Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schöllkrippen (Kreis Aschaffenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Schöllkrippen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. 1622 werden erstmals jüdische Personen am Ort genannt.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1814/15 10 jüdische Familien, 1867 76 jüdische Einwohner (9,0 % von insgesamt 846 Einwohnern), 1890 110 (12,9 % von 851), 1900 86 (8,5 % von 1.008), 1910 80 (7,0 % von 1.143).   
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Schöllkrippen auf insgesamt 13 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Joseph Loeb Grünebaum (Viehhandel), Abraham Moses Maier (Viehhandel), Herz Mendle Oppenheimer (Makeln und Schlachten), Schai Hirsch (Handel), Loeb Joseph Grünebaum (Handel), Wolf Herz Appel (Viehhandel), Affron Joseph Straus (Handel), Jacob Joseph Straus (Handel), Witwe von Feist Samuel Stern (Handel), Jessel Loeb Schwarzschild (Viehhandel), Witwe von Joseph Abraham Straus (Handel), Juda Oppenheimer (Metzger, seit 1819), Herz Appel (Feldbau, seit 1823). Die Inhaber der Matrikelstellen hatten Schutzbriefe, die zwischen 1778 und 1814 ausgestellt waren.        
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (zum Schulhaus siehe bei der Synagogengeschichte unten) sowie ein rituelles Bad (hinter dem alten jüdischen Schulhaus bei der Synagoge, 1842 neu erbaut). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Schweinheim bei Aschaffenburg beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Die jüdische Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Aschaffenburg.    
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Hermann Maier (geb. 22.2.1886 in Schöllkrippen, gef. 13.11.1917), Max Maier (geb. 24.7.1889 in Schöllkrippen, gef. 17.4.1918), Adolf Neumann (geb. 23.12.1892 in Schöllkrippen, gef. 25.6.1915). Ihre Namen stehen auf dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege unweit der Lindenstraße in der Ortsmitte an der St.-Lukas-Kapelle. 
  
Die jüdischen Einwohner war im allgemeinen Leben des Ortes wie auch im Vereinsleben weitestgehend integriert. So war der Kaufmann Isaak Strauss von 1918 bis 1930 Mitglied des örtlichen Gemeinderates. Jüdische Jugendliche spielten in der örtlichen Fußballmannschaft.  
   
Um 1925 gehörten zur Gemeinde noch 57 Personen (4,7 % von insgesamt 1.222 Einwohnern). 1932 waren die Gemeindevorsteher Isak Strauß und Max Neumann (letzterer als Schatzmeister). An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chevro (1932 unter Vorsitz von Abraham Maier; Zweck und Arbeitsgebiete: Wohltätigkeit und Bestattungswesen) und den Israelitischen Frauenverein (gegründet 1878; 1932 unter Vorsitz von Sophie Lehrecht mit zehn Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Unterstützung Armer und Kranker). Im Schuljahr 1932/33 erhielten drei Kinder der jüdischen Gemeinde Religionsunterricht.    
 
1933 wurden noch 48 jüdische Einwohner gezählt (3,6 % von insgesamt 1.345 Einwohnern). In den folgenden Jahren sind trotz der Folgen des wirtschaftlichen Boykottes, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung zunächst nur einzelne jüdische Personen aus Schöllkrippen verzogen oder ausgewandert (1936 und Anfang 1938 sind insgesamt sechs Personen in die USA emigriert). Am 15. Dezember 1935 wurden 49 jüdische Einwohner, am 10. November 1938 noch 44 jüdische Einwohner gezählt. Die jüdischen Familien waren zahlreichen Bedrohungen und Schikanen ausgesetzt (vgl. unten zur Synagogengeschichte). Im November 1934 wurden die Fenster jüdischer Häuser eingeschlagen. Während der Hohen Feiertage im Oktober 1935 kam es zu weiteren Gewalttätigkeiten gegen die jüdischen Einwohner, sodass besondere polizeiliche Maßnahmen zu ihrem Schutz getroffen werden mussten. Im September 1936 wurden erneut, vermutlich durch ortsansässige SA-Leute, Fenster in jüdischen Häusern eingeschlagen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden nach der Zerstörung der Synagoge (s.u.) die jüdischen Häuser durch Nationalsozialisten überfallen - nur die Wohnung zweier armer Familien blieben verschont. Fenster, Möbel und der Hausrat in den Wohnungen wurden brutal zerschlagen. Die Waren eines jüdischen Geschäfts wurden auf die Straße geworfen beziehungsweise gestohlen. Die jüdischen Männer wurden festgenommen und in die Gefängnisse von Alzenau und Aschaffenburg verbracht. Zwei von ihnen kamen in das KZ Buchenwald, wo einer im Alter von 38 Jahren an Entkräftung gestorben ist. Unmittelbar nach dem Pogrom zogen alle 44 jüdischen Einwohner, die noch am Ort gelebt hatten, nach Frankfurt am Main. Von ihnen ist es einigen noch gelungen, von dort auszuwandern und die von ihnen verwahrten Torarollen mitzunehmen.          
   
