Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden Eberbach lassen sich jüdische Bewohner zunächst im Mittelalter nachweisen. Bei den Judenverfolgungen 1298 und 1349 wurden auch in Eberbach Juden ermordet. 1380 wird ein Jude namens Lazron in der Stadt genannt.    
    
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit Ende des 17. Jahrhunderts zurück, als wieder einzelne Juden in der Stadt genannt werden: zuerst 1683 Jud Moyses, im 18. Jahrhundert eine Familie Löw/Löb, 1803/06 drei Familien. Das jüdische Wohngebiet konzentrierte sich im 18./19. Jahrhundert vor allem auf die Kellereistraße. 
 
Eine eigentliche Gemeinde bestand erst, als sich im Sommer 1831 fünf Familien zusammenschlossen, um zeitweise einen jüdischen Lehrer einzustellen. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert wie folgt: 1825 21 jüdische Einwohner (0,6 % von insgesamt 3.737 Einwohnern), 1861 35 (0,7 % von 4.906), 1871 64 (1,6 % von 4.105), 1880 57 (1,2 % von 4.830), 1895 110 (2,2 % von 5.039).  
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal/eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (der Unterricht wurde bis 1882 in Privathäusern erteilt, seitdem in einem Raum der örtlichen Volksschule beziehungsweise seit 1893 in der Höheren Bürgerschule) sowie ein rituelles Bad (im 19. Jahrhundert zunächst noch in Strümpfelbrunn oder Zwingenberg, bis um 1860 im Synagogengebäude Zwingerstraße 7 eine Mikwe eingerichtet wurde). Die Toten der Gemeinde wurden zunächst in Hirschhorn beigesetzt (1785 genannt), bis 1891 in Eberbach ein eigener Friedhof angelegt wurde. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Unter den Lehrern ist insbesondere Abraham Frohmann zu nennen, der von 1902 bis zu seiner Zurruhesetzung 1927 in der Gemeinde tätig war (gestorben 1931). Die Gemeinde war dem Bezirksrabbinat Mosbach zugeteilt. 
  
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1900 mit 138 Personen erreicht (2,2 % von insgesamt 5.907 Einwohnern). Danach ging sie durch Aus- und Abwanderung wieder zurück.  
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde: Unteroffizier Siegfried David (geb. 6.9.1895 in Eberbach, vor 1914 in Köln wohnhaft, gef. 23.4.1917).  
   
Um 1925, als zur Gemeinde 72 Personen gehörten (1,1 % von insgesamt 6.793 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Adolf David, Moritz Salomon und Lehrer Abraham Frohmann. Lehrer Frohmann erteilt im Schuljahr 1924/25 neun Kindern den Religionsunterricht. 1932 waren die Gemeindevorsteher Hermann Wolf (1. Vors.), Alfred Freudenberger (2. Vors.) und Jakob Götz (3. Vors.).   
  
An ehemaligen, teilweise bis nach 1933 bestehenden und in jüdischem Besitz befindlichen Handels- und Gewerbebetrieben sind bekannt: Metzgerei Ferdinand Bär (Kellereistraße 26, Haus 1945 abgebrannt), Kolonialwaren Adolf David (Kellereistraße 9), Schuhgeschäft Aron David (Hauptstraße 14), Eisenwaren und Werkzeuge Alfred Freudenberger (Hauptstraße 15), Viehhandlung Jakob Götz (Neckarstraße 25), Textilgeschäft Benjamin Levy (Obere Badstraße 18, Haus 1945 abgebrannt), Metzgerei Israel Mayer (vor 1930, Backgasse 1), Eisenhandlung David Östreicher (Obere Badstraße 21), Sägewerk Moritz Salomon (vor 1930, Hirschhorner Landstraße 30), Manufakturwarengeschäft Zacharias Seligmann (Kellereistraße 30, bestand von 1868-1908), Textilgeschäft, Schirme, Möbel Hermann Wolf (Obere Badstraße 14).
  
1933 lebten noch 39 jüdische Personen in der Stadt (0,5 % von insgesamt 7,477 Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien ist der Teil dieser Personen in den folgenden Jahren ausgewandert (insgesamt 15 in die USA und nach Argentinien) oder in andere Städte verzogen. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Simon Leibowitsch als KPD-Funktionär verhaftet und im Lager Heuberg so misshandelt, dass er am 9. September 1933 dort starb. Im April 1938 wurden noch 25 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört; die Schaufenster der noch bestehenden jüdischen Geschäfte wurden eingeschlagen (Levy & Wolf in der Oberen Badstraße 14, Eisenwarengeschäft Alfred Freudenberger Hauptstraße 15 und Gemischtwarenhandel Adolf David in der Kellereistraße 9). Haupttäter waren SS-Leute der Eberbacher Ortsgruppe 12/33, die in Zivil aufgetreten sind. Sechs Männer wurden in das KZ Dachau eingeliefert. Fünf der jüdischen Einwohner (von 1933) sind bis 1940 in Eberbach gestorben. Am 22. Oktober 1940 wurden aus Eberbach 17 jüdische Personen in das Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich deportiert. Von den beiden jüdischen Frauen, die in sogenannter "Mischehe" verheiratet waren, überlebte eine den Krieg in Freiburg im Breisgau, während die andere bis zu ihrem Tod in Eberbach wohnen blieb.         
   
Von den in Eberbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem, den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", sowie des Stadtarchives und der Darstellung von H. Joho "Vergiß nie", s.Lit.): Bertha Baer (1906), Felice Baer (1902), Helen Benedek geb. Rothauser (1896), Bertha Brückheimer geb. David (1860), Aaron David (1858), Adolf David (1860), Arthur David (1893), Edwige David (1893), Eugenie David (1892), Karoline David geb. Rosenstein (1866), Karoline David geb. Spiegel (1859), Oskar David (1887), Sophie David (1894), Felicitas Eckstein geb. Freudenberger (1891), Anna Freudenberger (1899), Johanna Freudenberger (1891), Henny Freudenberger (1889), Henri Freudenberger (1889), Fanny Fuld (1880), Bertha Goetz (1869), Hannchen Goetz geb. Blumentfeld (1862), Jeno Guth (1903), Isidor Israel (1882, "Stolperstein" in Wertheim, Maingasse 17), Deszi Krauss (1920), Jeno Krauss (1912), Simon Leibowitsch (1888), Flora Lohn geb. Davic (1891), Benjamin (Beni) Levy (1855), Lazarus Mannheimer (1886), Lina Ottenheimer geb. Würzburger (1872), Mina Rolef geb. Ottenheimer (1909), Josef Rothauser (1892), Juliette Salomon (1879), Regina Salomon geb. Goldstein (1863), Bertha Seligmann (1885), Fritz Seligmann (1890), Johanna Seligmann (1886), Sofie Seligmann geb. Goetz (1854), Betty Traubermann geb. Simon (1880), Jolan Weiss geb. Rothauser (1894), Max Würzburger (1873.  
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1841 / 1885 / 1901 beziehungsweise eines Hilfsvorbeters (1908)  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1841 S. 514 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Mosbach (Bekanntmachung). Bei der israelitischen Gemeinde Eberbach ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 60Gulden nebst freier Kost, sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei diesseitiger Stelle zu melden. Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden.
Mosbach, den 26. Januar 1841. Großherzogliche Bezirks-Synagoge. Friedberg."   
 
Eberbach Israelit 30041885.jpg (69780 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1885
"Mosbach am Neckar (Baden). 
Auskündigung einer Religionsschul-Stelle. 
Die mit einem festen jährlichen Gehalt von 550 Mark, auch Schulgeld 2 Mark für jedes die Schule besuchende Kind, sowie dem Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon abhängigen, auf ca. 300 Mark sich belaufenden Gefällen bei der israelitischen Gemeinde der Amtsstadt Eberbach, diesseitigen Rabbinatsbezirks, wird andurch, weil z.Z. noch unbesetzt, wiederholt zur Bewerbung ausgekündigt.
Berechtigte Bewerber, auch Nichtbadener, jedoch deutscher Nationalität, wollen ihre diesbezüglichen Zeugnisse alsbald portofrei anher einsehen. Unverheiratete Bewerber werden bevorzugt. 
Mosbach, den 27. April 1885. 
Das Großherzogliche Bezirksrabbinat: S. Weil."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1901
"Vakanz
Die mit einem festen Gehalt von 800 Mark und 5 bis 600 Mark Nebenverdienst verbundene Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in Eberbach ist auf 15. Februar 1902 neu zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Gesuche innerhalb 14 Tagen bei uns einreichen. 
Mosbach, 15. November. 
Die Bezirks-Synagoge: 
Dr. Löwenstein
."     
Anmerkung: auf diese Ausschreibung hin bewarb sich erfolgreich Lehrer Abraham Frohmann (siehe unten)  
  
Ausschreibungen im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1908: "Aus der Lehrerwelt. 
Frankfurt am Main. Vakanzen.
- Lambsheim in der Pfalz (4300 Einwohner, 19 jüdische Familien), Lehrer, Vorbeter und Schächter per sofort oder später, 700 Mark, freie Wohnung, 800 bis 1000 Mark Nebenverdienst. - Trabelsdorf bei Bamberg (500 Einwohner, 15 jüdische Familien), Lehrer, Vorbeter und Schächter per bald, 700 Mark, freie Wohnung und Heizung, 3-400 Mark Nebenverdienst. - Eberbach in Baden, Hilfsvorbeter für die hohen Feiertage, - Braunfels an der Lahn (1500 Einwohner), 1300 Mark Gehalt. - Hechingen in Hohenzollern (4400 Einwohner, 82 jüdische Familien), Lehrer und Vorbeter, 1400 Mark Anfangsgehalt (2400 Mark Höchstgehalt), freie Wohnung, 1000 Mark Nebeneinkommen. - Nordheim a.d. Rhön (1200 Einwohner, 15 jüdische Familien), 1100 Mark Gehalt."   

    
Zum Tod des Religionslehrer Simon Stern (1899, Lehrer in Eberbach bis 1888)   

Gochsheim Israelit 18051899.JPG (199005 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1899: "Schweinfurt, 3. Siwan. Heute Nachmittag, kurz vor Schabbat Kodesch, erfüllten wir die traurige Pflicht, einem früh dahingegangenen Freund das letzte Geleite zu geben. Herr Simon Stern, der zuletzt 11 Jahre in Gochsheim als Religionslehrer, Schochet und Kantor gewirkt hat, nachdem er bereits mehrere Jahre diese Funktionen in Eberbach, Bez.-Rabbinat Mosbach ausgeübt hatte, ist seinem qualvollen, tückischen Leiden, das ihm seit mehr als einem Jahrzehnt ein furchtbares Martyrien auferlegt hatte, im 33. Lebensjahre erlegen. Bereits seit dem Monat Oktober des Vorjahres hatte er sein Amt in Gochsheim aufgegeben, da ihm die furchtbaren Schmerzen der Krankheit und die immer mehr überhand nehmende Schwäche nicht mehr gestatteten, zu seiner Befriedigung seine Pflichten zu erfüllen. Ungern sah ihn die Gemeinde scheiden! Denn Lehrer Simon Stern war ein Muster als Mensch und Jehudi, dessen schlichtes, aufrichtiges und bescheidenes Wesen jedem Achtung abrang und Liebe einflößte. Er war ein Vorbild an Pflichttreue und ein wirklicher Pädagoge; er verstand es bei seiner Sachkenntnis, seinem unermüdlichen Eifer und seiner Liebe zu jedem einzelnen Kind, auch den Schwachen Kenntnisse zu vermitteln. Die schon seit Jahren an Schmerzen überreiche Krankheit, ließ ihn doch nicht um Haaresbreite von dem Weg der strengsten Pflichterfüllung abweichen, wiewohl seine Stelle, mit der noch eine Filiale verbunden ist, nicht geringe Anforderungen an ihn stellte. Simon Stern war aber vor allem eine Zierde seines Standes; seine ideale Auffassung des Lehrerberufes, die Selbstlosigkeit, mit der er ihm oblag, verdienen Bewunderung. In der Tat haben ihn auch seine Kollegen zum Beweis ihrer Hochachtung in die erweiterte Vorstandschaft des israelitischen bayerischen Lehrervereins während der letzten Jahre gewählt. 
Wer mit den Verhältnissen der Israeliten auf dem Lande, zumal in unserer Gegend, vertraut ist, der weiß, welchen Einfluss ein tüchtiger, gesinnungstreuer Lehrer zu üben vermag, welchen Verlust darum der Tod eines solchen darstellt; mit Fug und Recht dürfen wir ausrufen. … Diese Empfindungen beherrschten denn auch alle Teilnehmer der Beerdigung auf dem Friedhof in Euerbach, wo sich alle die Kollegen, denen es trotz der Sabbatnähe zu erscheinen möglich war, eine Deputation der Gemeinde Gochsheim und Distrikts-Rabbiner Dr. Stein aus Schweinfurt, außer den übrigen zahlreichen Freunden und Bekannten und Leidtragenden eingefunden hatten. Rabbiner Dr. Stein konnte nur seinem Bedauern Ausdruck verleihen, dass die Sabbat- und Festesnähe es ihm nicht gestatte, dem Verblichenen, dem er nicht nur als Vorgesetzter, sondern auch als wahrer Freund gegenübergestanden hatte, den verdienten, ehrenvollen Nachruf zu widmen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.   S."

