Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge  

Übersicht: 

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bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
    
In der bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ritterkanton Kraichgau gehörenden Stadt Neckarbischofsheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhundert zurück. 1652 sind bereits acht Familien am Ort. Wie groß die Gemeinde bereits um 1700 war, wird daran deutlich, dass zwischen 1686 und 1730 der Beschneider R. Seligmann aus Hüffenhardt in Neckarbischofsheim 68 Beschneidungen vorzunehmen hatte. 1694 gab es sechs jüdische Haushaltungen in der Stadt.   
  
Von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1824 war Neckarbischofsheim Sitz eines Bezirksrabbiners. Danach gehörte Neckarbischofsheim zum Rabbinatsbezirk Sinsheim. Die letzten Rabbiner in Neckarbischofsheim waren Moses Bamberger (bis 1820) und nach dessen Tod sein Sohn Jakob Koppel Bamberger; letzterer folgte 1824 einem ehrenvollen Ruf nach Worms (siehe Bericht unten).  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 123 jüdische Einwohner (9,9 % von insgesamt 1.241 Einwohnern), 1813 140, 1825 187 (10,4 % von 1.798), 1859 189, 1865 160, 1875 117 (6,9 % von 1.684), 1884 122, 1900 109, 1925 40 (2,9 % von 1.395). Im Revolutionsjahr 1848 war es in Neckarbischofsheim zu einem "Judenkrawall" gekommen. Nach der Emanzipation der Juden im Jahr 1862 gestaltete sich das Zusammenleben von Juden und Christen in zunehmendem Maße tolerant und freundlich.   
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (bis zur Auflösung 1876 eine Konfessionsschule im 1848 erbauten jüdischen Schulhaus auf dem Platz der alten Synagoge in der Rathausgasse; nach 1876 im Gebäude jüdische Religionsschule; die "Schulgasse" hat ihren Namen von der jüdischen Schule)) und ein rituelles Bad (1746 im Gebäude der Synagoge in der Rathausgasse, seit 1848 möglicherweise in der neuen Synagoge). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Waibstadt beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde (nach dem Wegzug des letzten Rabbiners) ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Berichte unten).    
  
An jüdischen Vereinen bestanden ein Israelitischer Wohltätigkeitsverein (Chewra Kadischah: Ziele waren die Unterstützung Hilfsbedürftiger und das Bestattungswesen) und eine Israelitischer Frauenverein
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Adolf Sinn (geb. 25.10.1882 in Neckarbischofsheim, vor 1914 in Rexingen wohnhaft, gef. 30.10.1917).      
   
Um 1925 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Samuel Jeselsohn, David Jakobsohn und Joseph Faller. Als Religionslehrer und Kantor war (seit 1910) Heinrich Bloch angestellt. Die Religionsschule besuchten damals noch drei Kinder; zwei Kinder erhielten den Religionsunterricht an höheren Schulen. 1932 waren die Gemeindevorsteher Samuel Jeselsohn, David Jakobsohn und Ernst Wolff. Inzwischen war Jakob Bloch Lehrer, Kantor und Schochet. 
   
1933
gehörten jüdischen Familien noch einige Handels- und Gewerbebetriebe, darunter: Buchbinderei Faller (Hauptstraße 16), Textilgeschäft Samuel Jeselsohn (Hauptstraße 20), Reisehandlung Max Katz (Hauptstraße 47), Reisehandlung Markus Reiss (Hauptstraße 30), Landesproduktenhandlung Max Berthold Wolf und Ernst Wolf (M.B. Wolf & Sohn, Hauptstraße 36). Der jüdische Arzt Dr. Georg Homburger leitete das Krankenhaus und besaß daneben eine Privatpraxis.     
    
1933 lebten noch 37 jüdische Personen am Ort (2,7 % von insgesamt 1.391 Einwohnern). Ein Teil von ihnen ist in den folgenden Jahren auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung vom Ort verzogen oder ausgewandert (USA, Palästina, Holland, England). 1938 wurden noch 19 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört; die jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt.  Die letzten 12 jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 von Neckarbischofsheim in das Konzentrationslager Gurs/Südfrankreich deportiert.     
     
Von den in Neckarbischofsheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Jülchen Andriesse geb. Jakobsohn (1899), Beni (Benny) Bär (1857), Bonna Bloch geb. Rothschild (1874), Jakob Julius Bloch (1906), Rike Bodenheimer geb. Sinsheimer (1857), Elsa (Esther) Cohn geb. Jeselsohn (1910), Laura Eschelbacher (1888), Friederike Frank geb. Ottenheimer (1889), Julchen (Julia) Frank (1884), Moses Frank (1885), Helene Gavsuk (1883), Lina Goldberger geb. Grünhut (1895), Helmut Herz (1922), Adolf Hirsch (1879), Friederike Hirsch geb. Wolff (1863), Mathilde Hirsch (1872), Moritz Hirsch (1884), Otto Hirsch (1902), Betty Iffland geb. Jakobsohn (1893), Abraham Jakobsohn (1861), Augusta Jakobsohn (1893), Bertha Jakobsohn geb. Würzburger (1863), David Jakobsohn (1862), Josef Jakobsohn (1876), Karl Kaufmann Jacobsohn (1870), Else Kahn geb. Jeselsohn (1910), Max Katz (1870), August Kaufmann geb. Jakobsohn (1864), Leontine Kaufmann geb. Sinn (1875), Recha Kaufmann geb. Frank (1881), Sophie Kay geb. Jakobsohn (1895), Berta Levi geb. Frank (1889), Bertha Levi geb. Hirsch (1882), Karoline Mahler geb. Jeselsohn (1867), Sophie Marx geb. Sinn (1879), Klara May geb. Jakobsohn (1871), Sigmund Oppenheim (1872), Hermann Oppenheimer (1874), Bertha Ottenheimer geb. Kahn (1864), Markus Reiss (1866), Helene Salamon geb. Oppenheimer (1897), Karoline Selz geb. Jakobsohn (1874), Ida Sinn (1876), Jacob Sinn (1886), Selma Sinn (1889), Erna Frida Erika Stein geb. Wolff (1905, "Stolperstein" in Seligenstadt), Irma Wolff geb. Stein (1882), Moses Wolff (1873).    
   
Im November 2017 wurden für 15 der ermordeten jüdischen Personen "Stolpersteine" verlegt: für die Familie Dr. Hamburger (Waibstadterstraße 15), für die Familie Wolff (Hauptstraße 36/38), für die Familie Abraham Jakobsohn (Hauptstraße 47/49), für die Familie David Jakobsohn (Alexandergasse 4) und für die Familie Katzengold (Alte Rathausgasse 12).
   
Spuren der Verfolgungszeit 1933 bis 1945. In Neckarbischofsheim bestand von Sept. 1944 bis März 1945 als Unterkommando des Lagers Neckarelz ein Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler/Elsaß. Das Lager befand sich beim Bahnhof Neckarbischofsheim Nord im Bereich der Neckarbischofsheimer Schwarzbachsiedlung bzw. des Waibstadter Ortsteiles Bernau. Es bestand aus zwei mit einem Zaun umgebenen Baracken. Die Häftlinge arbeiteten in Gipsstollen in Obrigheim, in denen Rüstungsbetriebe eingerichtet waren. Die im Lager umgekommenen Häftlinge wurden auf einer Freifläche des jüdischen Friedhofes Binau beigesetzt. 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer      
  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers (1836 / 1854)      

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1836 S. 689  (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen):  "Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde Neckarbischofsheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 60 Gulden nebst freier Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. 
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei dasiger Bezirks-Synagoge zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden. 
Sinsheim, den 3. August 1836. 
Großherzogliche Bezirks-Synagoge."    
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 4. März 1854 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Vakante Schulstellen. Die mit einem festen Gehalte von 150 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Neckarbischofsheim ist zu besetzen. 
Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats sich dahier zu melden.  
Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- und Rabbinatskandidaten können auch andere inländische befähigte Subjekte, nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."  

     
Zum Tod von Emanuel Gutmann (1891, Lehrer in Neckarbischofsheim in den 1840er-Jahren, danach Trebur bis 1859, danach in Mainz)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Mainz, 7. Mai. Unsere Religionsgesellschaft hat durch den Tod ein ehrwürdiges, durch seine Bescheidenheit und wahrhaft innige Frömmigkeit in allen Kreisen der hiesigen jüdischen Bevölkerung allgemein beliebtes Mitglied verloren. Herr Emanuel Gutmann ist Dienstagnacht plötzlich im Alter von 76 Jahren in ein besseres Jenseits abberufen worden. Der Verstorbene, in Jochsberg (im Text falsch: Joxberg) in Bayern geboren und zu den Segnungen der Tora hin erzogen, hatte das Studium der Tora während seines langen Lebens zu seiner Lieblingsbeschäftigung gemacht. Nachdem er in Neckarbischofsheim und in Trebur bei Groß-Gerau 24 Jahre zur vollsten Zufriedenheit seiner Gemeinden, in denen er Tora und G'ttesfurcht verbreitete, als Lehrer und Vorbeter segensreich gewirkt, versah er vom Jahre 1859 an bei der hiesigen Religionsgesellschaft eine Reihe von Jahren in gewissenhafter und pflichtgetreuer Weise das Amt eines Schochet. 26 Jahre lang fungierte er als Rabbi und Vorbeter bei dem 3. israelitischen Krankenverein dahier, in welchem seine von Herzen kommende und zu Herzen dringende Vortragsweise der Gebete die Anwesenden zu Andacht stimmte.
Auch wir beklagen in dem Dahingeschiedenen einen fleißigen, treuen und gewissenhaften Mitarbeiter. Seit der Gründung des 'Israelit' war Herr Gutmann an den vielverzweigten Arbeiten unserer Expedition beschäftigt.
Wir und mit ihm seine zahlreichen Freunde werden dem Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren. Möge seine Seele eingebunden sein in den Bund des Lebens."  
Anmerkungen:  -  Schochet: Schächter
-  'Israelit': https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit 
       

 
Zum Tod von Nathan Niedermann (von 1885 bis 1910 Lehrer in Neckarbischofsheim) 

Oberseemen FrfIsrFambl 20051910.jpg (96584 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Mai 1910: "Neckarbischofsheim. Unser langjähriger Lehrer und Kantor Nathan Niedermann wurde zum großen Leide der ganzen Gemeinde aus dieser Welt abberufen. Ein schweres Leiden hatte ihn vor einem halben Jahre mitten aus seiner Tätigkeit heraus aufs Krankenlager geworfen, und wenn es manchmal ihm auch wieder zu gelingen schien, seine Tätigkeit wieder aufzunehmen, so war die Besserung nur eine scheinbare. 
Mit ihm ist ein bescheidener, friedliebender Mann, der über 24 Jahre treu und gewissenhaft seines Amtes in unserer Gemeinde gewaltet hat, ins Grab gesunken. Erst 48 Jahre alt, ist es heimgegangen, fast seine ganze Lebensarbeit gehörte der hiesigen Gemeinde, er war nur kurze Zeit vor seinem Hierherkommen Lehrer in Oberseemen. Ein Schüler des Würzburger Seminars, hatte er dessen Traditionen nicht vergessen, in Lehre und Leben war er, das muss heutzutage besonders betont werden, ein Bekenner des traditionellen Judentums. Nie wird sein Gedächtnis erlöschen bei allen denen, die ihn gekannt haben." 

