Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Schaffhausen (Schweiz)
Jüdische Geschichte 

Übersicht:  

Zur jüdischen Geschichte in Schaffhausen 
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Stadt und Kanton Schaffhausen   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Schaffhausen   
    
In Schaffhausen lebten Juden bereits im Mittelalter. Erstmals werden jüdische Einwohner Ende des 13. Jahrhunderts genannt. 1299 besaß ein Jude drei Häuser am Obermarkt, darunter ein steinernes und eines, das die 'Haselstaude' hieß. 1325 gehörte der Jüdin Rachel Ganser ein Haus in der Neustadt; neben ihrem Haus stand eines, das dem Juden Salman gehörte. Das Haus 'Haselstaude' gehörte 1333 dem Juden Jakob. Juden aus Schaffhausen hatten auch in anderen Orten - wie Konstanz und Basel - Grundbesitz. Die Schaffhausener Juden lebten vor allem vom Handel mit Geld. Bei einzelnen Geldgeschäften wird 1336 u.a. der Jude Eberlin (oder Eberhard), Sohn des verstorbenen "Meisters" (Rabbiners) Liebkind, Bürgers zu Schaffhausen genannt. Bei dem bereits genannten Juden Jakob war die Stadt Zürich mit einem hohen Betrag von 275 Pfund verschuldet, die 1343 zurückgezahlt wurden. 
 
Vermutlich kam es bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zur Bildung einer kleinen jüdischen Gemeinde. Eine Synagoge wird in diesem Zeitraum jedoch noch nicht genannt. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden wahrscheinlich im jüdischen Friedhof in Überlingen beigesetzt. 
  
Zu einer ersten Verfolgung von Juden kam es möglicherweise 1342. Die Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 führte zur Zerstörung der jüdischen Gemeinde: am 22. Februar 1349 wurden der Rabbiner Aaron b. Mose und die übrigen Juden der Stadt wegen angeblicher Brunnenvergiftung verbrannt. Die Häuser der Juden kamen in den Besitz der Stadt bzw. der Herzöge von Österreich, an die die Stadt seit 1330 von Ludwig dem Bayer verpfändet war. Die Schulden der Bürger bei Juden wurden für nichtig erklärt. 
  
Im Laufe der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts konnten sich wiederum - ab 1370 - Juden in der Stadt niederlassen. In den 1390er-Jahren lebten etwa 17 jüdische Familien mit über 60 Personen in der Stadt (ca. 2 % der Einwohnerschaft). Die jüdischen Familien wohnten in der oberen Neustadt, im Stadthof, neben dem sich die 1393 genannte Synagoge (Judenschule) befand, am Rossmarkt und im Judmannsgäßlein (heute Ringkengäßchen). 
 
Zu erneuten Judenverfolgungen kam es 1400/1401. Im Jahr 1400 wurde der Schaffhausener Jude bös Vivli an der Glatt ermordet. Ende April / Anfang Mai 1401 flüchteten die Schaffhausener Juden auf Grund einer Ritualmordbeschuldigung in Richtung Stein am Rhein. Sie wurden unterwegs ergriffen und in Schaffhausen inhaftiert. Drei von ihnen wurden besonders schwer gefoltert (u.a. Schnitte in die Waden gemacht und in die Wunden heißes Pech gegossen), worauf sie nicht nur ihre eigene "Schuld" bekannten, sondern auch Prager, Konstanzer und Zürcher Juden mitbelasteten. Etwa 30 erwachsene Juden und Jüdinnen wurden darauf in Schaffhausen verurteilt und am 25. Juni verbrannt. 
 
Um 1420 ließ sich ein Jude namens Leu mit seiner Familie in Schaffhausen nieder, doch verließ er die Stadt - auf Grund der zu hohen geforderten Abgaben - wiederum nach einem Jahr. Doch blieb die Familie nur ein Jahr. Um 1435 ließ sich wiederum ein Jude namens Leu, Bürger von Zürich mit seiner Familie in Schaffhausen nieder, ebenso die Witwe und die Kinder des "lahmen Leuen nebst dem Juden Schmol". 1450 wird ein Jude namens Mose in Schaffhausen genannt, um 1458 bis 1460 Jud Salomon, Eberlis Sohn, dessen Schutzbrief 1462 um fünf Jahre verlängert wurde. Die Wohnungen der jüdischen Familien waren in dieser Zeit im Bereich des Rindermarktes, wo auch eine Synagoge (Betraum) eingerichtet war. Bis 1472 lebten noch einzelne jüdische Personen/Familien in der Stadt; in diesem Jahr wurden ihre Schutzbriefe nicht mehr erneuert, was die Vertreibung der Juden aus Schaffhausen bedeutete. 1475 verließ mit dem Juden Raphael, der nach Winterthur zog, der letzte jüdische Einwohner die Stadt. In seinem Haus befand sich offenbar bis dahin der Betraum der jüdischen Familien in der Stadt, da Raphael sein Haus mit der Verpflichtung verkaufte, dass der Käufer aus der bisherigen Synagoge (Schule) "keinen Statt mache". 
 