Von den in Schöllkrippen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; im Juli 2011 ergänzt durch Angaben von Gerhild Wehl nach zusätzlichem Abgleich mit dem Geburts- und Heiratsregister des Marktes Schöllkrippen und einer Liste von Oded Zingher vom November 2009): Hermann Appel (1894), Sofie (Sofia) Appel (1880), Frieda Falk geb. Neumann (1920), Toni (Delphine) Frankfurt geb. Heimann (1879), Paula (Paola) Grünebaum geb. Strauss (1873), Selma Heilbut geb. Wahler (1904), Hans Erich Lax (1881), Adolf Lebrecht (1900), Hanna (Hannchen) Lebrecht geb. Rosenfelder (1874), Joseph (Josef) Lebrecht (1868), Ludwig Lebrecht (1897), Rosa Lindenberger (1885), Abraham Maier (1868), Frieda Maier (1910), Friedel Maier (1926), Gustav Maier (1894), Leo Maier (1901), Leopold Maier (1879), Nanni (Nanny, Hanny) Maier (1916), Toni Maier (1903), Berta (Bertha) Neumann (1885), Clara Neumann (1889), Frieda Neumann (1920), Heinz Neumann (1926), Hilde (Hilda) Neumann (1882), Julius Neumann (1891; Stolperstein in Würzburg, vgl. Pressebericht unten), Karoline (Lina) Neumann (1894), Luise Neumann (1887), Marta Neumann geb. Solinger (1895), Wilhelm Neumann (1885), Jenny Sichel geb. Meyer (1882), Isaak Strauss (1878), Julius Strauss (1878), Karoline Theilheimer geb. Strauß (1874), Arthur Wahler (1901), Hannchen Wahler geb. Maier (1872), Jeanette Waller geb. Maier (1877), Sitti (Sitty) Weil geb. Strauss (1904), Emma Weinberg geb. Lebrecht (1871), Sigmund Weissmann (1931).   
  
Ein Mahnmal zur Erinnerung an 21 aus Schöllkrippen ungekommene jüdische Personen wurde in der Ortsmitte an der St.-Lukas-Kapelle neben den Gefallenendenkmalen der Weltkriege aufgestellt unter der Überschrift: "Unseren jüdischen Mitbürger zur Ehre und zur Mahnung". 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet 1879 / 1885 / 1892 / 1909 / 1911 / 1920   

Schoellkrippen Israelit 12031879.jpg (44707 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1879: "Alzenau, den 6. März 1879. 
Der israelitische Religionsschuldienst zu Schöllkrippen ist in Erledigung gekommen. 
Mit dieser Stelle sind nachstehende Bezüge verbunden: 
600 Mark jährlicher Gehalt, 
50 Mark jährliche Mietvergütung, 
250 Mark aus dem Schächterdienste und Nebengefällen. 900 Mark in Summa. 
Bewerber um die Stelle wollen ihre mit den Vorschriftsmäßigen Nachweisen versehenen Gesuche binnen 14 Tagen portofrei bei der unterfertigten Stelle einreichen. 
Königliche Distrikts-Schul-Inspektion Schöllkrippen. Messert."       
 
Schoellkrippen Israelit 22101885.jpg (41199 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1885: "Die hiesige Lehrerstelle, verbunden mit Schächter und Vorsängerfunktion, ist in Erledigung gekommen und soll sofort besetzt werden. 
Fester Gehalt Mark 700, Schächter- und Nebenverdienst ca. 300-400 Mark. 
Bewerber wollen ihre Gesuche umgehend an Unterzeichneten einsenden. 
Schöllkrippen (Bayern). M. Neumann, Kultusvorstand."      
 
Schoellkrippen Israelit 12091892.jpg (29039 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1892: "Die israelitische Kultusgemeinde Schöllkrippen sucht nur für den Versöhnungstag einen Hilfsvorbeter. Bewerber hierfür wollen sich mit Preisangabe gefälligst an den Kultusvorstand Herr Wolf Maier zu Schöllkrippen bei Aschaffenburg wenden."      
   