    
Die Lehrerstelle wird mit Religionslehrer Heinrich Bloch besetzt (1910)  

Neckarbischofsheim FrfIsrFambl 26081910.jpg (36933 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. August 1910: "Aus Baden. Die mit dem Vorsänger- und Schächterdienst verbundene Religionsschulstelle in Neckarbischofsheim (mit Filiale Waibstadt) wurde dem Religionslehrer Bloch in Grünsfeld (Baden) übertragen, jene in Wollenberg (Baden) dem Lehrer Tuch in Speyer am Rhein."

 
Lehrer Jakob Bloch hält Lehrvorträge (1934)       

Mitteilung in "Jüdische Rundschau" vom 16. Februar 1934: "Neidenstein. Lehrer Bloch aus Neckarbischofsheim hält auf Veranlassung des Synagogenrates alle 14 Tage Lehrvorträge ab. Ebenso hielt Oberkantor Krainer (Heidelberg) einen Vortrag über Vergangenheit und Gegenwart. "   

  
 
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
In Neckarbischofsheim gab es Ausschreitungen im Revolutionsjahr 1848 (1848)        

Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 16. März 1848: "Sinsheim. Erklärung
Nach Nr. 85 des Landtagsboten wird von dem Herrn Abgeordneten Bassermann unter den Ortschaften, wo Gewalttätigkeiten gegen Juden vorgekommen sein sollen, auch Sinsheim genannt. Ob nun Dieses einem Versehen irgend zuzuschreiben ist, oder ein falsches Gerücht zum Grunde hat, erachten sich die Unterzeichneten zur Ehre der hiesigen Einwohnerschaft, sowie zur Beruhigung ihres sehr verehrten Herrn Abgeordneten Bassermann zu folgender Kundgebung verpflichtet:
Hier in Sinsheim ist nicht das mindeste Beklagenswerte vorgefallen, und auf keine Weise das gute Einvernehmen der hiesigen Bürgerschaft unter Christen und Juden einen Augenblick gestört worden. Im Gegenteil ist der gute Sinn der hiesigen Einwohnerschaft nicht genug anzuerkennen. Vom ersten Augenblicke an wurden die möglichsten Einleitungen getroffen und zwar unter gemeinschaftlicher Mitwirkung von allen Konfessionsangehörigen, jedem Versuche von Ruhestörung jeder Art aufs kräftigste zu begegnen. Überhaupt hat man in hiesiger Nähe, Neckarbischofsheim und Richen ausgenommen nicht die geringste unangenehme Vorfallenheit zu beklagen.
Sinsheim, den 13. März 1848. Der Synagogenrat: H. Freidenberger. S. Reinach. A. Zimmern." .        

   
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zum Tod von  Rabbiner Jacob Koppel Bamberger (1864)    

Anmerkung: Rabbiner Jacob (Koppel) Bamberger ist 1785 in Neckarbischofsheim geboren. Er erhielt seine Ausbildung im Elternhaus seines Vaters Rabbiner Juda Moses Levi Bamberger und wurde 1820 nach dem Tod des Vater Rabbiner in Neckarbischofsheim. Er war auch an den rabbinischen Gerichtshöfen in Mannheim und Karlsruhe tätig, 1824 bis 1864 war er Rabbiner in Worms.

Neckarbischofsheim Israelit 13041864a.jpg (196436 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. April 1864: "Worms, Ende März. Wie sich aus der eben noch heitern Luft der vernichtende Blitz auf die hoffnungsvolle Saat plötzlich herabschwingt, so traf vor wenigen Tagen, am Schuschan Purim (= 23. März 1864), viele Herzen schwer verwundend die Trauerkunde von dem unerwarteten Tod des würdigen, für die höchste Aufgabe der Menschheit unermüdet tätigen Rabbinen Jacob Koppel Bamberger. Wenn auch die Silberlocke seinen Scheitel deckt, wenn er auch das hohe Alter von 79 Jahren erreichte, so sind der Schmerz und die Wehmut über das Hinscheiden dieses Edlen dennoch gerecht, weil trotz seines Alters sein heiteres Naturell, sein klarer Verstand, sein geordnetes Denken noch segensreiche Früchte verhießen. Er glich der alten Eiche, deren starke Wurzeln fest in der Erde fußen, und die noch immer dem Wanderer erquickenden Schatten bietet. Gerecht ist der Schmerz, aber er gehe aus seinem Ungestüm in die stillere Wegmut über und wandle sich in den einen großen Vorsatz um, den Betrauerten durch ein seiner Lehre und seinem Willen genehmes Leben fort und fort zu ehren.       
Ist es auch seinen Hinterbliebenen ein schöner und sicherer Trost, sich dereinst mit ihm in dem Himmel wieder vereint zu wissen, so stärkt sie doch gewiss auch die bleibende Erinnerung an sein segens- und tatenreiches Leben.    
Und so will denn ein treuer Schüler dem Verewigten auch für weitere Kreise durch einen kurzen Rückblick auf sein Leben ein Erinnerungs-Denkmal aufrichten.    
Rabbi Jacob Koppel Bamberger ward zu Neckarbischofsheim geboren. Sein Vater war der im hohen Greisenalter verstorbene vielgelehrte Rabbiner Moses Bamberger, und seine Mutter war eine Tochter des talmudisch berühmten Rabbiners Simon Flehinger, Rabbiner in Mühringen.    
Der väterliche Ernst im schönen Bund mit der mütterlichen Milde hatte sich die Erziehung des einzigen Sohnes zur besonderen Aufgabe gemacht, und bestimmte denselben der Tora. Der Vater ließ ihn in allen Wissenschaften privatim unterrichten, und zum Studium des Talmuds nahm er für ihn die anerkanntesten jüdischen Lehrer auf, um damit dem Sohne die Jeschiwa zu ersetzen, da der Vater und die Mutter den einzigen Sohn nicht gerne außer ihrer Obhut ließen. Es wurde kein Opfer gescheut, um ihn tüchtig den rabbinischen Disziplinen heranbilden zu lassen. Der strebsame Jüngling krönte alsbald die Hoffnung seiner teueren Eltern; bald erreichte er das Ziel; denn noch hatte er das 18. Lebensjahr kaum überschritten, so wurde ihm von den bedeutendsten Rabbinen der damaligen Zeit, namentlich von Rabbiner Ascher – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, dem Sohne des Schaagath Arjeh, aus Karlsruhe, die rabbinische Autorisation – morenu – erteilt.     
Mit dem ausdauerndsten Fleiß betrieb er nun die Studien der beiden Talmude. Mit wahrhafter Begeisterung durchforschte er die Werke der Poskim (rabbinische Entscheidungsträger) und Meforsim. Er hatte stets große Neigung für das historische Wissen, und was sein ganzes Leben beseelte, waren die Werke des großen Maimonides. Dieser große

Neckarbischofsheim Israelit 13041864b.jpg (279619 Byte)Lehrer Israels war sein Ideal, dem er stets nachstrebte; es verging kaum ein Tag, ohne dass er sich begeistert über dessen Werke ausgesprochen hätte.   
In seinem 19. Jahre ward er mit der höchst achtbaren Familie des Mannheimer Rabbiners, Rabbi Getschlik Alsens, bekannt. Die Tochter dieses Hauses, namens Jitle, gewann und erwiderte seine Zuneigung, und verband sich ihm auch zur treuen Lebensgefährtin. Ein Mädchen entsprang dieser Ehe, namens Regine, die der Verewigte besonders liebte; sie verehelichte sich mit einem Verwandten, Dr. Fraensdorf aus Bamberg.  
Kurze Zeit nach seiner Verehelichung wurde er mit dem Rabbineramt der Stadt Heidelberg und Umgegend betraut, und es wurde da sein geistiges Talent sogleicht in die Arena gerufen. Der hochgelehrte Rabbiner Ascher entbot ihn nach Karlsruhe, um mit ihm gemeinschaftlich den neu erstandenen Tempel zu bekämpfen, dessen Tendenz die Entfernung jüdischer und Einführung deutscher Gebete mit Orgelbegleitung war.   
Ihre Bemühung krönte den Erfolg, und sie hatten um dessentwillen in einer deutschen theologischen Zeitschrift bittere Angriffe abzuwehren.    
Nach dem Tode seines weit berühmten Vaters wurde er zu dessen Nachfolger (sc. in Neckarbischofsheim) erwählt, als welcher er segensreich wirkte; er wird noch heute sein Name dort mit Ehrfurcht genannt.   
Im Jahre 1824 wurde ihm von der hiesigen Gemeinde (sc. Worms) das Rabbineramt übertragen. Gerne folgte er diesem ehrenhaften Rufe. Da Worms von jeher Stadt und Mutter in Israel war, und das Rabbinat stets nur mit Autoritäten besetzt wurde. Er folgte gerne diesem Ruf, um hier seine geistige Tätigkeit zu entwickeln, aber er ahnte nicht die vielen Kämpfe, die er da zu bestehen hatte. Nicht allein pekuniäre und Familienverhältnisse haben manche bittere Stunde ihm bereitet, auch der Sturm der unjüdischen Bestrebungen der neuen Zeit brauste wider ihn heran und hat die ganze Kraft seines Lebens in Anspruch genommen.     
Gleich nach seinem Hierherkommen hat sich eine große Anzahl Jünger aus allen Gegenden um ihn geschart, um von ihm Worte der Tora zu hören, und viele Rabbinen sind aus seiner Jeschiwa hervorgegangen (Anmerkung der Redaktion: Auch der Herausgeber dieser Blätter hat von ihm Hattarat Horaah erhalten).  
Mitten im Kampfe für Lehre und Leben wurde er durch die Trauerbotschaft von dem Hinscheiden seiner treuen Gattin, welche in Bamberg zum besuche ihres Kindes war, tief getroffen. Nun stand er allein als Greis, und keine teilnehmende Hand hat ihn gepflegt. – Ich, als treue Schüler, hab Alles aufgeboten, seine traurige Lage einigermaßen zu erleichtern – war so oft wie möglich um ihn, und habe seine herbe Last ihm tragen helfen. -  Der ehrwürdige Rabbiner Dr. Auerbach, sein Schüler und Vertrauter, veranlasste ihn zu einer zweiten Ehe, und er verheiratete sich auch mit Johanna Lehmann aus Darmstadt. Ich bot Alles auf, seinen pekuniären Verhältnissen eine andere Gestaltung zu geben, was mir unter Gottes Beistand auch gelang. Sein häusliches Leben wurde nun ein freundliches; von seiner Frau geliebt, geachtet und treu und sorgsam gepflegt, lebte er glücklich in dem Kreise der Seinigen, (Anmerkung der Redaktion: Der Herausgeber dieser Blätter reiste fast alljährlich nach Worms, nur zu dem Zecke, den ehrwürdigen Greis zu besuchen; die Liebe und sorgsame Pflege der Angehörigen desselben verfehlte niemals, den erfreulichsten Eindruck zu machen) und zog, außer seinen amtlichen Verpflichtungen, sich von der Außenwelt zurück. Dieser Zurückgezogenheit verdankte die Wissenschaft eine ausgedehnte Bereicherung auf ihrem Gebiete, das der Selige mit genialer Kraft zu erforschen verstand. Es befindet sich Folgendes im Manuskript vor: Hebräischer Titel der 4 Bände.        
Ein Mann, wie er, der nur mit Gott und sich selbst verkehrt, konnte nicht viel mit der Gesellschaft verkehren; er lebte in einer selbst geschaffenen Welt. Seine Liebe zur Einsamkeit stand mit seinem tiefen, großen und edlen Charakter in Verbindung.

