Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Markt Heidenheim (VG Hahnenkamm, Kreis Weißenburg-Gunzenhausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge  

       
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In Heidenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1714 lebten bereits 10 jüdische Familien am Ort. Genaue Zahlen der jüdischen Einwohner liegen aus dem 19. Jahrhundert vor: 1809/10 111 jüdische Einwohner (8,5 % von insgesamt 1.301 Einwohnern), 1837 130 (7,1 % von 1.830), 1867 130 (8,5 % von 1.536), 1880 104 (7,0 % von 1.477), 1900 79 (5,8 % von 1.360). Seit Mitte des  19. Jahrhunderts war die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurückgegangen. 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), ein Schulhaus für die Elementarschule (Volksschule, bis 1923) beziehungsweise Religionsschule mit Lehrerwohnung sowie eine Mikwe. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Bechhofen beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle s.u.). Letzter jüdischer Volksschullehrer war von 1909 bis 1923 Jonathan Uhlfelder. Nach seinem Weggang wurden die nur noch wenigen schulpflichtigen jüdischen Kinder in Heidenheim durch den jüdischen Lehrer aus Cronheim unterrichtet.

Die jüdischen Haushaltsvorstände verdienten ihren Lebensunterhalt vom Vieh- und Warenhandel. 1926 waren von den damals 12 Gewerbetreibenden sieben Vieh- bzw. Pferdehändler.

Um 1925, als noch 41 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (3,25 % von insgesamt etwa 1.260 Einwohnern), gehörten dem Vorstand der jüdischen Gemeinde an: Amson Gutmann und Salomon Guggenheimer. Religionslehrer der damals 6 schulpflichtigen jüdischen Kinder war Lehrer Seligmann Fuchs aus Cronheim. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Ansbach. 1932 waren die Mitglieder des Vorstandes Abraham Gutmann (1. Vorsteher) und Salomon Guggenheimer (Schriftführer). Als Vorbeter waren Bernhard Gutmann und Salomon Guggenheimer tätig. Religionslehrer der nun noch vier jüdischen Schulkinder war Lehrer Hermann Deutsch aus Cronheim. 

1933 lebten noch 31 jüdische Personen in Heidenheim. Zu antijüdischen Aktionen kam es sehr schnell: im Juli 1933 versammelten sich in den Straßen Heidenheims zahlreiche Einwohner zu einer antijüdischen Kundgebung. Die Polizei nahm jüdische Einwohner und "Judenfreunde" in Schutzhaft. Im September 1936 wurden der Viehhändler Salomon Gutmann und Religionslehrer Hermann Deutsch aus Cronheim verhaftet, weil sie Geflügel schächten wollten. Die Familie Gutmann wurden wegen "Vergehens gegen das Tierschutz-Gesetz" angezeigt. Bis zum November 1938 verließen 24 der jüdischen Einwohner den Ort. Davon wanderten acht aus (sechs nach Argentinien, je einer nach Palästina/Israel und in die USA), 16 verzogen innerhalb Deutschlands. Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom verließen die letzten sechs jüdischen Heidenheimer. 
  
Von den in Heidenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Anna Abraham geb. Kukoli (1897), Emma Fellheimer geb. Rohrbach (1885), Emilie Freising geb. Gutmann (1864), Salomon Guggenheimer (1871), Mina Gundelfinger geb. Gutmann (1895), Dina Gutmann (1897), Frieda Gutmann (1893), Herrmann Gutmann (1892), Ida Gutmann (1885), Joseph Gutmann (1880), Karolina Gutmann geb. Guggenheimer (1875), Mosche Gutmann (1886), Rosa Gutmann (1884), Salomon Gutmann (1874), Lina Hirsch geb. Sommer (1864), Rosa Jordan geb. Gutmann (1898), Louis Lehmeier (1872), Max Lehmeier (1874), Julius Martin (1900), Selma Martin geb. Neuburger (1898), Salomon Neuburger (1902), Sali (Saly) Neuburger (1888), Karoline Neumetzger geb. Gutmann (1868), Lina Regensteiner geb. Gutmann (1872), Helena (Helene) Rothschild geb. Guggenheimer (1874), Jakob Sommer (1884), Rosa Sommer geb. Neuburger (1892), Fritz Weinschenk (1893 oder 1900), Max Weinschenk (1923), Paula Weinschenk geb. Gutmann (1895). 
 
