Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Westerstede (Landkreis Ammerland, Niedersachsen) 
Jüdischer Friedhof
(die Seite wurde erstellt von Martin J. Schmid, Oldenburg)
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                
      
Die in Westerstede lebenden Juden gehörten zwar zur Synagogengemeinde Varel (zeitweise nach 1830), später zur Synagogengemeinde Oldenburg, legten jedoch zur Beisetzung der Toten einen eigenen Friedhof an.  
      
      
Zur Geschichte des Friedhofes                 
     
Bis zur Eröffnung eines eigenen Friedhofes in Westerstede wurden Bestattungen jüdischer Einwohner Westerstedes in Varel-Hohenberge vorgenommen. Bereits im Jahr 1839 begründete der damalige Landrabbiner Samson Raphael Hirsch die Notwendigkeit eines eigenen Friedhofes für Westerstede und Zwischenahn.  
      
Der jüdische Friedhof in Westerstede wurde 1890 als private Begräbnisstätte von dem Viehhändler Seckel Leser Frank angelegt. Seitdem wurden auf ihm die in Westerstede und im Ammerland verstorbenen Juden beigesetzt.
      
Als der prominente jüdische Leutnant der Reserve, Assessor Dr. jur. Leonhard Frank aus Westerstede, am 14. Juli 1917 im I. Weltkrieg fiel, widmete ihm der Kriegerverein Westerstede einen langen Nachruf. Darin heißt es:
"Mit treuer Liebe hing er an seinem Volk und faßte seinen Beruf im höchsten Sinne als einen Dienst für das Volk auf. Unbestechlicher Sinn für Wahrheit und Gerechtigkeit, ein warmes Herz auch für den Geringsten, zeichneten ihn aus, ... Er schreibt in einem Briefe aus dem Felde an einen Freund: Heute kann sich mein Geschick erfüllen; doch wenn es sein muß, so ist man im Dienste für die Allgemeinheit gefallen, und etwas Höheres ist dem Menschen nicht beschieden." 
     
Nach 1945: am 25. März 1948 wurde der Friedhof vermutlich durch Jugendliche geschändet. Dabei wurden Grabsteine umgeworfen.  
   
Ein Situationsbericht des Stadtdirektors von Westerstede vom 7. November 1950 gibt folgenden Sachstand bezüglich des jüdischen Friedhofes wieder
:   

I
  
  
  
Eigentumsverhältnisse: - nach dem Grundbuch -

(Wenn ein Treuhänder eingesetzt ist, auch 
Name und Anschrift des Treuhänders)
Im Grundbuch der Gemeinde Westerstede eingetragen zu 
Art. Nr. 628 auf den Namen Hugo Frank.
Treuhänder ist Herr Helmut Specht in Varel i.O.,
Neumühlenstraße 11  
II Größe des Friedhofes in qm: 832 qm  
III Zahl der Gräber  11  
IV Die letzte Beisetzung ist erfolgt im Jahre  1936  
V
  
  
a) Zustand des Friedhofes
b) Beschädigungen, die auf die nationalsozialistische 
Zeit zurückzuführen sind 
a) Der Friedhof befindet sich in einem ordentlichen Zustand
b) keine
  
VI
 
  
Zur Beseitigung der Beschädigung zu Vb sind nach meinem
 pflichtgemäßen Ermessen nebenstehende Instandsetzungsarbeiten
 unbedingt erforderlich
keine
   
VI Kosten der Instandsetzungsarbeiten zu VI: entfällt  
    Westerstede, den 14. Nov. 1950 
Kreisamt Ammerland 
[Name] Kreisoberinspektor  

Schändungen des Friedhofes sind zweimal verzeichnet (30. November 1994 und 1. Dezember 1994). 
Auch am 25. und 26. September 2008 kam es zu einer Friedhofschändung (siehe Berichte unten).    
   
Es sind 12 Grabsteine erhalten: ältester Grabstein vom 7. April 1891 (28. Adar 5651), jüngster Grabstein vom 8. Juni 1952 (als 12. Grabstein noch nicht im Situationsbericht von 1950 genannt). 
    
Der Friedhof befindet sich vermutlich immer noch in Privatbesitz (1983 waren die Eigentümer: Siegfried Samuel Levy (Bnej Berak, Israel) und Hermine Schragenheim geb. Silberbach (Tel Aviv, Israel).  
   