Schoellkrippen Israelit 10061909.jpg (24038 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1909: "Unterzeichnete Gemeinde sucht einen 
Schochet, Chasan und Kinderlehrer bei einem Einkommen von Mark 700.- fix, Mark 100.- Wohnungszuschuss und ca. Mark 500 Nebeneinkommen pro anno. Bewerber wollen sich melden an Wolf Maier, Kultusvorstand, Schöllkrippen."   
  
Schoellkrippen FrfIsrFambl 06081909.jpg (28242 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. August 1909: "Unterzeichnete Gemeinde sucht einen
Schochet, Chasan und Religionslehrer 
bei einem Einkommen von Mark 800.- fix, 100 Mark Wohnungszuschuss und ca. 500 Mark Nebeneinkommen. Bewerber wollen sich melden an 
Wolf Maier, Kultusvorstand, Schöllkrippen
".        
   
Schoellkrippen Israelit 07121911.jpg (40984 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1911: "In hiesiger Gemeinde ist die Lehrer-, Kantor- und Schochetstelle mit einem Anfangsgehalt von Mark 800 und ca. Mark 5-600 Nebeneinkommen zu besetzen. Eintritt eventuell sofort. Nur solche Herren wollen sich melden, die verheiratet oder selbständigen Haushalt gründen können.
Schöllkrippen, 1. November 1911. Wolf Maier, Kultusvorstand."        
  
Schoellkrippen Israelit 11031920.jpg (64441 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Israelitische Kultusgemeinde Schöllkrippen
In unserer Gemeinde ist die Stelle des Kantors, Religionslehrers und Schochets baldigst zu besetzen. Bewerber mit eigenem Hausstand unter Angabe des Gehaltes werden gebeten, sich bei dem Unterzeichneten zu melden. 
Isaak Strauß, Kultusvorstand."        

   
Lehrer Rosenberg sucht eine Vorbeterstelle für einen jungen Kollegen (1915)  

Schoellkrippen Israelit 26081915.jpg (36161 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August 1915: "Junger Lehrer 
(zur Zeit in Garnison) sucht für die hohen Feiertage Vorbeterstelle 
in Mittel- oder Nordbayern. Offerten an Lehrer Rosenberg, Schöllkrippen bei Aschaffenburg."       

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Dr. med. Eugen Lax aus Schöllkrippen lässt sich in Iphofen nieder (1883)   

Schoellkrippen JeschurunAF Dez 1883 S859.jpg (37761 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom Dezember 1883 S. 859: "Iphofen (Bayern), 28. November (1883). Seit der Austreibung der Juden im Jahre 1291 aus Iphofen (sc. vermutlich Verfolgung 1298 gemeint) haben daselbst bis auf den heutigen Tag sich keine Juden niedergelassen. Erst jetzt machte wieder den Anfang der vom hiesigen Magistrat ans städtische Krankenhaus berufene Dr. med. Eugen Lax aus Schöllkrippen."     

  
Zum Tod von Eva Lebrecht (1909)  

Schoellkrippen Israelit 21051909.jpg (72293 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1909: "Schöllkrippen, 12. Mai (1909). Am Dienstag, den 11. Mai bewegte sich ein großer Trauerzug durch den sonst so stillen Ort. Galt es doch, einer wahren wackeren Frau, Frau Eva Lebrecht, die letzte Ehre zu erweisen. Ein tückisches Leiden hatte die Entschlafene nach wenigen Tagen im blühenden Alter von 40 Jahren jäh ihrem trauten Familienkreis entrissen.  
Nicht nur ein tiefbetrübter Gatte und zwei noch im jugendlichsten Alter stehende Kinder trauern um den unersetzlichen Verlust, sondern auch eine sehr große Anzahl von Freunden und Bekannten beweinen die nun leider Dahingeschiedene. Denn durch ihre seltene Herzensgüte, durch ihre stets sich zeigende Hilfsbereitschaft, durch ihr entgegenkommendes Benehmen hatte sie nicht nur die Liebe und Freundschaft ihrer Glaubensgenossen erworben, sondern sie stand auch bei der ganzen christlichen Bevölkerung in hohem Ansehen und in großer Achtung. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."        

