Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schongau (Kreis Weilheim-Schongau)
 Jüdische Geschichte 
  

Übersicht:  

bulletZur jüdischen Geschichte in Schongau 
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bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Schongau          
     
In Schongau gab es zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde. Im Mittelalter lassen sich jüdische Einwohner 1292/93 nachweisen.      

Erst im 19./20. Jahrhundert zogen wieder einzelne jüdische Personen/Familien zu.  
 
Von 1902 bis 1934 befand sich am Marienplatz in einem der "Schrimpfhäuser" ein Herrenausstatter-Geschäft der Familie Kugler ("Herren- & Knaben-Kleider-Magazin"). Inhaber waren Moritz und Rosa Kugler. Moritz (Moise) Kugler (geb. 27. Juli 1861 in Németkeresztúr, dt. Deutschkreuz, Burgenland/Ungarn) war Anfang 1902 von Starnberg nach Schongau gezogen, wo er 1905 Rosa geb. Blumenstein (geb. 15. August 1866 in Gunzenhausen; Informationen zur Familie Blumenstein: https://jl-gunzenhausen.de/blumenstein-josef.html) geheiratet hat. Die beiden hatten zwei Söhne: Norbert (geb. 1906 in Schongau) und Joseph (geb. 23. Oktober 1911 in Schongau).

1933 lebte die Familie Kugler noch in Schongau. Die beiden Söhne Norbert und Joseph sind im Sommer 1933 nach Frankreich emigriert und schlossen sich später der Résistance an (siehe unten).
  
Im November 1935 mussten Moritz und Rosa Kugler Schongau verlassen, vermutlich auf Druck des damaligen NS-Bürgermeister und NS-Kreisleiters Georg Sponsel. Sie zogen nach München (Schmidtstraße 7). Am 5. Juni 1942 wurden sie ab München in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie noch im selben Jahr umgekommen sind: Rosa am 21. Juli 1942, Moritz am 10. August 1942)
.
 
Norbert Kugler trat im Herbst 1936 den Internationalen Brigaden bei und kämpfte im Thälmann-Bataillon der 11. Brigade. Dann wurde er Stabsoffizier der 45. Division der spanischen Volksarmee. Ende 1938 kehrte er nach Toulouse zurück und lernte hier die aus Lodz stammende Mira geb. Loevy-Bronner (geb. 30. April 1917?) kennen, die als Krankenschwester in einem Feldlazarett gearbeitet hat und zuvor gleichfalls bei den Internationalen Brigaden tätig war (Miras erster Ehemann war in Spanien gefallen). In Toulouse konnten beide bei Norberts Bruder Joseph Kugler unterkommen. Dieser war seit dem 23. April 1935 (in Straßburg) verheiratet mit Henriette (Herta) geb. Gerst (geb. 16. Juni 1908 in Algrange, Lothringen als Tochter von Felix Gerst und der Pauline geb. Jacob). Die beiden bekamen zwei Kinder: Simone, geb. 23. Juli 1937 in Toulouse, und Roger, geb. 1. Februar 1939 in Toulouse).
1939 wurde Norbert Kugler verhaftet und in verschiedenen Lagern im Südwesten Frankreichs und in der Normandie interniert, danach kam er nach Toulouse zurück. 1941 erneut verhaftet, wurde er im Lager Récébédou interniert, aus dem er entkommen konnte.
Norbert und Mira Kugler wurden nach Lyon geschickt: Er nahm an der Gründung der FTP-MOI-Einheit "Liberté" in Grenoble teil und wurde einer ihrer Kommandanten. Seine Frau Mira gehörte zu den Kadern von "Carmagnole", der eng mit "Liberté" in Grenoble verbundenen Einheit der FTP-MOI in Lyon. Norbert Kugler wurde selbst militärischer Anführer der Abteilung Carmagnole. 1944 erhielt er den Rang eines Oberstleutnants FFI und war an der Befreiung von mehreren Städten in Frankreich von der Besatzungsmacht beteiligt. Für seinen Einsatz im Krieg wurde er unter anderem dadurch geehrt, dass seit 1982 in Vénissieux eine Straße nach ihm benannt ist "Rue Norbert Kugler"; vgl. Artikel in "Neues Deutschland" vom 6. September 1982: "Deutscher Antifaschist in Frankreich geehrt").
Informationen nach  https://maitron.fr/spip.php?article97485&id_mot=
Siehe auch Wikipedia-Artikel zu Norbert Kugler  https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Kugler
Joseph Kugler ist an einem Unfall am 1. Dezember 1948 gestorben. Seine Frau Henriette Herta starb am 13. Juni 1989 in Toulouse. Ihre Kinder - Simone und Roger - leben (Stand 2021) in Frankreich. Roger Kugler hat zwei Söhne: Michel (lebt in den USA) und Jean-Pierre.
  