   
Lage des Friedhofes       
   
Am Esch 10, ca. 500 m östlich der Ortsmitte.  
   
   
Link zu den Google-Maps  
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  
  
 
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Fotos 
(Fotos: Martin J. Schmid, Oldenburg; die Zahlen in eckigen Klammern beziehen sich auf die Dokumentation des Friedhofes bei Töllner usw. s. Lit.
Hinweis: es sind alle 12 Grabsteine des Friedhofes dokumentiert)   

Westerstede Friedhof 137.jpg (114994 Byte) Westerstede Friedhof 136.jpg (83975 Byte) Westerstede Friedhof 129.jpg (103823 Byte)
Blick auf den Friedhof und
das Eingangstor  
Hinweistafel zur 
Geschichte des Friedhofes  
Blick über den Friedhof.
Dieses Foto in hoher Auflösung  
     
Westerstede Friedhof 120.jpg (107959 Byte) Westerstede Friedhof 121.jpg (121204 Byte) Westerstede Friedhof 135.jpg (101592 Byte)
Grabstein für Carl Polak (1872-1933) 
und Johanna Polak geb. Salinger
 (1872-1941) [346 li.]  
Grabstein für Paula Meyer 
geb. Sternberg
(1879-1931) und 
Siegfried Meyer (1872-1942) [350]  
Grabstein für Selma Hoffmann geb. Polak
 (1874-1933) und Gedenkstein für 
David Hoffmann (1877 - ermordet KZ) 
[345 re.]  
       
     
Westerstede Friedhof 123.jpg (98377 Byte) Westerstede Friedhof 124.jpg (88802 Byte) Westerstede Friedhof 125.jpg (89013 Byte)
Grabstein für Jizchak, 
Sohn des Elieser Frank
[347 li.]  
Grabstein für Siegfried Frank
(1853-1911) [348 re.]  
Grabstein für Schemuel Ben Jizchak 
genannt Siegfried Frank [348 li.]  
     
Westerstede Friedhof 126.jpg (86540 Byte) Westerstede Friedhof 127.jpg (58035 Byte) Westerstede Friedhof 128.jpg (62844 Byte)
Grabstein für Hermine Frank 
geb. Meyer
(1863-1919) [346 re.)   
Grabstein (Vorder- und Rückseite) für Gerichtsassessor Dr. Leonhard Frank 
(1884 - gefallen 1917; hebräischer Name Elieser Ben Schmuel) [349]  
      
Westerstede Friedhof 122.jpg (101113 Byte) Westerstede Friedhof 131.jpg (63578 Byte) Westerstede Friedhof 130.jpg (92085 Byte)
Grabstein für S. L. Frank 
(1817-1891) [347 re.]  
Grabstein für Moses Hoffmann
 (1816-1900) und Helene Hoffmann 
geb. Haußmann
(1840-1900) [343 re.]  
Grabstein für Siegfried Hoffmann 
(1906 Rastede - 1936 Oldenburg) 
[343 li.]  
   
     
Westerstede Friedhof 132.jpg (77369 Byte) Westerstede Friedhof 133.jpg (92640 Byte) Westerstede Friedhof 134.jpg (95799 Byte)
Grabstein für Arend Polak (1845-1894) 
und Regine Polak geb. Wolffs 
(1845-1903)  
Grabstein für Siegfried  Polak (1875-1932)
 und Selma Polak geb. Rosenberg 
(1877 - 1948 in Buenos Aires)  
Grabstein für Felix Polak
 (1911-1952)  
   
     

  
  
