Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Unterlimpurg (Stadt Schwäbisch Hall, Landkreis Schwäbisch Hall) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge 
   

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen 
Rückblick auf eine Ausstellung von 2007  
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                 
    
In Unterlimpurg, das zum Territorium der freien Reichstadt Schwäbisch Hall gehörte, aber außerhalb der Stadtmauern lag, bestand eine kleine jüdische Gemeinde im 18. Jahrhundert. 
   
Nach 1677, dem Jahr der (vorübergehenden) Ausweisung von Juden aus dem benachbarten Steinbach kam es zur ersten Duldung von wenigen Juden in Unterlimpurg: die Witwe Magdalena Lämblein und ihre Angehörigen wurden für einige Zeit hier aufgenommen. Dies geschah jedoch nicht aus humanitären Gründen, zumal die Reichstadt sich für ihre Aufnahme von Magdalena Lämblein ein zinsloses Darlehen von 1.000 Reichstalern auszahlen ließ. Nach einem Jahr wurde es ihr zwar zurückgezahlt, doch hatte sie dann für ihren Aufenthalt eine "Schutzgebühr" zu bezahlen. Lange wurde ihr die Aufenthaltserlaubnis nicht gegeben: 1680 kündigte der Haller Rat den bis dahin gewährten Schutz, obwohl Magdalena Lämblein sich einem von der Verwaltung beauftragten Gutachten zufolge wohl verhalten und auch ihren Nachbarn verschiedentlich ausgeholfen habe. Sie zog darauf ins Ansbachische.  
   
Nach 1688
konnte sich Mayer Seligmann aus Gaildorf gegen den entschiedenen Protest des damaligen evangelischen Dekans Georg Bernhard Wibel in Unterlimpurg niederlassen.  1709 starb Mayer Seligmann. Seine Witwe und sein Sohn Moses Mayer konnten in Unterlimpurg bleiben und sogar 1710 ein Haus erwerben, in dem ein Betraum eingerichtet wurde (siehe unten). Die Schwiegersöhne von Moses Mayer - Nathan David und Löw Mayer - stellten für die Abhaltung der Gottesdienste sogar einen "Judenschulmeister" an. Das Haus mit dem Betraum ging nach dem Tod von Moses Mayer an Löw Mayer über. Dieser geriet 1782 in Konkurs, worauf er wegen Bankrott und Betruges angeklagt wurde. Er kam für ein Jahr ins Gefängnis und wurde schließlich für ewig aus der Stadt verwiesen. 1788 wurde sein Haus mitsamt dem darin befindlichen Betsaal versteigert. Die noch in Unterlimpurg leben jüdischen Personen besuchten nun den Betsaal/die Synagoge in Steinbach.    
  
Auch im 19. Jahrhunderts gehörten die nur noch wenigen Unterlimpurger Juden zur Synagogengemeinde Steinbach.  
   
   
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge                     
    
Seit 1712 wurden im Haus des Moses Mayer immer wieder, besonders an Festtagen, Gottesdienste abgehalten, zu dem zeitweise auch die Juden aus Steinbach kamen. Seit 1727 fanden regelmäßige Gottesdienste im oberen Stockwerk des sog. Waller'schen Hauses in der Unterlimpurger Straße 63 statt. 1738/39 wurde dieser Betsaal prächtig ausgemalt (durch Elieser Sussmann ben Salomo Katz aus Brody/Polen, vgl. die Synagogen in Colmberg, Horb am Main, Bechhofen und Kirchheim bei Würzburg; auch die Steinbacher Synagoge wurde damals von Elieser Sussmann ausgemalt). 1771 schlossen die Juden von Steinbach und Unterlimpurg einen Vertrag, demzufolge jährlich wechselnd zunächst in Unterlimpurg und dann in Steinbach Gottesdienste abgehalten werden sollte. Doch wurde der Vertrag nicht streng befolgt. 1788 wurde der Unterlimpurger Betsaal nach der Versteigerung des Hauses aufgegeben.  
    