Hinweis: es kommt in den angegebenen Listen immer wieder zu Verwechslungen mit jüdischen Personen aus Heidenheim an der Brenz. Dort gab es zwar keine jüdische Gemeinde, doch es lebten einige jüdischen Familien. Von ihnen wurden u.a. deportiert wurden: Arthur Metzger (1887), Jenny Metzger geb. Ehrlich (1895), Wilhelm Metzger (1922), Hans Jontofsohn (1911), Hugo Jontofsohn (1873), Rosalia Jontofsohn geb. Isaac (1887) und Sophie Klau geb. Frankenthaler (1888).   
  
  
   

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1869 / 1873 / 1909   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1869: "Die Stelle eines Elementar- und Religionslehrers in der israelitischen Gemeinde Heidenheim, mit einem fixen Gehalt von 350 Gulden, ist sofort definitiv zu besetzen. Mit dieser Stelle sind noch zu verbinden die wenig Zeit beanspruchenden Funktionen eines Vorbeters und Schächters mit einem Erträgnisse von ca. 200 Gulden, sodass mit Hinzurechnung der für einen gediegenen Lehrer bedeutenden Nebenbezüge sich eine Jahreseinnahme von mindestens 800 Gulden ergeben dürfte. Anmeldungen franco an die israelitische Kultusgemeinde Heidenheim a. H.  
Heidenheim, den 12. April 1869. Der Kultus-Vorstand. Amson Sommer jun."  
 
Heidenheim AZJ 01121873.jpg (62408 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung der Judentums" vom 1. Dezember 1873: "Inserat. Die Stelle eines Elementar- und Religionslehrers in der israelitischen Gemeinde Heidenheim a.H., mit einem fixen Gehalt von 350 Gulden und 50 Gulden Teuerungszulage, ist sofort definitiv zu besetzen. Hiermit sind noch zu verbinden die wenig Zeit beanspruchenden Funktionen eines Vorbeters und Schächters mit einem Ertragnisse von 200 Gulden, sodass mit Zuziehung der für einen gediegenen Lehrer bedeutenden Nebenbezüge sich eine Jahreseinnahme von mindestens 800 Gulden ergeben dürfte. Meldungen franco innerhalb 30 Tage an die israelitische Kultusgemeinde Heidenheim a.H.  Heidenheim, den 17. November 1873. Der Vorstand. A. M. Obermeyer."
   
Heidenheim Israelit 29091909.jpg (61475 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1909: "Die israelitische Elementarlehrerstelle in Heidenheim bei Gunzenhausen ist voraussichtlich demnächst neu zu besetzen. Das Gehalt besteht außer dem staatlich normierten Lehrergehalt in einem Aversum von 50 Mark für das Kantorat und dem Einkommen für Ausübung der Schechitah. Nebeneinkommen ist vorhanden. Streng religiöse Bewerber wollen ihre Bewerbung alsbald bei dem Distriktsrabbinat Ansbach einreichen. Heidenheim a.H., den 19. September 1909. Lazarus Lehmeier, Kultusvorstand."

  
Lehrer Jonathan Uhlfelder - letzter jüdischer Volksschullehrer von 1909 bis 1923 
- Übertragung der Lehrerstelle an Jonathan Uhlfelder (1909)   

Heidenheim Israelit 25111909.jpg (15775 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Heidenheim a. H., 15. November (1909). Die Lehrerstelle dahier wurde seitens der Kultusgemeinde Herrn Uhlfelder zur Zeit in Burgpreppach übertragen."

 
- Zum Tod von Lehrer Uhlfelder (1928 in Nürnberg) 
Anmerkung: die beiden Beiträge sind auch in englischer Übersetzung (Roger Lustig: Two Obituaries for Jonathan Uhlfelder) eingestellt.   