   
Lehrer M. David wirbt für seine Pension (1892/1893)  

Eberbach Israelit 25041892.jpg (34564 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1892: "In dem reizend gelegenen Städtchen Eberbach am Neckar, bevorzugt durch seine herrliche, gesunde und nervenstärkende Berg- und Waldluft finden Kurgäste und Reisende Kost und Logis zu mäßigen Preisen bei M. David, Lehrer und Kantor."
 
Eberbach Israelit 12061893.jpg (28252 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1893: "Luftkurort Eberbach am Neckar. Kurgäste erhalten streng rituelle Kost zu billigen Preisen bei M. David, Lehrer."

 
Zum 40-jährigen Dienstjubiläum von Lehrer Abraham Frohmann (Lehrer in Eberbach seit 1902)  

Eberbach Israelit 30101924.jpg (155772 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1924: "Eberbach (Baden), 21. Oktober. Die jüdische Gemeinde in Eberbach hat in diesen Tagen das 40jährige Dienstjubiläum ihres Lehrers, Herrn Abraham Frohmann, gefeiert. 22 Jahre dieser langen Zeit hat der verdienstvolle Jubilar in unserer Gemeinde gelebt und gewirkt. In die denkbar schwierigsten Verhältnisse, auf einen außerordentlich schwierigen Vorposten gestallt, hat Herr Frohmann es in mustergültiger Aufopferung verstanden, Gegensätze zu überbrücken und eine seltene Harmonie unter den Mitgliedern der Gemeinde zu schaffen; nicht zuletzt ist seinem in jeder Hinsicht tadellosen Charakter die geachtete Stellung zu danken, die die jüdischen Bürger in unserer Stadt einnehmen.
Deshalb ist es selbstverständlich, dass nicht nur die gesamte jüdische Glaubensgemeinschaft, sondern auch die christliche Gemeinde freudigen Anteil an dem Freudentage des Jubilars genommen hat. Besonders die Direktion der Oberrealschule, an der unser Lehrer schon seit 22 Jahren wirkt, hat in einem erfreulich herzlichen Schreiben ihrer Freude darüber Ausdruck verliehen, dem allseits verehrten Lehrer ihre aufrichtige Anerkennung aussprechen zu dürfen. Die größte Genugtuung dürfte der Jubilar aber wohl aus der Tatsache schöpfen, dass alle seine Schüler, die heute zum großen Teil in der Welt zerstreut sind, dankbar der jüdischen Erziehung gedenken, die sie in ihrem Unterricht genossen haben. Wohl keiner von ihnen wird wohl je in seinem Leben ganz die Worte vergessen können, die ihnen von dem jüdischen Lehrer mit auf den Lebensweg gegeben wurden. Zu einer Feier von ganz besonderer Würde wurde der Gottesdienst am Schlussfest der Sukkotfeiertage, als der Jubilar in einer zu Herzen gehenden Predigt zu seiner Gemeinde Sprache. Mit ihm wollen wir hoffen, dass es dem Jubilar noch recht lange vergönnt sein möge, zu wirken und zu schaffen, ein unübertreffliches Vorbild treuer Hingabe an Pflicht und inneren Beruf."

      
Lehrer Frohmann geht in den Ruhestand (1927)  

Eberbach Israelit 07071927.jpg (103966 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1927: "Eberbach (Baden), 1. Juli (1927). Herr Abraham Frohmann wurde auf sein Ansuchen aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand versetzt, nachdem er uns mehr als 25 Jahre in seiner Eigenschaft als Vorbeter und Lehrer unvergesslich wertvolle Erziehungsarbeit geleistet hat. Die zwei Schüler-Generationen sehen ihn mit schmerzlichem Bedauern aus dem Amte scheiden; sie verlieren in ihm ein Stück froher Jugenderinnerung und bester Tradition. Er war und wurde ihnen Sinnbild rastloser Pflichterfüllung, sich selbstbescheidender Hingabe an die Idee des Erhabenen und Gewaltigen, eines religiösen Allgefühls, das ihn in tiefster Seele erfüllte. Der pädagogische Grundakzent seiner religiösen Haltung, wie seine seelsorgerische Übung lag nicht so sehr im Methodischen, wie im Gemüthaften. Und das ist das Wertvollere bei unserer kleinen Gemeinde. Nach außen hin von beispielloser Zurückhaltung, die Würde des Judentums überzeugend repräsentierend und für es Achtung heischend, nach innen ausgleichend und überbrückend, zusammenhaltend und klärend, ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht - so steht sein Bild vor unseren Augen. Seine Freunde und Schüler vereinigen sich in den heißesten Wünschen für ein langes Leben an der Seite seiner Gemahlin und im Kreise der ihn Verehrenden."  

       
Zum Tod von Lehrer Abraham Frohmann (1931)  

Eberbach Israelit 29101931.jpg (168746 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1931: "Lehrer Abraham Frohmann - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - Eberbach, 26. Oktober (1931). 
Von einem der letzten Schüler des Verstorbenen erhalten wir folgende, absichtlich persönlich gehaltene Würdigung: Zwei Generationen wanderten als Schüler an Abraham Frohmann vorüber, zwei Generationen, deren Gefühl für die Ethik des Judentums von ihm wachgerufen und geprägt, zwei Generationen, deren innere religiöse Haltung von ihm markiert wurde. Denn Erziehung bedeutete für ihn niemals nur einseitig verstandesmäßiges Lernen und Üben des Religionsgesetzes. Für ihn war die Einbeziehung der frommen Tat in den Begriff der Frömmigkeit selbstverständlich und die religiösen Begriffe der Demut und Liebe haben in seinem Munde und in seiner Übung jenes Maß von Verlebendigung erfahren, das den gesetzestreuen Juden auszeichnen soll. Ohne sich je anders als im innersten Wesen getroffen zu fühlen von den Angriffen, die aus Unkenntnis oder bösem Willen gegen seinen Glauben und dessen Institutionen geführt wurden, hat er doch nie versucht, aus seiner tiefen Kenntnis der jüdischen Moral und ihrer Gebote ein Streiter im kleinlich-gehässigen Kampfe des Alltags zu sein. Die angeborene Würde und Vornehmheit seines Charakters geboten ihm Schweigen; in seinem Innern aber stärkten sie seine Heilshoffnung auf Gottes Hilfe, wie sie dem Judentum verheißen ist. Aber nie hat er versäumt und gezögert, zur Selbstbesinnung aufzurufen und auch nachdem er (sehr wider seinen Willen) aus gesundheitlichen Gründen vor wenigen Jahren gezwungen ward, seine 30-jährige Tätigkeit als Lehrer und zum größten Teil auch als Vorbeter einzustellen, hat er immer wieder beschwörend und mahnend auf die großen Taten der gottfürchtigen Großen in der jüdischen Geschichte hingewiesen, deren Leben und Wirken er als verpflichtend und richtunggebend ansah. 
Die wichtigen innerjüdischen Fragen der Gegenwart: Zionismus und Deutschjudentum, waren für Abraham Frohmann keine Probleme grundsätzlicher Natur. Er sah diese Faktoren nur unter dem Gesichtspunkt des jüdischen Glaubens. Nur sprachliches Verstehen der jüdischen Gebote und Gebete war für ihn lediglich Voraussetzung. Mittelpunkt und Ziel seines Strebens war das Bemühen, den Geist des Judentums, das war ihm der Geist der Demut und ehrfürchtigen Liebe, das 'Dienen dem Herrn in Freude' (Psalm 100,2), seinen Schülern, die alle seine Freunde waren, einzupflanzen, und alle seine Schüler, die einen Hauch seines Geistes verspürt haben, danken ihm jetzt und immer für alle Güte, für alle väterlich-nahe Liebe. Dr. S.D."     (vermutlich von Dr. Sante David verfasst)  

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben       
Bei J. Östreicher können Kurgäste koschere Verpflegung erhalten (1890)   

Eberbach Israelit 15051890.jpg (21090 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1890: "Kurgäste, welche auf Koscher-Kost reflektieren, können solche haben bei 
J. Oestreicher, Eberbach am Neckar.
"

    
Politische Versammlung - gegen den Antisemitismus (1893)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1893: "Eberbach (Baden), 19. Februar. Am 12. Februar wurde in dem großen Saale und dessen Nebenzimmer von Heinrich Holloch von der nationalliberalen Partei eine Versammlung abgehalten, welche so zahlreich besucht war, wie schon lange keine derartige Versammlung.
In derselben sprach Herr Geheime Hofrat Dr. Meyer aus Heidelberg über die Militärvorlage und berührte zum Schlusse die Agitation der Antisemiten. Er bat die Anwesenden mit aller Kraft den Antisemiten entgegen zu arbeiten. Die nationalliberale Partei sei bestrebt dem Wucher und der unreellen Geschäftsausbeutung durch strenge Gesetzgebung entgegen zu treten und damit ungesunde Zustände wegzuschaffen. Aber dem Rassenhasse Vorschub zu leisten und einem Volke, welches Jahrhunderte hindurch sich nur dem Handel hat widmen können, da es kein Bewerbe und Landwirtschaft betreiben konnte, auf einmal alle Lebensfäden abzuschneiden, könnte sich die nationalliberale Partei nicht bereit erklären. Herr Lehmann Strauß von hier, sprach dem verehrlichen Redner im Namen seiner Glaubensgenossen den tief gefühlten Dank aus."    

      
Treffen der süddeutschen jüdischen Jugendvereine in Gaimühle-Eberbach am 14. August 1927 (1927)     
Anmerkung: Zur Geschichte des Stadtteiles Gaimühle in der Website der Stadt Eberbach: http://www.eberbach.de/pb/,Lde/265745.html      

Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. September 1927: "Stuttgart. Am 14. August fand ihn Gaimühle-Eberbach das erste süddeutsche Treffen der jüdischen Jugendvereine statt. Es waren die Vereine von Stuttgart, Frankfurt, Speyer, Mainz, Bruchsal, Karlsruhe, Pforzheim und anderen Städten, sogar Vertreter der Jugendvereine Hamborn und aus dem Saargebiet anwesend. Der Bertold-Auerbach-Verein war mit 25 Mitglieder vertreten und hat einen großen Teil der ausgetragenen Sport-Wettkämpfe an sich gebracht. An den Veranstaltungen nahm auch Herr Landgerichtsdirektor Stern-Stuttgart teil. Leider tat das schlechte Wetter dem Verlauf der Tagung Abbruch. Wir werden in einem ausführlichen Bericht in der nächsten Nummer auf das Jugendtreffen zurückkommen."
 
