Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Monzingen (VG Bad Sobernheim, Kreis Bad Kreuznach)
Jüdische Geschichte 
 (
Die Seite wurde erstellt unter Mitarbeit von Gudrun Serke, Monzingen)  

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte in Monzingen 
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte in Monzingen  
bulletZur Geschichte des Betsaals / der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Monzingen       
    
In Monzingen bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis Anfang des 20. Jahrhundert. Ihre Entstehung dürfte mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurückgehen. In den Vermögensverzeichnissen der Bürger zu Monzingen von 1721 werden zwei Juden aufgeführt, die bereits einen Bauplatz im Niederviertel haben: Nathan Jud und Mischell Jud. Seit den 1770er-Jahren wird in Becherbach der Witwer Isaak bar Veis (bzw. Isaak Sohn des Veis) genannt, der aus Monzingen stammte (geb. 1742) und in Becherbach Sophie Moses David heiratete. Die beiden hatten drei Sohne Peter (geb. 1789), Simon (geb. 1792) und Michael (geb. 1795). 
Quelle: Familienbiographie von Alfred Moritz (Link).  
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1858 64 jüdische Einwohner (5,1 % von insgesamt 1267 Einwohnern, 1128 evangelisch, 75 katholisch), 1895 23 (1,8 % von insgesamt 1258 Einwohnern, davon 1195 evangelisch, 40 katholisch). Seit den 1870er-Jahren ging die Zahl der jüdischen Einwohner stark zurück: von 1872 bis 1890 verließen sieben jüdische Familien Monzingen.  
  
Verbreitete Familiennamen der jüdischen Familien in Monzingen waren insbesondere Fried, Mayer und Ullmann; diese Familiennamen sind auf den in Bad Sobernheim erhaltenen jüdischen Grabsteinen aus Monzingen zu lesen.    
 
An Einrichtungen hatten die jüdischen Familien einen Betsaal (im Ort als "Judenschule" beziehungsweise als "Synagoge" bezeichnet; das Gebäude, in dem sich auch das rituelle Bad - die Mikwe - befand, stand zwischen den Häusern in der heutigen Hauptstraße 58 und der Franziskastraße 1) und einen Friedhof. Die jüdischen Kinder besuchten die evangelische Volksschule (einzige Schule am Ort, die auch von katholischen Kindern besucht wurde), erhielten jedoch separat ihren Religionsunterricht.  
 
Um 1920 waren bereits alle jüdischen Einwohner bis auf Jettchen Ullmann (die "Ullmanns-Bas", geb. 1856) aus Monzingen verzogen. Das Gebäude mit dem jüdischen Betsaal wurde nicht mehr gebraucht und ist in der Folgezeit verfallen. Bis um etwa 1950 war an der Stelle noch ein Trümmerhaufen zu sehen, Um 1960/64 waren auch noch die Reste der früheren Mikwe zu erkennen. 2012 befang sich das Gründstück in völlig verwahrlostem Zustand. 
 
In der NS-Zeit wurde der jüdische Friedhof abgeräumt und die Grabsteine nach Bad Sobernheim gebracht. 
  
Von den in Monzingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Else Ermann (geb. 1903 in Monzingen), Rosalie (Rosa) Jakob (geb. 1860 in Monzingen), Penas Paul Wolff (geb. 1878 in Wawern, 1908 verh. nach Monzingen mit Bertha geb. Ullmann, lebten bis 1920 im Haus Nr. 207, später in Frankfurt, von dort aus deportiert; Recherchen von Gudrun Serke).   
   
   
   
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Monzingen     
  
Nathan Stern in Monzingen empfiehl das Knabenpensionat von Alexander Cahn in Sobernheim (1859)   

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. August 1859: "Knaben von 9-16 Jahren finden in meinem Hause gegen billige Vergütung Gelegenheit zur Erziehung und Ausbildung. Da die Praxis die beste Garantie bietet, so bitte ich gefälligst diejenigen, die mich mit ihrem Vertrauen beehren wollen, bei den Herren Dr. Auerbach in Bonn, J. Goldschmidt in Ehrenbreitenstein, Salomon Barth in Illingen, N. Stern in Monzingen, H. Michel in Meddersheim, H. Werner hierselbst, S. Strauß in Dusemond, deren Kinder oder Pflegebefohlenen ich erzogen und größtenteils jetzt noch in meinem Hause erziehe, Erkundigung über mich einziehen zu wollen. Es mag noch besonders Erwähnung verdienen, dass der hiesige Ort in einer sehr reizenden und gesunden Lage sich befindet und besonders Kindern geeignet ist, die zur Stärkung und Kräftigung ihrer Gesundheit eine Ortsveränderung vornehmen sollen. Sobernheim, 8. August 1859. Alexander Cahn, conc. Lehrer."      

   
Zum Tod von Leopold Stern (geb. 1848 in Monzingen, gest. 1928 in New York)     
Anmerkung: Leopold Stern ist nach dem Geburtseintrag im Standesamt Monzingen am 18. (nicht 19.) April 1848 in Monzingen geboren. Er starb am 29. Dezember 1928 in New York (Ausk. G. Serke).    

Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 24. Januar 1929: "Leopold Stern gestorben.
Im Alter von 80 Jahren starb in New York Herr Leopold Stern, der Begründer einer bekannten Diamantenfirma, Ehrenvizepräsident des Montefiore-Hospitals und langjähriger Präsident der Manhattan Loge U.O.B.B. Leopold Stern wurde am 19. April 1848 in Monzingen (nicht: Menzingen) in Deutschland geboren und kam 1863 nach Amerika."    
 