Heidenheim BayrGZ 15121928.jpg (204982 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Dezember 1928: "Jonathan Uhlfelder. Nürnberg. Wer den erschütternden Eindruck wiedergeben will, den der plötzliche Tod von Jonathan Uhlfelder seligen Andenkens hinterließ, kann es nicht bezeichnender tun als mit den Worten der Heiligen Schrift: 'Die Stadt war verstört!' Nach einem leichten Unwohlsein, ohne Ahnung von dem, was ihm bevorstand, aber auch ohne Schmerz, mitten aus seinem Schaffen und Planen heraus wurde er seiner Familie, seiner Schule, dem Kreise der Kollegen und Freunde entrissen.  
Jonathan Uhlfelder gehörte zu den stillen, gütigen Menschen, die aus einem reichen Innenleben schöpfend, in treuer Pflichterfüllung ihre Welt sehen. Sein Leben war ausgefüllt von der zärtlichsten Fürsorge für die Seinen und von dem unablässigen Bemühen, das Wohl der ihm Anvertrauten zu fördern und sicher zu stellen. Daneben war er voll des regesten Interesses für die materielle und geistige Hebung seines Standes, für das Wohl und Wehe seiner Kollegen, für das Glück seiner Freunde. Mit Recht rühmte ihm der 2. Vorstand des Vereins an der Bahre nach, wie er in der für die Religionslehrer schlimmsten Zeit, in den traurigen Jahren ihrer Rechtlosigkeit und einer völlig ungesicherten Existenz seinen Kollegen die Treue hielt, obwohl er selbst als staatlich angestellter Volksschullehrer dieser Sorgen enthoben war. 
Uhlfelders berufliches Wirken führte ihn von Burgsinn und Bechhofen, wo er als Religionslehrer Anstellung gefunden hatte, an die Präparandenschule nach Burgpreppach und nach einer erfolgreichen Tätigkeit an derselben in den Volksschuldienst nach Heidenheim (Mittelfranken). Vor fünf Jahren wurde er an die Volksschule der Adaß Israel in Nürnberg berufen. 
Schon als junger Lehrer hatte er die ernste, verantwortungsvolle Arbeit des Volksschullehrers erstrebt. Seine Tätigkeit im Dienste der Lehrerausbildung wie später an der Volksschule zeugten von seinem rastlosen Streben nach eigener Vervollkommnung, wie von seinem reinen Bemühen, die ihm anvertraute Jugend zu fördern. Es lag in seiner einfachen, selbstlosen, jedem Wichtigtun abholden Art, wenn dieses Streben nicht immer nach seiner ganzen Weite erkannt wurde.
Herr Rabbiner Dr. Klein widmete dem allzu früh Vollendeten einen tief empfundenen Nachruf, indem er, an ein Wort des Midrasch anknüpfend, rühmte, wie Uhlfelder stets der Mahnung der Weisen gerecht wurde, sein Gewand zu jeder Zeit weiß zu erhalten, das Gewand der Lauterkeit im Wandel und der Treue zu Gott. Mit Wärme schilderte er dann den Verblichenen als Gatte, Vater und Bruder. Für den bayerischen Volkschullehrerverein und für den Verein israelitischer Lehrer in Bayern überbrachte Herr Hauptlehrer Dr. Bamberger letzte Grüße und das Gelöbnis unverbrüchlicher tatbreiter Treue; namens des Lehrerkollegiums der israelitischen Volksschule der Adaß nahm Herr Oberlehrer Heß schmerzbewegten Abschied; ferner widmete Herr Oberstudienrat Dr. Tachauer als Vertreter der Adaß Israel, Herr Rechtsanwalt Feilchenfeld für die Maimonides Loge und Herr Dr. Löb im Namen der Elternschaft der jüdischen Volksschule der Verewigten Worte des Gedenkens und des Dankes.
Ein zahlreiches Trauergefolge, darunter auch Herr Stadtschulrat Eder, begleiteten Uhlfelder zur letzten Ruhe. Viele Amtsbrüder waren zum Teil - trotz des Freitags - weither gekommen, um ihre Anteilnahme zu bezeugen. Ein Unglück, das so jähr hereinbrechend ein trautes Familienglück zerstört, wird immer erschütternd wirken, doch darüber hinaus werden alle, die den bescheidenen, jedermann gut gesinnten und allem Äußerlichen widerstrebenden Manne näher kannten, seinen Heimgang als einen schweren Verluste beklagen. J. Blum (Nürnberg). 
   