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1927: "Stuttgart: das Treffen der süddeutschen jüdischen Jugendvereine in Gaimühle-Eberbach am 14. August 1927. Eine Einladung des Vereins 'Montefiore-' rankfurt am Main führte am 14. August dieses Jahres in Gaimühle Gruppen der verschiedenen jüdischen Jugendvereine aus Frankfurt, Mainz, Karlsruhe, Pforzheim, Bruchsal, Stuttgart und anderen Städten zusammen. Im Programm waren sportliche Wettkämpfe am Vormittag und gemeinsames Beisammensein in geselliger Form am Nachmittag vorgesehen.
Leider entsprachen die Vorbereitungen an Ort und Stelle nicht den Erwartungen, die sich an die Einladung knüpften. Die Leitung des Tages (Montefiore-Frankfurt) hatte es versäumt, sich einen Sportplatz zu sichern und die Teilnehmer mussten sich damit abfinden, die Sprinterkämpfe auf eine Landstraße verlegt zu sehen, die zu allem Übel technisch in jeder Hinsicht zu Wettläufen ungeeignet war. Der Mangel an Vorbereitungen zu den Starts ließ keine flotte Abwicklung der einzelnen Läufe zu, sodass, als gegen 12 Uhr ein heftiger Regen einsetzte, knapp fünf Konkurrenzen ausgetragen waren, die infolge der Unzulänglichkeit der Bahn völlig unmaßgebliche Resultate erzielten. Eine Fortsetzung dieses Fiaskos ergab sich weiterhin aus der Unmöglichkeit, ein gemeinsames Mittagessen abzuhalten, da keines der umliegenden Gasthäuser infolge fehlender Benachrichtigung imstande war, den Andrang der zahlreich Erschienenen zu bewältigen.
Den Bemühungen tatkräftig einschreitender Gäste gelang es, wenigstens für den Nachmittag in Eberbach einen Saal zu reservieren, der es ermöglichte, die zusammen etwa 200 Teilnehmer unterzubringen. Eine Feierstunde, bei der Fritz Schwarzschild - Wiesbaden eine inhaltlich treffende Rede hielt, schwelgte in sentimentaler Romantik und konnte nur wenig befriedigen. Man war sehr erstaunt, bei dieser Gelegenheit feststellen zu müssen, dass die für die Jugendbewegung doch immerhin ereignisreichen Jahre seit 1922 mancherorts nichts geändert haben. An den Vortrag von Lyrik, Liedern und Instrumentalmusik schloss sich die einzige gemeinsame Mahlzeit an: ein Vesper. Der Rest des Mittags wurde bei gutem Wetter und erfrischenden Debatten am schönen Eberbacher Neckar zugebracht.
Zusammenfassend muss man feststellen, dass der eigentliche Zweck der Zusammenkunft, nämlich die Annäherung fremder, in einem Verband zu gemeinsamer Arbeit zusammengeschlossener junger Menschen, nur in einem minimalen Grad erreicht wurde. Man kann den Einberufern des Treffens den Vorwurf nicht ersparen, da sie sich durch die mangelhafte Organisation des Tages einen positiven Erfolg fast unmöglich gemacht haben. Die anwesenden Vertreter des Bertolt-Auerbach-Vereins Stuttgart haben mit Recht die Mängel der Veranstaltung gerügt und sich erboten, das nächstjährige süddeutsche Treffen in Stuttgart stattfinden zu lassen. Für eine geregelte und ordentliche Abwicklung des Programms wird dann gesorgt werden. Dem sehr zahlreich vertretenen Bertolt-Auerbach-Verein gelang es, die Mehrzahl der veranstalteten Kämpfe zu gewinnen. Max Gellhorn. "     

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   

Oscar David erhält das Eiserne Kreuz II (1916)   

Eberbach FrfIsrFambl 01121916.jpg (17678 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Dezember 1916: "Eberbach am Neckar. Offiziersaspirant Vizefeldwebel Oscar David, Sohn des Fabrikanten Albert A. David, erhielt das Eiserne Kreuz 2. Kl."  

    
 Über Prof. Sante David (geb. 1908 in Eberbach, gest. 2007)   

Sante David: Germanist, Kunsthistoriker, Sprachwissenschaftler; nach 1933 Prof. für deutsche Literatur an der Universität Bologna, 1950 in Siena; erhielt deutsche und italienische Auszeichnungen, darunter 1982 den Ehrenring der Stadt Eberbach (referierte noch 2000 in Eberbach).
Eberbach Sante David 010.jpg (21494 Byte)Artikel vom 16. Januar 2008 aus www.neckartal-aktuell.de (Online-Magazin für Eberbach und Umgebung, Artikel):    
Prof. Dr. Dr. Sante David verstorben  (Foto: Archiv)
(hr) Prof. Dr. Dr. Sante David, Träger des Ehrenrings der Stadt Eberbach in Gold, ist am 2. Dezember 2007 im Alter von 99 Jahren verstorben. Zuletzt lebte er bei Florenz in Italien. Sante David wurde am 3. April 1908 in Eberbach geboren. Nach Abitur, Studium und Promotion siedelte er 1933 nach Italien über, um der drohenden Judenverfolgung des Nazi-Regimes zu entkommen. Nach einer zweiten Promotion lehrte er deutsche Literatur an der Universität in Bologna. In Italien bekam David den Mussolini-Faschismus zu spüren und musste sich von 1939 bis 1943 meistens zwangsweise in Gebirgsdörfern aufhalten. Ab 1943 arbeitete er als Dolmetscher für die alliierte Militärregierung. 1945 konnte er seine Lehrtätigkeit in Bologna wieder aufnehmen. Es folgten Professuren in Siena und Buffalo (USA) sowie zahlreiche Publikationen. Sante David wurde für seine Verdienste um das kulturelle Erbe in Literatur und Kunstgeschichte und seine Persönlichkeit unter anderem mit dem großen Bundesverdienstkreuz, dem Orden eines Cavaliere Ufficiale der Republik Italien und der Ehrenmitgliedschaft in der Deutsch-Italienischen Gesellschaft ausgezeichnet. Trotz des großen Leids, das seiner Familie durch Nazi-Deutschland zugefügt wurde - fünf Geschwister verlor er durch den NS-Terror -, hat Prof. Dr. Dr. Sante David sich immer für die Versöhnung mit seiner Heimat eingesetzt. Bereits 1982 wurde ihm der Ehrenring der Stadt Eberbach in Silber verliehen. In Eberbach war David häufig zu Vorträgen über italienische und deutsche Kunstgeschichte zu Gast. Der goldene Ehrenring wurde ihm im Oktober 2002 verliehen.     
 
Vgl. Artikel von Raimund Klingbeil: Sante (Siegfried) David. Für "Alemannia Judaica" erstellt Januar 2020 (eingestellt als pdf-Datei).  

    
Über Rabbiner Dr. Alfred Wolf (geb. 1915 Eberbach, gest. 2004 Los Angeles)   

Rabbiner Dr. Alfred Wolf: war hoch angesehener Rabbiner, 36 Jahre lang am Wilshire Boulevard Tempel in Los Angeles; wichtiger Vertreter des interreligiösen Dialogs.
Siehe Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Wolf_(Rabbiner) 
Artikel in encyclopedia.com: https://www.encyclopedia.com/religion/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/wolf-alfred
Artikel in der "Los Angeles Times" vom 2. August 2004: "Alfred Wolf, 88; Noted Rabbi Started Jewish Youth Camps".   
Todesanzeige in der "Los Angeles Times" vom 3. August 2004: https://www.legacy.com/obituaries/latimes/obituary.aspx?n=alfred-wolf&pid=2479687  
Nachruf und Foto seines Grabmales:  https://deskgram.co/p/1986946695535456668_203132711
 
Vgl. Artikel von Helmut Joho: Rabbi Dr. Alfred Wolf, Los Angeles. Ein gebürtiger Eberbacher als Mittler zwischen den Religionen (für Alemannia Judaica bearbeitet von Raimund Klingbeil; eingestellt als pdf-Datei). 
Der Artikel von Helmut Joho erschien zuerst im: Eberbacher Geschichtsblatt 104. Eberbach 2005. S. 200-203.  
Dazu Raimund Klingbeil: Tabellarische Übersicht über die Lebensstationen und die Werke von Rabbi Dr. Wolf (pdf-Datei)
ders.: Bibliographie - Veröffentlichungen von Rabbiner Dr. Alfred Wolf (Buchtitel, Aufsätze, Manuskripte und einzelne Blätter sowie um Mikrofiches und Tonträger, aufgeführt in chronologischer Reihenfolge; pdf-Datei)   

        
Über Prof. Hermann Freudenberger (geb. 1922 Eberbach, gest. 2017 Houston)   

Hermann Freudenberger: war zuletzt emeritierter Professor für Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftspolitik an der Tulane University in New Orleans.
Siehe Seite der Tulane University in New Orleans: In Memoriam: Herman Freudenberger
Weitere Seite:  Herman Freudenberger's research while affiliated with Tulane University and other places.   
Gedenkseite zu seinem Tod in Houston Chronicle vom 15. Februar 2017: http://www.legacy.com/obituaries/houstonchronicle/obituary.aspx?pid=184134230         
 
Vgl. Artikel von Raimund Klingbeil: Hermann Freudenberger. Für "Alemannia Judaica" erstellt Januar 2020 (eingestellt als pdf-Datei).  

      
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 

Anzeige der Fa. Hermann David (1886)

Eberbach Israelit 06121886.jpg (29633 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1886: "Prima Lederappretur - Prima Kidledercreme, Prima Metallputzpomade fabriziert als Spezialitäten Hermann David, Eberbach in Baden. Agenten gesucht."

  
Anzeige der Fa. Z. Seligmann (1902)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1902: "Ärztlich empfohlenen, abgelagerten Heidelbeerwein aus eigener Kelterei (vorzüglicher Tischwein) als gesundes und erfrischendes Getränk sehr beliebt, versendet in Flaschen und Fässer  
Z. Seligmann, Eberbach a.N., Baden. Probe zu Diensten."   

    
Anzeige des Eisen- und Maschinengeschäftes Lehmann Strauß Nachfolger (1903) 

Eberbach Israelit 31081903.jpg (32798 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1903: "Suche per 1. Oktober einen Lehrling mit schöner Handschrift bei freier Kost und Logis. 
Lehmann Strauß Nachfolger, Eisen- und Maschinengeschäft. Eberbach am Neckar (Baden)."   

  
Anzeige der Privat-Pension der Witwe B. Bär beziehungsweise Bär-May (1927 / 1929 / 1930)  

Eberbach Israelit 30061927.jpg (37000 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1927: "Luftkurort Eberbach a.N.
Empfehle meine streng rituelle Privatpension bei bekannt bester Verpflegung und billigen Preisen an angenehmer Aufenthalt. Herrliche Wälder, Wasser- und Rudersport. Bad im Hause.
B. Bär Witwe, Kellereistr. 26." 
  
Eberbach Israelit 04071929.jpg (51654 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Luftkurort Eberbach am Neckar.
Privat-Pension Bär-May
empfiehlt angenehmen Aufenthalt bei bester Verpflegung - volle Pension Mark 5. - Frühzeitige Anmeldung erwünscht. Unter Aufsicht Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Greilsheimer Mosbach Baden."       
   
Eberbach Israelit 08051930.jpg (29068 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1930: "Die Metzgerei und Pension Bär - May in Eberbach am Neckar bietet bei mäßigen Preisen beste Unterkunft und Verpflegung. vorherige Anmeldung ist erwünscht. Die Aufsicht hat Herr Rabbiner Greilsheimer in Mosebach in Baden. Näheres Inserat."   
  
Eberbach Israelit 08051930a.jpg (49660 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1930: "Metzgerei und Pension Bär - May Eberbach am Neckar 
bietet bei mäßigen Preisen das Beste an Unterkunft und Verpflegung. 
Vorherige Anmeldung erwünscht. 
Aufsicht Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Greilsheimer. 
Mosbach in Baden."     

          
          

          

Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge 
        

Von mittelalterlichen Einrichtungen ist nichts bekannt. Möglicherweise war hierfür die Zahl der Juden in der Stadt zu gering.  
  
Erst im 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der jüdischen Einwohner so, dass an eigene Einrichtungen zu denken war. 1833 wurde auf Anordnung der Großherzoglichen Regierung in Eberbach ein Synagogenrat gewählt. Dieser war für das religiöse Leben in der Gemeinde zuständig. Bald machte sich der Synagogenrat gemeinsam mit der Gemeinde dazu Gedanken, ob in Eberbach Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde geschaffen werden könnten. Dies war jedoch ein großes finanzielles Problem. Als im August 1835 eine die Erhöhung der Besoldung des Bezirksrabbiners in Mosbach betreffende Anfrage an die Eberbacher Gemeinde kam, wies diese darauf hin, dass die Eberbacher Juden keinen höheren Betrag für den Rabbiner bezahlen könnten. Sie seien dazu umso weniger im Stande, "als wir eine Synagoge und ein Bad brauchen, welche wegen Unbemitteltheit der Gemeinde nur aus einer Kollekte hergerichtet werden könne". Damals bestand die Gemeinde aus sechs Familien.   
  
