Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Solothurn (Soleure, Kanton Solothurn, Schweiz)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Mittelalter  
19./20. Jahrhundert  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens   
Aus der Geschichte der jüdischen Vorbeter / Schächter    
Berichte über Personen aus der Gemeinde   
Sonstiges     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletLinks und Literatur   

     
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
Mittelalter
 
  
In der alten Römerstadt und ehemaligen Reichsstadt Solothurn lebten Juden bereits im Mittelalter. Erstmals wird ein jüdische Einwohner namens Jossin 1277 genannt, der ein ihm in Basel gehöriges Haus verkauft. Die 1366 erstmals genannte "Judengasse" lag in einem der ältesten Stadtteile (außerhalb der Castrummauern zwischen Hauptgasse und Friedhofgasse). Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit wurden die Juden der Stadt im November 1348 allesamt verbrannt. Nachdem die Pest trotzdem nicht aus der Stadt wich, wurden zwei getaufte Juden so lange gefoltert, bis sie die Brunnenvergiftung gestanden, worauf sie zum Feuertod verurteilt worden. 1353 verzieh Kaiser Karl IV. der Stadt den Judenmord. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert lebten wieder einige Juden in der Stadt: 1377 wurden zwei jüdische Familien in der Stadt aufgenommen. Sie lebten vom Geldhandel. 1409 erlaubte König Ruprecht der Stadt Solothurn, 40 Jahre lang Juden in der Stadt zu halten und zu besteuern. Nach 1456 werden keine Juden mehr in der Stadt genannt. 
  
  
19./20. Jahrhundert
 
  
Zur Gründung einer neuen jüdischen Gemeinde kam es in den 1860er-Jahren.
Bis um 1860 galten in Solothurn wie im Großteil der Schweiz die üblichen Niederlassungsverbote. Freilich bemühten sich einige jüdische Kauf- und Handelsleute bereits seit den 1830er-Jahren darum, sich in Solothurn niederzulassen, allerdings noch ohne Erfolg.  

Solothurn Israelit 15031838.jpg (24605 Byte)Die Zeitschrift "Der Israelit" meldete am 15. März 1838 von einem solch erfolglosen Versuch der Niederlassung in der Stadt: "Luzern, 17. Februar (1838). In Solothurn hat die Regierung einem französischen Israeliten das nachgesuchte Niederlassungsrecht verweigert..."  

In der Mitte des 19. Jahrhunderts (um 1850) wurde das strenge Niederlassungsverbot offenbar gelockert. 1852 wurden 21 jüdische Einwohner in Solothurn gezählt. Eine Statistik wurde in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. März 1852 veröffentlicht: 

Solothurn AZJ 22031852.jpg (38218 Byte)"Die Zahl der Juden in der Schweiz ist folgende: Die Schweiz zählt 3125 Juden, von denen genau die Hälfte mit 1562 auf den Kanton Aargau fällt. Die übrigen verteilen sich folgendermaßen: Bern 488, Waadt 368, Neuenburg 231, Genf 170, Basel 122, Zürich 80, St. Gallen 63, Solothurn 21, Schaffhausen 9, Freiburg 5, Thurgau 3, Tessin 2, Graubünden 1." 

Seit Anfang der 1860er-Jahre wurde den Israeliten in Solothurn die Niederlassung gestattet, obgleich hierzu offenbar keine besonderen gesetzlichen Bestimmungen innerhalb des Kantons und der Stadt Solothurn verabschiedet wurden, worauf ein Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1867 hinweist:   

Solothurn Israelit 25091867.jpg (80720 Byte)Auszug aus dem Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1867: "Mit Kreisschreiben vom 3. Juni 1867 ersuchte der hohe Bundesrat die Kantonsregierungen, ihm über folgende Fragen das Nähere mitzuteilen: 'Wie die Israeliten in Beziehung auf Religionsausübung in den einzelnen Kantonen gehalten seien,  ob es ihnen namentlich gestattet sei, Tempel zu errichten und überhaupt den Kultus nach mosaischem Ritus auszuüben,,   oder ob sie diesfalls gewissen Beschränkungen unterliegen und welchen?'  Die Antworten lauten, wie folgt: ...
Solothurn. 8.Juni (1867). Dass über Religionsausübung der Israeliten in hierseitigem Kanton keine gesetzlichen Bestimmungen bestehen, denselben jedoch gestattet ist, Tempel zu errichten und den Kultus nach mosaischem Ritus unbeschränkt auszuüben, welch’ letzteres in Solothurn auch geschieht."   