Vgl. Bericht in "Jewish Telegraphic Agency" vom 2. Januar 1929: "Leopold Stern, Pioneer Jeweler and B’nai Brith, Leader, Dies at Age of 80
Leopold Stern, founder of the firm Stern Brothers & Company, New York, one of the pioneer, commercial, diamond-cutting firms in this city and honorary vice-president of the Montefiore Hospital, died on Saturday at the age of eighty. The funeral was held Monday morning from Temple Emanu-El. Burial was in the family mausoleum in Beth-El Cemetery. Dr. Samuel Schulman, rabbi of Temple Emanu-El, officiated. The honorary pallbearers were Chief Justice Benjamin M. Cardoza of the Court of Appeals; August Oppeheimer, Charles Straus, William N. Rosendale, S. g. Rosenbaum, Samuel Sachs, Samuel Kridel, William Goldman, Otto Wormster and Harry Larter.
Mr. Stern was born in Monzingen, Germany, on April 19, 1848, where he received his education. He came to this country in 1863 and was followed the next year by other members of the family, who joined him in Philadelphia, where they were engaged in the manufacture of jewelry for eight years. In 1871 he came to New York City and, with his father, Nathan, and a brother, Isidor, opened the firm of Stern Brothers & Co. The firm was at first devoted to the manufacture of jewelry, but at the death of his brother, Isidor, in 1907. Mr. Stern sold the manufacturing branch of the business, and since then the firm has been engaged in the importation and cutting of diamonds.  Mr. Stern was much interested in the work of the hospitals in New York. He was a director of the Montefiore Hospital for twenty-five years and was later made a vice-president. He also was a member of the board of trustees of Bellevue and Allied Hospitals for twenty-three years and a member of the board of the United Hospital Fund. Mr. Stern was active in Republican politics and voted as a Republican elector for President McKinley and again for President Taft. At one time he was appointed as a member of the commission for the revision of the banking laws of the State of New York. He was a member of the Republican Club of New York for many years. He was a member of the Bankers Club and a director of the Market and Fulton Bank and the Maiden Lane Savings Bank. He was president of the Manhattan Lodge of the Independent Order of B’nai B’rith and president of the Jewelers’ Board of Trade for many years."    
Quelle: https://www.jta.org/1929/01/02/archive/leopold-stern-pioneer-jeweler-and-bnai-brith-leader-dies-at-age-of-80   

     
     
     
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge  
(nach den Recherchen von Gudrun Serke) 
 
Für die Synagoge in Monzingen war kein gesondertes Gebäude vorhanden. Ein Betsaal befand sich in einem jüdischen Wohnhaus, in dem auch zeitweilig eine eigene jüdische Schule untergebracht war. Dieses Gebäude, dessen Stelle heute noch "Judenschule" genannt wird, war von 1833 bis 1892 in jüdischem Besitz. Es ist im Kataster als Hofraum eingetragen, was die die damalige Bezeichnung für Wohnhaus mit Hof war. Nachdem der Besitzer in Saarland abgewandert war, wurde es an einen christlichen Kaufmann verkauft. Vermutlich wurde kein neuer Betraum mehr eingerichtet, da bereits absehbar war, dass die Gemeinde keine zehn religionsmündigen Männer mehr haben würde.   
 
  

Bitte um Unterstützung von Recherchen    
Die Recherchen zur jüdischen Vergangenheit in Monzingen erfolgen derzeit durch Befragen von Zeitzeugen bzw. von Menschen, die noch Erzählungen zu dem Thema in Erinnerung haben. Kennen Sie noch Geschichten über israelitische Mitbürger oder ehemaliges Eigentum jüdischer Einwohner Monzingens? Oder haben Sie in Ihren alten Unterlagen noch Informationen dazu? Oder Sie möchten die Recherchen unterstützen, um diesen Teil der Monzinger Geschichte einfach mal zu dokumentieren? Dann melden Sie sich bitte einfach bei per Email bei meinMonzingen.de oder rufen Sie an: 06751 989063. 
Hinweise
-  Das Haus, in dem die oben genannte Jettchen Ullmann lebte, besteht nicht mehr. 
-  Es sind keine Protokollbücher oder Chroniken der Gemeinde aus den Jahren 1924 bis 1945 mehr vorhanden. Auch die Schulchronik endet 1925; das Buch ab 1926 war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr auffindbar. Ebenso sind die Protokollbücher von Vereinen aus dieser Zeit verschwunden

   
  
       
Fotos
(Quelle: Beitrag von Gudrun Serke s.Lit.)      

 Das Grundstück, auf dem 
einst das Gebäude des jüdischen Betsaales
 und der Mikwe stand (2012) 
 Monzingen 020.jpg (318094 Byte)   
     

    
     
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Monzingen  
bulletPrivate Website www.meinmonzingen.de      

Literatur:  

bulletDokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 431-456 (innerhalb des Abschnittes zu Bad Sobernheim). 
bulletGudrun Serke: Jüdische Vergangenheit in Monzingen. April 2012. Die Seite ist online eingestellt (pdf-Datei)       
bullet Monzingen Lit 2013Tit.jpg (89648 Byte)dies.: Die jüdische Gemeinde Monzingen.  Als pdf-Datei im März 2013 eingestellt (letzte Aktualisierung November 2013).    
Einige Ergänzungen auf Grund neuerer Recherchen (pdf-Datei, eingestellt Juli 2015).
Weitere Ergänzungen (pdf-Datei, Stand Juni 2021).    

   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020