1837 regte der Mosbacher Bezirksrabbiners Isak Friedberger den Bau einer Synagoge beziehungsweise die Einrichtung eines Fonds zu diesem Zweck in Eberbach an. Vermutlich hatten die inzwischen sieben jüdischen Familien (1840) bereits ein Betzimmer in einem Privathaus eingerichtet. Am 6. April 1839 wurde der Antrag an die Stadt gestellt, eine Synagoge bauen zu dürfen. Dieser wurde abgelehnt mit Hinweis auf die "geringe Seelenzahl", da der Bau mindestens 1.500 Gulden kosten würde. Erst 1849 nahmen die Planungen konkretere Formen an. Die Stadt war bereit, der jüdischen Gemeinde entgegenzukommen. Freilich kam es erst Ende 1860 zum Erwerb eines Hauses für den Umbau zur Synagoge und den Einbau eines rituellen Bades (Gebäude Eckhaus Zwingerstraße 7/Binnetzgasse, Lagerbuch Nr. 656; bisheriges Haus des Bierbrauers Schmitt am Neckar). Da die Gemeinde für den Ankauf 900 Gulden aufzubringen hatte, bat man um Bewilligung einer Kollekte bei den jüdischen Gemeinden einer weiteren Umgebung, die im August 1860 genehmigt wurde. Mit Hilfe dieser Kollekte, eines städtischen Zuschusses von 100 Gulden, einer Spende von 50 Gulden durch die Fa. Rothschild Söhne in Frankfurt und einer Umlage unter den Gemeindegliedern kamen schließlich die Mittel zusammen, damit die kleine israelitische Gemeinde in Eberbach ein ein Zentrum ihres Gemeindelebens hatte. Der Betsaal befand sich im oberen Stock des Hauses. Bis 1897 feierte die Gemeinde ihre Gottesdienste in diesem Gebäude. Danach mussten sie wegen Baufälligkeit des Hauses in provisorischen Räumen (zeitweise in einem Zimmer des Turnhallengebäudes) abgehalten werden, von November 1900 bis Frühjahr 1901 im Spritzenhaus der Turnhalle.   
   
Ein im Jahre 1896 von Synagogenrat Zacharias Seligmann eingerichteter Fond zum Bau einer neuen Synagoge bildete schließlich die Grundlage zur Finanzierung eines Synagogenneubaus. 1912/13 konnte dieser an der heutigen Einmündung der Adolf-Knecht-Straße in die (1951 angelegte) Brückenstraße erstellt werden. Am 19./20. September 1913 war die feierliche Einweihung des Gebäudes, zu der zahlreiche Vertreter von Behörden und der Kirchen versammelt waren. Bezirksrabbiner Dr. Leopold Löwenstein nahm die Einweihung vor. Der Festzug, an deren Spitze vier Träger die Torarollen trugen, bewegte sich unter den Klängen der Eberbacher Musikkapelle vom bisherigen Betsaal zu der neuen Synagoge. Dort überreichte Oberamtmann Schmitt den Synagogenschlüssel an Dr. Löwenstein. Der feierliche Gottesdienst wurden von Gesängen des Mannheimer Synagogenchores umrahmt. Beim anschließenden Festbankett in der Turnhalle erklärte Bürgermeister Dr. Weiß, dass die städtischen Behörden "in strengster Neutralität" auch das neue jüdische Gotteshaus in ihren Schutz nähmen und wünschte der jüdischen Gemeinde ein ferneres Wachsen, Blühen und Gedeihen. Zu den Kosten von 17.000 Mark für den Bau der Synagoge hatte die Stadt einen Zuschuss von 800 Mark beigesteuert.   
      
Zuschuss der Stadt Eberbach zum Synagogenbau (1912)
   

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. September 1912: "In der Bürgerausschusssitzung der Stadt Eberbach wurde ein Beitrag zum Synagogenbau der dortigen israelitischen Gemeinde im Betrage von 800 Mark mit großer Mehrheit bewilligt." 

Einweihung der Synagoge (1913)   

Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. September 1913: "Eberbach (Baden). Hier ist die neu erbaute Synagoge eingeweiht worden. Rabbiner Dr. Löwenstein - Mosbach hielt die Festrede." 
    

Artikel in der "Eberbacher Zeitung" nach H. Joho s. Lit. S. 35-36: "Nach langer Arbeit und Überwindung einer Reihe äußerer und innerer Schwierigkeiten ist am heutigen Tage ein Werk vollendet worden, das den Bewohnern Eberbachs und besonders seinen jüdischen Mitbürgern Gelegenheit zu einer würdigen Feier gab, zur Einweihung des neuen Gotteshauses. Mit einer stillen bescheidenen Feier wurde heute früh das Haus seiner Bestimmung übergeben. Eine große Zahl fremder Gäste, Damen und Herren, weltliche und geistliche Behörden, in ihrer Mitte Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein aus Mosbach mit den vier Trägern der Torarollen hatten sich zum Zuge zusammengestellt, um von dem alten Gotteshaus in das neue überzusiedeln. Unter den feierlichen Klängen der Musikkapelle gelangte der stattliche Zug an seinem Ziele an. Die Schlüsselträgerin Frl. Levy überreichte, nachdem sie einen Prolog gesprochen hatte, den Schlüssel dem Vertreter der Staatsbehörde, Herrn Oberamtmann Schmitt, der ihn in einer kurzen Ansprache dem Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein weitergab. Dieser öffnete das Tor, Gäste und Gemeindemitglieder betraten das Gotteshaus und der feierliche Gottesdienst begann mit einem von dem Mannheimer Synagogenchor prächtig gesungenen hebräischen Lied. In seiner Predigt, die in ihrer einfach schlichten Weise und ihrem innigen Vortrag allen Zuhörern sehr zu Herzen ging, sprach Herr Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein über die Frage: "Warum und zu welchem Zwecke bauen wir Gotteshäuser?" Jakob hat draußen in der Natur sich einen groben Stein zum Gotteshaus ersehen. So wie Jakob an diesem Stein seinen Gott suchte und fand, so wird auch dieses kleine Häuschen ein Sammlungsort für das Gemüt werden können. Der Bezirksrabbiner dankte den weltlichen und kirchlichen Behörden für ihr Erscheinen und hob besonders den loyalen Sinn der Einwohner Eberbachs hervor, die es sich nicht haben nehmen lassen, dem heutigen Tag ein festliches Gepräge zu geben. Nach dem Gebet für Fürst und Reich und zwei Musikvorträgen schloss die feierliche Handlung. - Möge das neue Gotteshaus, das in seiner äußeren und ins einer inneren Ausstattung ein kleines Kunstwerk ist, der Bestimmung, der es übergeben wurde, lange Zeit genügen. 
Zum Festbankett in der Turnhalle fanden sich die Mitglieder der jüdischen Gemeinde sowie die Behörden und sonstige Einwohner der Stadt zahlreich ein. Herr Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein leitete den Abend mit einer patriotischen Ansprache ein, in der er die treue und edle Gesinnung unseres Fürstenhauses betonte, und brachte ein Hoch auf den Großherzog aus. Herr Benjamin Levy gab in seiner Ansprache einen historischen Überblick über die Entwicklung der jüdischen Gemeinde und schloss mit Worten des Dankes an die hiesige Einwohnerschaft, die sich für die Erstellung der Synagoge bereitwilligst ins Werk gelegt habe. Herr Bürgermeister Dr. Weiß erklärte, dass die städtischen Behörden in strengster Neutralität auch das neue jüdische Gotteshaus in ihren Schutz nähmen und wünschte der jüdischen Gemeinde ein ferneres Wachsen, Blühen und Gedeihen. Herr Oberamtmann Schmitt gedachte des konfessionellen Friedens, dessen sich unsere Stadt erfreut, und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass dieser Friede unter den Bekennern der verschiedenen Konfessionen in alle Zukunft erhalten bleibe. Herr Lehrer Frohmann toastete auf Herrn Bezirksrabbiner Dr. Löwenstein, Herr Aron David auf Herrn Lehrer Frohmann. Die Gesangvereine "Liederkranz" und "Germania" trugen durch gut geschulte Männerchöre wesentlich dazu bei, dem Abend einen weihevollen Gehalt zu geben, auch die hiesige Feuerwehrkapelle erbrachte durch ihre schönen Musikvorträge wieder den Beweis, dass sie bei Festlichkeiten unentbehrlich ist.  

    
Eberbach AZJ 10101913.jpg (38215 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Oktober 1913: "Am 20. September ist die neue Synagoge in Eberbach ihrer Bestimmung übergeben worden. Bei der Einweihungsfeier waren auch Bürgermeister Dr. Weiß und Oberamtmann Schmitt zugegen. In festlichem Zuge fand die Übersiedelung in das neue Gotteshaus statt, wo ein Gottesdienst abgehalten wurde. Am gleichen Abend fand aus Anlass der Einweihung ein Festbankett statt."   
 
Artikel in der "Badischen Presse" vom 23. September 1913: "Eberbach, 22. September (1913). Am Samstag ist die neue hiesige Synagoge ihrer Bestimmung übergeben worden. Bei der Einweihungsfeier waren auch Bürgermeister Dr. Weiß und Oberamtmann Schmitt zugegen. In festlichem Zuge fand die Übersiedelung in das neue Gotteshaus statt, wo ein Gottesdienst abgehalten wurde. Am Abend des Samstag war aus Anlass der Einweihungsfeier ein Festbankett."   

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Die Aktion wurde durch die Ortsgruppe 12/32 der SS durchgeführt, die in den frühen Morgenstunden des 10. November die entsprechenden Anweisungen von der Geheimen Staatspolizei aus Heidelberg erhalten hatte. Von den in Zivil auftretenden SS-Leuten wurde die Inneneinrichtung der Synagoge demoliert und das Holz zu einem Stoß aufgeschichtet. Mit Hilfe von Wachs wurde das Holz angezündet. Schriften, Gebetbücher und Torarollen wurden von der Polizei in zwei Säcken auf dem Rathaus "sichergestellt". Die Feuerwehr sicherte nach der morgens 6.30 Uhr erfolgten Inbrandsetzung die angrenzenden Gebäude. Innerhalb von zweieinhalb Stunden brannte die Synagoge bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Stadt Eberbach stellte, einer reichsweiten Vorgabe folgend, der jüdischen Gemeinde die Forderung für Aufräumarbeiten in Höhe von 1576,70 Reichsmark aus und übernahm als Gegenrechnung das Synagogengrundstück für 576 Reichsmark. Mit dem verkohlten Bauschutt der Synagoge wurde der Winterhafen am Neckar aufgefüllt. 
Vgl. zur Zerstörung der Synagoge auch den Artikel von Rainer Hofmeyer in https://www.eberbach-history.de/synagoge  
       
1979 wurde am Standort der Synagoge ein Gedenkstein aufgestellt; nach der Straßenverlegung wurde der Stein 2013 neu aufgestellt. Die Gebotstafeln vom Dachfirst der Synagoge waren 1938 in den Neckar gestürzt worden und wurden im Sommer 1978 bei Baggerarbeiten aus dem Fluss geborgen. Sie stehen seit 1984 in einer eigenen Wandnische im Evangelischen Gemeindehaus am Leopoldsplatz 3 in Eberbach aufbewahrt. (Beischrift aber mit falschem Datum der Einweihung der Synagoge).  