Neckarbischofsheim Israelit 13041864c.jpg (139461 Byte)Der Besuch des Gotteshauses, morgens und abends, war ihm eine himmlische Beschäftigung und nichts vermochte ihn davon abzuhalten; selbst dann, wenn die Kanzel dazu benutzt wurde, um kränkende Äußerungen hören zu lassen, verfehlte er nicht, dahin zu gehen. Noch am Taanit-Ester-Abend (= 21. März 1864, sc. zwei Tage vor seinem Tod) ging er in die Synagoge, wohnte dem Gottesdienst bis zuletzt bei – und eine Stunde später wurde ich zu ihm ans Krankenlager gerufen (Anmerkung: er ward ohnmächtig, während er damit beschäftigt war, seinem einziger Töchterchen aus zweiter Ehe das Buch Esther zu erklären. – Redaktion). Er konnte sich der Ohnmachten nicht erwehren, und die Schwäche nahm, trotz allen ärztlichen Beistandes zu, und so entschließ er. Purim nachts 11 Uhr ist dieser herrliche Geist in seine ewige Heimat entschwebt.   
Freitag, den 25. März, morgens 11 Uhr, war das Leichenbegängnis dieses großen Meisters in Israel.    
Es war eine ernste erhebende Feierlichkeit, zu der nicht allein die ganz hiesige Gemeinde, sowie alle Gemeinden des Kreises – nicht allein die Staats-, Zivil- und Militärbehörden, die Geistlichen aller Konfessionen, sondern auch viele Rabbinen sich vereinigt hatten, im Gefühl der Trauer und des tiefsten Schmerzes. Überall begegnete man Männern in tiefer Trauerkleidung; überall sah man Tränen fließen, sah, dass jeder sich der traurigen Bedeutung dieses Tages in tiefstem Ernste bewusst geworden. Ein unübersehbarer Leichenzug begleitete die Bahre. Kein Laut wurde vom Todeshause bis zum Beit HaChajim (Friedhof) gehört; ein stiller, tiefer Schmerz erfüllte die ganze Stadt.   
Im Todeshause, bevor der Leichenzug sich in Bewegung setzte, sprach ich Worte der Trauer und der Klage (Anmerkung der Redaktion. Herr Mannheimer sprach in ebenso beredter wie ergreifender Weise; es waren Worte, die vom Herzen kamen und zu Herzen gingen).   -  Am Grabe sprachen außer dem hiesigen Prediger noch vier Rabbinen benachbarter Gemeinden.     Moses Mannheimer."

     
Zum Tod von Aaron Kaufmann Bär (1875) - 40 Jahre Beschneider in Neckarbischofsheim und Umgebung, Bezirksältester    

Neckarbischofsheim Israelit 08121875.jpg (246389 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1875: "Frankfurt am Main, 30. November (1875). Als sich die Kunde verbreitete, dass Aaron Kaufmann Bär am Heiligen Schabbat Paraschat Wajare (Schabbat mit der Toralesung Wajare = 1. Mose 18,1 - 22,24; das war am 13. November 1875) das Zeitliche gesegnet, waren es nicht bloß einzelne, welche den Dahingeschiedenen betrauerten und beweinten, sondern der ganze Kreis derer, die den Verblichenen gekannt hatten, beklagten tief den Verlust dieses edlen Mannes, der eine Zierde gewesen war aller Genossenschaften, denen er im leben angehört und teilweise vorgestanden und vorangeleuchtet hatte.   
Der Verblichene lebte bis vor ca. 5 Jahren, von welcher Zeit an er hier wohnte, in seinem Geburtsort Neckarbischofsheim im Großherzogtum Baden, hatte sich durch Umsicht und Fleiß ein ansehnliches Vermögen, durch seine Rechtlichkeit, sein kluges benehmen und seine liebreiche Art und Weise im Umgange, das Zutrauen, die Liebe und Achtung seiner Mitbürger, sowohl bei Glaubensgenossen aller Schattierungen, als auch bei Nichtjuden erworben.    
Sein Ruf war, zumal er auch als Mohel (Beschneider) in der ganzen dortigen Gegend eine sehr ausgedehnte Praxis hatte, weit über die Grenzen seiner Vaterstadt und deren Bezirk hinaus verbreitet. Dem hohen Berufe, den männlichen Nachwuchs in den Bund unseres Vaters Abraham einzuführen, hat er sich seit 40 Jahren mit der größten Hingebung gewidmet, und war es ihm stets eine außerordentliche Freude, diese heilige religiöse Weisung (Mizwe) zu erfüllen, die er am verflossenen Tag vor Neujahr zum letzten Male ausführte und dabei die Zahl   gerade die Perat Katan des beginnenden Jahres erreicht.    
Mit gleicher Vorliebe hat er sich als ehrenamtlicher Vorbeter ausgezeichnet, besaß aber auch all die erforderlichen Eigenschaften eines Kantors. Er hatte sowohl das Verständnis dessen, was er vortrug, als auch gründliche Kenntnis aller Nigunim (Melodien) und was er bezüglich letzterer ein- oder zweimal gehört hatte, war ihm Eigentum geworden.    
Ebenso war er aber auch in seiner Stellung als Bezirksältester in seinem heimatlichen Sprengel, wozu er im Jahre 1847 von Großherzoglichen Badischen Oberrat der Israeliten ernannt worden war, pflichttreu und pünktlich, worüber ihm bei seiner Übersiedlung hierher die höchste Zufriedenheit seitens Großherzoglicher Behörde vermittelst Anerkennungsschreiben ausgedrückt wurde. Gleiche Sorgfalt wandte er als Vorstand des Friedhofverbands seines heimatlichen Bezirkes, zu welchen 28 Gemeinden zählen, seinen dahingehörigen Obliegenheiten zu.   
Er war immer ein regelmäßiger Besucher des Gottesdienstes ... sowohl in seiner Heimatgemeinde, wie auch hier in Frankfurt am Main, wo er sich gleich bei seiner Hierherkunft der israelitischen Religionsgesellschaft Adass Jeschurun anschloss, an deren Bestrebungen, Zielen und Einrichtungen er großes Vergnügen fand und mit regem Interesse sich beteiligt. Es war für ihn ein wahres Privileg, seinen Lebensabend an einem Platze zu verbringen, wo es ihm ermöglicht war, sich als Jehudi (gemeint: frommer Jude) immer mehr zu vervollkommnen.   
So hat er sein Leben nach vollendetem 63. Lebensjahre beschlossen; er hinterlässt aber ein bleibendes Andenken in den herzen aller, die seinen tugendhaften Lebenswandel gekannt, und mit denen er in liebreicher Weise verkehrt hatte. Möge der Allmächtige die würdige Gattin, sowie den einzigen Sohn, der in die Fußstapfen seines Vater tritt, Trost und Erhebung finden lassen in dem Bewusstsein, dass wer sein Leben so beschlossen, wie der Verewigte, nicht umsonst, sondern zum Segen der Nachwelt gelebt und gewirkt hat.  
Zum ewigen Gedenken sei der Gerechte."
        
   
Weiteres Dokument zu Aron Kaufmann Bär (1866)    
Neckarbischofsheim Israelit 15081866.jpg (104790 Byte)Mohel Aron Kaufmann Bär aus Neckarbischofsheim hat u.a. bei den von ihm durchgeführten Beschneidungen 1866 "zur Linderung der Hungersnot in Palästina" Spenden gesammelt. Aus einem Spendenverzeichnis in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1866 erfährt man von solchen Spenden bei Besuchen und bei durchgeführten Beschneidungen: "Durch Aron Kaufmann Baer in Neckarbischofsheim: von Majer Hahn in Frankfurt am Main 1 fl., von H. Flesch 30 kr., Challegeld von Frau Daniel Baer von Neckarbischofsheim fl. 1 12 kr. - Zusammen fl. 3.27 kr.   
Durch Aron Kaufmann Bär in Neckarbischofsheim: Bei der Brit Mila (Beschneidung) des Herrn Samuel Wollenberger in Untergimpern fl. 2, bei der Brit Mila des Herrn Jonathan Majer in Neidenstein fl. 2 18 kr., bei der Brit Mila Seiner Hochwürden des Herrn Rabbiner Weil in Mosbach a. N. 3 fl. 44 kr., bei der Brit Mila des Herrn Isaak Jeselsohn in Neckarbischofsheim 5 fl. 37 kr., bei der Brit Mila des Herrn Feist Horkheimer in Untergimpern 1 fl. 30 kr., bei der Brit Mila des Herrn Lehmann Wollenberger in Untergimpern 1 fl. 28 kr.  Zusammen 16 fl. 37 kr."   

