Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Becherbach (VG Kirn-Land, Kreis Bad Kreuznach) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
    
In Becherbach bestand eine kleine jüdische Gemeinde im 19. Jahrhundert. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Zwischen 1782 und 1785 werden in den Gemeinderechnungen des Ortes die jüdischen Familien von David, Isaak und Salomon genannt. Jeder der "Schutzjuden" hatte damals jährlich zehn Gulden "Schutzgeld" an die Landesherrschaft zu bezahlen. 
  
1808 lebten in der Mairie Schmidthachenbach, zu der Becherbach gehörte, insgesamt 57 jüdische Personen: in Becherbach 13 (drei Ehepaare, fünf Knaben, zwei Mädchen), in Schmidthachenbach zwölf (zwei Ehepaare, drei Knaben, vier Mädchen, eine Witwe), in Weierbach 30 (fünf Ehepaare, zehn Knaben, neun Mädchen, eine Witwe), in Otzweiler zwei (ein Ehepaar).      

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1867 18 jüdische Einwohner, 1887 16 (von insgesamt 489 Einwohnern), 1895 20 (von 490).
  
Beim Großbrand von Becherbach am 9. September 1854 wurden 29 Wohnhäuser und 54 einzelne Ökonomiegebäude zerstört und weitere Gebäude beschädigt. Auch die "Synagoge" (s.u.) wurde damals zerstört.   
  
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (bis um 1870) sind die folgenden zehn jüdischen Familien in Becherbach in den Unterlagen des Standesamtes und der Bürgerbücher festgehalten: 1) Isaak Moritz (1749-1827, Handelsmann) und Frau Sophie geb. David mit drei Kindern; 2) Peter Moritz (1788-1856) und Frau Edeline Binnes (1786 - ?, nach Tod ihres Mannes nach Amerika ausgewandert) mit sechs Kindern; 3) Simon Moritz (1783-1862) mit Frau Nannette geb. Gottschalk aus Hennweiler (1797-1859) mit acht Kindern; 4) Michael Moritz (1795-1856) und Frau Karoline geb. Wendel aus Rachtig (1794-1859) mit vier Kindern; 5) Joseph Wolf aus Löllbach (1803-1837) mit Frau Johannetta geb. David (1793-?) mit drei Kindern; 6) Emanuel Marx (geb. 1817-) und 1. Frau Henriette geb. Salomon aus Waldmoor (1819-1851) und 2. Frau Christina geb. Salomon (1829-) mit zusammen vier Kindern; 7) Ferdinand Moritz (1822-?) und Frau Judith geb. Haas (1818-?) mit fünf Kindern (alle 1863 nach Amerika ausgewandert); 8) David Wolf (1832-?, Spezereihändler) und Frau Mina geb. Loeb (1830-?) mit sechs Kindern (alle nach Kirn verzogen); 9) David Moritz (1821-1881) und Frau Regina geb. Löser aus Laufersweiler (1828-1897) mit vier Kindern; 10) Ferdinand Moritz II (1830-?) und Frau Wilhelmine geb. Löser aus Laufersweiler (1835-?) mit acht Kindern.        
 
An Einrichtungen bestanden eine Betstube (s.u.) und ein Friedhof. Da es in Becherbach auf Grund der zu geringen Zahl jüdischer Einwohner kaum möglich war, zu den Gottesdiensten regelmäßig Minjan zu bekommen (zehn religionsmündige Männer), schlossen sich die Becherbacher jüdischen Familien der Gemeinde in Hundsbach an, spätestens in den 1920er-Jahren der Gemeinde in Kirn.   
  
Im Ersten  Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Max Alfred Moritz (geb. 16.5.1890 in Becherbach [oder in Meisenheim, vor 1914 in Kirn wohnhaft] als Sohn des Kaufmanns Isidor Moritz und der Regina geb. Wendel), gef. 20.6.1916). Sein Name steht auf der Ehrentafel für die Gefallenen der beiden Weltkriege im Becherbacher Friedhof.     
 
Um 1924, als nur noch fünf jüdische Personen am Ort lebten, gehörten diese - wie erwähnt - inzwischen zur Gemeinde in Kirn. Es handelte sich um vier Mitglieder der Familie Moritz und einen älteren Mann namens Eisick (Isaak). Nach dem Novemberpogrom 1938 haben die letzten jüdischen Einwohner den Ort verlassen
. Beim
Novemberpogrom 1938 war das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Moritz angegriffen und beschädigt worden. Herr Moritz wurde in das Kirner Gefängnis gebracht, danach für drei Monate in das KZ Dachau verschleppt. 1939 floh die Familie Moritz über Luxemburg nach Frankreich, wo sie die Zeit des Holocausts überlebte. 
Die noch in Becherbach geborenen Ernst Moritz und Alfred Moritz (siehe Bericht unten) sind inzwischen gestorben (August 2010 beziehungsweise Januar 2011).    
   
Von den in Becherbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Claire Löb geb. Moritz (1889), Alfred Moritz (1886), Frieda Moritz (1890).      
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden zur jüdischen Geschichte in Becherbach noch keine Berichte gefunden.

    
    
   
 
Zur Geschichte der Betstube ("Synagoge")             
    
Die jüdischen Familien am Ort hatten eine Betstube eingerichtet. Bei einem großen Brand des Ortes am 9. September 1854, durch den 29 Familien des Ortes obdachlos wurden, ist auch diese Betstube ("Synagoge" genannt) zerstört worden. Es ist nicht bekannt, in welchem Haus die Einrichtung war. Nach dem Brand wurde die Betstube nicht wieder eingerichtet - die jüdischen Einwohner des Ortes besuchten die Gottesdienste in Hundsbach.     
    