Zur Situation am "Synagogenplatz": Bei der Sanierung der Altstadt-Ost ist im Rahmen der Straßenverlegung ein kleiner, dreieckiger Platz, eingeschlossen von der Brückenstraße, Weidenstraße und Adolf-Knecht-Straße, entstanden. Die Baumaßnahmen waren im Juni 2009 vom Gemeinderat der Stadt Eberbach beschlossen worden, der Platz hatte von der Bauverwaltung zunächst den Arbeitstitel "Synagogenplatz" bekommen. Im März 2011 beschloss der Gemeinderat offiziell den Namen "Synagogenplatz". Da es in Eberbach keinen Synagogenplatz gab und er nun knapp 100 m vom Standort der ehemaligen Eberbacher Synagoge (1913 – 1938) entfernt liegt, gib es allerdings keinen historischen oder topographischen Bezug. Der Platz hat bis heute (2013) keine Straßenschild.
 
Am 9. November 2013 wurde im Beisein von Rabbiner Shaul Friberg (Heidelberg) ein neu erstelltes Mahnmal eingeweiht, bestehend aus einem Sandsteinblock mit den Maßen 110 × 110 cm, auf dem dachförmig Bronzereliefs montiert sind (dazu Texttafeln, Namensliste). Die Reliefs wurden von einer Projektgruppe aus Schülern des Hohenstaufen-Gymnasiums unter der Leitung der projektbegleitenden Lehrer Sebastian Schäuffele und Markus Reuter und in Zusammenarbeit mit dem Eberbacher Künstler Hans Wipfler gestaltet.  
 
An der bergseitigen Bushaltestelle in der Brückenstraße (vor dem Sonnenstudio), dem ehemaligen Standort der Eberbacher Synagoge, ist wieder der Gedenkstein mit Mahntafel (von 1979) aufgestellt.      

  
   
   
Fotos       
   
Historische Fotos / Pläne: 

Synagoge in Eberbach 1913-1938
(Quelle für Fotos und Pläne: 
Stadtarchiv Eberbach, veröffentlicht in: 
H. Joho s. Lit. S. 22-25)

Eberbach Synagoge 001.jpg (95361 Byte) Eberbach Synagoge 004.jpg (44784 Byte)
  Die Synagoge in Eberbach  Blick über den Almemor zum Toraschrein 
     
Eberbach Synagoge Plan 02.jpg (33106 Byte) Eberbach Synagoge Plan 03.jpg (26322 Byte) Eberbach Synagoge Plan 01.jpg (23696 Byte)
Plan des Synagogengebäudes -
 Kellergrundriss mit rituellem Bad 
Plan des Synagogengebäudes -
 Erdgeschoss mit Betsaal 
Plan des Synagogengebäudes - 
1. Stock mit Frauenempore 
     
     
 Erinnerungen an jüdische Gewerbebetriebe
(Quelle: Stadtarchiv Eberbach)
   
     
 Rechts Gemischtwarenhandlung von
Marx David, später Adolf David
in der Kellereistraße 9
  Vorne links ist die
Metzgerei Moses Ottenheimer

 in der Kellereistraße 4 zu sehen  
 Nach dem Novemberpogrom Anzeige
auf Grund  der "Arisierung" von Fa. Levy & Wolf
(Obere Badstraße 18, dann 14)


Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos um 1985:
(Quelle: Fotos obere Fotozeile von H. Joho, Eberbach) 
Eberbach Synagoge 015.jpg (30660 Byte) Eberbach Synagoge 070.jpg (61530 Byte) Eberbach Synagoge 004.jpg (49870 Byte)
Das Eckhaus Zwingerstraße-Binetzgasse
 (2. Haus von links) diente von 1860 
bis 1897 für gottesdienstliche Zwecke 
(Gebäude wurde 1986 abgebrochen; 
Bronzetafel an der Mauer des Zwingers, davor
 das Gurs Mahnmal der Evang. Jugend)  
Die 1978 im Neckar gefundenen
 Gebotstafeln vom Giebel der 
Synagoge - Vorderseite  
Rückseite der Gebotstafeln 
vom Giebel der Synagoge
  
     
      
Nachstehende Fotos: Hahn, um 1988/90     
Eberbach Synagoge 100.jpg (66520 Byte) Eberbach Synagoge 101.jpg (76539 Byte) Eberbach Synagoge 102.jpg (68381 Byte)
Der ehemalige Synagogenstandort. 
Der Gedenkstein ist bei den Büschen 
vor der Tankstelle  
Der Gedenkstein befand sich 
rechts von den Büschen 
   
Der Gedenkstein für die zerstörte 
Synagoge mit falschem Datum der Zerstörung 
("11. November 1938") 
         Die Synagoge wurde am 10. November 1938
 zerstört.  
       
      
Fotos 2003: 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.10.2003)
   
Eberbach Synagoge 151.jpg (42198 Byte) Eberbach Synagoge 152.jpg (49995 Byte) Eberbach Synagoge 150.jpg (90146 Byte)
Der ehemalige Synagogenstandort. 
Die Tankstelle (vgl. oben) besteht nicht mehr
  
Der Gedenkstein für die zerstörte Synagoge mit
 korrigiertem, aber immer noch falschem Datum
 der Zerstörung ("9. November 1938") 
   
Das Mahnmal der Evangelischen Jugend
 für die nach Gurs deportierten 
Eberbacher Juden 
Eberbach Denkmal N01.jpg (99341 Byte) 
  Das Foto zeigt das Mahnmal in der Gedenkstätte in Neckarzimmern; ein identisches Mahnmal
 steht seit Oktober 2005 neben dem Spielplatz vor der Mauer des Zwingers  
(unterhalb der Zwingerstraße; vgl. Information und Foto)  
   
     
 Das neu gestaltete Denkmal am
ehemaligen Synagogenstandort
(Fotos: Bernhard Kukatzki, Mai 2021)
 
  Das Denkmal am Standort der ehemaligen Synagoge   
     
     
 Gedenktafel  Abbildung der Synagoge in Eberbach  Stadtplan mit Eintragung der "Stolpersteine"

        
        
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
  

November 2009: Verlegung von "Stolpersteinen" in Eberbach angeregt   
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 18. November 2009 (Online-Artikel): "Stolpersteine weisen den Weg. 
Eberbach
. "Stolpersteine" heißt das Projekt von Gunter Demnig, das nach dem Willen von Robert Moray auch in Eberbach umgesetzt werden soll. Der Gemeinderat befasst sich in seiner Sitzung am Donnerstag mit dem Thema. Um es zu verwirklichen, bedarf es einiger Spenden, weswegen das Rätegremium ihre Annahme dafür gutheißen soll. Moray hatte im Rahmen des letztjährigen Gedenkens am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht, die Idee zur Beteiligung. "Warum sollten wir nicht auch in Eberbach auf diese Art unserer jüdischen Mitbürger gedenken?", meint er. "Ein Projekt für Europa" nennt der in Köln lebende Demnig sein Vorhaben. Es soll "die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus" lebendig halten..."  
     
November 2009Der Gemeinderat stimmt der Verlegung zu.
Aus einem Artikel im "Eberbach-Channel.de" - Online Magazin für Eberbach und Umgebung (Artikel): 
"Stolpersteine sollen an Unrecht erinnern. 
(hr) Das Projekt "Stolpersteine", bei dem ein Künstler aus Nordrhein-Westfalen durch das Einlassen von beschrifteten "Pflastersteinen" aus Messing in Straßenbeläge die Erinnerung an Nazi-Opfer aufrecht erhalten will (Link s.u.), soll auch in Eberbach umgesetzt werden. Der Gemeinderat begrüßte heute eine Initiative von Altstadtrat Robert Moray. Dieser will damit insbesondere an die ehemaligen jüdischen Mitbürger Eberbachs erinnern, die durch die Nationalsozialisten deportiert wurden. Finanziert werden sollen die "Stolpersteine" durch Spenden. Die Kosten pro Stück sollen bei 95 Euro liegen. Wo sie platziert werden, muss noch entschieden werden..."  
    
März 2010: Stolpersteine sowie eine dazugehörige Gedenktafel sollen angebracht werden  
Aus einem Artikel im "Eberbach-Channel.de" - Online Magazin für Eberbach und Umgebung vom 29. März 2010 (Artikel): 
"Stolpersteine ... beschäftigten das Stadtparlament. 
(hr). ...Ebenfalls gab das Gremium grundsätzliche Zustimmung zur Verlegung von beschrifteten "Stolpersteinen" aus Messing zur Erinnerung an ehemalige jüdische Bürger, die durch die Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Die Steine sollen vor den ehemaligen Wohnstätten der Verfolgten platziert werden. Sie kosten pro Stück 95 Euro und werden über Spenden finanziert. Wie Initiator Robert Moray in der Sitzung mitteilte, habe er bereits Zusagen für 38 Steine. 53 sollen es insgesamt werden. Außerdem soll eine Gedenktafel auf die Aktion 'Stolpersteine' hinweisen. Auch sie soll möglichst aus Spendengeldern bezahlt werden."  
  
Oktober 2010: Erinnerung an die Deportation nach Gurs 1940 
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 26. Oktober 2010 (Artikel): "Im Gedenken an eine der dunkelsten Stunden
Eberbach
. (bnc) "Viele Eberbacher standen laut Zeugenaussagen schweigend dabei", als am Morgen des 22. Oktober 1940 die 19 letzten noch im Ort lebenden Juden sich beim Rathaus versammeln mussten. 50 Kilo Gepäck und 100 Reichsmark waren alles, was sie dabeihaben durften. Sie wurden auf einen Lkw verladen und nach Heidelberg transportiert. In Sonderzügen ging es weiter zum südfranzösischen Internierungslager Gurs. 1939 für Flüchtlinge des spanischen Bürgerkriegs eingerichtet, dienten die von Stacheldraht umgebenen armseligen Baracken nun der Unterbringung der Deportierten aus Baden, der Pfalz und dem Saarland..."   
 
Januar 2011: Zur Neugestaltung des Synagogengrundstückes   
Artikel in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 20. Januar 2011 (Artikel): "Sandsteinplatten sollen an Synagoge erinnern.
Eberbach (mawe). Über Ausführungsdetails am Erinnerungsstandort Synagoge im Bereich der Brückenstraße hat der Gemeinderat in seiner heutigen Sitzung um 17.30 Uhr im Ratssaal zu entscheiden. Dabei gibt es verschiedene Vorschläge. Laut Bürgermeister Bernhard Martin muss der Platz sowohl eine "optische Wertigkeit" haben als auch "mechanisch beanspruchbar" sein..."  
 
März 2011: Der Synagogenplatz wird neu gestaltet   
Artikel von Hubert Richter in eberbach-channel.de vom 29. März 2011 (Artikel): 
"Neuer Platz hat seinen Namen - Gedenktafeln für jüdisches Gotteshaus. 
(hr) An der Brückenstraße, kurz vor dem heutigen Kreisverkehr, stand einmal ein jüdisches Gotteshaus - eine Synagoge. In der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 wurde sie von örtlichen Nationalsozialisten niedergebrannt. Daran soll künftig dauerhaft erinnert werden..."  
   
April 2011: In Eberbach werden "Stolpersteine" verlegt
Artikel von Christa Huillier in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 15. April 2011 (Artikel): "Ein Stolperstein, ein Name, ein Mensch. 
"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt der Kunstpädagoge Gunter Demnig und verwirklichte sein Projekt "Stolpersteine". Die Gedenktafeln – kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern und einer individuell beschrifteten Messingplatte – erinnern an die verfolgten, deportierten, ermordeten Opfer des Nationalsozialismus. Ein Stolperstein, ein Name, ein Mensch..." 
Anmerkung: bei den in Eberbach verlegten "Stolpersteinen" gibt es einige Ungenauigkeiten, da (1) einige Steine falsch liegen, weil sich die Hausnummern nach 1945 geändert hatten und dies im Zusammenhang mit der Verlegeaktion noch unbekannt war und (2) einige Steine falsch beschriftet sind (richtige Angaben im Beitrag von H. Joho im Eberbacher Geschichtsblatt Nr. 88 1989 s.Lit.).    
 