Von den in Schongau geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Moritz Kugler (1861; umgekommen im Ghetto Theresienstadt), Rosa Kugler (1866; umgekommen im Ghetto Theresienstadt).  
 
Nach 1945 kehrte Norbert Kugler mit seiner Frau Mira vorübergehend für zwei bis drei Jahre nach Schongau zurück, verzog jedoch später nach Ost-Berlin, wo er am 4. Mai 1982 verstorben ist. Mira Kugler flüchtete 1985 aus der damaligen DDR und nahm wiederum Kontakt mit Schongau auf. Sie zog dann in das jüdische Altenheim nach München, wo sie gestorben ist.
  
Zur Geschichte der wenigen anderen in Schongau nach 1945 lebenden jüdischen Personen vgl. u.a. die Geschichte der Familie Esther und Fred Brauner, die in Schongau bis 1970 lebte: https://www.juedische-allgemeine.de/allgemein/masal-tow-2/
 
Die Verlegung von "Stolpersteinen" sowie die Anbringung einer Gedenktafel für die Familie Kugler ist geplant (Stand Februar 2020; vgl. Presseartikel unten).
    
   
    
Fotos/Dokumente                           
(Quelle: obere Zeile Yad Vashem Jerusalem https://yvng.yadvashem.org/ / zweite Zeile: Datenbank Ghetto Theresienstadt in https://www.holocaust.cz/de/main-3/;
die weiteren Dokumente und Fotos sind aus Familienbesitz / privat Kugler)  

Die 1980 durch den Neffen von Rosa Kugler
- Emil J. Blumenstein in Sunnybrock Ca./USA - für die
Gedenkstätte Yad Vashem ausgestellten Gedenkblätter für
Moritz Kugler und Rosa Kugler geb. Blumenstein  
   Gedenkblatt für
Moritz Kugler
 Gedenkblatt für
Rosa Kugler geb. Blumenstein
     
 "Todesfallanzeigen" des Ghettos Theresienstadt
für Moritz Kugler und Rosa Kugler geb. Blumenstein (1942) 
   
   "Todesfallanzeige"
 für Moritz Kugler
 "Todesfallanzeige" für
Rosa Kugler geb. Blumenstein
     
     
Weitere Dokumente aus den Familie Kugler     
     
   Seiten aus dem Familienstammbuch (Straßburg) von Joseph Kugler und Henriette (Herta) geb. Gerst
mit Eintragungen der Heirat (1935) und der Geburten von Simone (1937) und Roger Felix (1937) 
   
Bescheinigung der französischen Nationalität für
Herta geb. Gerst, ausgestellt
Straßburg  24. April 1935  
   
     
  Zertifikat der Reintegration
für Herta geb. Gerst
  Zertifikat der Naturalisation
für Joseph Kugler
 
     
     
 Hochzeitsurkunde für Norbert Kugler
und Mira (Myriam) Bronner (1940) 
 Mira Kugler geb. Loevy-Bronner
 
 Familienfoto: von links: Simone, Norbert,
Joseph, Henriette und Roger Kugler ca. 1941
     
 
  Führungszeugnis für Joseph Kugler
vom 1. Oktober 1938 
  Dokumente der Militärzeit
von Joseph Kugler 
 Bescheinigung des Zentrum der Demobilisierung Toulouse vom 28. Juli 1940 
     
 
  Sterbebescheinigungen für Joseph Kugler 
gest. 1. Dezember 1948 in Le Montat (Autounfall) 
 Weitere Sterbebescheinigung
 für Joseph Kugler  
Sterbebescheinigung  für Henriette (Herta)
Kugler geb. Gerst gest. 13. Juni 1989
     
     
Weitere Dokumente:
Auszug aus einem Buch des Konzentrationslagers Rieucros mit Eintragung der dort inhaftierten Mira Loevy-Bronner (geb. 30. April 1918 in Lodz) (pdf-Datei)
-  Vera Goutchkoff (1906-1987) The Cup of Astonishment - Traduction de l'ouvrage sur le Camp de Rieucros (Lozère) par Sandrine Baumle et Jacques Vacquier (pdf-Datei). 
     