 
Zum 81. Geburtstag von Josef Strauß (1925)  

Schoellkrippen Israelit 19021925.jpg (47998 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1925: "Schöllkrippen, 23. Januar (1925). Der in weiten Kreisen bestens bekannte Herr Josef Strauß konnte am 12. Januar im Kreise seiner Angehörigen seinen 81. Geburtstag in seltener körperlicher und geistiger Rüstigkeit feiern. Als Vertreter strenger Orthodoxie kann derselbe auf ein segensreiches Wirken sowohl in religiöser als auch wohltätiger Hinsicht zurückblieben, wie er sich auch von allen Seiten großer Beliebtheit erfreut. Möge ihm noch ein recht langer, glücklicher Lebensabend beschieden sein."       

  
Zum 85. Geburtstag von Josef Strauß (1929)  

Schoellkrippen Israelit 17011929.jpg (27151 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1929: "Schöllkrippen, 6. Januar (1929). Herr Josef Strauß, zur Zeit in Fulda, feierte am 13. dieses Monats seinen 85. Geburtstag in seltener körperlicher Rüstigkeit und Geistesfrische im Kreise seiner Kinder un Enkel. Der Jubilar erfreut sich allgemeiner Beliebtheit."      

  
Zum Tod von Josef Strauß (1930)  

Schoellkrippen Israelit 06021930.jpg (105156 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1930: "Schöllkrippen, 29. Januar (1930). Am 19. Januar verschied in Fulda, wo er bei seiner verheirateten Tochter längere Jahre weilte, im gesegneten Alter von 86 Jahren Josef Strauß aus Schöllkrippen. Die äußerst zahlreiche Beteiligung, auch aus seiner Heimatgemeinde, bei der Beerdigung legte Zeugnis ab, welcher Beliebtheit und Achtung sich der Verstorbene erfreute. Herr Rabbiner Dr. Cahn rühmte in seiner Trauerrede die Verdienste und Tugenden desselben. Er hob insbesondere seine Wohltätigkeit, tiefe Religiosität und sein Streben hervor, dem Geiste der Tora gerecht zu werden. In diesem Sinne erzog Jos. Strauß seligen Andenkens seine Kinder und hatte er die Genugtuung, dass auch sie seinem Beispiele Folge leisteten. Mit seiner ihm vor 15 Jahren im Tode vorausgegangenen Gemahlin führte er ein Haus auf echtjüdischem Boden stehend, in welchem die vielen Armen der Umgegend und aus der Ferne stets freundliche Aufnahme und Unterstützung fanden. In seiner Heimat gehörte der Verblichene zu jenem Kreis von Menschen, die durch reelles Geschäftsgebaren nicht nur bei den eigenen Glaubensgenossen, sondern auch bei den nichtjüdischen Bewohnern in höchstem Ansehen stehen. Dieser Verehrung gab auch das hier erscheinende Lokalblatt beredten Ausdruck. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."       

  
Zum Tod von Therese Maier (1932)   

Schoellkrippen Israelit 03031932.jpg (83106 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1932: "Schöllkrippen (Unterfranken), 2. März (1932). Große Trauer hat der Tod der Frau Therese Maier bei uns wachgerufen. Was dieser Verlust uns allen, die ihr in diesem Leben nahe standen, bedeutet, ist schwer in Worten auszudrücken. Klein war die Gemeinde, in der sie lebte, aber groß war ihr Wirken. Wer Rat wollte, wusste, wo Therese Maier zu finden war und er kam nicht vergebens. Ihr jüdisches Haus war ihr Heiligtum und doch lebte sie mit der Welt und alle modernen Fragen des Lebens waren ihr nicht fremd. Oft konnte man die Worte aus ihrem Munde hören: 'Leider konnte ich nicht alles lernen, was ich wollte, aber meine Söhne und Enkelkinder sollen es tun.' Und sie hatte das Glück, Söhne zu haben, die ihrer würdig sind, auf deren Arbeit sie vertrauen kann, sodass einst ihre Enkelkinder in derselben Weise jüdische Häuser bauen werden, wie sie es in so vorbildlicher Weise tat und wird dann der Geist des Judentums von Therese Maier unter uns fortleben. Wie angesehen Therese Maier am Orte selbst war, das bewies das Leichenbegängnis am 7. Adar (= Sonntag, 14. Februar 1932), an dem sich nicht nur die Gemeinde, sondern auch fast die ganze nichtjüdische Bevölkerung beteiligte. Möge Gott den Trauernden Trost spenden inmitten der Trauernden um Zion und Jerusalem. Ihre Seele sei eingebunden im Bund des Lebens."        