Juli 2013: Zur Planung eines neuen Gedenksteines / Mahnmals am Synagogenplatz   
Artikel von Martina Weyrauch in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 16. Juli 2013: "Schicksal der Eberbacher Juden in Bronze auf Sandstein. 
Eberbach.
Mit dem Standort und der Gestaltung des Gedenksteins/Mahnmal am Synagogenplatz (gegenüber dem ehemaligen Standort der Synagoge) wird sich der Gemeinderat am Donnerstag beschäftigen. Beginn der öffentlichen Sitzung im Ratssaal ist um 17.30 Uhr. .." 
Link zum Artikel      
 
November 2013: Einweihung des Synagogenplatzes   
(Link zu einem Video zur Einweihung, eingestellt bei Youtube) 
 
 
September 2017: Neue Publikation zur jüdischen Geschichte in Eberbach    
Artikel von Felix Hüll in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 14. September 2017: "Eberbacher Biografie. Lehre aus der Geschichte kommt als fesselnder Roman daher
Einstiger Hohenstaufen-Gymnasium-Abiturient Göhrig schildert eine Eberbacher Biografie von Kaisers Zeiten übers Dritte Reich hinaus
Eberbach.
Mein Gott, noch so ein mahnendes Buch über das Dritte Reich und wie sich die Deutschen da hinein entwickelt haben! Auf den Gedanken kann man kommen, wenn man unvermittelt Ralf Göhrigs neuestes Werk in die Hände bekommt und die Kapitelüberschriften überfliegt, die lauten '1955', 'Der Held von Sedan', 'Jüdisches Leben', 'Am Stammtisch', 'Die Synagoge' oder 'Aufbruch' und 'Heimkehr'. Aber es verhält sich anders. Und es lohnt sich, diese 174 Seiten zu lesen. 
Nicht allein die spannend erzählten Lebenskapitel der (frei erfundenen) Hauptperson machen 'Geschenk des Himmels - die Lebensgeschichte des Hans Berger' zu einer spannenden Lektüre. Da ist die Zeitreise jeweils im Eberbacher Ausschnitt von Kaiserreich, Erstem Weltkrieg, Weimarer Republik, Machtergreifung, Drittem Reich und zweitem Weltenbrand hin zu dessen Nachkriegszeit einschließlich der Betrachtungen zur jüdischen Gemeinde in Eberbach. Und da ist das Anliegen des Autors, sich ausgrenzendem Schubladendenken entgegen zu stellen. Göhrig schafft das ohne den mahnenden Zeigefinger. Er führt vor Augen, was passiert, wenn man sich nicht allen Tendenzen entgegenstellt, Menschen nach Religion, Hautfarbe oder Abstammung zu beurteilen. Das lehrt Hans Bergers Leben. Dieser Sohn des 'Helden von Sedan' ist ein Junge aus einem nicht näher bezeichneten Dorf der Umgebung von Eberbach. Der begabte Schüler verliebt sich in ein Mädchen aus Eberbachs jüdischem Viertel. Statt in eine gemeinsame Zukunft führt Bergers Lebensweg den Enttäuschten nach Hamburg und ins 'Einjährig Freiwillige'; die kaiserliche Armee stützt den Außenseiter, bis er über eine Anstellung in Heidelberg zurück in den Odenwald kehrt. Die Freimaurerloge schafft die Verbindung zum künftigen Schwiegervater, Eberbachs einflussreichstem Industriellen und Politiker, dessen Tochter Berger 1902 in der Michaelskirche vor den Traualtar führt. Sechs Monate später kommt der Sohn zur Welt. Im Werk des Schwiegervaters entfaltet Berger seine Fähigkeiten. In der Stadt engagieren sich die Eheleute als freiheitlich Denkende. Sie gelten als Freunde der jüdischen Gemeinde. Deutschnationalen Kreisen passt das aber nicht. Aus dem Ersten Weltkrieg kehrt Berger als Generalmajor heim und widmet sich - nicht körperlich aber seelisch kriegsversehrt - in der Folge weniger dem Wiederaufbau als seiner Tochter. So steigt Sohn Friedrich in den Wirtschaftskrisenjahren zum Firmenführer auf.
Nach dem Tod der Gattin zieht’s Berger in die Politik. Als DVP-Reichstagsabgeordneter erlebt er den Aufstieg von Hitlers NSDAP in Berlin und Eberbach. Hier geht der Firmenerfolg einher mit Sohn Friedrichs Mitgliedschaft in SA und SS. Noch vor dem Eberbacher Synagogenbrand verlässt Berger mit seiner Tochter das Deutsche Reich. In Palästina führt der Handlungsstrang Hans Berger mit seiner Jugendliebe aus Eberbach wieder zusammen. 
Der Zusammenbruch der NS-Diktatur ermöglicht Berger schließlich ein Pendeln zwischen beiden Welten - Israel und Deutschland. Hier verfolgt er mit, wie nun Enkel Karl das demontierte Unternehmens in Eberbach wieder aufbaut. Autor Göhrig ist über 25 Jahre Forstbeamter in Jestetten am Hochrhein. Dennoch hat der HSG-Abiturient von 1986 mit dem Roman geschafft, über 80 Jahre nach den NS-Jahren heutigen Lesern packend zu schildern, 'wie das damals war'. Göhrig widmete das Buch seinem Großvater Karl und schreibt, er lasse die frei erfundene Figur Bergers im Umfeld tatsächlicher Ereignisse auftreten, die nach historischen Quellen genau so stattgefunden haben. So lässt Göhrig etwa SS-Mann Friedrich Berger der elterlichen Maschinenfabrik einen chemischen Unternehmensteil hinzufügen. Die historische Person Wilhelm Keppler beispielsweise kommt nicht vor. Der in den Nürnberger Prozessen angeklagte SS-Obergruppenführer Keppler, einer von zwei Direktoren der (Foto-)Gelatine-Fabrik 'Chemische Werke Odin' in Eberbach, war ein Wirtschaftsberater Hitlers; viele Arbeiter der Odin-Werke waren in der NSDAP organisiert.
Eines der vier im Buch veröffentlichten Bildmotive zeigt Göhrigs Großvater mit Arbeitskollegen in einer Fabrik, bei der es sich um Odin handeln könnte. Dieses Bild stammt aus Privatbesitz. Fürs Überlassen einer Stadtansicht von 1937 und einer Aufnahme der Synagoge um 1920 dankt Göhrig dem Stadtarchiv."    
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Februar 2018: Die "Stolpersteine" werden durch Schüler geputzt   
Artikel von Christofer Menges in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 17. Februar 2018: "Stolpersteine in Eberbach. Große Putzaktion in der Altstadt
Inschriften auf Gedenktafeln sind wieder lesbar: Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums polieren die in Eberbach verlegten Stolpersteine
Eberbach.
Sie erinnern an die Schicksale von Menschen: Die Stolpersteine, die im April 2011 vom Kölner Künstler Gunter Demnig in Eberbach verlegt wurden. Doch nach sieben Jahren waren die Messingplatten der im Pflaster eingelassenen Steine mattschwarz angelaufen, die Inschriften kaum mehr zu lesen. Jetzt glänzen die Steine wieder: 17 Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums zogen vorigen Freitag mit Schwämmen, feiner Stahlwolle und biologisch abbaubarem Universalreiniger los und polierten die in und um die Eberbacher Altstadt verlegten 48 Steine. Um 12.30 Uhr am Freitagmittag rückte einer der vier ehrenamtlichen Schülerputztrupps in der Kellereistraße an. Vor dem Haus Nummer 22 liegen die Steine, die an die Familie Würzburger erinnern, die dort einst gewohnt hatte. Helene, Frieda und Irwin Würzburger - darüber geben die Inschriften auf den Steinen Auskunft - schafften es, 1939 nach Argentinien zu fliehen und dort den Holocaust zu überleben. Zilly Würzburger überlebte in England. Max Würzburger wurde 1940 in der 'Heilanstalt' Wiesloch als Euthanasie-Opfer ermordet.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fangen die Neuntklässler an, die Reinigungspaste auf dem Messing zu verteilen und die zehn auf zehn Zentimeter großen Gedenkplättchen im Boden zu polieren. Auch der frühere Stadtrat Robert Moray, inzwischen 80, kommt dazu. Auf Morays Initiative wurden die Stolpersteine vor sieben Jahren in Eberbach verlegt. 1992 fing Demnig mit der Verlegung der Stolpersteine an. Inzwischen sind es mehr als 60.000 in Deutschland und 21 weiteren europäischen Ländern. Moray hatte vor zwei Jahren auch die Idee, in Zusammenarbeit mit Schülern, die den Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht durchnehmen, die Steine wieder zu polieren. Dabei fand er in Geschichtslehrer Till Weidenhammer einen Ansprechpartner. Der Altstadtrat besorgte nach Rücksprache mit Demnigs Büro, was für die Reinigung am besten geeignet ist, die Putzmittel; die Schüler schrubben und wienern und lernen dabei etwas über die Geschichte Eberbachs zur Zeit des Nationalsozialismus. 'Mit richtig viel Kraft', gibt Weidenhammer seinen Schülern Tipps, wie sie die Patina von den Messingplatten bekommen. 'Mit Schmackes!', bestätigt Marvin und schrubbt weiter. Es dauert länger als geplant. 'Das ist doch mehr Arbeit, so ein einzelner Stein, als es aussieht', stellt Lehrer Weidenhammer fest. Nach 20 Minuten glänzen die Gedenktafeln vor Haus Nummer 22 wieder. Dann sind die ein paar Meter weiter verlegten Gedenksteine vor Haus Nummer 24 dran, darunter der für die in Auschwitz ermordete Fanny Fuld und der für Max Seligmann der 1943 in Theresienstadt starb. Die Schüler opfern einen Teil ihrer Mittagspause und wienern weiter. Ganz fertig werden sie am Freitag nicht: An manchen der Messingtafeln haben sich nach sieben Jahren hartnäckige Verschmutzungen festgesetzt. 'Da müssen wir noch mal nacharbeiten', sagt Weidenhammer. Das ist nach den Fastnachtsferien geplant. Nachgearbeitet wird dann auch im Unterricht: Die Schüler erhalten Material zur Geschichte der Eberbacher Juden und sollen selbst eine Dokumentation anfertigen.
Doch die Aktion zeigt auch schon am Freitag erste Wirkung: Die ersten Passanten werden auf die wieder glänzenden Stolpersteine aufmerksam und bleiben stehen. Einer beugt sich runter und liest die Inschriften. So wie es Künstler Demnig beabsichtigt hat: Als Verbeugung vor den Opfern des Nationalsozialismus, deren Namen, da wo sie einst gelebt hatten, nicht in Vergessenheit geraten sollen."  
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November 2019: Für Salomon (Simon) Leibowitsch wird ein "Stolperstein" in Stetten am Kalten Markt verlegt 
Anmerkung: Salomon Leibowitsch (geb. 22. April 1885 in Ananioff in der Ukraine) war von Beruf Gerber. Er war im Ersten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten und war in den Kriegsgefangenenlagern Hammerstein, dann in Puchheim inhaftiert. Nach Kriegsende blieb er als Staatenloser in Deutschland und kam 1923 nach Eberbach, wo er 1925 heiratete. Er arbeitete in verschiedenen Berufen (u.a. Reichsbahn, zuletzt bei der Stadt Eberbach). 1929 trat er der KPD, Ortsgruppe Eberbach bei. Am 10. März 1933 wurde er zusammen mit anderen SPD- und KPD-Mitgliedern verhaftet und in das Mosbacher Gerichtsgefängnis verbracht, wo ihn seine Frau noch besuchen konnte. Am 8. September 1933 wurde er ins KZ Heuberg in Stetten am kalten Markt verlegt, wo er aufs Schwerste misshandelt wurde. Er starb am Tag darauf an weiteren Misshandlungen durch zwei SA-Männer. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Stetten_am_kalten_Markt  
Artikel von Susanne Grimm im "Schwarzwälder Boten" vom 7. November 2019: "Stetten am kalten Markt "Stolperstein" erinnert an Schicksal
'Stolpersteine' sollen an die Untaten der Nazis erinnern – der erste seiner Art auf einem militärischen Gelände befindet sich nun in Stetten am kalten Markt.
Stetten am kalten Markt. Vor einem kleinen Kreis geladener Gäste hat der Künstler Gunter Demnig im Kasernenbereich Lager Heuberg einen 'Stolperstein' für den dort von den Nationalsozialisten ermordeten Salomon Leibowitsch gesetzt – damit wurde erstmals ein solcher Stein in einer militärischen Liegenschaft angebracht. Der Kommandant des Truppenübungsplatzes Heuberg, Oberstleutnant Udo Eckbrett, auf dessen Einladung der Künstler des dezentralen Mahnmals gekommen war, stellte fest, dass dieser Akt in mehrfacher Hinsicht bedeutsam sei. Zum einen erinnere es an den sinnlosen Tod des grausam Ermordeten und daran, dass Herkunft, Glaube und Überzeugung eines Menschen niemals dessen 'Auslöschung' rechtfertigen könnten und dürften, zum anderen dokumentiere er: 'Bei uns, in der Bundeswehr, ist kein Platz für rechtsradikales Gedankengut – dieser Stein soll das ganz deutlich machen.' Eckbrett gab einen kurzen Einblick in das Leben des 1885 in der Ukraine geborenen Salomon Leibowitsch, der am 9. September 1933 an den Folgen der Folter im Gebäude 21 des Lagers Heuberg starb. Genau vor diesem Gebäude hat nun Gunter Demnig den Erinnerungsstein für Leibowitsch in den seit mehr als 100 Jahren militärisch genutzten und dadurch steinhart verdichteten Boden eingefügt. ...
Oberstleutnant Udo Eckbrett verwies auf den Leiter der militärgeschichtlichen Sammlung, die im Lager Heuberg in der ehemaligen kaiserlichen Offiziersspeiseanstalt angesiedelt ist. Markus Klotz sei in seiner Eigenschaft als Museumsleiter und profunder Kenner der regionalen Militärhistorie auf die Geschichte von Leibowitsch gestoßen, die im Gegensatz zu den Schicksalen der allermeisten Ermordeten schriftlich dokumentiert sei. Für ihn, Eckbrett, sei dann klar gewesen, dass diese Schreckensgeschichte mit dem Setzen des Stolpersteins ein würdiges Ende finden müsse. Denn die Erinnerung an das, was Menschen anderen Menschen angetan hätten, könne den Weg zu einem neuen Anfang ebnen."
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November 2018: Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 
Artikel von Barbara Nolten-Casadoin der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 12. November 2018: "80. Jahrestag der Reichspogromnacht. Glaubwürdige Erinnerungskultur fordert jeden Einzelnen
Drei Elemente enthielt das Eberbacher Gedenken zur 80. Wiederkehr des Datums der Reichspogromnacht von 1938: Ansprache, Stolpersteinrundgang und Gottesdienst
Eberbach.