Burgsinn Israelit 06121928.jpg (118637 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928: "Nürnberg, 30. November (1928). Am 21. dieses Monats verschied nach kurzer Krankheit unerwartet Hauptlehrer Jonathan Uhlfelder. Sein Tod erweckte in weiten Kreisen der hiesigen Gemeinde tiefste Teilnahme. Uhlfelder stammte aus einer Familie, in der der Lehrerberuf traditionell ist. Nach erfolgreicher Tätigkeit in Burgsinn, an der Präparandenschule in Burgpreppach und an der Volksschule in Heidenheim wurde er an die hiesige jüdische Volksschule berufen, an der er 6 1/2 Jahre wirkte.  
Uhlfelders stilles bescheidenes Wesen liebte es nicht, in der Öffentlichkeit sich bemerkbar zu machen. Aber alle, die in engeren Verkehr zu ihm traten, wussten seine Geradheit und Schlichtheit, sein reges Interesse an Berufs- und anderen Fragen, sein pädagogisches Wissen und Geschick zu schätzen. Die Bestattung fand am 23. dieses Monats unter großer Beteiligung statt. Am Grabe rühmte Herr Rabbiner Dr. Klein des Heimgegangenen Persönlichkeit als Familienvater und Erzieher, Herr Prof. Dr. Tachauer sprach den Dank der Adaß Israel für seine ersprießliche Tätigkeit an der Schule aus, Herr Oberlehrer Heß nahm im Namen des Lehrerkollegiums Abschied von dem treuen Freund und Kollegen, Herr Hauptlehrer Dr. Bamberger, der im Auftrag des bayrischen und jüdischen Lehrervereins sprach, hob seine Treue zu den Berufsorganisationen hervor, Herr Dr. Feilchenfeld dankte für die Maimonides-Loge und Herr Dr. Löb im Namen der Eltern. Möge der Allgütige der schwer geprüften Familie beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

   
   
Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Über den aus Heidenheim stammenden Wolf Benjamin ben Samson Heidenheim (1757-1832) 
Anmerkung: der bedeutendste jüdische Heidenheimer war Wolf Benjamin ben Samson Heidenheim: Exeget und Grammatiker; geboren 1757 in Heidenheim; gestorben in Rödelheim am 23. Februar 1832. Bereits in frühem Alter wurde Heidenheim nach Fürth geschickt, wo er Talmud unter Joseph Steinhardt studierte (Steinhardt war der Autor von "Zikron Yosef" von 1777 an studierte er unter Hirsch Janow). Neben dem Talmud studierte Heidenheim außerdem die hebräische Grammatik die Masorah. 1782 verließ er Fürth, vermutlich weil Janow Gegner von Mendelssohns Pentateuchübersetzung war, den jedoch Heidenheim sehr verehrte. Weiteres unter http://www.talmud.de/cms/Siddur_Sefat_Emet.97.0.html.

Heidenheim Israelit 08041885.jpg (41821 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1885: "In meinem Verlage erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Sefat Emet. Israelitisches Gebetbuch nach der Ordnung von Heidenheim. Hauptvorzüge vor andern Heidenheim'schen Gebetbüchern: Stärkeres Papier, neue deutliche Lettern, tiefschwarzer Druck, solider Einband, 3fache sorgfältige Korrektur des Textes. Die erläuternden Bemerkungen sind in deutscher Sprache und deutscher Schrift. - Billiger Preis. Viele anerkennende Schreiben bedeutender Rabbinen sind bei mir eingegangen. Joh. Wirth'sche Hofbuchdruckerei, Mainz (Oscar Lehmann)." 

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
S. A. Obermeier sucht einen Hauslehrer (1849)   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Mai 1849: "Der Unterzeichnete sucht einen Hauslehrer mosaischer Religion, der fähig ist, Kinder in den Elementar-Schulkenntnissen, Religion und fremden Sprachen zu unterrichten. Derselbe erhält Kost, Wohnung, Beheizung, Licht und Wäsche frei. Die Festsetzung des Geldgehaltes bleibt weiterer Übereinkunft vorbehalten, und kann die Stellung bei gegenseitiger Zufriedenheit mehrere Jahre dauern. Musikbefähigte werden besonders berücksichtigt. Hierauf bezügliche Briefe sind zu frankieren.  
Heidenheim (in Mittelfranken), im April 1849. S. A. Obermeier."    

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge       
   
Auf Grund der vorliegenden Zahlen der jüdischen Einwohner (1714 bereits 10 Familien) dürfte ein Betsaal oder eine erste Synagoge bereits Anfang des 18. Jahrhunderts vorhanden gewesen sein. Ob es diese Synagoge oder ein Nachfolgegebäude war: das bis 1851 bestehende Synagogengebäude brannte in dieser Jahr ab. Da ein Neubau die finanziellen Kräfte der Gemeinde bei weitem überstieg, wurde eine Kollekte veranstaltet, zu der unter anderem auch Freiherr von Rothschild aus Frankfurt einen Beitrag überwies.   
       