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Januar 2020: Zur Erinnerung an die jüdische Familie Kugler 
Artikel von Elena Siegl im merkur.de vom 20. Januar 2020: "Sie hatten ein Geschäft in den Schrimpfhäusern am Marienplatz. In Schongau soll an die jüdische Familie Kugler erinnert werden.
Mehrere Jahre lang betrieben Moritz und Rosa Kugler aus Schongau ein Geschäft am Marienplatz. Im neuen Welf erinnert Altlandrat Leopold Braun an die jüdische Familie. Stadträtin Bettina Buresch fordert: Das Gedenken sollte auch im Stadtbild verankert werden.
Schongau – Sie sind als Schrimpfhäuser bekannt, die beiden Gebäude am Schongauer Marienplatz, die zur Zeit in Baugerüste gehüllt sind. In einem der Häuser befand sich von 1902 bis 1934 ein Herrenausstatter, betrieben von Moritz und Rosa Kugler. An die beiden Juden, die im Konzentrationslager Theresienstadt ums Leben kamen, erinnert heute nichts mehr in Schongau. Doch das soll sich ändern, findet Stadträtin Bettina Buresch. Sie forderte in einer Sitzung, dass eine Gedenktafel angebracht wird. Etwa am ehemaligen Geschäftshaus. 'Das müsste man natürlich mit dem Eigentümer besprechen', so Buresch. Aber wichtig sei, dass in der Stadt überhaupt eine sichtbare Form der Erinnerung geschaffen wird. Der Antrag soll in der öffentlichen Stadtratssitzung am Dienstag, 21. Januar, zur Abstimmung kommen.
Altlandrat Luitpold Braun hat mit seinem Aufsatz über die Kuglers im aktuellen Jahrbuch des Historischen Vereins 'Der Welf' dafür gesorgt, dass deren trauriger Lebensgeschichte Aufmerksamkeit geschenkt wird: Im Schongauer Melderegister ist vermerkt, dass Moritz Kugler im Januar 1902 von Starnberg in die Lechstadt zog, wo er drei Jahre später Rosa Blumenstein heiratete. Die beiden bekamen die Söhne Norbert (1906) und Joseph (1911). Moritz Kugler hatte außerdem eine Tochter aus erster Ehe, die allerdings schon früh verstarb. Im November 1935 mussten Moritz und Rosa Kugler Schongau verlassen – wohl auf Druck des damaligen NS-Bürgermeisters, wie Braun vermutet. Sie kamen zunächst nach München, 1942 wurden sie ins Konzentrationslager Theresienstadt in Böhmen deportiert, wo beide noch im selben Jahr starben. Aufgrund einer Lungenentzündung, heißt es in der Todesfallanzeige von Rosa Kugler. Bei ihrem Mann soll Altersschwäche die Ursache gewesen sein. Die Holocaust-Opferdatenbank vermerkt zu beiden 'ermordet'. Die beiden Kugler-Söhne emigrierten bereits im Sommer 1933 nach Frankreich und schlossen sich der Résistance an. Joseph fiel 1942 in Toulouse. Norbert zog nach dem Krieg mit seiner Frau noch einmal nach Schongau, später nach Ost-Berlin. Seine Frau Mira flüchtete 1985 aus der DDR, um Hilfe beim damaligen Schongauer Bürgermeister Luitpold Braun zu suchen. Sie kam auf eigenen Wunsch ins jüdische Altenheim in München. Die Begegnung und die Lebensgeschichte ihrer Familie ließ Braun nicht mehr los: 'Im Sommer habe ich die Geschichte mal so nebenbei erzählt und mir gedacht, dass man sie eigentlich aufschreiben müsste – denn sonst werden die Kuglers vergessen.'
Doch die Nachforschungen gestalteten sich schwierig. Als Juden wollten sie in dieser Zeit möglichst keine Spuren hinterlassen, in der Résistance wurde viel mit Decknamen gearbeitet, erklärt Braun. Zu Beginn hatte er nur seine Erinnerung an das Gespräch mit Mira Kugler und Erzählungen seines Vaters, der in etwa so alt wie Norbert war. Am Wunsch, Fotos von den beiden Kugler-Brüdern zu erhalten, ist er trotz größter Bemühungen gescheitert. In keinem Stadtarchiv waren mehr welche hinterlegt. Und das, obwohl in Vénissieux bei Lyon sogar eine Straße nach Norbert Kugler benannt ist. Bettina Buresch ist dankbar, dass Braun so akribisch recherchiert hat. 'Ich bin sehr geschichtsinteressiert und habe mich immer gefragt, wie es hier wohl damals war. In Kleinstädten ist ja alles viel vertrauter. Gab es hier jüdische Familien, die dem Dritten Reich zum Opfer fielen?' Die Zeit dürfe nicht in Vergessenheit geraten, findet sie – gerade auch im Hinblick darauf, dass die Rechten wieder stärker werden. Ihren Anstoß, in der Stadt an die Familie Kugler zu erinnern, findet Luitpold Braun schön. Er neige allerdings eher zu Stolpersteinen, da die Entscheidung dann nicht vom Hauseigentümer abhängig sei. 'Aber das muss nicht sein', so Braun. Auch mit einer Gedenktafel, wie Buresch sie vorgeschlagen hatte, könnte er sich anfreunden. Der Welf mit dem Aufsatz über die Familie Kugler, ist in der Büchergalerie Schongau sowie Buch am Bach in Peiting erhältlich."  
Link zum Artikel  
 