1862 konnte die jüdische Gemeinde ("Israelitische Kultusgenossenschaft Solothurn") offiziell gegründet werden.   

Solothurn AZJ 08021882.jpg (81805 Byte)Über die ersten 20 Jahre der jüdischen Gemeinde in Solothurn wird in einem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" (oder "Der Israelit"?) vom 8. Februar 1882 berichtet: "Solothurn (Schweiz), eine kleine Stadt von 7-8.000 Einwohner, hielt vor ungefähr 22 Jahren noch am alten Zopfe fest. Es war noch so großes Rischus (= Antijudaismus) da, dass keinem Israeliten die Niederlassung gestattet wurde, und folglich auch nicht geduldet, dass einer in der Stadt wohnen durfte. Seit 20 Jahren ist aber eine andere Wendung eingetreten. Es wurde den Israeliten gestattet, sich hier frei niederzulassen, in Folge dessen hat sich hier eine kleine Gemeinde gebildet, die keine Kosten gescheut, Einrichtungen zu treffen, wie in den größten jüdischen Gemeinden; nämlich: ein Gebetlokal, eine Mikwa, eine Armenkasse, um an durchreisende Arme eine milde Gabe verabfolgen zu können. Von Rischus ist Gottlob nichts zu sehen. Am 8. Januar letzthin wurde einem hiesigen jungen Israeliten, dem Herrn Simon Braunschweig das Staatsbürgerrecht – und zwar auf Antrag der Kommission vom Gemeinderat einstimmig – erteilt. Welcher Unterschied von früher und jetzt! Gegenüber den traurigen Verfolgungen, die unsere unglücklichen Brüder in Russland zu erdulden haben, ist das Benehmen der hiesigen Behörde sehr lobenswert." 

 1909 wurden in Solothurn insgesamt 159 jüdische Einwohner gezählt, wobei 85 die schweizerische Staatsangehörige hatten, 74 als "Ausländer" zählten (Quelle: Zeitschrift für Demographie 1909 Heft 1 S. 159). 

Schweiz Zeitschrift fuer Dem 1909 H11 S159.jpg (26452 Byte)Links: Ausschnitt aus der in der "Zeitschrift für Demographie 1909 Heft 1 S. 159 veröffentlichten Statistik.

Ein eigener Rabbiner wird 1899 genannt: Dr. E. Struck (siehe im Bericht von 1899 zur Geschichte der Synagoge). Neben dem Rabbiner hatte die Gemeinde einen Kantor (Vorbeter), der zugleich als Lehrer und Schochet tätig war (vgl. unten Ausschreibungen der Stelle).    
  
Kurze Selbstdarstellungen der Gemeinde im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1918 und 1921 

Solothurn JuedJahrbuchCH 1918 259.jpg (28380 Byte) Abschnitt zu "Solothurn" im Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz Jahrgang 1918 S. 259: "Solothurn. Eine jüdische Gemeinde besteht daselbst seit dem Jahre 1862. Die Seelenzahl beträgt 56. Vorstand: Charles Leval, Präsident; Jules Dreyfuss, Vizepräsident; Edmond Kahn, Sekretär - Kassier. Beamte: Ein Vorbeter. Instiutionen: Betsaal im eigenen Gebäude."    
   
Solothurn JuedJahrbuchCH 1921 183.jpg (35483 Byte)Abschnitt zu "Solothurn" im Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz Jahrgang 1921 S. 183: Text wie 1918.  
  

    
Gegenwart
. Eine jüdische Gemeinde Solothurn besteht offiziell bis zur Gegenwart. 
Kontaktmöglichkeit: Jüdische Gemeinde Solothurn, Postfach CH-4502 Solothurn. Tel. 0-32-6259999, Fax 0-32-6259995.   
    
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Vorbeter / Schächter
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1904 / 1909   

Solothurn Israelit 24101904.jpg (47535 Byte) Auf Januar 1905 war die Stelle neu zu besetzen, wie aus einer Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24.Oktober 1904 hervorgeht: "Die israelitische Kultusgenossenschaft sucht einen Kantor auf Januar 1905, mit einem festen Gehalt von 1.200 Frs. Gottesdienst nur Samstags und Feiertage auch Sonntags einiges Geflügel schlachten und einem die Woche 4 oder 5 Kindern Unterricht zu erteilen. 
H. Guggenheim,
Solothurn (Schweiz)".
 