Heidenheim AZJ 15121851.jpg (54144 Byte)Die "Allgemeine Zeitung des Judentums" berichtete am 15. Dezember 1851: "Herr von Rothschild in Frankfurt am Main scheint in neuerer Zeit bei seiner bekannten Wohltätigkeit dem Grundsatz der Gleichheit huldigen zu wollen. Bekanntlich empfängt von demselben jeder Bettler auf sein schriftliches Gesuch einen preußischen Taler. Nun hat sich vor einiger Zeit die kleine Gemeinde Heidenheim in Mittelfranken, deren Synagoge abbrannte, mit einer devoten Bitte um eine Beisteuer zum Wiederaufbau ihres Gotteshauses an gedachtes Haus gewendet, und siehe da! auch sie erhielt einen preußischen Tresorschein."

Die neue Synagoge wurde 1852/53 an derselben wie die abgebrannte ältere Synagoge erstellt. Im Frühjahr/Sommer 1852 standen die Grundsteinlegung und der Beginn der Arbeiten zum Wiederaufbau der Synagoge in Heidenheim an: 

Heidenheim Mfr AZJ 17051852a.jpg (61406 Byte)In der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Mai 1852 fand sich folgende Notiz (verbunden mit einer Kritik an eventuell zu aufwendig durchgeführten Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Bau der Synagoge einer "kleinen Gemeinde"): "Der Wiederaufbau der Synagoge in Heidenheim, wozu Herr Emanuel in London fünf Pfund und sein Schwiegersohn Herr Bergtheil ein Pfund beigesteuert haben – beide geborene Bayern – wird demnächst beginnen und soll schon bei der Grundsteinlegung große Feierlichkeit stattfinden und ein auswärtiger Rabbiner herbeigerufen werden. Wenn doch kleine Gemeinden derlei, selbst bei großen nicht allseitig gutzuheißende Ostentationen unterließen! Zuerst bettelt man das Land auf und ab um einiger Taler und dann will man doch in Nichts Anderen nachstehen und meidet überflüssige Kosten nicht".

Die Synagoge in Heidenheim wurde durch den Architekten Eduard Bürklein erstellt (geb. 1816 in Dinkelsbühl, gest. 1871 in München; Bruder von Friedrich Bürklein, der auch die Bahnhöfe in München und Augsburg schuf; beide Brüder waren Schüler der königlichen Baumeisters Friedrich von Gärtner). Beim Bau der Synagoge in Heidenheim orientierte sich der Architekt am "maurischen" (neu-islamischen, neu-orientalischen) Stil, in dem in den Jahren zuvor u.a. Synagogen in Ingenheim, Speyer erstellt wurden. 
Weitere Informationen siehe Beitrag von Rolf Hofmann: Die Synagoge in Heidenheim. Ergänzungen zur bisher bekannten Baugeschichte (pdf-Datei).     
   
Im Laufe des Sommers 1853 ging der Synagogenneubau seiner Vollendung entgegen.   

Heidenheim AZJ 12091853n.jpg (15315 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September 1853: "Die Synagoge in Heidenheim nähert sich ihrer Vollendung, und soll demnächst eingeweiht werden."

Am 27. Oktober 1853 konnte mit einem großen Fest für den ganzen Ort die Einweihung der Synagoge gefeiert werden. 

Heidenheim MFr AZJ 28111853.jpg (109307 Byte)In der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" war in der Ausgabe vom 28. November 1853 zu lesen: "Die bereits schon früher in diesen Blättern angemeldete Einweihung der sehr schön erbauten Synagoge zu Heidenheim fand am 27. Oktober (Schabbat Bereschit) statt, und wurde dieselbe einfach aber würdig begangen. Den Glanzpunkt der Festlichkeit bildete die Festrede des Herrn Rabbinen Grünbaum aus Ansbach. Redner hat sich durch seinen trefflichen gediegenen Vortrag aufs Neue viele Herzen gewonnen, und äußerte derselbe auf die zahlreich versammelten Zuhörer, worunter auch viele christliche Notabilitäten, sichtlichen Eindruck. Möchten die Worte der Versöhnung und des Friedens, die derselbe predigte, auf fruchtbaren Boden gefallen sein, damit der leider auch in dieser Gemeinde herrschende Oppositionszwist, der schon so manche unerquickliche Szenen herbeigeführt hat, nach und nach verschwinde. – Dem nahen Oettingen steht demnächst die gleiche Feier bevor. Überhaupt nimmt die Errichtung neuer jüdischer Gotteshäuser in unserem Lande auf eine erfreuliche Weise zu. Möchte auch die sittliche und moralische Veredlung unserer Glaubensgenossen hiermit gleichen Schritt halten!  H.B."

