl (jüdische Zählung [5]505) trägt. Während der Zeit der französischen Revolution konnte 1791 die Synagoge neu erbaut und eingeweiht werden. Es handelte sich um ein Gemeindezentrum, in dem auch die Schule, die Mazzotbäckerei und ein rituelles Bad eingerichtet waren. Äußerlich war die Synagoge als solche kaum erkenntlich. Nur über dem Eingang ist die hebräische Jahreszahl für (umgerechnet) 1791 zu lesen. Im unteren Geschoss befand sich ein Zimmer, das als Versammlungsraum der Gemeinde diente ("Kahlstube" von Kahal = Gemeinde). Über eine Steintreppe (Klapptür am Fußboden) gelangte man von hier zum rituellen Bad. Hinter der Kahlstube lagen zwei kleinere Zimmer, von denen eines als Herberge für durchreisende Juden, das andere als Mazzotbäckerei verwendet wurde. 
  
Seit der Auflösung der jüdischen Gemeinde in der NS-Zeit wurde die Synagoge nicht mehr genutzt. Sie verfiel und war nach einem starken Wasserschaden am Rande der Baufälligkeit. 1992 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt (Monument historique). 1996 begannen Bemühungen zum Erhalt der ehemaligen Synagoge. Mit Hilfe unter anderem von Mitteln des World Monuments Fund konnte das Gebäude 1999/2000 saniert werden. Im Jahr 2000 konnte die Synagoge als Museum des jüdischen Lebens im Elsass eingeweiht werden.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:   Passage du Schneeberg bzw.   24, rue du Docteur Schweitzer 67350 Pfaffenhofen    
   
  

Fotos
(Fotos von 2004: Hahn, Aufnahmedatum 13.5.2004) 

Das Gebäude vor der Sanierung 
vor der Restaurierung
 
(Quelle: World Monuments Fund) 
Pfaffenhoffen Synagoge 348.jpg (35327 Byte)  Pfaffenhoffen Synagoge 349.jpg (22889 Byte)
  Die ehemalige Synagoge vor Beginn der Restaurierungsarbeiten    
     
 Die ehemalige Synagoge 2004      
Pfaffenhoffen Synagogue 103.jpg (48868 Byte) Pfaffenhoffen Synagogue 101.jpg (42179 Byte) Pfaffenhoffen Synagogue 105.jpg (36156 Byte)
Blick auf die 
Synagoge  
Eingangstür; über dem Türsturz die
 Jahreszahl (5)591 = 1791  
Waschbecken 
von 1744 
     
Pfaffenhoffen Synagogue 106.jpg (41409 Byte) Pfaffenhoffen Synagogue 104.jpg (47805 Byte) Pfaffenhoffen Synagogue 102.jpg (57541 Byte)
Der im oberen Stock der Synagoge befindliche Betsaal. Neun relativ hohe, nach innen ausgeschrägte Fenster geben dem Raum Licht. Über dem Toraschrein wurde ein Okulus eingefügt, der mit bunten Glasscheiben besetzt ist. Schöne Leuchter erhellten den Raum. Blick zum Toraschrein. 
Die Säulen sind mit 
Weinranken verziert
Inschriften und Symbolik am Toraschrein.
 Die Jahreszahl [5]591 steht für 1791. 
Die beiden Löwen tragen die "Krone der Tora".
 Links steht die Inschrift: "Wisse, vor wem 
du stehst" und "Der Herr ist stets vor mir".
   
  
  
     
Pfaffenhoffen Synagogue 100.jpg (70450 Byte) Pfaffenhoffen Synagogue 107.jpg (56232 Byte)  
Vorhang eines Toraschreines 
aus Mertzwiller (Merzweiler)
Vorhang eines Toraschreines 
aus Oberschaeffolsheim
 

   
Fotos der Synagoge vom Oktober 2011:     

Besichtigung der 
Synagoge in Pfaffenhofen 
während der Jahrestagung 
der "Alemannia Judaica" 
am 30. Oktober 2011 
(Fotos: Hahn) 
Pfaffenhofen Synagogue JT 320.jpg (119650 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 321.jpg (103592 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 322.jpg (95216 Byte)
   Blick auf die Synagoge, direkt im
 Hintergrund ein Brauereigebäude
Eingang zur
 Synagoge
In den Räumen des Erdgeschosses
 unter dem Betsaal
       
Pfaffenhofen Synagogue JT 323.jpg (101835 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 324.jpg (102503 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 327.jpg (112723 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 328.jpg (112846 Byte)
Kleines Becken für rituelle
 Handwaschungen 
Säule vom Toraschrein der
 Synagoge Wingersheim
Im Betsaal - im Hintergrund sind die Gitter vor dem 
Frauenbereich erkennbar 
       
Pfaffenhofen Synagogue JT 325.jpg (89446 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 329.jpg (86661 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 326.jpg (107611 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 330.jpg (155407 Byte)
Im Betsaal - 
Blick zum Toraschrein
Chanukka-Leuchter (Platz für acht
 Kerzen) vor dem Toraschrein
Torarollen aus unterschiedlichen Gemeinden der 
Umgebung im Toraschrein
       
Pfaffenhofen Synagogue JT 331.jpg (117203 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 332.jpg (126566 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 333.jpg (95720 Byte) Pfaffenhofen Synagogue JT 334.jpg (131055 Byte)
Toraschrein-Vorhänge (Parochot) aus unterschiedlichen Orten der Umgebung an den Wänden des Betsaales

   
   
Die Synagoge Pfaffenhofen im Film:    

Pfaffenhofen Synagogue 360.jpg (132967 Byte)Die Synagoge in Pfaffenhofen ist online auch in 3D zu sehen: Link zu synagogues360.org zu Pfaffenhofen   

  
    

Links und Literatur

Links: 

bulletFranzösische Informationsseite zur Synagoge in Pfaffenhofen  
bulletWikipedia-Artikel "Synagoge (Pfaffenhoffen)  
bulletFranzösischer Wikipedia-Artikel "Synagogue de Pfaffenhoffen"     
bulletVerzeichnis des Ministère de la culture: hier anklicken  

Literatur:  

bullet

Alsace Lit 010.jpg (67412 Byte)Michel Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire. Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 108.  

       
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Pfaffenhofen  Bas-Rhin dist. The Jewish presence here dates from the beginning of the 14th century. In 1626, the Hanau-Lichtenberg family granted Jews the right of residence and in 1791 a synagogue was inaugurated. In 1808, the community numbered 136 Jews, dropping to 69 in 1936. The Germans expelled the Jews to the south of France together with the rest of Alsace-Lorraine Jews. During a bombardment, the synagogue was damaged. Eleven local Jews were deported. In 1954 the Jewish population was 34.  
  
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020