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Anzeige von Max Neumann (1925)  

Schoellkrippen Israelit 18061925.jpg (43661 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925: 
"Tüchtiger Metzger, 21. Jahre alt, in größeren Städten tätig gewesen, sucht per sofort Stelle in Metzger- und Wurstlerei. 
Refl. wird Samstag geschlossen. Offerten sind zu richten an 
Max Neumann, Schöllkrippen
."        

  
Anzeige von Adolf Maier (1903)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1903: "Suche 
für meinen Sohn eine Stelle als angehenden Commis in einem Manufakturwaren-Geschäfte. Samstags und jüdische Feiertage geschlossen. Ansprüche sehr bescheiden. 
Adolf Maier.
Schöllkrippen bei Aschaffenburg am Main."   

  
 Nach der Emigration: Todesanzeige für Sara Appel geb. Klein aus Schöllkrippen (1950)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 6. Januar 1950: "Am 2. Januar verschied nach schwerer Krankheit unsere innigstgeliebte, gute Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwägerin, Tante und Cousine   
Sara Appel geb. Klein
(früher Schöllkrippen - Frankfurt) im Alter von 76 Jahren.  
In tiefstem Schmerz: Isfried und Jennie Appel geb. Katz   
Julius und Alice Appel geb.  Levi  
Enkelkinder: Joseph, Carolyn und Leslie.  
40-39 Benham Street Elmhurst, L.I. N.Y."    

  
  
  
Zur Geschichte der Synagoge         
   
Eine Synagoge wurde 1826 von Baruch Strauß für die jüdische Gemeinde erbaut und nach 1869 erweitert. Neben der Synagoge stand das jüdische Schulhaus, das 1925 abgebrochen und durch einen Neubau an der Stelle der heutigen Kreuzapotheke in der Lindenstraße ersetzt wurde. Bis zum Novemberpogrom 1938 war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort.  
  
Ende Oktober 1934 drangen Unbekannte in die Synagoge ein und stahlen drei Torarollen mit drei Silberzeigern. Am folgenden Tag fand man die Ritualien zerstört auf einem Feld verstreut und in einen Bach geworfen. Um weiter Gottesdienste abhalten zu können, wurde aus der Gemeinde Bamberg eine Torarolle ausgeliehen. Im November 1934 wurden die Fenster der Synagoge und jüdischer Häuser am Ort eingeschlagen. Darauf wurden die Synagogenfenster von Gemeindemitgliedern mit Holzbrettern vernagelt und die Torarolle in Sicherheit gebracht.   
       
Einbruch in der Synagoge  (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934: "Würzburg, 8. November (1934). Nach Meldung des 'Heimatboten', Schöllkrippen (Unterfranken), vom 30. Oktober (Nr. 129), berichtet die C.V.-Zeitung über einen Einbruch in der Nacht vom 28. zum 29. Oktober in die Synagoge von Schöllkrippen. Es wurden drei von den fünf in einem Schrank untergebrachten Gesetzesrollen und drei silberne Schriftdeuter entwendet. Letztere wurden auf der Wiese hinter der Synagoge verstreut gefunden, die Gesetzesrollen, die einen Wert von zwei- bis dreitausend Mark haben, in einem Seitenfluss der Kahl. Aus Täter wurden nach Meldung des 'Heimatboten' vom 1. November zwei junge Leute aus Schöllkrippen festgenommen und in das Gefängnis nach Alzenau (statt Alzey) eingeliefert."       

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge aufgebrochen, das gesamte Mobiliar und die Ritualien zerstört, das Gebäude danach in die Luft gesprengt (siehe Foto unten). Die Reste wurden abgebrochen - von der Synagoge blieb nichts mehr erhalten. Auf dem Grundstück wurde eine Druckerei erbaut.
  
Gegenüber dem Synagogengrundstück wurde 1988 von der Marktgemeinde ein Denkmal zur Erinnerung an die Synagoge mit einer Menora (siebenarmiger Leuchter) aufstellen.   
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:   Laudenbacher Straße 4-6          
  
  
 
Fotos / Plan  

 Häuser jüdischer Familien 
um 1920  
 Schoellkrippen Plan 020.jpg (123682 Byte) 
    Der Plan zeigt die Häuser jüdischer Familien / Bürger um 1920 mit den 
Ortsteilen A (Schöllkrippen), B (Gasse) und C (Waag); eingetragen sind auch 
die Lage der Jüdischen Schule und der Synagoge 
(Plan erhalten von Gerhild Wehl, Heimat- und Geschichtsverein Oberer Kahlgrund e.V.)   
     