Um 1900 wurde der Betsaal in seinem hohen kulturgeschichtlichen Wert wiederentdeckt. Eine der ersten Beschreibungen für die jüdische Öffentlichkeit liegt von Lehrer Samuel Spatz (Affaltrach) aus dem Jahr 1904 vor:   
     
Über die Unterlimpurger Synagoge (1904)    

SchwHall Israelit 30061904a.jpg (410450 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1904: "Ein Schatzkästlein altjüdischer Kunst. Inmitten des württembergischen Frankenlandes liegt die alte Bäder-, Salz- und Reichsstadt Hall. Wie ein Stück Schweiz mutet es einem an, wenn man mit der Eisenbahn über überbrückte Schluchten und durch Tunnele sich der Stadt nähert. Drunten im Talkessel breitet sie sich malerisch aus, umrahmt von prächtigen, waldreichen Bergkuppen, die auf ihren Scheiteln altersgraue Burgen tragen, so die Johanniterordensfeste Comburg mit ihren einzigartigen frühgotischen 
Baudenkmalen, die sagenumwobene Limburg, das Stammschloss des vom Dichter verewigten "Schenken von Limburg". Und erst die Stadt selbst! Eine Perle mittelalterlicher Baukunst, ein in pietätvoller Ursprünglichkeit erhaltenes 
Anschauungsmittel alter, deutscher Städtegeschichte. Noch sind nicht alle Schätze der formenreichen, farbenprächtigen Glanzzeit der alten Reichsstadt gehoben. Verdeckt von Schutt und Staub, vernagelt, verschalt, verziegelt und übertüncht von der alles nivellierenden Neuzeit harrt noch manches alte Kunstdenkmal der Auferstehung zu neuem Glanz und zu neuer Pracht. Auch für die jüdische Geschichte ist Hall höchst interessant, und ich will, um die Neugierde des Lesers nicht auf die Folter zu spannen, es sofort sagen, auch für den jüdischen Kunst- und Altertumsfreund birgt diese Stadt ein seltenes, altes Kunstdenkmal, das mir durch die Liebenswürdigkeit meines Kollegen und Freundes Hähnlein zugänglich gemacht wurde. Hall hat schon zu Ende des 13. Jahrhunderts
eine größere Judengemeinde gehabt. In dem Erlass des Kaisers Ludwig an den Burggrafen Johann von Nürnberg d.d. Scherdingen, den 5. Febr. 1343, werden schon angesehene Haller Juden als Gläubiger des Burggrafen aufgeführt. Allein in den Wirren des Jahres 1348 verschwand die israelitische Gemeinde der Reichsstadt Hall spurlos. Aber draußen vor den Toren der alten Reichsstadt, in Comburg-Steinbach
und in Unterlimburg, wurden die Juden von den Johannitern und von den Schenken von Limburg geduldet und um gutes Geld geschützt. Als 1540 die Reichsstadt das Dorf Unterlimburg erwarb und mit dem Stadtbesitz verband, wurde das Privilegium der Juden nicht aufgehoben. Im nunmehrigen Stadtteil Unterlimburg hielt sich fortwährend eine kleine Judengemeinde, die zu Anfang des vorigen Jahrhundert zu 
der fünf Minuten entfernten Gemeinde Steinbach-Comburg hielt. Und nun hat Herr Lehrer Hähnlein-Hall die alte, schon seit Jahrhunderten aufgegebene und vergessene Synagoge von Unterlimburg entdeckt. Das Gebäude ist z.Zt. eine Scheune, der man von außen nicht ansieht, dass sie früher anderen Zwecken gedient hat. Im Innern aber birgt das unansehnliche Gebäude ein Denkmal mittelalterlicher, jüdischer Kunst, ein wahres Schatzkästlein antiker Schnitzerei und Malerei, wie ich's noch in keiner Synagoge getroffen habe. Wie betroffen blieb ich stehen, als ich über alte, holprige Stiegen kletternd, durch enge Winkel schlüpfend, oben unter dem Dach in einem etwa vier Meter breiten, 
sechs Meter langen, zwei Meter hohen, durchaus holzgetäfelten, reich bemalten Raum von meinem liebenswürdigen Führer geleitet wurde. Ich staunte die bunte Herrlichkeit wie ein Gebilde aus dem fernen Märchenlande sprachlos an. Wie ein Zauber lag's auf mir. Meine Feder kann nicht schildern, was mein Auge sah. Diese Pracht muss man selbst gesehen haben; diese farbenprächtigen Altertümer, umgeben
von profaner Alltäglichkeit, muss man auf sich wirken lassen! Und Freude und Schauer, Hochgenuss und Wehmut ziehen und zittern blitzartig durch die Seele. Aus dem Staunen wird Andacht, aus der Bewunderung heischendes Verlangen. Die ganze Holzvertäfelung an Decke und Wand weißt reiche künstlerische Verzierungen in Malerei und Schnitzerei auf. Ornamente, wie wir sie in den Vignetten und Holzschnitten alter Talmudexemplaren, Machsorim und Haggados so häufig sehen und bewundern, sind auf grünem Grunde in herrlichen Farbentönen und mit großartiger, künstlerischer Auffassung und Ausführung vorzüglich erhalten. Die Ornamente aus den Seitenwänden dienen als Einrahmung von Gebetsstücken, und Ab horachamin, al hakaul, Kaddisch, Jekum Purkom, Hanausen teschuoh u.a. Die Gebetsstücke sind in sehr schöner, schwarzer Schrift, in wunderbaren Typen ausgeführt und durchaus gut leserlich. Nur das "hanausen teschuoh" ist in weißen, etwas verblassten und teilweise unleserlichen Zeichen erhalten. Das Wort "Städtemeister" war gut zu entziffern. Der Name des "Städtemeisters" war aber leider verwischt. In der Deckenmalerei treten uns das Reeim mit phantastischem Geweih, ein Elefant mit einem Türmchen auf dem Rücken, Störche, Eulen u.a. Tiere, umrankt von stilisierten Blättern und Blüten, von Schnörkeln und Bogen entgegen. Mosestafeln und Thorarollen sind von schlanken, leichtfüßigen Hirschen getragen, zwei prächtige Löwen halten einen Mogen Dawid. An der Ostwand ist ein zinnengekröntes
von minarettartigen Türmen flankiertes Gebäude abgebildet, vermutlich eine Darstellung des Tempels zu Jerusalem. An diesem Gemälde vermisst unter an zeitgenössische Kunstgebilde gewöhntes Auge die perspektivische Darstellung. Wir schließen daraus auf das hohe Alter des Gemäldes. Wir gehen nicht fehl, wenn wir     
SchwHall Israelit 30061904b.jpg (123800 Byte)die Entstehung der Malerei in der Unterlimburger Synagoge vor die Zeit des 30jährigen Krieges legen, in die Blütezeit der Reichsstädte und der deutschen Kunst. Jammerschade wär's, wenn die geschilderten Kunstschätze nicht vor dem 
Zerfall gerettet würden. Zwar soll Herr Dr. Gradmann, württembergischer Landeskonservator, vor kurzem die alte Synagoge in Unterlimburg eingesehen haben und es besteht die Hoffnung, dass der württembergische Altertumsverein sich für die
Schätze interessiert. Noch wünschenswerter wäre es, wenn die Vertäfelung, die sehr leicht abzunehmen ist, wieder in jüdischen Besitz käme. Die israelitische Gemeinde Hall hätte hier Gelegenheit, ihre so oft bewährte Pietät und ihren Kunstsinn zu 
betätigen. Wie herrlich müsste sich der alte Gotteshausschmuck an den kahlen Wänden und Decken des Haller Betsaales oder der altehrwürdigen Gemeindesynagoge des Vorortes Steinbach ausnehmen! Vielleicht könnte auch ein jüdischer Kunst- und Altertumsverein nach der Sache sehen, und die seltenen Schätze erwerben. Hier gilt es schnell zugreifen. Also, auf zur rettenden Tat! Zweck dieser Zeilen ist, jüdische Altertumsfreunde auf die alte, vergessene Synagoge in Unterlimburg-Hall aufmerksam zu machen. Eine Reise in die freundliche Stadt
lohnt köstlicher Kunstgenuss. Herr Lehrer Hähnlein-Hall ist gerne bereit, Auskünfte zu geben und Freunden jüdischer Kunstaltertümer als Führer zu dienen. Herr Moses Herz in Hall hat mir versprochen, von den Wand- und Deckenverzierungen Photographien zu fertigen, die ich gerne dem "Israelit" seinerzeit zur Verfügung stellen will. Spatz, Lehrer."  