       
Handelsmann A. Adler erhält das Ehrenzeichen für 25-jährige Dienste in der freiwilligen Feuerwehr (1891)

Neckarbischofsheim Israelit 19111891.jpg (63949 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. November 1891: ""Aus Baden. Seine Königliche Hoheit der Großherzig von Baden hat im Jahr 1879 Ehrenzeichen für 25-jährige treue Dienste als Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren gestiftet. Wie in früheren Jahren, so können wir auch diesmal wieder mit freudiger Genugtuung berichten, dass auch Israeliten ausgezeichnet wurden, ein Beweis, dass dieselben nie zurückstehen, wenn es gilt für das öffentliche Interesse, wohltuend mitzuwirken. In dem Verzeichnisse bemerkten wir, als uns bekannt, die Herren: Kaufmann Josef Oppenheimer und Handelsmann Jakob Wolf in Buchen, Kaufmann August Bloch, Kaufmann Adolf Darnbacher und Metzger Max Maier in Bühl und Handelsmann Max Tiefenbronner in Königsbach, Handelsmann A. Adler in Neckarbischofsheim und Handelsmann Moses Guggenheim in Tiengen". 

 
Zum Tod von Aron Daniel Bär (1899)

Neckarbischofsheim Israelit 22061899.jpg (172786 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1899: "Neckarbischofsheim, 18. Juni (1899). Am letzten Dienstag, 5. Tammuz (= 13. Juni 1899), verschied nach kurzem Kranksein das älteste Mitglied unserer Gemeinde, Herr Aron Daniel Bär im 92. Jahre seines Lebens. Mit ihm hat seine Familie ihr teures, treu besorgtes Haupt, seine Gemeinde ihr treues Mitglied, das Judentum einen überzeugten, von der Wahrheit seiner Lehren im Sinne der altüberlieferten Tradition tief durchdrungenen Sohn verloren. Zum Teil aus weiter Ferne waren Verwandte und Freunde des Entschlafenen herbeigeeilt, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Die hiesigen Einwohner, ohne Unterschied des Glaubens, folgten in sehr großer Zahl seinem Sarge, u.a. die beiden evangelischen Ortsgeistlichen, die Lehrer, der Bürgermeister. Alls schätzten sie an dem Verblichenen, der, wie selten einer, hervorragende Güter des Geistes und des Gemütes in sich vereinigte, die Geradheit und Aufrichtigkeit seines Wesens, seinen Edelsinn und seine Charakterfestigkeit. Bis zum letzten Tage seines gottbegnadeten Lebens beschäftigte er sich in völliger Frische des Geistes mit allen Vorgängen im Leben seiner Familie und des Gesamtheit. Alles, was das Judentum anging, hatte in ihm einen aufmerksamen Beobachter, dessen klare, verstandscharfe Meinungsäußerungen den Hörer ungemein fesseln mussten, Als guter Sohn seines Volkes erfüllten ihn alle Bestrebungen mit tiefem Schmerze, die darauf hinzielten, mit dem echten, unverfälschten Judentume zu brechen. Unvergesslich werden jedem seiner Bekannten, der das Glück hatte, ihn erzählen zu hören, die dabei erlebten Stunden bleiben; leuchtenden Auges berichtete der teuere Greis - er ruhe in Frieden - noch häufig in den jüngsten Tagen seines Lebens von dem Judentum früherer Tage, von seinen ihm so teueren Lehrern, unter denen er die hiesigen Rabbiner, Rabbi Moscheh Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und Rabbi Koppel Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - den nachmaligen Wormser Raw, nannte. Ein halbes Jahrhundert hatte er das Glück in seiner Gemeinde als Bal Tokeah (Schofarbläser) zu fungieren, und viele Jahre war er ehrenamtlicher Vorbeter an Neujahr und Jom Kippur. Jeder, der ihn hierbei beobachten konnte, war tief ergriffen von der Ehrfurcht und dem heiligen Eifer, der ihn erfüllte. Verstummt ist für immer der liederreiche Mund, dem die uralten, anheimelnden Melodien seines Volkes so geläufig waren. Bei der Beerdigung gab der stellvertretende Rabbiner des Bezirks, Herr Dr. Eschelbacher, Bruchsal, in schönen Worten dem Verluste beredten Ausdruck, den alle erlitten, die ihn gekannt haben. Was sterblich war an ihm, ist nicht mehr, seine Seele aber wird im Garten Eden des Lohnes teilhaftig werden, die nach der Lehre unseres Volkes allen Gerechten dort zu Teil wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. S.F."   

 
Zum Tod von Baruch Oppenheimer (1901)

Neckarbischofsheim Israelit 18071901.jpg (73529 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1901: "Neckarbischofsheim, 15. Juli (1901). Am Eref Schabbos Paraschat Matos u. Massoh (Freitag vor dem Schabbat mit der Toralesung Matos und Massoh, das war Freitag, 12. Juli 1901) starb hier plötzlich ein religiöses und geachtetes Mitglied unserer Gemeinde, Herr Baruch Oppenheimer, im 68. Lebensjahre. Vor der überaus zahlreichen Trauerversammlung, bei welcher alle Konfessionen von hier und Umgegend vertreten waren, hielt unser verehrter Bezirksrabbiner Dr. Pinkuß, Heidelberg, eine schöne, eindrucksvolle Trauerrede, in welcher er u.a. in sinniger Weise ausführte, dass der Verstorbene nicht nur ein Boruch, als Glücksgütern Gesegneter, sondern auch in vorbildlicher Weise ein Segen für seine Familie, für Arme und Dürftige war. Galt es, Wohltätigkeit zu üben, so war er stets zur Stelle, wie er auch bis zu seinem Tode Verwalter des Wohltätigkeitsvereines (Gemilus chesed schel Emes) unserer Gemeinde war. 
Möge der Allgütige der trauernden Familie Trost spenden ob des schmerzlichen Verlustes.  N."
   

 
Gottlieb Oppenheimer - fast 30 Jahre Gemeindevorsteher (1904)

Neckarbischofsheim Israelit 22081904.jpg (95437 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1904: "Neckarbischofsheim, 17. August (1904). Herr Gottlieb Oppenheimer, der seit nahezu 30 Jahren an der Spitze unserer Gemeinde steht, während dieses Zeitraumes die Angelegenheiten der Gemeinde in musterhafte Weise verwaltet und sich um die Hebung der Gemeindeinstitutionen sehr verdient gemacht hat, ist wegen hohen Alters von seinem Amte zurückgetreten. Unsere oberste Behörde, Großherzoglicher Oberrat in Karlsruhe hat in Anerkennung der verdienstlichen Wirksamkeit des Herrn Oppenheimer demselben eine künstlerisch ausgestattete Mappe mit 10 schönen Bildern, ‚Bilder aus der Synagoge’, überreichen lassen. Das in anerkennendsten Ausdrücken abgefasste Begleitschreiben spricht den Wunsch aus, dass sich Herr Oppenheimer noch lange der Frucht seiner Arbeit in dem Gedeihen der israelitischen Gemeinde erfreuen möge. Auch wir schließen uns diesem Wunsche mit ganzem Herzen an."   

   
Zum Tod von Lenchen Jeselsohn (1934) 
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1934: "Neckarbischofsheim, 12. März (1934). Am letzten Freitag wurde Frau Lenchen Jeselsohn geb. Baer in  die Ewigkeit abberufen. Ihr ganzes Leben war ein Gottesdienst im wahrsten Sinne des Wortes. Was sie im elterlichen Hause vor sich gesehen hatte, nahm sie mit in die Ehe und gestaltete diese zu einem echten kleinen Heiligtum an der Seite ihres Mannes, den sie schon vor 20 Jahren verlor. Ihre Kinder erzog sie in jüdischem Sinne. Ein seltenes Gottvertrauen beseelte die Verblichene und auch in schweren Tagen verlor sie nie das Vertrauen zu unserem Schöpfer. Tiefe Frömmigkeit und Bescheidenheit waren ihre Lebensideale. Noch bis kurz vor ihrem Tode las sie täglich in der 'Zeenoh Ureenoh', die ihr ans Herz gewachsen war und aus der sie immer viel zu erzählen wusste. Ihre Kinder und Enkel, in deren Mitte zu wohnen sie das Glück hatte, ließen es nie daran fehlen, der 'Großmutter' - wie sie kurzweg von der ganzen Bevölkerung genannt wurde - Ehre zu erweisen und ihr das Alter so angenehm wie nur möglich zu gestaltet. Als besonderes Verdienst betrachtete sie es, als sie im vorigen Jahre 'Urgroßmutter' wurde.  
Welcher Beliebtheit sich die fast 87-jährige weit und breit erfreute, zeigte ihre Bestattung, zu der nicht nur die Verwandten aus der Ferne und die Juden der Umgebung, sondern auch der größte Teil der nichtjüdischen Bevölkerung Bischofsheims herbeigeeilt sind. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."      

   
50-jähriges Dienstjubiläum von David Jakobsohn als Feuerwehrmann (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1934: "Neckarbischofsheim (Baden), 2. Mai (1934). Am 1. Mai trat die hiesige Freiwillige Feuerwehr aus einem Anlass zusammen, der der ganzen Gemeinde Freude bereitete. Das Mitglied unseres Synagogenrats, Herr David Jakobsohn, erhielt mit ehrenden Worten die Auszeichnung für 50 Jahre langen aktiven Dienst als Feuerwehrmann überreicht! Ein seltenes und ein nennenswertes Ereignis, zu dem man - heute gewiss! - den 'Dekorierten' herzlich beglückwünschen kann."       

  
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   

Anzeige der Mehl- und Getreidehandlung Gebr. Oppenheimer (1901)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1901: "Wir suchen für unsere 
Mehl- & Getreidehandlung 
einen tüchtigen jungen Mann für Comptoir und Reise. Eintritt per sofort oder 1. Juli. Anerbietungen mit Gehaltsansprüche erbeten. 
Gebr. Oppenheimer, 
Neckarbischofsheim."     