Zwei Fotodokumente aus der
 Begleitbroschüre "Stolpersteine" 
(siehe bei Literatur unten; 
aus der Sammlung Konrad Weigel) 
 Schoellkrippen Synagoge 1180.jpg (36105 Byte)  Schoellkrippen Dok 220.jpg (33767 Byte)
   Nach der Sprengung der Synagoge 1938
 kam die Fassade der ersten Schöllkrippener
 Synagoge von 1826 zum Vorschein 
    
 Foto von 1932: Im Auto der (nichtjüdischen)
 Familie Valentin Kilgenstein fährt Heinz
 Neumann (mit heller Mütze) mit. Heinz
 Neumann wurde 1942 deportiert.
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
(Hinweis: Die Presseartikel im "Main-Echo" sind fast alle nur für Abonnenten des "Main-Echos" kostenlos zugänglich; andere Interessenten können die Artikel nur gegen Entrichtung einer Gebühr dort einsehen)     

Februar 2009: Rundgang "Auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Schöllkrippen"   
Artikel von Doris Pfaff im "Main-Echo" (Lokalausgabe Alzenau; "Main-Netz - Der Main-Echo-Onlinedienst") vom 4. Februar 2009 (Link zum Artikel): "Auf den Spuren jüdischen Lebens. 
Themenwanderung Zweistündiger Rundgang mit 50 Teilnehmern in Schöllkrippen - Intakte Gemeinschaft bis 1938
Schöllkrippen.
Über 50 Personen begaben sich am Sonntag mit der Natur- und Landschaftsführerin Gerhild Wehl und Renate Heeg vom Spessartbund in Schöllkrippen auf Spurensuche. Es ging um die frühere israelitische Kultusgemeinde, die in der Reichspogromnacht vor 70 Jahren ausgelöscht wurde. Die zweistündige Wanderung brachte die Zeugnisse jüdischen Lebens in der Marktgemeinde eindrucksvoll näher..."  
    
Januar 2010: Ausstellung "Auschwitz und ich" in Schöllkrippen   
Artikel von Jürgen Brehm im "Main-Echo" (Lokalausgabe Alzenau; "Main-Netz - Der Main-Echo-Onlinedienst") vom 27. Januar 2010 (Link zum Artikel): "Auschwitz als Thema der Hauptschule
Ausstellung: Schöllkrippener Schüler setzen sich mit der Vernichtungspolitik der Nazis auseinander - Erziehungsaufgabe
Schöllkrippen.
'Auschwitz und ich - Begegnungen - Momente - Gedanken' heißt die von der örtlichen Hauptschule getragene Ausstellung, die am Montagabend im Schöllkrippener Saal 'Neue Zeit' eröffnet wurde. Nicht Bilder des Grauens zeigen die auf Initiative des Lehrers Martin Hahn ausgestellten Fotos, sondern Details der Örtlichkeit, an der das Grauen geschah, den Ort des größten Konzentrations- und Vernichtungslagers des Naziregimes - Auschwitz. Hinterlegt mit Dokumenten und Kommentaren Überlebender machen solche Bilder klar, was den unschuldigen Menschen damals angetan wurde..."     
** Anmerkung von Gerhild Wehl (vom 12.7.2011) zu einer Angabe des Artikels: die am 4.3.1877 in Schöllkrippen geborene Auguste (Gusta) Straus verheiratete Schuster, starb am 23. Februar 1965 in Würzburg. Sie war die Großmutter väterlicherseits, verheiratet mit dem Kaufmann Julius Schuster in Bad Brückenau (geb. 1876 in Sterbfritz). Bei den in Auschwitz getöteten Großeltern von Dr. Josef Schuster sind die Großmutter mütterlicherseits gemeint: siehe die von Anita Schuster für ihre Eltern ausgefüllten Gedenkblätter in Yad VaShem, Jerusalem für Fritz Grünpeter (1877) und Hedwig Grünpeter geb. Kosterlitz (1884). Die Angaben im obigen Presseartikel sind missverständlich.         
 