'Der 9. November 1938 mit seinem von den Nationalsozialisten heimtückisch in Szene gesetzten Pogrom an den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bleibt für alle Zeiten das Symbol eines Zivilisationsbruchs.' Das sagte Bürgermeister Peter Reichert am Freitagabend bei der Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestages der Reichspogromnacht. Zahlreiche Eberbacher, darunter viele junge Menschen, hatten sich dazu beim Mahnmal auf dem Synagogenplatz versammelt - schräg gegenüber des einstigen Standorts der damals niedergebrannten Synagoge. Mit dem Gedenken an die Opfer des Pogroms allein sei es allerdings nicht getan, mahnte Reichert. Eine glaubwürdige Erinnerungskultur setze das Engagement jedes Einzelnen für die Werte der Demokratie und Wachsamkeit gegenüber ihren Feinden voraus. Ein jeder sei aufgerufen dafür zu sorgen, dass Hass, Unfrieden und Menschenverachtung 'in unserer Stadt und unserem Land' keinen Platz hätten. Dr. Sebastian Schäuffele, Kunstlehrer am Hohenstaufen-Gymnasium, wertete in seiner Ansprache das vor fünf Jahren auf dem Synagogenplatz eingeweihte Mahnmal als Zeichen dafür, dass die junge Generation Eberbachs sich mit dem Geschehen von vor 80 Jahren auseinandersetze. 13 Schülerinnen des Neigungskurses Bildende Kunst hatten, begleitet von ihren Lehrern Sebastian Schäuffele und Markus Reuter sowie dem Eberbacher Bildhauer Hans Wipfler, 2013 die 18 Reliefplatten erstellt, die die Außenwände des Mahnmals zieren. Es erinnere an Gräueltaten, an Verbrechen, an Mord in unfassbarem Ausmaß, so Schäuffele. Die Schülerinnen hätten sich der Herausforderung gestellt, das Unbegreifliche abzubilden und zugleich einem Hoffnungsschimmer darin Raum gegeben. Zu einem Rundgang durch die Altstadt entlang der 2011 verlegten 'Stolpersteine' luden im Anschluss die Schülerinnen und Schüler des HSG-Neigungskurses Geschichte mit ihrem Lehrer Bernhard Schell ein. Dabei sollten die an den einzelnen Stationen in der Oberen Badstraße, der Kellerei- und der Hauptstraße genannten Familien für alle einst in Eberbach lebenden jüdischen Mitbürger stehen, die, sofern sie nicht rechtzeitig emigrieren konnten, in Gurs oder Auschwitz ihr Leben ließen. Dem Rundgang folgte eine Gedenkandacht in der Michaelskirche. 'Veni Domine…' sang der Kammerchor der Singschule unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Achim Plagge in einer Mendelssohn-Motette - 'Komm Herr, erhöre uns…, verzeihe die Missetat deinem Volke…' Gedenken bedeute, auf das zu schauen, was geschehen sei, damit sich das Schlimme nicht wieder ereigne, eröffnete Dekan Ekkehard Leytz den Gottesdienst. Erschütternd klangen danach die Worte des rund 2500 Jahre alten Psalms 74, die Diakon Joachim Szendzielorz vortrug: 'Sie legten an dein Heiligtum Feuer, entweihten die Wohnung deines Namens bis auf den Grund. Und sie verbrannten alle Gottesstätten ringsum im Land…' Zum Gedächtnis an alle 1938 in Eberbach lebenden Juden und ihr Schicksal wurden anschließend Kerzen entzündet. Die Jungs und Mädels des HSG-Neigungskurses Musik begleiteten an Gitarren, Cello, Querflöte und Klavier unter Leitung von Musiklehrerin Jutta Gewahl das Lied, das den israelischen Traum von einem geeinten Jerusalem beschreibt: 'Jeruschalajim schel zahav - Jerusalem aus Gold. Ihre Mitschülerinnen Antonia Lechner und Rebecca Sensbach hatten dazu eigene Textstrophen geschrieben. Das Schlusslied der Gemeinde hatte der deutsch-israelische Journalist und Religionswissenschaftler Schalom Ben Chorin 1942 verfasst: 'Freunde, dass der Mandelzweig sich in Blüte wiegt, bleibe uns ein Fingerzeig, wie das Leben siegt.'"  
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November 2018: Zeitzeugen berichten über die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938  
Artikel von Rainer Hofmeyer in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 8. November 2018: "Pogromnacht in Eberbach. Als die Synagoge in Flammen stand. Drei Zeitzeugen berichten, was sie vor 80 Jahren erlebt haben. 
Eberbach.
Achtzig Jahre ist sie jetzt her, die sogenannte Reichspogromnacht. Reichsweit, aber auch im kleinen Eberbach mobilisierten sich die Nationalsozialisten gegen die Juden. Die SS-Leute der Ortsgruppe 12/33 tobten sich vom Abend des 9. auf den Morgen des 10. November 1938 in der Stadt aus. Statt in ihren schwarzen Uniformen waren sie dabei in Zivil: Die 'Judenaktionen' sollten aussehen wie Wut der Bevölkerung. Auf Kommando aus Heidelberg nahmen sich die Eberbacher Nazis am Abend erst einmal die jüdischen Läden vor. Vier jüdische Einzelhandelsgeschäfte gab es 1938 noch in der Altstadt. Es wird von drei zerstörten Kaufläden berichtet: Bei Händler Levy & Wolf in der Oberen Badstraße 14, beim Eisenwarengeschäft Alfred Freudenberger in der Hauptstraße 15 und beim Gemischtwarenhandel Adolf David in der Kellereistraße 9. Die straff organisierten Trupps rissen Rollläden ein, Fenster und Auslagen wurden zertrümmert. Allein bei Levy & Wolf verursachten die Schläger einen Schaden in Höhe von 2000 Reichsmark. Eine Beobachterin von damals, die nicht genannt werden will, berichtete, wie auch an der Ecke der Hauptstraße zur Oberen Badstraße Inventar aus dem Haus Aron David auf die Straße geworfen wurden - unter dem 'Gejohle' von dabeistehenden Eberbachern. Dann zogen die Horden hinaus in die Brückenstraße. Sie drangen dort in die kleine Synagoge, seit 1913 der Stolz der Eberbacher Juden, demolierten die Einrichtung, raubten die Gottesdienstgegenstände. Um halb sieben brannte das Gebäude. Noch heute gibt es unmittelbare Erinnerungen an die Reichspogromnacht. Alte Eberbacher sind es, die das Ende der Synagoge miterlebt haben und auch 80 Jahre danach noch davon berichten können. Die inzwischen 93 Jahre alte Ilse Ketterer, geb. Hilbert, kann sich klar an den Brand des Gotteshauses erinnern. Die Familie Hilbert wohnte in unmittelbarer Nähe beim Rosenturm in einem alten Fachwerkhaus, in Blickrichtung zur Synagoge. Zusammen mit ihrer älteren Schwester Liselotte sah die 13-jährige Ilse das lodernde Feuer von der Dachgaube der elterlichen Wohnung aus. Sie seien von der Feuersirene aufgeschreckt worden, sagt Ilse Ketterer heute. Als die beiden Kinder kurz vor acht Uhr in die nahe gelegene Dr.-Weiss-Schule gingen, brannte es immer noch. Auch vom Unterricht aus haben die beiden Schwestern das Geschehen an der Synagoge beobachten können. An den an der Brandstiftung beim jüdischen Gotteshaus beteiligten SS-Mann Anton K. kann sich Altstadtrat Fred Henk (92) auch nach 80 Jahren erinnern. Der 12-jährige Fred stand am Morgen des 10. November 1938 kurz vor acht mit seinen Mitschülern an der alten Turnhalle bei der katholischen Kirche, um auf den Sportlehrer zu warten, einen ostpreußischen Adligen. Der Rauch der brennenden Synagoge war von Weitem zu sehen. Da eilte der in der Stadt bekannte SS-Mann in Zivil vom Tatort her über die Kirchenstaffel 'im Stechschritt' heran Richtung Friedrichstraße, um pünktlich seine Arbeit bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in der nahen Bussemerstraße aufzunehmen. Anderthalb Stunden vorher war er bei der Brandstiftung beteiligt. Der Lehrer, auf den die Schüler gewartet hatten, wurde nie mehr gesehen. Womöglich war er an der Zerstörung der Synagoge beteiligt und die Leitung des Gymnasiums hat ihn 'aus der Schusslinie genommen', interpretiert heute Fred Henk die möglichen Hintergründe des Verschwindens. Gymnasialprofessor Helmut Joho (85) wohnte als Kind in der Neckarhälde. Er war am Morgen auf dem Weg in den Kindergarten an der Synagogen-Ruine vorbeigegangen, als das Feuer schon weit heruntergebrannt war. Joho war fünf Jahre alt, kann sich aber noch die Szene ins Gedächtnis rufen. Viele Menschen betrachteten damals das Geschehen von der Leopold-Plaichinger-Straße aus, benannt nach dem Ortsgruppenführer der SA - heute Adolf-Knecht-Straße. 'Keiner der Anwesenden rief ‚Sieg Heil!‘', betont Joho, 'alle hatten ernste Gesichter'. Der kleine Helmut sah, wie die Feuerwehr mit Äxten die Dachbalken des ausgekohlten Gotteshauses herunterschlug. 'Ich hatte vorher noch nie ein abgebranntes Haus gesehen.' Als die Synagoge gänzlich in Flammen gestanden hatte, war die 'Feuerschutzpolizei' untätig geblieben - sie achtete nur darauf, dass kein Gebäude der Nachbarschaft gefährdet wurde. Zuhause angekommen, kommentierte Johos Mutter: 'Da haben wir Deutschen große Schuld auf uns geladen. Wenn wir das nicht mal büßen müssen.' Der vom Verleger Wilhelm Krauth herausgegebene 'Stadt- und Landbote', dem im Mai 1935 zwangsweise Joseph Wieprechts 'Eberbacher Zeitung' eingegliedert worden war, lag auf der Linie der Propaganda und berichtete über die Zerstörungen in Eberbach als einer 'Demonstration gegen die Juden' und einer starken 'Empörung über die Mordtat des Juden Grünspan am deutschen Gesandtschaftsrat von Rath in Paris', die die 'antijüdischen Akte' ausgelöst habe. Bürgermeister Hermann Schmeißer (1935 bis 1940), Mitglied der SA und immer in Uniform, ließ unter dem Zeitgeschehen für 1938 im Geschichtsblatt lapidar notieren: 'Die Erbitterung der Bevölkerung … machte sich in der Demolierung der jüdischen Geschäftsschaufenster Luft … Außerdem ging die Synagoge in Flammen auf'. Die Eberbacher haben Hermann Schmeißer seine Rolle im Dritten Reich eigentlich nie verübelt. Von 1954 bis 1972 wurde er demokratisch zum Bürgermeister gewählt. Und zum Abschied aus dem Amt erhielt Schmeißer sogar die Ehrenbürgerschaft der Stadt. Nur fünf an den Ausschreitungen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 beteiligten Eberbacher SS-Leuten wurde 1948 beim Landgericht Mosbach der Prozess gemacht. Sie hatten alle nach dem Krieg wieder eine bürgerliche Existenz in der Stadt eingenommen. Kaufmann Anton K., Kaufmann Georg S., Vertreter Joseph H., Werkmeister Jakob Philipp Wilhelm H. und Zementeur Josef Sch. mussten sich verantworten. Vier Angeklagte bekannten sich zu ihren Taten, beriefen sich aber gleichzeitig auf übergeordnete Befehle. Anton K. konnte auf Befragen des Gerichtes noch nicht einmal erläutern, was er denn damals überhaupt angezündet hatte. Er dachte, eine Synagoge sei ein einfacher Versammlungsraum für Juden und kein Gotteshaus. Das Gericht verhängte Haftstrafen von einmal zwei Jahren und drei Mal anderthalb Jahren. Man rechnete den Angeklagten ihren 'guten Leumund' zugute - sie waren nicht vorbestraft. Weitere Eberbacher wurden nicht zur Rechenschaft gezogen. Anderen Verdächtigen konnte die Beteiligung an der Pogromnacht von 1938 nicht nachgewiesen werden - oder sie waren im Zweiten Weltkrieg gefallen. Der Gedenkstein für die Synagoge wurde am 9. November 1979 von Bürgermeister Schmeißers Nachfolger Horst Schlesinger enthüllt." 
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Oktober 2020: Erinnerung an die jüdische Geschichte in Eberbach anlässlich des Gedenktages der Deportation nach Gurs 
Artikel von Rainer Hofmeyer in der "Rhein-Neckar-Zeitung" vom 23. Oktober 2020: "80 Jahre Deportation nach Gurs. Juden waren bedeutender Faktor im Eberbacher Leben. Deutsche Juden fühlten sich als Teil dieser Nation - Einst hatte die Gemeinde 138 Mitglieder, bis sie 1940 de facto ausstarb.
Eberbach. Ein Pferdefuhrwerk kommt, um den Sarg am Wohnhaus des Verstorbenen abzuholen. Es ist der Jude Alfred Freudenberger. Er ist am 8. Februar 1940 im Alter von 55 Jahren in Eberbach verschieden. Abfällig johlt die herumstehende Menge. Und es sind nicht etwa SS-Leute oder SA-Männer in Uniform oder Zivil. Es sind grölende Zuschauer aus der übrigen Bevölkerung – zwar nicht sehr viele, aber es gibt sie. Alfred Freudenberger hatte einen Laden in der Hauptstraße, Kreuzung Obere Badstraße. Eine Zeitzeugin erinnerte sich an diese schockierende Szene. 'Es waren sogar Geschäftsleute dabei'. Alfred Freudenberger wurde auf dem jüdischen Friedhof am Ohrsberg beigesetzt. Nur wenig mehr als ein Jahr vorher, am Morgen des 10. November 1938, beim 'Reichskristallnacht' genannten Pogrom, hatte Alfred Freudenberger als Synagogenvorsteher den Schlüssel zum jüdischen Gotteshaus an die SS herausgeben müssen. Er musste mit ansehen, wie man das kleine Gebäude an der Brückenstraße in Brand steckte. Freudenbergers eigenes Geschäft, eine Eisenwarenhandlung, wurde in jener Nacht ebenfalls schwer demoliert. Die Nazis hatten ab 1933 den Hass gegen die Juden auch in Eberbach auf einen Höhepunkt getrieben. Juden waren im 19. Jahrhundert, im liberalen Großherzogtum Baden, zu gleichberechtigten Bürgern geworden, emanzipierter Teil der Eberbacher Bevölkerung. Sie waren in Vereinen und städtischen Gremien vertreten, hatten ihre Geschäfte, ihre Kundschaft aus allen Schichten. Die Juden waren wie alle anderen auch Deutsche, und sie fühlten sich auch so. Sie nahmen am Ersten Weltkrieg teil. Von den 24 jüdischen Eberbacher Kriegsteilnehmern sind drei gefallen. Neun wurden mit dem Eisernen Kreuz für Tapferkeit geehrt. Und Alfred Freudenberger erhielt als Soldat bei den Schutztruppen in Übersee sogar den Pour-le-Mérite-Orden, die bedeutendste militärische und zugleich zivile Auszeichnung. Seit dem 14. Jahrhundert gab es nachweislich Juden in Eberbach. Landesherr Ruprecht der Ältere stellte dem Eberbacher Juden Lazron 1380 einen Schutzbrief aus. Unter Ruprecht II. wurden 1391 sämtliche Juden aus der rechtsrheinischen Kurpfalz vertrieben. Später, 1743, wird wieder über einen Juden namens Löw Moyses in Eberbach berichtet. In der folgenden Zeit waren teilweise nur zwei, drei jüdische Familien hier beheimatet. 1900 stand die jüdische Gemeinde in Eberbach in ihrer ganzen Blüte. Im Zenit war die Höchstzahl von 138 Mitgliedern notiert. In einigen städtischen Gremien Eberbachs waren Juden überproportional vertreten. Dem städtischen Bürgerausschuss gehörten nicht weniger als acht an. Im Odenwaldklub, im Roten Kreuz und im Verkehrsverein betätigten sich Juden frei. Hingegen waren die Rudergesellschaft und der evangelische Liederkranz für sie tabu. Von 1914 bis 1924 fungierte der Jude Alfred Blum als Eberbacher Bahnhofsvorstand, eine lokale Schlüsselposition sondergleichen. Ganze 38 Jahre lang war Benjamin Levy in herausragender Position beim Eberbacher Deutschen Roten Kreuz, zuletzt sogar Transportführer. Die Nazis verboten ihm gleich im Jahr der Machtübernahme 1933 die Mitgliedschaft. Levy verlor alle Ämter. Er starb 1941 im Lager Gurs. Zahlreiche jüdische Geschäfte waren bis in die Nazi-Zeit in der Stadt ansässig. Kellereistraße, Obere Badstraße und Hauptstraße – mittendrin im damaligen geschäftlichen Zentrum waren die Juden mit ihren Läden. Die jüdischen Geschäfte hatten einen guten Ruf. Textilien und Manufakturen seit 1919 bei Levy & Wolf in der Oberen Badstraße 18, dann Hausnummer 14. Adolf David (gestorben in Gurs) mit seinem Gemischtwarenladen in der Kelle­reistraße 9. Aron David, genannt 'Zick', ebenfalls in Gurs umgekommen, hatte sein Schuhgeschäft in der Hauptstraße 14. Und eben Alfred Freudenberger mit seiner Eisenwarenhandlung, seit 1881 im Besitz der Familie, inzwischen führend in der Branche, es wurde in die ganze Umgebung geliefert.
Mehrere jüdische Metzgereien waren in der Stadt: Moses Ottenheimer, Ferdinand Bär (nach Holland ausgewandert) in der Kellereistraße 4 bzw. 26. In der Backgasse 1 schlachtete Israel Mayer koscher – nach den jüdischen Speisegesetzen. Das Ritual des Schächtens hielt auch christliche Metzger nicht ab, für die jüdischen Mitbürger zu liefern. Zwei nichtjüdische Fleischer ließen wöchentlich von jüdischen Schächtern schlachten. Es gab die Viehhändler – Vater und Sohn – Jakob und Siegfried Götz (nach Argentinien ausgewandert) und Selig Seligmann. Albert David handelte in der Güterbahnhofstraße 10 mit Schmierölen und -fetten. Aus dieser Familie entstammte Sante (Siegfried) David. Düstere Geschichte des Hauses der Davids: Es wurde 1930 verkauft und SS-Heim. Die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 änderte alles im Leben der Eberbacher Juden. Einige ihrer Läden wurden zerstört. Ihre Einzelhandelsgeschäfte mussten sie danach aufgeben, Inventar und Lagerbestände gingen zum Spottpreis an 'arische' Ladeninhaber. Innerhalb von vier Jahrzehnten, vom Höhepunkt mit 138 Gemeindemitgliedern bis zum Todesjahr von Alfred Freudenberger 1940, ging’s mit der Zahl der Juden in Eberbach stetig bergab. Die meisten waren in die Großstädte abgewandert, überwiegend aus wirtschaftlichen Gründen. Jeder dritte badische Jude lebte inzwischen in Mannheim. Fünfzehn Eberbacher Juden gelang zwischen 1936 und 1939 die Auswanderung in die USA und Argentinien. Am Tag ihrer Deportation nach Südfrankreich, dem 22. Oktober 1940, lebten noch siebzehn Juden in Eberbach. Sechzehn mussten die Reise ins Verderben antreten. Davon überlebten nur drei." 
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Links und Literatur   