1907 wurde er durch den Historischen Verein Schwäbisch Hall aufgekauft und im sogenannten Renaissancehaus aufgestellt, das die Stadt Schwäbisch Hall vom Spital für diesen Zweck erworben hatte. Das sogenannte alte Färber-(oder Gerber-)Haus - heute bekannt unter dem Namen Gräterhaus - in der Gelbinger Gasse 47 (früher Heilbronner Straße) nahm im dritten Stockwerk die Holzsynagoge auf. Im Rahmen der unter dem damaligen ersten Vorsitzenden des Historischen Vereins, Dr. Emil Kost, durchgeführten Neuaufstellung des Museumsbestandes ab 1936 in der mittelalterlichen Keckenburg, der Turmburg einer Halle Adelsfamilie, und der nach 1956 erfolgenden Neuordnung der Bestände fand die Synagoge einen Ausstellungsplatz im Keckenburg-Museum. Nach Erweiterung dieses Museums (nun: "Hällisch-Fränkisches Museum") kam die Holzsynagoge nach einer gründlichen Restaurierung 2001 in den Bereich "Stadtmühle" des Hällisch-Fränkischen Museums. Abteilung zur Erinnerung an die jüdische Geschichte der Region neu aufgestellt). Das Haus des Betsaals in Unterlimpurg ist nicht erhalten.   
    