Juli 2011: In Schöllkrippen werden "Stolpersteine" verlegt      
Schoellkrippen PA MP 072011a.jpg (51068 Byte)Foto links: Dieses Foto entstand 1924 an der Kahlbrücke (heute Laudenbacher Straße). Es zeigt die jüdische Metzgerei Weißmann (rechts) und (von links) das Sanderhaus (mit Gerüst), das Doppelhaus Maier (das von zwei jüdischen Familien bewohnt wurde, zeitweise auch vom Synagogenvorsteher) und das Kaufhaus der Gebrüder Strauß. (Quelle: Heimatjahrbuch 'Unser Kahlgrund' 1990) Reprofoto: Doris Pfaff.  
Artikel von Doris Pfaff im "Main-Echo" (Lokalausgabe Alzenau) vom 12. Juli 2011 (Artikel): "Erinnerungszeichen setzen
Jüdische Geschichte: In Schöllkrippen werden im Herbst acht 'Stolpersteine' zum Gedenken an frühere Mitbürger verlegt
Schöllkrippen Bislang hat Schöllkrippen zwei größere Gedenksteine, die an frühere jüdische Bewohner der Marktgemeinde erinnern:
 
das in 1968 eingeweihte Ehrenmal bei der Lukaskapelle mit den Namen der Opfer der beiden Weltkriege, auf dem auch jüdische Mitbürger aufgeführt sind, und der Gedenkstein in der Laudenbacher Straße gegenüber der ehemaligen Synagoge, der am 9. November 1988 anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Reichspogromnacht enthüllt wurde..."        
 
Oktober 2011: Zehn "Stolpersteine" werden verlegt   
Artikel im "Main-Netz" vom 5. Oktober 2011 (Lokalausgabe Alzenau): "'Stolpersteine' gegen das Vergessen. Gedenktafeln: Arbeitskreis 'Jüdische Geschichte in Schöllkrippen' stellt das Projekt am 11. Oktober vor - Begleitheft. Schöllkrippen. Am 24. Oktober verlegt der Künstler Gunter Demnig in der Laudenbacher Straße, in der Lindenstraße ujnd in der Waagstraße insgesamt zehn 'Stolpersteine'. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal jüdischer Mitbürger erinnert werden, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden..." 
Link zum Artikel.    
  
Weiterer Artikel (von Doris Pfaff) im "Main-Netz" vom 14. Oktober 2011 (Lokalausgabe Alzenau): "'Schorsch, mach's Licht aus!'. Projekt Stolpersteine - Info-Abend in Schöllkrippen. Am 24. Oktober verlegt der Künstler Gunter Demnig in der Laudenbacher Straße, in der Waagstraße und in der Lindenstraße insgesamt zehn 'Stolpersteine' vor ehemaligen Wohnhäusern jüdischer Bürger..." 
Link zum Artikel.    
  
Bericht über die Verlegung der "Stolpersteine"   
Artikel von Doris Pfaff im "Main-Netz" vom 26. Oktober 2011 (Lokalausgabe Alzenau): "Verantwortung für eigene Geschichte übernehmen. Gedenken: In Schöllkrippen erinnern seit Montag zehn Stolpersteine an jüdische Mitbürger - Texte von Schülern. 
Schöllkrippen.
Als Jeffrey Evans, Achtklässler an der Mittelschule Schöllkrippen, das Mikrofon ergreift, wird alles still: Vielen der über hundert Menschen, die am Montag zur Stolpersteinverlegung des Künstlers Gunter Demnig gekommen waren, stockt der Atem..."   
Link zum Artikel.  
  
Januar 2012: Bericht über eine Führung des Heimat- und Geschichtsvereins  
Artikel im "Main-Netz" vom 17. Januar 2012: "Es waren 'schejne' Zeiten. 
Gästeführung: Christlich-jüdische Nachbarschaft anno 1912 in Schöllkrippen - An Einrichtungen und Menschen erinnert..." 
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November 2018: Über das Schicksal des aus Schöllkrippen stammenden Julius Neumann  
Artikel von Patrick Wötzel vom 21. November 2018: "Würzburg. Julius Neumann: Ein jüdisches Schicksal auf vier Schautafeln
Erst verlor er seine bürgerliche Existenz, dann seine Familie und schließlich sein Leben: Eine Ausstellung erinnert an den Würzburger Kaufmann Julius Neumann.