        
Verlobungsanzeige von Hilde Jakobsohn und Karl Darmstädter (1922)  
Anmerkung: Es handelt sich um Prof. Karl Darmstädter, vgl. Geburtsanzeige des zweiten Sohnes des Ehepaares in einer Seite zu Mannheim. 

Neckarbischofsheim Israelit 19101922.jpg (38723 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1922: "Statt Karten - Gott sei gepriesen -  
Hilde Jakobsohn und Karl Darmstädter grüßen als Verlobte.  
Neckarbischofsheim / Frankfurt am Main   -   Ladenburg am Neckar.
2. Halbfeiertag von Sukkot 5683 (= 10. Oktober 1922)  

  
Anzeigen des Manufaktur- und Kolonialwaren-Detail-Geschäftes von Max Jeselsohn (1925)  

Neckarbischofsheim Israelit 07051925.jpg (40886 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1925: "In meinem Manufaktur- und Kolonialwaren-Detail-Geschäft ist für sofort eine Lehrstelle für einen gut erzogenen, aufgeweckten Jungen offen. Kost und Logis im Hause. Samstags geschlossen. 
Max Jeselsohn, Neckarbischofsheim (Baden)."
   
  
Neckarbischofsheim Israelit 28031929.jpg (56797 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929: 
"Zwetschen-Wasser (Slivovitz) 
- Koscher zu Pessach
unter Aufsicht des orthodoxen Rabbinats Mosbach. 
50 %ig Mark 4.59 - 70 %ig Mark 5.50 - die 1/1 Flasche. 
Bei 3 Flaschen franko Nachnahme. 
Max Jeselsohn
Dampfbrennerei. 
Neckarbischofsheim / Baden."    

     
Verlobungsanzeige von Else Jeselsohn und Erich Kahn (1930)  

Neckarbischofsheim Israelit 13031930.jpg (25210 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1930: "Else Jeselsohn - Erich Kahn. Mit Gottes Hilfe. 
Verlobte.  Neckarbischofsheim  -  Neckarbischofsheim / Bad Mergentheim.   Purim 5690."

  
Hochzeitsanzeige von Siegfried Jeselsohn und Lore Silberstein (1933)  

Neckarbischofsheim Israelit 23021933.jpg (38815 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1933: "Mit Gottes Hilfe.  
Siegfried Jeselsohn - Lore Silberstein.   Neckarbischofsheim
(Baden) - Frankfurt am Main, Zeppelinallee 7 III 
zeigen ihre - so Gott will - am Sonntag 11. Adar / 26. Februar 1933 in Heidelberg, Hotel Blum, Gaisbergstraße, stattfindende Hochzeit an."   

       
Anzeige der Familien Samuel und Theodor Jeselsohn zu den Hohen Feiertagen (1934)  

Neckarbischofsheim Israelit 06091934.jpg (25501 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1934: "Familien Samuel und Theodor Jeselsohn - Neckarbischofsheim - wünschen herzlichst 
'ein gutes Jahr - gute Einschreibung und Besiegelung."

   
Anzeige der Familien Samuel und Theodor Jeselsohn zu den hohen Feiertagen im September 1938 (!)

Neckarbischofsheim Israelit 22091938.jpg (23686 Byte)Familien Samuel und Theodor Jeselsohn Neckarbischofsheim 
wünschen herzliche
gute Einschreibung und Besiegelung..."  

    
    
Sonstiges
Erzählung "Heimatlos" von Samuel Jeselsohn in Neckarbischofsheim 
(aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1891)

Neckarbischofsheim Israelit 07101891a.jpg (315956 Byte) Neckarbischofsheim Israelit 07101891b.jpg (309421 Byte) Beitrag wird nicht ausgeschrieben - bei Interesse bitte anklicken  

   
   
   
   
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge                
    
Wahrscheinlich war bereits im 17. Jahrhundert ein Betsaal in einem Privathaus vorhanden (Standort unbekannt, vielleicht identisch mit dem 1746 genannten Gebäude). 1746 wird eine Synagoge ("Judenschule") mit rituellem Bad in der Alten Rathausgasse genannt, die 1769 neu erbaut und bis 1848 genutzt wurde. Ende der 1830er-Jahre war diese Synagoge nach einem damaligen Bericht des Synagogenrates "in ihrem inneren Raume für die immer mehr anwachsende Seelenzahl so beschränkt, dass sie nicht alle Glaubensgenossen aufnimmt, und seit längerer Zeit in verschiedenen Privathäusern der Gottesdienst gehalten wird". Damals gehörten zur jüdischen Gemeinde schon fast 200 Personen.  
     
1839/40 beschloss die Gemeinde den Bau einer neuen Synagoge. Zunächst wollte man hierfür ein Grundstück der Grafen von Helmstatt erwerben, für das allerdings 1840 noch kein Geld vorhanden war. Im Januar 1844 hatte man drei mögliche Bauplätze ins Auge gefasst und bat über das Bezirksamt Bauinspektor Greiff aus Heidelberg um eine Begutachtung. Bei dessen Besuch wurde ein erster Platz in der damaligen "Oberen Straße" gleich verworfen, zu den beiden anderen Grundstücken – eines in der Rathausstraße (heute Alte Rathausgasse), eines in der Wertwiese – meinte Greiff, dass er den Platz in der Wertwiese vorziehen würde. Er sei ansehnlicher und gesünder als der Platz in der Mitte der Stadt. Der Synagogenrat war über die Empfehlung nicht sehr glücklich, da man den Platz in der Rathausstraße lieber gesehen hätte. Einige Monate lang wurde in der Gemeinde heftig darüber diskutiert, welches Grundstück am geeignetsten wäre, wobei noch ein weiterer Platz am Seegarten erwogen wurde. Im August 1844 einigte man sich endlich auf das zum Verkauf anstehende Anwesen des Johann Junker in der Schulgasse mit Haus und Scheune, das für 2.850 Gulden gekauft werden konnte (Anm.: der Begriff "Schul"gasse ist nicht von der späteren Synagoge = "Judenschule", da schon in den damaligen Kaufakten diese Straßenbezeichnung verwendet wird). Das Grundstück lag im Bereich der ehemaligen Stadtmühle (Bannmühle), der sogenannten alten Mühlhofstatt, damals noch außerhalb der Stadt. Baumeister Fritschi aus Rappenau hielt dieses Grundstück zum Synagogenbau für "tauglich" und erarbeitete in den folgenden Monaten einen Plan für die Synagoge, der von der Bezirksbauinspektion in Heidelberg genehmigt wurde. Zum Bau der Synagoge in Neckarbischofsheim wurden im Januar 1845 vom Oberrat als Richtlinie vorgegeben, dass es in der Synagoge keine beweglichen Pulte mehr geben dürfe, sondern nur noch Reihen von festen Plätzen hintereinander. Diese müssten alle von Süden nach Norden verlaufen, sodass "die darauf Sitzenden das Augenlicht immer nach der Heiligen Lade gerichtet haben". Auch solle "die Tribüne mit dem Betpult" (Almemor) nicht mehr in der Mitte des Betsaales stehen, sondern "mehr nach Osten zu, in geringer Entfernung von der heiligen Lage..., sodass sich die Bänke für die Betenden nur zur Seiten und hinter derselben befinden". Im März 1845 wurde der Bau versteigert.
 
  
Anzeige zur Versteigerung der Gewerke für den Synagogenbau (1845)     

Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 22. Februar 1845: "Neckarbischofsheim (Arbeitsversteigerung). Zufolge höchst verehrlichen Erlasses, großherzoglich badischen Bezirksamtes und Oberrats der Israeliten, d.d. 14. Februar dieses Jahres, wird der unterzeichnete Synagogerat Dienstag, den 18. März dieses Jahres, morgens 10 Uhr, auf hiesigem Rathause nachstehende Arbeiten zum Neubau einer Synagoge dahier versteigern, welche im Kostenüberschlage betragen:
1) Grabenarbeit  37 fl. 50 kr.  2) Rostlegung  326 fl. 43 kr., 3) Maurer- mit Dach- und Schieferdeckungsarbeit  2433 fl. 6 kr.  4) Steinhauerarbeit  293 fl. 9 kr.,  5) Zimmerarbeit  1255 fl. 2 kr.   6) Schreinerarbeit  949 fl. 22 kr.  7) Glaserarbeit  161 fl. 34 kr.  8) Schlosserarbeit  32 fl.  9) Schmiedarbeit  35 fl.  10) Tüncherarbeit  219 fl. 55 kr.  Zusammen 5745 fl. 41 kr.
Plan und Kostenüberschlag können in der Zwischenzeit sowohl als am Tage der Versteigerung bei dem unterzeichneten Synagogenrat eingesehen werden. 
Indem man die Steigerungsliebhaber einladet, dass sie sich am 18. März dieses Jahres, morgens 10 Uhr, dahier einfinden mögen, bemerkt man noch, dass Auswärtige sich durch gerichtlich beglaubigte Zeugnisse über ihre Gewerbskenntnisse und Vermögensverhältnisse auszuweisen haben. 
Auch werden an demselben Tage zwei alte Gebäude zum Abbruch versteigert. 
Neckarbischofsheim, den 19. Februar 1845. Der Synagogenrath Bähm.*"  
Der Name des Synagogenrates ist ungewöhnlich, wurde eventuell verschrieben.      

Zimmermeister Grassinger von Bargen legte das günstigste Angebot in Höhe von 5593 Gulden vor. Im Mai 1845 wurde zur Finanzierung der Synagoge eine erste Umlage unter den Gemeindegliedern beschlossen. Da kein Fond oder sonstiges Vermögen in der Gemeinde vorhanden war, mussten die Kosten über Umlagen zusammenkommen. Ein Grundbetrag war von allen Gemeindegliedern zu bezahlen, der weitere Betrag richtete sich nach dem jeweiligen Vermögen. Die erste Umlage erbrachte von den 39 Familien zusammen 1204 Gulden. Da man im Januar 1847 mit den gesammelten Beträgen jedoch noch nicht einmal den Bauplatz bezahlt hatte, wurde der Bau auf 1848 verschoben und in diesem Jahr auch ausgeführt. Die Synagoge wurde im Blick auf eine weitere Zunahme der Gemeindegliederzahl großzügig gebaut. Sie hatte 150 bis 200 Sitzplätze für Männer und etwa 100 Plätze für Frauen auf der Empore. Mit einer Länge von 17,90 m und einer Breite von 11,90 m war es ein stattliches Gebäude, das auch städtebaulich einen Akzent setzte (die Größe entsprach fast dem Schiff der Neckarbischofsheimer Stadtkirche). Da das Gebiet sumpfig war, musste das Gebäude auf einem Pfahlrost errichtet werden. Durch weitere Umlagen, Versteigern der Sitzplätze unter den Gemeindegliedern und die Einführung einer Erbschaftssteuer konnte der Bau im Laufe der folgenden Jahre finanziert werden. 1855 war noch eine Passivschuld von 4000 Gulden vorhanden, zu deren weiterer Abzahlung auch damals eine Umlage nötig war. Noch 1867 kam es wegen der Umlage für die Synagogen-Baukasse zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung (siehe Bericht unten).
  