    
Artikel von Theodor Harburger: "Werke jüdischer Volkskunst in Bayern".
In: Bayerische Israelitische Gemeindezeitung Nr. 13 vom 1. Juli 1932 S. 195-199.  

Bechhofen BayrGZ 01071932a.jpg (320144 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932b.jpg (306210 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932c.jpg (305635 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932d.jpg (298254 Byte) Bechhofen BayrGZ 01071932e.jpg (218208 Byte) 
 
 

    
    
Fotos 
Historische Fotos: 
Haus in Unterlimpurg, in dem sich der Betsaal befand:   

Unterlimpurg Synagoge 001.jpg (67428 Byte) 

Sogenanntes Waller'sches Haus in Unterlimpurg (abgebrochen)

  
Fotos nach 1907, der Aufstellung der Unterlimpurger Synagoge im Museum (zunächst Renaissance-Bau, seit 1956 Keckenburg-/, dann Hällisch-Fränkisches Museum: 

Fotos um 1925/30  Unterlimpurg Synagoge 005.jpg (126200 Byte)  Unterlimpurg Synagoge 006.jpg (152510 Byte)
   Die erste Aufstellung des Betsaales im Renaissance-Bau
   
Vier Fotos aus dem Buch: Jüdische Gotteshäuser 
und Friedhöfe in Württemberg. 1932. S. 81-83 
Unterlimpurg Synagoge 001.jpg (109031 Byte) Unterlimpurg Synagoge 002.jpg (103597 Byte)
    Südwand des Betsaales; Gebet für den Magistrat
 beim Ausheben der Torarollen
Ostwand des Betsaales: rechts eine 
Darstellung Jerusalems, darunter Schwarzfläche 
zur Erinnerung an den zerstörten Tempel  
 
     
   Unterlimpurg Synagoge 003.jpg (115854 Byte) Unterlimpurg Synagoge 004.jpg (58558 Byte)
   Südwand des Betsaales: Gebet 
beim Ausheben der Torarollen
Decke des 
Betsaales  
     

Fotos um 1985:
(Quelle: Postkarte aus dem ehemaligen Keckenburg-Museum, sw-Fotos: Hahn) 

Unterlimpurg Synagoge 009.jpg (90529 Byte) Unterlimpurg Synagoge 010.jpg (97844 Byte) Unterlimpurg Synagoge 013.jpg (122699 Byte)
Postkarte, die die Aufstellung im Keckenburg-Museum zeigt  Abschrankung des Frauenbereichs  Toraschrank 
     
Unterlimpurg Synagoge 012.jpg (124864 Byte) Unterlimpurg Synagoge 011.jpg (125917 Byte) Unterlimpurg Synagoge 014.jpg (125896 Byte)
    Darstellung Jerusalems    

  
Die gegenwärtige Aufstellung (seit 2002)  

Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.9.2003) 
Unterlimpurg Synagoge 151.jpg (46712 Byte) Unterlimpurg Synagoge 152.jpg (73007 Byte)
  Blick in den ehemaligen Betsaal Die Abschrankung des Frauenabteils
     
Unterlimpurg Synagoge 150.jpg (70718 Byte) Unterlimpurg Synagoge 153.jpg (64163 Byte) Unterlimpurg Synagoge 154.jpg (84063 Byte)
Seitenwand Blick zum Toraschrank Die Decke

     
     
     
Rückblick auf eine Ausstellung im Jahr 2007  
Anmerkung: bei dieser Ausstellung wurden erstmals die Reste der von Elieser Sussmann in Steinbach ausgemalten Synagoge gezeigt.  