    
Adresse/Standort der Betstube            unbekannt       
     
     
Fotos  

Außer zum Friedhof sind noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Becherbach vorhanden;
 über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; 
Adresse siehe Eingangsseite.
  
        
    
Informationstafel zur jüdischen Geschichte
in Becherbach am jüdischen Friedhof 

(Fotos: Ruth Eckhoff, Sien, 
Fotos vom Januar 2011)  
Becherbach Friedhof 191.jpg (307801 Byte) Becherbach Friedhof 190.jpg (108615 Byte)
   Die neue Informationstafel am Friedhof - zum Lesen des Textes kann das Foto rechts
auch in höherer Auflösung angesehen werden (unterstrichener Link - bitte anklicken). 
     

      
     
Links und Literatur   
  

Hinweis auf eine Website mit einer eindrücklichen Darstellung zur Geschichte der Familie Moritz in Becherbach,  
verfasst von dem aus Becherbach stammenden Alfred Moritz: "Survival in WW II, 1933-1944". 

Moritz Alfred 010.jpg (4045 Byte)Foto links: Alfred Moritz (geb. 1930 in Becherbach, zuletzt in Washington DC, gest. im Januar 2011). 
Der Anfang der Darstellung: "Als Kind, wohlbehütet aufgewachsen in einem kleinen Dorf in der Pfalz in Deutschland, hätte sich Alfred Moritz niemals vorstellen können, welches bewegte Schicksal ihm dieses turbulente 20. Jahrhundert noch bescheren sollte. Obwohl er die sogenannte Reichskristallnacht erleben musste, den Exodus nach Frankreich und auch die deutsche Besetzung dieses Landes, war es ihm gegeben, dem grausamen Schicksal von eineinhalb Millionen israelitischen Kindern zu entkommen, die dem "Holocaust" zum Opfer fielen. Jahre später machte er in seinem Beruf als Diplomarchitekt Karriere bei der führenden amerikanischen Ingenieur-, Bau- und Projektleitungsfirma. In diesem Erinnerungsbuch versucht Alfred Moritz die Verfolgung von Menschen zu verstehen und zu dokumentieren, deren einziges "Verbrechen" es war, anders zu sein als die Mehrheit...
  
Die Memoiren von Alfred Moritz sind auch als Buch erhältlich (€ 33.95): 
Bei www.buecher.dedirekter Link zum Buch      
Bei www.amazon.dedirekter Link zum Buch      
NachkommenDescendants of Isaak Beit Mosis Moritz  (vom 18. Jahrhundert bis 2010)    
  
Januar 2011: Zum Tod von Alfred Moritz   
Zum Tod von Alfred Moritz erstellte Nikolaus Furch einen Presse-Artikel für die "Allgemeine Zeitung" im Januar 2011: 
"Alfred Moritz gestorben. 
BECHERBACH
– Am 8.Januar 2011 starb in Washington DC Alfred Moritz, in Fachkreisen weithin angesehener Architekt. 
Noch im letzten Jahr, als Achtzigjähriger, besuchte er die ehemalige Heimat Becherbach bei Kirn, in die er jedes Jahr zurückkehrte, um an den Grabstätten seiner Vorfahren das Kaddisch für die Verstorbenen zu sprechen. Die Landschaft an der Nahe und der Mosel liebte er zeitlebens. Mit der 'Reichskristallnacht' war, zusammen mit dem zertrümmerten Mobiliar und Porzellan des väterlichen Textilgeschäfts, die Heimatidylle zerschlagen. Zu überleben gelang dem jungen Alfred nur mit äußerster Mühe und viel Glück.
Alfred Moritz war ein außergewöhnlich talentierter Hobby-Künstler. Als Zeichner hielt er mit Stift und Skizzenbuch Landschaft, Geschichten und Geschichte fest. 
Ehemaligen Nachbarn, die der 'nicht-arischen' Familie Moritz hatten helfen wollen und anderen, die ihre Solidarität bekundeten, vergalt er es mit spontaner Freundschaft und Aufgeschlossenheit. Mit den Siener Freunden Ruth und Ulrich Eckhoff verbrachte er häufig gemeinsame Urlaubstage und regelmäßige Radtouren durch die geliebte Nahelandschaft und bis nach Wien. Außerordentlich lesenswert ist das auch mit ihnen in lebhaftem Gedankenaustausch entstandene Erinnerungsbuch 'Survival - Trotz allem überlebt'."     

  

Links:

Website von Meisenheim mit Unterseite zu Becherbach 
Zur Seite über den jüdischen Friedhof in Becherbach (interner Link)   
Zum Tod von Ernst Moritz im August 2010: Pressebericht aus "The Miami Herald" vom 7. September 2010 (als pdf-Datei eingestellt)   

Literatur:  

Rudolf Franzmann: Becherbach. Beiträge zur Geschichte des Dorfes und seiner Umgebung. Becherbach 1987 S. 243.   
Hans-Werner Ziemer: Die jüdischer Familien in Becherbach bei Kirn und Hundsbach. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. 5. Jahrgang Ausgabe 2/95 Heft. Nr. 10. Online zugänglich (pdf-Datei).  
Dokumentation Jüdische Grabstätten im Kreis Bad Kreuznach. Geschichte und Gestaltung. Reihe: Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach Band 28. 1995. S. 121-128.   
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 98 (mit weiteren Literaturangaben).  

   
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Stand: 10. Januar 2016