Die neue Synagoge dürfte im Frühjahr 1849 eingeweiht worden sein. Darüber liegt zwar kein Bericht vor, jedoch feierte die jüdische Gemeinde in Neckarbischofsheim am 18. Mai 1899 das fünfzigjährige Bestehen ihrer Synagoge, worüber in der Zeitschrift "Der Israelit" am 25. Mai 1899 berichtet wird: 

Neckarbischofsheim Israelit 25051899.jpg (79872 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1899: "Neckarbischofsheim, 18. Mai. Am ersten Tage des Wochenfestes feierte die hiesige jüdische Gemeinde das fünfzigjährige Bestehen ihrer Synagoge. In trefflichen Worten schilderte Herr Lehrer Niedermann die Bedeutung des Tages als Zeit der Toragebung, darauf hinweisend, wie dieser Tag am Sinai für ganz Israel die Errichtung des Glaubenstempels brachte und wie die Festesfreude für unsere Gemeinde noch erhöht wird in dem Gedanken an die vor 50 Jahren erfolgte Einweihung unserer Synagoge. Vieles lehrt ein Rückblick auf die vergangenen 50 Jahre. In bewegte Zeitverhältnisse fiel die Errichtung unseres Gotteshauses. Auch im Judentum haben jene Jahre schwere, innere Kämpfe und tiefe Gegensätze hervorgerufen, Ereignisse, die auch an unserer Gemeinde nicht spurlos vorübergingen. Unsere Synagoge aber, das dürfen wir uns heute mit innigem Danke gegen Gott freuen, ist unberührt geblieben von allen jenen Modekrankheiten dieser Zeitperiode, in ihr waltet noch das traditionelle, unverfälschte Judentum. Will’s Gott, wird es auch für die Folge unserer Gemeinde so bleiben."  

    
Gerichtliche Auseinandersetzung betreffs des Beitrages in die Synagogen-Baukasse (1867)    

Artikel in der "Karlsruher Zeitung" vom 10. April 1867: "Karlsruhe, 7. April (Großherzoglicher Verwaltungs-Gerichtshof). In der heutigen öffentlichen Sitzung kamen fünf Rekursfälle zur Verhandlung. Der erste Fall betraf die Forderung eines Beitrags in die Synagogen-Baukasse zu Neckarbischofsheim. Zur Deckung der Kosten des neuen Synagogenbaues fasste die israelitische Gemeinde Neckarbischofsheim am 6. Dezember 1845 einen Beschluss, wodurch unter anderem auch bestimmt wurde, dass 'jedes Gemeindemitglied, das sich im Ort verheirate und da seinen Wohnsitz nehme, von dem Beibringen seiner Frau sowohl, als auch von seinem eigenen Vermögen, sowie diejenigen Gemeindeglieder, welche ein Kind auswärts zu verehelichen beabsichtigen, vor der Trauung ein Prozent zu bezahlen habe.' Auf das Gutachten der Bezirkssynagoge Sinsheim, dass eine Abhabe nur von dem von den Eltern bei der Verheiratung empfangenen Heiratsgut, nicht auch vom übrigen Vermögen, und auch von jenem nur soweit es in barem Geld bestehe, nicht aber von Liegenschaften üblich sei, gab das Bezirksamt Sinsheim, die Änderung des Gemeindebeschlusses in diesem Sinne auf. In einem Nachtrag zu demselben wurde in Folge dessen beigefügt, dass die 1 Prozent nur von barem Heiratsgut und nicht von Liegenschaften oder sonstigem Vermögen erhoben werden soll. - Im Jahr 1865 verheiratete sich der Sohn eines Angehörigen der israelitischen Gemeinde Neckarbischofsheim auswärts. Er erhielt von seinem Vater nur eine Aussteuer, in Einrichtungsgegenständen bestehend. Sein übriges Vermögen rührte von bereits früher ihm angefallenen großelterlichen Erbschaften her. Der Synagogenrat verlangte von dem letztern Vermögen den Beitrag von 1 Prozent zur Synagogen-Baukasse, weil der Vater dieses Vermögen erst bei der Verheiratung ausgefolgt habe und weil nach der Intention bei der Fassung des Gemeindebeschlusses, wie auch nach der bisherigen Praxis auch solches Vermögen beizuziehen sei. Der Bezirksrat Sinsheim wies jedoch die Klage als unbegründet zurück, weil kein Heiratsgut im Sinn des Gemeindebeschlusses vorliege, und der Verwaltungs-Gerichtshof bestätigte diese Erkenntnis."       

  
1871
wurde der Hof der Synagoge mit einer Einfriedung (Mauer) umgeben. 1912 waren in der Synagoge größere Renovierungsarbeiten erforderlich. Dabei musste das Gebälk des Erdgeschosses erneuert werden. Der feuchte Baugrund ließ es offensichtlich vorzeitig morsch werden. 675 Mark wurden für die Arbeiten aufgewendet, eine für die damalige Zeit stattliche Summe.  
 
Für das bis zur NS-Zeit jahrzehntelang gute Verhältnis zwischen Christen und Juden in Neckarbischofsheim spricht, dass noch bis 1936 die politische Gemeinde – wie seit wohl über 100 Jahren – unentgeltlich die Birken lieferte, mit denen zum jüdischen Wochenfest die Synagoge geschmückt wurde.  
 
In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Bereits am frühen Morgen des 10. November war von etwa 25 SA-Leuten das Feuer gelegt worden. Das Inventar einschließlich der 14 Torarollen der Gemeinde, die teilweise über 100 Jahre alt waren, wurde auf auf dem alten Sportplatz verbrannt. Auch die jüdische Schule wurde zerstört und kurz darauf abgebrochen. Die Grundstücke wurden eingeebnet. 
    
Die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938    

Samuel Jeselsohn, bis 1938 mehr als 25 Jahre letzter Vorstand der israelitischen Gemeinde Neckarbischofsheim, beschreibt die Vorgänge (in: Das Ende unserer...  s. Lit. S. 237-238): "So kamen die Ereignisse des 10. November 1938. Bis dahin hatten wir noch regelmäßigen Gottesdienst. Am 10. November morgens kurz nach 6 Uhr wurde ich aus dem Bett gerufen. Unten stand ein Gendarm, der mich aufforderte, sofort die Synagogenschlüssel herzubringen. Ich antwortete, sie seien in meinem Geschäftslokal im Nachbarhause, ich wolle mich sogleich anziehen und sie herbeiholen. Ich hatte keine Ahnung, was man beabsichtigte. Der Gendarm nahm die Schlüssel und bedeutete mir nach Hause zu gehen. Kurz nachher kam er wieder und holte mich zur Synagoge, wo auch andere Gendarmen und etwa 25 SA-Leute, die meisten derselben kannte ich persönlich, mich erwarteten. Der Gendarmerieälteste eröffnete mir, er hätte den Auftrag, die Synagoge zu durchsuchen. Ich antwortete, er könne dies tun, es sei nichts Staatsgefährliches drin. Den SA-Leuten bedeutete er kurz, sie sollen warten, bis er seinen Auftrag besorgt hätte. Er verlangte die Öffnung des Toraschreines, ließ die Torarollen herausnehmen und auf den Boden legen. Auch den Schrank mit den Gemeindeakten ließ er nach dem Vorgarten bringen. Dann kam der SA-Führer. Ich musste noch mit dem Gendarm zur Religionsschule, und erst dort entließ er mich. Aber vorher musste ich noch mit ansehen, wie ein ortsfremder SA-Mann damit begann, mit einer schweren Axt den Toraschrein zu demolieren.  

Nach 1945: Bei Grabarbeiten für die Kanalisation wurde in den 1970er-Jahren ein Teil der Grundmauern (Kellermauern) der ehemaligen Synagoge freigelegt. Sie liegen heute unter der darüber führenden Schulgasse. Die nördlichen Grundmauern der Umfassungsmauern des Eingangshofes zur Synagoge sind erhalten. Hier wurde 1981 eine Gedenkstätte mit Menora und Gedenktafel eingerichtet. An der Ecke des ehemaligen Wohnhauses des Vorsängers (jetzt Schulgasse 9) steht ein Torpfeiler (linker Pfeiler des Eingangstores zum Eingang in das Gelände der Synagoge).
     
     
     
Fotos / Darstellungen  
Historisches Foto / Plan / Skizze: 

Neckarbischofsheim Synagoge.gif (3589 Byte) Neckarbischofsheim Synagoge 001.jpg (117159 Byte) Neckarbischofsheim Plan 02.jpg (126440 Byte)
Skizze der ehemaligen Synagoge in
 Neckarbischofsheim (Quelle: 
Homepage der Stadt Neckarbischofsheim
)
Innenraum der zum Wochenfest
 "Schawuoth" 
geschmückten Synagoge 
"Plan zur Einfriedigung der Sinagoge in
 Neckarbischofsheim" (Mitte 19.Jh.; Original im 
GLA Karlsruhe 377/3344); das darauf eingetragene
 Wohnhaus des Vorsängers ist heute Schulgasse 9 
     


Fotos nach 1945/Gegenwart:

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)
Neckarbischofsheim Plan 01.jpg (18235 Byte) Neckarbischofsheim Synagoge 100.jpg (81809 Byte)
    Plan der Umfassungsmauern des
 Eingangshofes der Synagoge. Die nördlichen
 Grundmauern (schraffiert) sind erhalten.
 Blick über das Synagogengrundstück /
 ehemals Gelände der Bannmühle 
(daher mit Mühlstein)
     
   Neckarbischofsheim Synagoge 101.jpg (108146 Byte) Neckarbischofsheim Synagoge 102.jpg (110601 Byte)
   Menora an der Gedenkstätte   Gedenkinschrift  
     
     
Fotos 2005:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 12.6.2005)
  