Links:    

bulletWebsite der Stadt Eberbach  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Eberbach (interner Link).      

Literatur:   

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 68-69.
bulletEberbacher Geschichtsblatt (1979) S. 148f, (1980) S. 95ff, (1983) S. 185-186.  
bulletHelmut Joho: Gesetzestafel der Eberbacher Synagoge gefunden. In: Eberbacher Geschichtsblatt 78 1979 S. 148-149.  
bulletders.: Gedenkstein an die jüdische Synagoge. In: Eberbacher Geschichtsblatt 79 1980 S. 95-97. 
bulletders.: "Vergiß nie - auch für mich ist Eberbach stets meine Heimat gewesen". (Salomon David bei seinem Abschied von Eberbach im Jahre 1937). Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Eberbach, in: Eberbacher Geschichtsblatt 1989 S. 7-82 (m. zahlr. Tabellen).  
bulletAndreas Cser, Roland Vetter, Helmut Joho: Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar. Band 2: Geschichte der Stadt Eberbach am Neckar vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sigmaringen 1992 (hierin Abschnitt: "Die jüdische Gemeinde". S. 338-340).   
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 213-214.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007. 
bulletSynagogen Lit 201305.jpg (108213 Byte)Christiane Twiehaus: Synagogen im Großherzogtum Baden (1806-1918). Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den öffentlichen Medien. Rehe: Schriften der Hochschule für jüdische Studien Heidelberg. Universitätsverlag Winter Heidelberg 2012. 
Zur Synagoge in Eberbach: S. 42-45. 
bulletEberbach Lit Goehrig.jpg (58560 Byte) Rolf Göhrig: Geschenk des Himmels - die Lebensgeschichte des Hans Berger. Verlag Tredition Hamburg 2017. ISBN 978-3-7345-9286-7. 9,99 €   

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Eberbach  (in Jewish sources, Edirbach) Baden. Jews are first mentioned in 1299. The community was wiped out in the Black Death persecutions of 1348-49 and, after renewing the settlement, was expelled in 1390. Few Jews lived there again until the early 19th century, when the town was annexed to Baden. The Jewish population reached a peak of 138 in 1900 (total 5,907). It fell to 39 in 1933. Ten of these left by 1938. After Kristallnacht (9-10 November 1938), when the synagogue was burned and Jewish stores were vandalized, 17 were deported to the Gurs concentration camp (22 October 1940). All but four perished in the death camps. 
      
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020