Januar 2020: Verlegung von "Stolpersteinen" und Anbringung einer Gedenktafel für Familie Kugler geplant     
Artikel von Elke Robert im merkur.de vom 22. Januar 2020: "Aus dem Stadtrat.   Schongau: Stolpersteine und Gedenktafel beschlossen
In Gedenken an die jüdische Familie Kugler sollen in Schongau Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt werden. Zusätzlich soll nach Möglichkeit eine Gedenktafel an den Schrimpfhäusern angebracht oder alternativ ein Rosenstock gepflanzt werden. Die Umsetzung könnte allerdings dauern.
Schongau
. Der Stadtrat Schongau war sich in seiner jüngsten Sitzung einig: Gerne wolle man den Antrag von Bettina Buresch umsetzen. Sie hatte in der Weihnachtssitzung beantragt, das Gedenken an die ermordete jüdische Familie Kugler im Stadtbild sichtbar zu machen. 'Die Stadt Schongau möge die Erinnerung an die Familie Kugler bewahren', formulierte es Buresch in ihrem Antrag. Das Schongauer Ehepaar Moses Moritz und Rosa Kugler, das in Schongau am Marienplatz im Anwesen Schrimpf (heute Nummer 12) ein Bekleidungsgeschäft führte, wurde von den Nationalsozialisten entrechtet und 1942 mit nur wenigen Tagen Abstand in Theresienstadt ermordet. Die Söhne Norbert und Joseph flohen aus Schongau, kämpften in Frankreich für die Résistance, wobei der Jüngere, Joseph, ebenfalls 1942 ums Leben kam. Norbert Kugler überlebte als einziger und kam nach Kriegsende mit seiner jüdischen Ehefrau Mira nach Schongau zurück, wo sie noch vier Jahre lebten, ehe sie nach Berlin zogen.
Stadt greift den Antrag auf ein Gedenken gerne auf. Den Anstoß für Bureschs Antrag hatte Altlandrat Luitpold Braun gegeben mit seinem Aufsatz im jüngsten Jahrbuch des Historischen Vereins Schongau, 'Der Welf'. Braun war es auch, der in der Stadtratssitzung noch einmal den Lebenslauf der Familie umriss. 'Wenn ich mein Wissen jetzt nicht weitergebe, geht es mit mir eines Tages auf den Friedhof und ist vergessen.' Braun hatte bereits von seinem Vater viel über die Familie Kugler erfahren. Durch Zufall lernte er dann Mira Kugler kennen, die nach ihrer Flucht aus der DDR 1985 über Frankreich nach Schongau kam. Sie hatte bei ihm als damaligem Bürgermeister um Hilfe gebeten bei der Vermittlung eines Platzes in einem jüdischen Altenheim in München.
Was Mira Kugler erzählte, ließ Braun nicht mehr los. Was Mira Kugler damals erzählte, sollte Braun nicht mehr loslassen. Beide Brüder seien für ihren Kampf gegen die Nationalsozialisten geehrt worden, aber an das Ehepaar selbst erinnere sonst nichts. 'Nach der Kremierung endet die Geschichte, denn Gräber gibt es nicht', so Braun. Und dies, obwohl vermutlich der damalige NS-Bürgermeister Schongaus, Georg Sponsel, nicht ganz unbeteiligt an der Deportation, erst 1934 nach München, dann ins Lager, gewesen sei.
Stadtrat entscheidet einstimmig, das Gedenken an die Familie sichtbar zu machen. Einstimmig entschied der Stadtrat nun, als Erinnerung an die Familie sogenannte Stolpersteine in Auftrag zu geben. Im Dezember 2019 waren es europaweit bereits 75.000 dieser handgefertigten, messingfarbenen Pflastersteine. Die SN-Redaktion konnte nur kurz mit Künstler Gunter Demnig sprechen, der seit Anfang des Jahres in Italien weitere Steine verlegt, den letzten gestern in Palermo. Karin Richert, die für die Inschriften zuständig ist, verriet, dass das Jahr bereits bis Oktober fertig geplant sei. Für die Familie Kugler könnten sogar bis zu vier Steine angefertigt werden, hatte Stadtbaumeister Sebastian Dietrich ausgeführt, was Richert bestätigt. Auch durchs NS-Regime Vertriebene seien Opfer.
Schicksal wird nicht mit Füßen getreten, sondern man verneigt sich mit Demut. Der Argumentation von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, dass man das Gedenken durch das Betreten der Steine eher beschmutze, das Schicksal mit Füßen trete, wollten die Schongauer Räte nicht folgen. 'Sie fallen auf, glänzen in der Sonne, und man muss sich bücken, um die Namen lesen zu können', so Buresch. 'Es ist eher eine Form von Demut, die man durch die Körperhaltung zum Ausdruck bringt.' Parallel dazu soll eine Gedenktafel am Marienplatz 12 an die Familie erinnern, was aber erst in einer Eigentümerversammlung geklärt werden müsse, denn alle 18 Wohnungen der Schrimpfhäuser seien verkauft, wie der Investor erklärt. Er wolle versuchen, dies nach Übergabe der Wohnungen Mitte des Jahres zu thematisieren. Sonst würde ein Rosenstock gepflanzt. 
Link zum Artikel  
Vgl. Artikel im "Kreisboten" vom 23. Januar 2020: "'Aus unserer Mitte'. Schongaus Gedenken an Familie Kugler...
Link zum Artikel   
 