Neckarbischofsheim Synagoge 454.jpg (46826 Byte) Neckarbischofsheim Synagoge 453.jpg (54872 Byte)   
Das Synagogengrundstück heute - über den Großteil führt die Straße. Das kleine Grundstück
 rechts zeigt die Reste der Umfassungsmauern mit der Gedenkstätte 
  
   
Neckarbischofsheim Synagoge 450.jpg (103405 Byte) Neckarbischofsheim Synagoge 451.jpg (88844 Byte)   
Menora  Gedenkinschrift    
     
     
Historisches Familienbild    Heinsheim Fam Frank 010.jpg (179810 Byte)
   Familie Julius und Friederike Frank geb. Ottenheimer mit 
den Kindern Siegfried und Inge (geb. 1926); 
Friederike Frank (geb.1889) stammte aus Heinsheim     

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte      

Dezember 2015: Ausstellung zur jüdischen Geschichte in Neckarbischofsheim  
Mitteilung von "Sinsheim-lokal.de" vom 3. Dezember 2015 - Pressemitteilung der Stadt Neckarbischofsheim: "Ausstellung 'Stolpersteine – Spuren jüdischen Lebens in Neckarbischofsheim'. Vom 4. bis 6. Dezember 2015 findet im Alten Schloss Neckarbischofsheim die Ausstellung 'Stolpersteine - Spuren jüdischen Lebens in Neckarbischofsheim' statt. Eröffnet wird diese im Beisein von Bürgermeisterin Tanja Grether am Freitag, 4. Dezember, um 19 Uhr und kann zudem am 5. und 6. Dezember jeweils von 14-18 Uhr besucht werden.
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt von Schülerinnen und Schülern des Adolf-Schmitthenner-Gymnasiums Neckarbischofsheim, der Projektgruppe 'Judentum im Kraichgau' der Realschule Waibstadt, des Vereins 'Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau e.V.', des Vereins für Heimatpflege e.V. und der SPD-Ortsgruppe."  
Dazu Artikel von Berthold Jürriens in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 21. November 2015: "Neckarbischofsheim: Per Spurensuche zu den Stolpersteinen
Die Ausstellung über das jüdische Leben in Neckarbischofsheim soll der Auftakt für weiteres Gedenken sein - Schulen und Vereine kooperieren dazu

Neckarbischofsheim. Else Kahn kam 1910 in der damaligen Rappenauer Straße, heute Von-Hindenburg-Straße 4, zur Welt und war die Tochter von Theodor und Lisette Jeselsohn, einer angesehenen und bekannten Familie im Ort und in der Region. Im elterlichen Gemischtwarenladen der Jeselsohns in der Hauptstraße 20 gab es so gut wie 'alles'. Von Zwetschgenwasser aus der eigenen Dampfbrennerei bis hin zu Buchungen für Schifffahrtslinien. In der Tür kann man noch die Spur der früheren Anbringung einer Mesusa, eines Thora-Symbols, erkennen - ein Zeichen dafür, dass hier Israeliten gewohnt haben.
Mit solchen Spuren und mit den Biografien und Schicksalen ehemaliger jüdischer Bürger beschäftigt sich die Ausstellung 'Stolpersteine - Spuren jüdischen Lebens in Neckarbischofsheim', die am Freitag, 4. Dezember, 19 Uhr, im Alten Schloss eröffnet wird. Auf fast ein Dutzend Stelltafeln werden historische Fotos, aktuelle Aufnahmen und Dokumente gezeigt, die die ehemals große jüdische Gemeinde lebendig werden lassen sollen und auch das gute Zusammenleben im Ort bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten dokumentieren. Angestoßen wurde das Projekt vor fast zwei Jahren von Siegfried Bastl vom Verein 'Jüdisches Kulturerbe im Kraichgau', der sich an Georg Werner, Geschichtslehrer am Adolf-Schmitthenner-Gymnasium, mit der Idee von Stolpersteinen für Neckarbischofsheim wandte. 'Ich war sofort begeistert, auch weil ich es von meiner Heimatstadt Berlin kenne', so Werner. Wie in anderen Städten möchte man das Gedenken an die vertriebenen, deportierten und ermordeten Juden durch die Verlegung von 'Stolpersteinen' aufrechterhalten. 'Diese Ausstellung soll ein erster Schritt sein', so die Teilnehmer. Eine weitere und dann auch größere Ausstellung sei für Februar im ASG geplant. Mit im 'Projektboot' sind auch die SPD- Ortsgruppe in Person von Franziska Legat, der Heimatverein mit Walter Zeller sowie Marion Guttman und ihre Schülergruppe 'Judentum im Kraichgau' von der Realschule Waibstadt. Diese Zusammenarbeit habe sich bereits in früheren Projekten bewährt. Bürgermeisterin Tanja Grether hatte bereits im ersten Gespräch ihre Unterstützung zugesagt.
'Die Geschichte von Neckarbischofsheim wäre ohne die Erinnerung an ihre ehemaligen jüdischen Bürger lediglich eine bruchstückhafte Auflistung der Ereignisse', so die Projektteilnehmer, die sich auf Spurensuche gemacht und intensive Recherchen durchgeführt haben. Vor allem Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten die Juden eine starke Minderheit im Ort mit bis 190 Angehörigen. In der Folgezeit gingen die Personenzahlen ständig zurück. 1933 lebten noch 37 Juden in der Stadt. Zur israelitischen Gemeinde gehörte etwa der Arzt Dr. Georg Hamburger, der das erste Krankenhaus Neckarbischofsheims gründete, oder aber Erna Stein und Else Kahn, beide aktive Sportlerinnen beim örtlichen Turnverein. 'Der Stein bzw. das kleine Denkmal ist ja nur der eine Teil des Projekts, der andere Teil ist der Versuch die Lebensgeschichte hinter dem Stolperstein zu dokumentieren und öffentlich zu machen. Und da kommen die Schüler ins Spiel, die sich damit beschäftigen', weiß Bastl aus seiner Erfahrung mit der Stolpersteinverlegung in Neidenstein und Waibstadt. Heimatkenner Walter Zeller machte während seinen Erkundigungen im Ort noch eine weitere spannende Entdeckung. Auf einem von ihm gemachten Detailfoto, das er in der Schulstraße 3 aufgenommen hatte, entdeckte er auf der Eingangstür eine 'Menora' bzw. eine 'Chanukkia'. 'Dieser sieben- bzw. achtarmige Leuchter auf der Flügeltür könnte der Hinweis auf einen Teil der Tür der Synagoge sein.' Es sei auf jeden Fall ein jüdisches Symbol. Die Bilder dazu gibt es auf der Ausstellung, die auch am Samstag, 5. Dezember, und Sonntag, 6. Dezember, jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet ist." 
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November 2017: In Neckarbischofsheim wurden "Stolpersteine" verlegt   
Vorberichte
-  Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 11. November 2016: "Neckarbischofsheim: Verlegung der Stolpersteine kommt ins Stocken..."  
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-  Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 30. Oktober 2017: "Neckarbischofsheim - 15 Stolpersteine werden verlegt..."  
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-  Artikel in der Internet-Zeitung "Sinsheim-lokal" vom 5. November 2017: "Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht - Verein für Heimatpflege Neckarbischofsheim..."   
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Berichte zur Verlegung
- Artikel in der Internet-Zeitung "Sinsheim-lokal" vom 29. November 2017: "Stolpersteinverlegung in Neckarbischofsheim - Verein für Heimatpflege Neckarbischofsheim
(zg) Nach langer Vorbereitungszeit konnte der Künstler Gunter Demnig die ersten 15 Stolpersteine in Neckarbischofsheim verlegen, 79 Jahre nach den gewaltsamen Übergriffen der Nationalsozialisten in ganz Deutschland.
Am 10. November 1938 wurde die Synagoge und die 'Judenschule' in Neckarbischofsheim zerstört. Diese verbrecherischen Vorgänge wurden vom damaligen Vorstand der Jüdischen Gemeinde, Samuel Jeselsohn, niedergeschrieben.
Stolpersteine werden für Verfolgte des Nationalsozialismus verlegt, die fliehen mussten und in Lagern und Gaskammern umkamen. Die Stolpersteine sollen am letzten freigewählten Wohnort des ermordeten jüdischen Mitbürgers vor seinem ehemaligen Wohnhaus gesetzt werden. Demnig möchte den Menschen, die von Gestapo und SS verfolgt wurden, Ihre Würde zurückgeben.
Stolpersteine wurden verlegt für die Familie Dr. Hamburger, Waibstadterstraße 15; für die Familie Wolff, Hauptstraße 36/38; für die Familie Abraham Jakobsohn, Hauptstraße 47/49; für die Familie David Jakobsohn, Alexandergasse 4 und für die Familie Katzengold, Alte Rathausgasse 12.
Während der Stolpersteinverlegung sprach Walter Zeller vom Heimatverein über das Leben und Wirken der im Nationalsozialismus verfolgten jüdischen Bürger in Neckarbischofsheim.
Auch Schülerinnen und Schüler der Realschule Waibstadt und des Adolf-Schmitthenner Gymnasiums Neckarbischofsheim trugen Texte aus dem Leben der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger vor.
Nach der Stolpersteinverlegung fand in der Zehntscheune eine gemeinsame Gedenkveranstaltung statt. Auch Bürgermeisterin Tanja Grether, Harald Frommknecht, Schulleiter vom ASG Neckarbischofsheim, Walter Zeller, Verein für Heimatpflege, Marion Guttmann, Projektgruppe 'Judentum im Kraichgau' und Georg Werner, 'Projektgruppe Adolf-Schmitthenner-Gymnasium', erinnerten an die die ermordeten jüdischen Personen aus Neckarbischofsheim."   
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- Artikel von Berthold Jürriens in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 12. November 2017: "Stolpersteine in Neckarbischofsheim. Vergessene Namen kehren in Messing zurück..."   
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November 2017: Gedenkveranstaltung zur Zerstörung der Synagoge beim Novemberpogrom 1938   
Artikel in der Internet-Zeitung "Sinsheim-lokal" vom 20. November 2017: "Gedenkveranstaltung zum 79. Jahrestag der Zerstörung der Synagoge in Neckarbischofsheim
(zg) Die schon traditionelle Gedenkveranstaltung fand in Neckarbischofsheim wieder am Platz der ehemaligen Synagoge in der Schulgasse in Neckarbischofsheim statt. Die Gedenkfeier wird seit vielen Jahren von Heimatverein und SPD-Ortsverein organisiert. Zum Gedenktag hatten sich wieder Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter der Stadt und der Kirchen zu besinnlichen Worten und Gebeten zusammengefunden.
Bei der Begrüßung erinnert Franziska Legat an die Übergriffe an jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern im ganzen Land. Auch die Synagoge wurde 1938 zerstört. Frau Karin Bender, stellvertretende Bürgermeisterin, sprach in Vertretung von Bürgermeisterin Tanja Grether. Der 9. November sei, wie kein anderer Tag in der Deutschen Geschichte geprägt. Die Reichspogromnacht 1938 gehöre zu den dunkelsten Zeiten. Die Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung habe bereits mit der Machtergreifung der Nazis begonnen und setzte sich fort bis zum Völkermord im Holocaust. Dies dürfe nie wieder geschehen, so Bender. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Lars Castellucci erinnerte an die Dichterin Hilde Domin, die rechtzeitig fliehen konnte. Sie hatte, aus Deutschland kommend, Hilfe auf ihrer Flucht erfahren. Eine Hilfe vergleichbar derjenigen, wie sie die in den vergangenen Jahren viele auf ihrer Flucht nach Deutschland erfahren haben. Hilde Domin sei es wichtig gewesen, nicht nur die Erinnerung an das Erlittene weiterzugeben, sondern auch die Erinnerung an diese Hilfe: 'Dass wir die jungen Menschen dazu ermutigen, nie wegzusehen, sondern immer hinzusehen, wenn Unrecht geschieht, und die Welt zum Menschlicheren hin zu verändern.' Dann werde das erlittene Leid dieses Jahrhunderts im Namen aller Toten fruchtbar für die Menschen sein.
Walter Zeller vom Heimatverein würdigte das Leben der Familie Jakobsohn in seiner Gedenkrede. Die Seelsorger Neckarbischofsheims Pfarrer Joachim Maier der Katholischen Gemeinde und Manfred Wolff, Evangelist der Neuapostolischen Gemeinde sprachen Fürbitten und Gebete für die Opfer des Nationalsozialismus, für bedrohte Menschen und Minderheiten, für Flüchtende, Kranke und Sterbende und beteten gemeinsam ein Vater Unser. Herr Pfarrer Peter Beisel betete den Psalm 22. Zuletzt dankte Franziska Legat allen Akteuren und Gästen für ihr Kommen, Der Stadt Neckarbischofsheim dankte sie für die Sperrung der Straße während der Veranstaltung und der Familie Dries, die den Gedenkstein ganzjährig mit schönen Blumen schmückt."  
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November 2018: Einladung zur Gedenkfeier zum Novemberpogrom 1938  
Artikel in "Sinsheim-Lokal" vom November 2018: "Gedenkfeier anlässlich der Reichspogromnacht vor 80 Jahren. Der Heimatverein Neckarbischofsheim und der SPD-Ortsverein Neckarbischofsheim laden am Freitag, den 9. November 2018 um 16.45 Uhr, wie in jedem Jahr, zur Gedenkfeier am Platz an der ehemaligen Neckarbischofsheimer Synagoge ein. Walter Zeller vom Heimatverein wird in seinem Redebeitrag an die furchtbaren Geschehnisse in den Morgenstunden des 10. November 1938 erinnern. Wie in jedem Jahr wird auch Bürgermeisterin Tanja Grether Worte des Gedenkens sprechen. Auch die Vertreter der Kirchen: Pfarrerin Stephanie Ultes der Evangelischen Kirche, Pfarrer Joachim Meier von der Katholischen Kirche und Evangelist Manfred Wolff von der der Neuapostolischen Kirche werden mit Worten und Gebeten der Opfer von Terror und Gewalt gedenken, die auch unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern während der Zeit des Nationalsozialismus erleiden mussten. Sie alle sind zur Gedenkfeier herzlich eingeladen!" 
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Juli 2019: Besuch von Nachkommen der Familie Jeselsohn 
Artikel in Sinsheim Lokal vom 20. Juli 2019: "Die Rückkehr der alten Bücher - Verein für Heimatpflege Neckarbischofsheim - Bücher in der Heimat
Für den 1949 in New York geborenen Robert Jesselson, einen renommierten Musikprofessor aus South Carolina (USA) war der Besuch in Neckarbischofsheim, der Geburtsstadt seines Großvaters sehr bewegend. 'Als ich in New York aufwuchs, hörten meine Cousins und ich immer von dieser hübschen kleinen Stadt, die in der Erinnerung beinahe ein Garten Eden war.' Bei seinem ersten Besuch in Neckarbischofsheim Anfang der 60-iger Jahre hatte ihm sein Vater noch ganz stolz einen Baum im Schlossgarten mit den Initialen KJ (= Kurt Jeselsohn) gezeigt. Walter Zeller vom Verein für Heimatpflege begleitete Robert Jesselson, dessen Frau und Frau Annegret Braun, die vor Jahren ein Buch über das Schicksal von Else Kahn, geborene Jeselsohn geschrieben hatte. Robert Jesselsons Tante Else kam nach dem 25.11.1944 im KZ Stutthof ums Leben. Nach einem Besuch der Synagoge in Steinsfurt begleitete Herr Chris Flothow vom Verein 'Alte Synagoge Steinsfurt' die Gruppe zu den Gräbern der Familie Jeselsohn auf dem jüdischen Friedhof in Waibstadt. Der älteste Grabstein ist dabei der von Faelkel Jehosua Jeselsohn (1742 – 28.03.1820). Nach altem jüdischen Brauch legte Robert Jesselohn auf jeden der Grabsteine einen Stein des Gedenkens nieder. In Neckarbischofsheim übergab dann Robert Jesselson in der Totenkirche Herrn Peter Beisel in Leder eingebundene Bücher aus dem frühen 18.Jahrhundert. Diese kleinen EX libris Bücher in französischer Sprache mit der Signatur des Grafen Max von Helmstatt standen solange er sich erinnern konnte im Bücherregal seines Vaters Kurt Erich Jesselson. Dieser gelangte noch während der letzten Tage des 2.Weltkrieges als erster der in der NAZI-Zeit vertriebenen jüdischen Familien als amerikanischer Soldat nach Neckarbischofsheim. Vielleicht hatte er diese Bücher damals von den letzten Gräfinnen als Gastgeschenk erhalten. Peter Beisel versprach, dass diese Bücher einen würdigen Platz im Heimatmuseum im Alten Schloss erhalten würden. Danach führte Walter Zeller die Gäste durch die Stadt. Diese waren begeistert von den Sehenswürdigkeiten wie dem Alten Schloss, der Stadtkirche und als Höhepunkt dem Fünfeckigen Turm. Lange stand die kleine Gruppe am Platz der ehemaligen Synagoge und vor den Stolpersteinen. Die Geschichten der Menschen, an die durch die Stolpersteine gedacht wird, wurden wieder lebendig. Am Haus von Robert Jesselsons Urgroßvater Max Jeselsohn (ehemaliges Geschäft 'Dies und Das') ist noch deutlich an der Eingangstür die Aussparung für die Mesusa erkennbar und wenn man genau hinschaut ist über der Eingangstür nach all den Jahren auch noch der Schriftzug 'Jeselsohn' unter dem Verputz zu entziffern. Es sei ein großer Wunsch der Familie Jeselsohn, dass auch für seinen Großonkel Samuel, dem letzten Vorstand der jüdischen Gemeinde, dessen Bruder Theodor und deren Ehefrauen zum Andenken an die nahezu 300-jährige Geschichte der Familie Jeselsohn in dieser Stadt, einer Familie, die voll integriert war und sich als Deutsche gefühlt haben, Stolpersteine verlegt werden könnten, meinte Robert Jesselson am Ende eines langen Tages."  
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Video zum Synagogenplatz in Neckarbischofsheim      
   