Solothurn FrfIsrFambl 04111904n.jpg (17419 Byte) Ausschreibung der Stelle im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" am 4. November 1904: "Solothurn i. Schweiz. Kantor per 1. Januar. Gehalt 1.200 Franken. Befähigung, Geflügel zu schächten. Meldungen an H. Guggenheim." 
 
Solothurn Israelit 18111909.jpg (62791 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1909: 
"Die israelitische Kultusgemeinde Solothurn, Schweiz, ist im Falle ihre 
Kantorstelle
 
neu zu besetzen. Jährliches Gehalt Franken 1.500. Nebst den religiösen Funktionen bietet sich einem arbeitsamen Mann genügend Zeit zum Betrieb einer Nebenbeschäftigung. Deutsche oder Elsässer, w. bevorz. ebenso verheiratete. Anmeldungen an den Vorstand Herrn Charles Leval, Solothurn, Schweiz." 

   
   
Berichte über Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod der aus Solothurn stammenden Charlotte Nordmann, gest. 1933 in Zürich

Solothurn Israelit 11051933.jpg (145064 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1933: "Zürich, 8. Mai (1933). Eine Frau, die die göttlichen Gebote gewissenhaft und genau beobachtete und bestrebt war, hier auf Erden nur Gutes und Edles zu wirken, war Frl. Charlotte Nordmann. In Solothurn, als Tochter von Salomon Nordmann - seligen Andenkens - geboren, hat sie bereits in zartester Kindheit eine jüdische, streng fromme Erziehung genossen. Im Alter von drei Jahren hat sie ihre Mutter verloren, und sie war noch nicht aus der Schule, als sie den Tod ihres Vaters zu beklagen hatte. So lernte sie frühzeitig den Ernst des Lebens kennen, jedoch ihr felsenfestes Gottvertrauen, ihre tiefe Religiosität standen ihr zur Seite und halfen ihr die schwersten Schicksalsschläge geduldig zu ertragen. Sie lebte nur für ihre Angehörigen und Mitmenschen. Keine Mühe war ihr zu groß, kein Opfer zu bedeutend, wenn es sich um das Wohl ihrer Angehörigen oder Mitmenschen handelte. Dank der aufopfernden Liebe und Hingebung ihres einzigen Bruders, Charles Nordmann, Basel, und ihrer Schwestern, die mit besonderer Anhänglichkeit und Liebe an ihr hingen und ihr die sorgfältigste Pflege angedeihen ließen, konnte einiges Licht auf ihr düsteres Leben geleitet werden. 
Auf dem Friedhofe der Israelitischen Religionsgesellschaft Zürich ehrte Herr Rabbiner Kornfein in warmen Worten das Andenken der Verblichenen und hob ihre Verdienste und 'Tugenden hervor. Herr Dr. Donath, Yverdon, schilderte den schweren Verlust der Familie und nahm in bewegten Worten Abschied von der Heimgegangenen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
   
Sonstiges 
Rabbiner Struck aus Solothurn weiht einen neuen Verein in Mülhausen (Mulhouse, Alsace) ein   

Solothurn Israelit 30101899.jpg (30712 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1899: "Mülhausen i. E., 28. Oktober. Am Sabbat Parschot Chjesara (das meint den Schabbat mit der Toralesung Chaje Sara, d.i. 1. Mose 23,1 -25,18, das war am 28. Oktober 1899) wurde durch Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Struck aus Solothurn die hiesige Chewra machsike hadaß eingeweiht. Herr Benedikt Weill überließ zu diesem Zwecke dem Vereine sein Betlokal. Ein ausführlicher Bericht wird später folgen."  

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge        
   
Bereits im Mittelalter gab es eine Synagoge oder einen Betsaal. Das Haus "zu der Juden schul" wurde nach der Ausweisung der Juden als Herberge verwendet (1477 genannt).   
   