Zu den besonderen Ereignissen im Leben einer jüdischen Gemeinde gehörte auch die – auf Grund der hohen Kosten - meist nur selten vorkommende Einweihung einer neuen Torarolle. Im April 1876 konnte in Heidenheim mit einem Fest des ganzen Ortes (die Torarolle wurde vermutlich in einer feierlichen Prozession zur Synagoge gebracht) eine solche Tora eingeweiht werden. 

Heidenheim Israelit 24051876.jpg (36810 Byte)Die Zeitschrift "Der Israelit" berichtete am 24. Mai 1876: "Heidenheim a.H., 29. April (1876). Heute fand hier eine erhebende Feierlichkeit statt. Herr Amson Sommer gab bei Gelegenheit der Bar Mizwa-Feier seines einzigen Sohnes eine neue sefer tora (Torarolle) in die Synagoge. Herr Distriktsrabbiner Grünebaum hielt eine zweckentsprechende Festrede, die von den Zuhörern verschiedener Konfessionen mit wahrer Begeisterung aufgenommen wurde.  Weinstock."

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge angezündet und mit dem gesamten Inventar und den Ritualien zerstört. Übrig blieben die Außenmauern, die auch nach 1945 stehen blieben und mit einem neuen Dach verstehen wurden. Die Fenster wurden verkleinert, eine Verladerampe vor dem Eingang angebracht, sodass das Gebäude als Warenlager verwendet werden konnte. Bis um 1980 wurde das ehemalige Synagogengebäude als Lager eines landwirtschaftlichen Anwesens (Raiffeisenlager) verwendet. In den 1980er-Jahren wurde das Gebäude abgebrochen. An seiner Stelle wurde ein Parkplatz zur benachbarten Bank angelegt. Im November 1988 wurde ein Gedenkstein angebracht.   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeHechlinger Straße 7.
    
    
Fotos   

Historische Darstellungen
(Quelle: Hammer-Schenk s. Lit. 
Bd. 2 Abb. 185-186) 
Heidenheim Synagoge 101.jpg (84499 Byte) Heidenheim Synagoge 100.jpg (101833 Byte)
    Blick auf das Eingangsportal der Synagoge   Längsschnitt durch die Synagoge   
        
Der Synagogenplatz 2006
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30.7.2006) 
    
Heidenheim Synagoge 121.jpg (105143 Byte) Heidenheim Synagoge 120.jpg (108153 Byte) Heidenheim Synagoge 122.jpg (88375 Byte)
Der Synagogenplatz mit dem Gedenkstein 2006 

    
     

Links und Literatur   

Links:   

bulletWebsite des Marktes Heidenheim   

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 192.
bulletHarold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. Hamburg 1981 Teil I S. 261-265; Abbildungen Teil II Nr. 185-186.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 161.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 297-298.
bulletBayern SynGedenkband II.jpg (63426 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010. 
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu

ISBN 978-3-89870-448-9.   Abschnitt zu Heidenheim S. 372-382.   
bullet
Reese Lit 020.jpg (145046 Byte)Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band 6. 
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN 978-3-9808482-2-0  
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der 'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum 'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg, Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart, Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von 12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de. 

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Heidenheim  Middle Franconia. Jews were present in the early 18th century. The grammarian and liturgical scholar Wolf Heidenheim was born there in 1757. A new synagogue was erected in 1853 and the Jewish population stood at 130 (total 1.536) in 1867. After Worldwar I, the majority of Jews were cattle and horse traders. Thirty-one remained in 1933, eight emigrating and 16 leaving for other German cities by 1938. The last six left after the burning of the synagogue on Kristallnacht (9-10 November 1938).       
     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020