   
  
  

  
Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Neckarbischofsheim mit Seite zur Synagoge 
bulletWebsite Projekt "Judentum im Kraichgau" der Realschule Waibstadt - Seiten zu Neckarbischofsheim: hier anklicken   
bullet Private Website mit kurzem Hinweis auf Synagoge Neckarbischofsheim: hier anklicken   
bullet Weitere Seite mit ähnlichem Hinweis: hier anklicken  

Literatur:   

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 218-221. 
bulletHans Benz/Hansjörg Bräumer: Die Juden in Neckarbischofsheim, und Samuel Jeselsohn, Das Ende unserer Heiligen Gemeinde Neckarbischofsheim, und Heinz Teichert, Zur Geschichte des Judenfriedhofs im Mühlbergwald, in: Kraichgau 7 (1981) S. 233-242.
bulletHans Benz/Manfred Müller: Alt-Bischofsheim. Ein Bildband vergangener Zeit. Hg. vom Verein für Heimatpflege Neckarbischofsheim e.V. 1981 S. 13f. 
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 418-419.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.   

   
   

Hinweis auf einen 2008 erschienenen Kalender
  "Spuren jüdischer
 Kultur" im Kraichgau
Kraichgau Kal01.jpg (64829 Byte) Kraichgau Kal02.jpg (82029 Byte)
  "Sichtbare Spuren der Vergangenheit: erkennen - erhalten"
Projekt "Denkmal aktiv" - Kulturerbe macht Schule
Es kooperieren vier Schulen: Realschule Waibstadt - Adolf Schmitthenner-Gymnasium
 Neckarbischofsheim - Wilhelmi-Gymnasium Sinsheim - Harmanni-Gymnasium Eppingen
  Den Kalender erhalten Sie auf Anfrage zu einem Preis von 7.50 € (bei Versand zuzüglich Porto) bei
 Realschule Waibstadt Tel. 07263/724 Fax: 07263/910538 E-Mail  
Konto: Förderverein RSW e.V.  Volksbank Schwarzbachtal: Konto Nr. 13412 BLZ 67262402
Der Erlös ist für die Sanierung der ehemaligen Synagoge Steinsfurt bei Sinsheim bestimmt.

   
   


 
 
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel. 

Neckarbischofsheim  Baden. Jews were present in the 17th century, with a synagogue built in 1769 and the community growing to a peak population of 189 in 1859 (total 2,010). In 1848, a new synagogue was built on pillars because of the marshy ground. The Jewish population declined to 109 in 1900 and 37 in 1933. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was vandalized, with 14 Torah scrolls destroyed or stolen. Twenty-five Jews emigrated; 14 were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940 and three were deported to the Sobibor death camp from their refuge in Holland. Seven of those deported survived the Holocaust. 
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020