Es ist eine kleine, aber dadurch nicht weniger beeindruckende Ausstellung über ein typisches jüdisches Leben und Leiden in Unterfranken in der NS-Zeit: Auf vier Schautafeln geht es noch bis Mitte Dezember im Foyer des Rathauses um den Würzburger Juden Julius Neumann, der fünf Monate vor der Ankunft der amerikanischen Truppen im Konzentrationslager Dachau ums Leben kam. Geboren wurde er 1891 in Schöllkrippen bei Aschaffenburg. 1927 heiratete er eine Würzburgerin und führte in Würzburg das Textilgeschäft seines Schwiegervaters. Nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde er zum ersten Mal verhaftet und mehrere Wochen im KZ Buchenwald interniert.
Die geplante Auswanderung nach Kuba scheiterte. Bei seiner Rückkehr musste er sich verpflichten, sein Geschäft aufzulösen und so bald wie möglich das Land zu verlassen. Ein Auswanderungsversuch nach Kuba scheiterte - zurück in Würzburg lebte Neumann mit seiner Familie in einem der 'Judenhäuser' in der Friedensstraße und verrichtete Zwangsarbeit für den kargen Wochenlohn von 68 Pfennig. Ende November 1941 wurde die Familie zusammen mit 200 weiteren unterfränkischen Juden in das Lager Jungfernhof in Riga deportiert - hier verliert sich die Spur von Ehefrau und Sohn. Julius Neumann wurde knapp drei Jahre später aus Litauen ins KZ Dachau gebracht, wo er am 2. Dezember 1944 starb.
Stolpersteine erinnern an die ausgelöschte Familie. An ihn und seine Familie erinnern Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus in der Rotkreuzstraße 13 1/2 und die Ausstellung, die vom ehemaligen Lehrer Martin Hahn zusammen mit Schülern der Mittelschule Schöllkrippen und dem Heimat- und Geschichtsverein Oberer Kahlgrund e.V. anhand von Gestapo-Akten konzipiert wurde. Zur Vernissage ins Rathaus kamen Schülerinnen und Schüler des Deutschhaus-Gymnasiums, denen das Schicksal Neumanns unter der Nazi-Herrschaft zusätzlich mit einer 30-minütigen Video-Präsentation näher gebracht wurde. Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake eröffnete die Ausstellung und erläuterte, warum Geschichten wie die der Familie Neumann nicht in Vergessenheit geraten dürfen: 'Sie sind Beispiele für die insgesamt 2069 jüdischen Mitbürger aus Unterfranken, die zwischen 1941 und 1944 in europäische Vernichtungslager verschleppt wurden. Wir alle sind dafür verantwortlich, dass es nie wieder zu solchen Gräueltaten kommt.'
Schäfer-Blake: Erinnerung muss wachgehalten werden. Auch 73 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur verbiete es der Respekt vor den Opfern, einen Schlussstrich unter die damaligen Ereignisse zu ziehen: 'Die Nationalsozialisten haben den jüdischen Bürgern auch in unserer Stadt alles genommen - ihre Menschen- und Bürgerrechte, ihre Würde und ihr Leben.' Angesichts aktueller politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen sei es besonders wichtig, die Erinnerung an die durch den Antisemitismus entstandene moralische und menschliche Katastrophe wach zu halten, betonte Schäfer-Blake. Die Ausstellung 'Julius Neumann - ein jüdisches Leben in der NS-Zeit' ist noch bis zum 14. Dezember von Montag bis Freitag im Foyer des Rathauses zu sehen."
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Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Verwaltungsgemeinschaft Schöllkrippen    
bulletWebsite des "Heimat- und Geschichtsvereins Oberer Kahlgrund e.V." in Schöllkrippen   

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 394-395.  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 1992² S. 118.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 579-580.  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 167.  
bulletSchoellkrippen Lit 130.jpg (45993 Byte)Stolpersteine zum Gedenken an die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Schöllkrippen. Erschien 2011 zur "Stolpersteine"-Verlegung.  
Die Broschüre ist für eine Schutzgebühr von einem Euro erhältlich in der Buchhandlung "Lesekatze" in Schöllkrippen, im Weltladen, in der Gemeindebücherei und im Rathaus sowie über den Heimat- und Geschichtsverein Oberer Kahlgrund. 
 www.hgv-oberer-kahlgrund.de/index2.htm  
bulletBayern Synagogengedenkbuch IMG_20150803_0001.jpg (85625 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband III: Unterfranken, Teil 1. Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg. von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Schöllkrippen S. 112-121.

        
         


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Schoellkrippen  Lower Franconia. A Jewish community is known from the late 18th century. A synagogue was built in 1926. The Jewish population reached a peak of 110 (total 851) in 1880 and then declined steadily to 48 in 1933. After Kristallnacht (9-10 November 1938), all 44 remaining Jews moved to Frankfurt.  
        
         

                   
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Stand: 15. Oktober 2013