September 2021: Verlegung der "Stolpersteine" für Familie Kugler am 15. September 2021 auf dem Marienplatz in Schongau      
Artikel von Elke Robert im "Merkur" vom 16. September 2021: "Opfer des NS-Regimes. Vier Stolpersteine in Schongau verlegt - 'Es ist wichtig, nicht zu vergessen'
1942 ist das Schongauer Ehepaar Moritz und Rosa Kugler in Theresienstadt ermordet worden, die Söhne Norbert und Joseph überlebten den Krieg nur, weil sie rechtzeitig emigrierten. Nun erinnern am Marienplatz Schongau vier Stolpersteine an das Schicksal.
Schongau
– Michel Kugler ist, wie er selbst sagt, kein Mann der großen Emotionen. Doch sichtbar bewegt nahm der Urenkel des ermordeten jüdischen Ehepaars Moritz und Rosa Kugler am Mittwoch gemeinsam mit Bürgermeister Falk Sluyterman die Enthüllung der Stolpersteine am Schongauer Marienplatz vor. 'Ich bin gekommen, um meine Familie bei der Zeremonie zu vertreten und das Andenken zu ehren', so Kugler, der in Kolumbien lebt. 'Es ist wichtig, nicht zu vergessen.' Auch bedankte er sich bei der Stadt Schongau und allen, die etwas dazu beigetragen hätten, für den Wunsch nach Gerechtigkeit. Bürgermeister Sluyterman hatte sich schon zuvor in seiner Rede gewünscht, dass sich Michel Kugler wieder in Schongau aufgenommen fühle, stellvertretend für seine Familie...
... 'Die Stolpersteine sind dort, wo Menschen jeden Tag vorbeikommen, sie sollen helfen, die Erinnerung an die Familie Kugler zu bewahren und festzuhalten', so Sluyterman. Er erinnerte an das besondere Datum: Am 15. September 1935 waren die Nürnberger Rassegesetze erlassen worden, die die Grundlage für die systematische Ermordung von sechs Millionen Juden bildeten. In seinem Abschlusswort zitierte Sluyterman den Talmud: 'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.' 
Altlandrat Luitpold Braun war es gewesen, der durch seine Erinnerung an die Familie Kugler und seine Recherche für das Schongauer Jahrbuch des Historischen Vereins 'Der Welf' das Gedenken erst angestoßen hatte. Er umriss für die Gäste der Feier noch einmal das Leben von Moritz Kugler und seiner zweiten Frau Rosa Blumenstein, die er 1905 heiratete. Er verdeutlichte in seiner Ansprache, welche Stellung die Familie in Schongau hatte. 'Sie waren wirklich angekommen in der Stadt', so Braun, hätten inmitten der Gesellschaft gelebt. Braun schloss seine Ausführungen, in dem er den Journalisten Jacques Schuster zitierte: 'Hitler und die Seinen haben ganze Arbeit geleistet: Sie haben die Juden physisch ermordet und die Deutschen psychisch.' Musikalisch sorgten die beiden Schongauer Musiklehrer Manuel Wolf an der Klarinette und Manuel Draxler am Klavier für eine würdevolle Atmosphäre, unter anderem hatten sie das Thema aus Steven Spielbergs Film 'Schindler’s Liste' gewählt. Corona hatte die Verlegung der Stolpersteine – ein Vorschlag von Grünen-Stadträtin Bettina Buresch – lange verhindert, auch Künstler Gunter Demnig konnte nicht selbst vor Ort sein. Erinnert wird durch das mittlerweile europaweite Kunstprojekt an die Vertreibung und Vernichtung aller Opfer des Nationalsozialismus."  
Link zum Artikel
Fotos der "Stolpersteine"
(erhalten von Michel Kugler)  
     