Im 19. Jahrhundert wurde ein jüdischer Betsaal wurde bei der Gründung der Gemeinde 1862 oder kurz danach eingerichtet. Dieser Betsaal befand sich in einem der jüdischen Gemeinde gehörenden Haus. Auch die Solothurner jüdische Gemeinde feierte ihre Gottesdienste nicht nur an Werktagen, Sabbat und den jüdischen Feiertagen. Es gab auch besondere Anlässe zu Gottesdiensten und feierlichen Veranstaltungen, über die einzelne Berichte vorliegen, wie das Fest und der Gottesdienst in der Solothurner Synagoge zum 400. Jahrestag der Schlacht bei Dornach:  

Solothurn Israelit 17081899.JPG (279689 Byte)Wie sehr sich die jüdischen Solothurner als Schweizer fühlten, geht unter anderem aus einem Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1899 hervor, wonach auch die jüdische Gemeinde Solothurn ein "herrliches Fest" zum 400. Jahrestag der Schlacht bei Dornach feierte: "Solothurn, im August. Die vergangenen Tage brachten uns ein herrliches Fest, für das bereits seit Monaten Vorbereitungen getroffen wurden. Es galt dem Andenken der Schlacht bei Dornach, in der vor 400 Jahren sich die Schweiz von den Schwaben befreit hatte. Auch unsere Glaubensgenossen feierten das Fest in würdiger Weise. Auf Veranlassung des Vorstands unserer Gemeinde, des Herrn J. Guggenheim, wurde beim Gottesdienste am Sabbath Paraschat Ekeb (= 29. Juli 1899) ein besonderes Gebet für den hohen Bundesrat Amman und die gesamte schweizerische Behörde auf hebräisch und auf deutsch in erhebend andachtsvoller Weise verrichtet. Hierauf hielt unser Rabbiner Herr Dr. E. Struck, eine anziehende Festpredigt. Es begann mit einem Verse aus dem Hohen Liede: ‚Ich gehöre meinem Freunde, und mein Freunde gehört mir’, und schilderte hieran anknüpfend, wie sich die Israeliten der Eidgenossenschaft voll und ganz als schweizerische Bürger fühlten und auch heute zur Zeit des rosenbekränzten Festes beschoschanim soll daran erinnert sein, dass die Juden stets Leid und Freud, solange sie in diesem Lande wohnen, mit dessen Einwohnern geteilt haben. ‚Ich gehöre meinem Freund...’ Es ist deshalb auch gleichgültig, und die Geschichte sagt uns darüber nichts, ob unsere Glaubensgenossen sich an dem damaligen Kampfe beteiligt haben. Es war ein heißer Kampf damals und trotzdem die Schweizer in der Minderzahl waren, ist ihnen ein glänzender Sieg verliehen worden. Woran lag das? Das lag daran, dass sie sich nicht auf ihre Schwerter und Schilder, sondern auf die Gnade des Herrn allein verließen. Es ist bekannt, wie damals die Frauen der wackeren Streiter während der ganzen Dauer der Schlacht in heißem Flehen vor ihrem Gotte lagen Gewiss kannte auch das schweizerische Volk schon damals den Talisman, den der Psalmist uns zeigt und der da lautet: ‚Diese mit Reitwagen und jene mit Rossen, wir aber mit dem Namen unseres Gottes’. ‚Jene sinken und fallen, wir aber stehen und bleiben aufrecht.’ Und um was kämpften die damaligen Schweizer? Um die Freiheit! Sie wollten nicht unterjocht sein und das Fehdegesetz anerkennen. Ja, die Freiheit, sie ist ein kostbares Gut! Wenn man liest, wie in anderen Ländern unsere Brüder verfolgt und misshandelt werden, ihr Vermögen, ja oft ihr Leben in Gefahr steht, so können wir uns glücklich schätzen, dass wir in einem Lande leben, in dem man keinen Unterschied der Konfessionen kennt. Hier kann ein Jude die höchsten Ehrenstellen erreichen und ungestört und ungehindert seine Religionsgebräuche üben. ‚In der Schweiz?’, höre ich den erstaunten Leser fragen, ‚in der Schweiz, in der die Schechita (rituelle Schlachtung) durch Volksabstimmung verboten worden ist? Und doch muss ich bei dem bleiben, was ich gesagt habe. Wohl haben wir mit dem Schechitaverbot einen harten Kampf durchzuführen gehabt, aber man bedenke, dass das Verbot nicht aus der Stimmung des Volkes heraus, sondern nur durch agitatorisches Hetzen entstanden ist und wir glauben bestimmt, dass die Zeit nicht mehr fern ist, in der dies Verbot wieder aufgehoben werden wird. Auch bedenke man, dass in einer ganzen Reihe von Kantonen nicht die geringste Spur von Rischus zu finden ist, wie dies ja auch die Abstimmung über die Schechita seiner Zeit bewiesen hat. Auch wir hier in Solothurn kennen keinen Antisemitismus, wofür wir dem Allgütigen zu besonderem Danke verpflichtet sind.  
Mit einer geistreichen Erklärung einer Bemerkung Raschi’s zum Wochenabschnitte schloss die Festrede, die noch lange bei den Zuhörern im Gedächtnis bleiben wird. Es waren auch viele Touristen und Touristinnen in der Synagoge erschienen, die dem Festgottesdienste beizuwohnen sich veranlasst sahen. Auch mit der sonstigen Tätigkeit unseres Herrn Rabbiners können wir in jeder Beziehung zufrieden sein.    Adolph Finkelstein."