SHA Ausstellung 200601.jpg (120283 Byte)Rückblick auf eine Ausstellung vom 13. Juli bis 23. September 2007 in Schwäbisch Hall: 
"Vom Bretterhaufen zum Vorzeigeobjekt - Die neu entdeckte Synagogenvertäfelung von Eliezer Sussmann (um 1738).
Die Unterlimpurger Synagogenvertäfelung des polnischen Wandermalers Eliezer Sussmann (1738/39) zählt zu den wichtigsten Judaica in Deutschland und gilt als Ausstellungsstück von europäischem Rang. Vor einigen Jahren wurden an Holzverkleidungen im Dachgeschoss eines Steinbacher, früher von Juden bewohnten Hauses die Spuren einer farbigen Fassung entdeckt. Malweise und Ornamentik sind eindeutig Elieser Sussmann zuzuschreiben. Die Tafeln waren während des Zweiten Weltkriegs aus Brandschutzgründen mit einer Kalkschwemme übertüncht worden. Auf Grund seines schlechten Erhaltungszustands musste der Dachstuhl 2003 erneuert werden. Die ausgebauten Bretter erwarb der Historische Verein für Württembergisch Franken. An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart wurde im Rahmen einer Diplomarbeit die Synagogenvertäfelung gereinigt, die Maltechnik analysiert und die Fassung gefestigt. Anschließend erstellte die Diplomandin Kristel Leivo die Konzeption für eine Restaurierung, rekonstruierte die Räumlichkeiten und fertigte ein Modell, an dem unter anderem die Gliederung in "Frauen- und Männerschul" abzulesen ist. In der Ausstellung wird dieses einmalige Zeugnis deutschen Landjudentums erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.    

   
 

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Schwäbisch Hall    
Infoseite Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall 
Link zu weiterem Foto des Betsaales: hier anklicken   

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Schwäbisch Hall 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Schwäbisch Hall sind vorhanden:    
J 386 Bü. 513 Schwäbisch Hall mit Steinbach und Unterlimpurg  Geburten 1757 - 1829  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446733   
J 386 Bü. 514 Schwäbisch Hall  Sterbefälle 1868 - 1875  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446734   
J 386 Bü. 515 Schwäbisch Hall Familienbuch 1875  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446735   
J 386 Bü. 516 Schwäbisch Hall Geburten 1868 - 1875  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446736         
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Steinbach" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 125 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 2 finden sich zum Friedhof Steinbach Belegungspläne, Belegungslisten und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 125   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1873709      

Literatur:   

Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966.  
Unterlimpurg Buch 01.jpg (83327 Byte)Andreas Maisch: Mayer Seligmann, Judt zu Unterlimpurg: Juden in Schwäbisch Hall und Steinbach 1688-1802. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Hall Bd. 14. Schwäbisch Hall 2001.
Efraim Jonai: Einige Erläuterungen zur Bemalung der Holzsynagoge in Hall. In: Württembergisch Franken. Jahrbuch des Historischen Vereins für Württembergisch Franken. Band 68. 1984 S.139-152.  
Wilhelm Germann: Die Holzsynagoge in Schwäbisch Hall, in: Schwäbisches Heimatbuch 14 (1928) S.30-35.
Werner Martin Dienel: Artikel zur Unterlimpurger Synagoge in: Hohenloher Leben 6/85 S. 6-7.  
SchwHall Buch 01.jpg (61559 Byte)Gerhard Taddey: Kein kleines Jerusalem. Geschichte der Juden im Landkreis Schwäbisch Hall. 1992.
Ariane Handrock: Das Gesamtkunstwerk der Holzsynagoge als kommunikativer Ort - Zeugnis jüdischen Lebens in Osteuropa und Deutschland in der Neuzeit. Dissertationsvorhaben Universität Potsdam. Link
synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
SchwHall Lit 02015.jpg (44891 Byte)Armin Panter: Die Haller Synagogen des Elieser Sussmann im Kontext der Sammlung des Hällisch-Fränkischen Museums. Swiridoff Verlag Künzelsau 2015. ISBN 978-3-89939. 19.30 €. 
Dazu Presseartikel im "Haller Tagblatt" (Südwestpresse) von Gottfried Mahling vom 28.11.2015: "Museumsleiter Armon Panter präsentiert Buch über jüdische Abteilung des HFM".  
Link zur Verlagsseite       

    
      

                   
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Stand: 25. April 2016