 

    
     

     
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Schongau
bulletZu Norbert Kugler unter anderem: http://wiki.drafd.org/index.php/Norbert_Kugler  
https://kommunismusgeschichte.de/biolex/article/detail/kugler-norbert-14/ (ausführliche Biographie)
https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/kataloge-datenbanken/biographische-datenbanken/norbert-kugler?ID=1948 
http://www.saintpierrelapalud.fr/fr/information/108078/le-maquis-croix-ban   
https://de.wikipedia.org/wiki/Norbert_Kugler  

Literatur:  

bulletGermania Judaica Band II,2 S. 748 (Mittelalter).
bulletLuitpold Braun: Die Kugler, eine jüdische Familie aus Schongau. In: Der WELF 19-2019. Jahrbuch des Historischen Vereins Schongau.
Website des Vereins: www.historischer-verein-schongau.de.
bulletIngrid Strobl: Die Angst kam erst danach. Jüdische Frauen im Widerstand 1939-1945. Fischer TB in der Reihe "Die Frau in der Gesellschaft". 2016. (hier wird auch an die Geschichte von Mira und Norbert Kugler erinnert). 
bulletMichael Berger / Gideon Römer-Hillebrecht (Hrsg.): Jüdische Kämpfer im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Verlag Ferdinand Schöningh Paderborn 2012. 
bulletAn die Lebensgeschichte von Norbert und Mira Kugler wird in verschiedenen weiteren Publikationen erinnert (auch in französischer, spanischer und englischer Sprache):  
z.B. Robert Gildea: Fighters in the Shadows. A New History of the French Resistance.

  
   

                   
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Stand: 30. Juni 2020