Über 120 Jahre war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Solothurn. 1986 wurde der Betsaal aufgehoben, da die Jüdische Gemeinde Solothurn (JGS) damals das in ihrem Besitz befindliche Haus verkaufte. Das komplette Inventar (Tische, Bänke, Toraschrank und Kultusgegenstände etc.) wurde damals als Leibgabe dem Jüdischen Museum in Basel übergeben. Eine der Torarollen wurde der Jüdischen Gemeinde Bern übergeben. Auch heute noch (Stand: 2008) wird anlässlich spezieller Gelegenheiten aus dieser Torarolle vorgelesen.  
   
(Für die Angaben des letzten Abschnittes dankt der Webmaster dem derzeitigen Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Solothurn, von dem auch die Fotos unten zur Verfügung gestellt wurden)  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:  Oberer Winkel 3        
   
   
Fotos   
(Quelle: JGS Solothurn)   

Der Betsaal der Gemeinde Solothurn
(1862-1986) 
Solothurn Synagoge 120.jpg (74868 Byte) Solothurn Synagoge 121.jpg (107975 Byte)
     Blick in den Betsaal von der etwas erhöhten 
Frauenempore aus gesehen 
Toraschrein mit Torarollen, darüber Inschrift 
"Erkenne, vor wem du stehst" und Gebotstafeln.
        

    
"Wo in Solothurn einst gebetet wurde" 
Beitrag von Peter Abelin im "JGB-Forum" (Herausgeber: Jüdische Gemeinde Bern) Nr. 85, März 2009. S. 10-13.  

Solothurn Lit 090301.jpg (109276 Byte) Solothurn Lit 090302.jpg (169102 Byte) Solothurn Lit 090303.jpg (183335 Byte) Solothurn Lit 090304.jpg (240632 Byte) Solothurn Lit 090305.jpg (230667 Byte)
"Wo in Solothurn einst gebetet wurde. Bis zum Jahr 1983 verfügte die Jüdische Gemeinde Solothurn (JGS) am Oberen Winkel in Solothurn über ein eigenes Betlokal - jetzt steht JGS-Präsident Robert Dreyfus dort vor einem vietnamesischen Restaurant (Bild links). Die JGS ist eng mit der Jüdischen Gemeinde Bern (JGB) verbunden, legt aber Wert auf ihre Eigenständigkeit. Geschichte, Gegenwart und Zukunftsaussicht der kleinen Nachbarsgemeinde sind ein Schwerpunkt in dieser Ausgabe..." 
Zum Lesen des Beitrages - bitte oben jeweilige Seite anklicken.  

    
     

Links und Literatur 

Links:

bulletWebsite der Stadt Solothurn  
bulletJüdische Gemeinde in Bern  

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 770-771; III,2 S. 1378-1379.  
bulletSolothurn Lit 010.jpg (260493 Byte)Karin Huser: Vieh- und Textilhändler an der Aare - Geschichte der Juden im Kanton Solothurn vom Mittelalter bis heute. Chronos-Verlag. Zürich 2007. 448 Seiten. (Reihe: Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz - Schriftenreihe des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes SIG). Preis: 48 SFr. bzw. 32 €.   Link zur Verlagsseite  

   
 
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020