Berichte aus der Geschichte des Friedhofes    

September 2008: Schändung des Friedhofes durch Jugendliche     

Westerstede Friedhof 050.jpg (119480 Byte)Artikel von Heiner Otto in NWZ-Online vom 26.9.2008  "Jüdischen Friedhof geschändet -  Grabsteine und Schule beschmiert – Drei junge Männer festgenommen 
DIE MUTMAßLICHEN TÄTER SIND ZWISCHEN 16 UND 20 JAHRE ALT. SIE HINTERLIEßEN IN DER WESTERSTEDER INNENSTADT HAKENKREUZE UND NAZIPAROLEN.  
WESTERSTEDE - Mit Abscheu und Empörung haben am Freitag in Westerstede viele Bürger auf die Schändung des Jüdischen Friedhofs reagiert. Möglicherweise waren es drei junge Männer, die Grabsteine mit rechtsextremistischen Parolen beschmierten. Auch die Robert-Dannemann-Schule, die Sporthalle sowie eine an der Stadtbücherei angebrachte jüdische Gedenktafel der Stadt Westerstede aus dem Jahre 1988 waren das Ziel der Täter. Bei den Tatverdächtigen, von denen zwei nach Polizeiangaben Geständnisse abgelegt haben sollen, handelt es sich um einen 20-jährigen Arbeitslosen aus der Gemeinde Apen, einen 18-jährigen Arbeitslosen aus Hamburg und einen 16-jährigen Handelsschüler, der ebenfalls aus Hamburg kommt. Er bestreitet eine Tatbeteiligung. Überrascht wurde das Trio am Freitagmittag von der Polizei. Die drei Beschuldigten, die die ganze Nacht in der Stadt unterwegs gewesen sein müssen, schliefen noch. In der Wohnung fanden die Beamten eine Spraydose. Der darin enthaltene Farbtyp stimmt mit den Farbspuren vom Friedhof überein. Johann Kühme, Chef der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland, reagierte in einer ersten Stellungnahme erleichtert. "Ich bin sehr froh, dass wir nach diesen verabscheuungswürdigen Taten so schnell drei Verdächtige ermitteln konnten. Die Zusammenarbeit von Staatsschutz und den Kollegen vom Polizeikommissariat Westerstede war perfekt“, lobte der Polizeichef. Spezialfirmen waren noch am Freitagnachmittag damit beschäftigt, die Spuren an den öffentlichen Gebäuden zu beseitigen. Die drei Männer kamen nach ihrer Vernehmung frei." 
    
Artikel von Heiner Otto in der NWZ-online.de (www.nwzonline.de) vom 27. September 2008:  
"Hakenkreuze auf Grabsteinen - SCHÄNDUNG Westersteder Polizei gelingt schnelle Festnahme 
WESTERSTEDE - Nach der Schändung des Jüdischen Friedhofes in Westerstede und der Beschmierung einer Schule, der Stadtbücherei und zweier Autos mit rechtsextremistischen Parolen und Zeichen hat die Polizei in der Ammerländer Kreisstadt drei Tatverdächtige festgenommen. Zwei der 16 bis 20 Jahre alten Männer aus dem Ammerland und aus Hamburg gaben die ihnen zur Last gelegten Taten nach Polizeiangaben zu. In ihrer Westersteder Wohnung fanden die Beamten eine Spraydose. Sie enthält die selbe Lackfarbe, die auf Grabsteinen, Glasscheiben, Gedenktafeln und Hauswänden sichergestellt wurde. Polizeisprecher Sascha Weiß bestätigte am Freitagnachmittag, dass die jungen Männer bislang nicht durch rechtsextremistische Taten aufgefallen sein sollen. Westerstedes Bürgermeister Klaus Groß reagierte erleichtert auf die Nachricht vom Fahndungserfolg. "Den Beamten ist es gelungen, wenige Stunden nach diesen verabscheuungswürdigen Taten Verdächtige festzunehmen. Das ist wirklich sehr erfreulich“, betonte Groß. Nach einer mehrstündigen Vernehmung wurden der 20-Jährige und ein 18-Jähriger wieder auf freien Fuß gesetzt. Der 16-Jährige, der eine Tatbeteiligung bestreitet, muss von seinen Eltern in Westerstede abgeholt und nach Hamburg zurückgebracht werden." 
 

   
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Westerstede     

Literatur:  

bulletOldenburger Land Lit 010.jpg (81351 Byte)Johannes-Fritz Töllner in Zusammenarbeit mit Wouter J. van Bekkum, Enno Meyer und Harald Schieckel: Die jüdischen Friedhöfe im Oldenburger Land. Bestandsaufnahme der erhaltenen Grabsteine. Oldenburg 1983 (= Oldenburger Studien Bd. 25). Zu Westerstede: S. 342-350.  
bulletEnno Meyer: Die Synagogen des Oldenburger Landes. Im Auftrage der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Oldenburg herausgegeben. 1988 (= Oldenburger Studien Bd. 29). Zu Westerstede: S. 202.  
bulletWerner Vahlenkamp / Rolf Hornig (Bearb): Die Geschichte der Westersteder Juden: Aufstieg und Vernichtung einer kleinen Minderheit. Westerstede: Plois. 1988. 96 S.  

     
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013