Erst 1535 wurde wieder eine jüdische Familie (des Juden David) in der Stadt aufgenommen. Er lebte von Geldgeschäften, hatte aber auch gute Kenntnisse in der Heilkunde. Auf Grund einer Anzeige gegen David mit dem verlogenen Vorwurf, er habe einen Mord begangenen, wurde er 1545 verhaftet, doch alsbald wieder freigelassen. Über etliche weitere Jahre war der Jude David in Schaffhausen, wo er als Arzt viel gefragt war, doch zugleich mit ständigem Misstrauen und mit Vorurteilen gegen ihn als Juden zu kämpfen hatte. Im September 1560 kam es wiederum zu einer völlig verlogenen Mordbeschuldigung gegen David. Er ist wenig später - vermutlich auf Grund dieser erneuten bitteren Erfahrung - gestorben. 1562 wurde seine Familie ausgewiesen.      
 
Von 1562 herrschte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein Niederlassungsverbot für Juden im gesamten Kanton Schaffhausen.        
  
Erst seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts konnten sich einzelne Juden in der Stadt und im Kanton Schaffhausen wieder niederlassen. 1852 werden neun jüdische Einwohner genannt. Seit den 1860er-Jahren waren die jüdischen Einwohner im Kanton Schaffhausen den nichtjüdischen Einwohnern rechtlich gleichgestellt. 1875 werden 24 jüdische Einwohner im ganzen Kanton genannt. Es kam jedoch nicht zur Gründung einer jüdischen Gemeinde in der Stadt. 1909 gab es 22, 1917 insgesamt 40 jüdische Einwohner im Kanton Schaffhausen.    
   
In der NS-Zeit war die Grenze zum Kanton Schaffhausen ein zentraler Fluchtpunkt für viele von der Deportation bedrohten Juden aus Deutschland. Ab 1942 entwickelte sich gegenüber jüdischen Flüchtlingen von Seiten des Kantons Schaffhausen eine relativ humane Praxis, die offener war als die Vorgaben aus Bern.    
    
Bis zur Gegenwart leben in Schaffhausen nur wenige jüdische Familien / Personen.    
    
    
    
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Stadt und Kanton Schaffhausen     
     

Im Kanton Schaffhausen leben neun jüdische Personen (1852)     

Schaffhausen AZJ 22031852.jpg (53287 Byte)Aus einer Zusammenstellung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. März 1852: "Die Zahl der Juden in der Schweiz ist folgende.... Schaffhausen 9".         

  
Die rechtliche Gleichstellung der jüdischen mit den nichtjüdischen Einwohnern ist im Kanton Schaffhausen erreicht (1867)      

Schaffhausen Israelit 25091867b.jpg (31787 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1867 (innerhalb eines Berichtes über den Stand der rechtlichen Verhältnisse in allen Schweizer Kantonen): "Schaffhausen, 26. Juni (1867). Dass, nachdem in unserem Kanton alle Ausnahmsgesetze gegen die Israeliten aufgehoben sind, diese auch in Ausübung ihres Kultus keinen Beschränkungen hierorts unterliegen, sondern gleich anderen Konfessionen volle Freiheit genießen."    

  
Aus einem Reisebericht: kurzer Bericht aus Schaffhausen (1875) 
     

Schaffhausen Israelit 17111875a.jpg (337107 Byte) Schaffhausen Israelit 17111875b.jpg (176427 Byte)

 Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1875 - daraus ein Satz zu Schaffhausen: "Schaffhausen ist eine altertümliche Stadt; auch hier wohnen seit ganz kurzer Zeit einige Glaubensgenossen - im ganzen Kanton 24 jüdische Seelen..."   

    
Im Kanton Schaffhausen leben 22 jüdische Personen (1909)    

Schweiz Zeitschrift fuer Dem 1909 H11 S159.jpg (54713 Byte)Übersicht in der "Zeitschrift für Demographie" 1909 Heft 11 S. 159: "Schaffhausen 22 Israeliten".   

 
Im Kanton Schaffhausen leben 40 jüdische Personen (1917)     

Schaffhausen JuedJbSchw 1917 220.jpg (185248 Byte)Zusammenstellung im "Jüdischen Jahrbuch der Schweiz" Jahrgang 1917 S. 220: "Schaffhausen: 40 jüdische Einwohner, d.h. 9 auf 10.000 Einwohner)  

     
     

Zum Tod von Joseph Bloch aus Randegg - lebte lange Jahre im Kanton Schaffhausen, einer der ersten Juden mit Bürgerrecht im Kanton (1905)    

Randegg FrfIsrFambl 03031905.jpg (83072 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. März 1905: "Randegg, 28. Februar (1905). Gestern starb hier im Alter von nahezu 90 Jahren Herr Joseph Bloch. Er lebte lange Jahre im benachbarten Kanton Schaffhausen, noch bevor die Gleichberechtigung der Juden in der Schweiz ausgesprochen war. Seine anerkannte Rechtschaffenheit und Gewissenhaftigkeit verschafften ihm aber in dem Maße die Hochachtung seiner Mitbürger, dass sie ihn einstimmig in die Ortsgemeinde aufnahmen, sodass er einer der ersten Juden war, welche im Kanton Schaffhausen das Bürgerrecht erhielt. Später erwarb er sich als Synagogenrat Verdienste um die Verwaltung der hiesigen israelitischen Gemeinde und war einer der Gründer der trefflichen Gemiluss-Chessedvereines (Wohltätigkeitsverein), welcher seine Mitglieder bei Krankheiten und Todesfällen ausgiebig unterstützt. Bis zur letzten Stunde fast war er im vollen Besitz seiner Geisteskräfte. Sein heiterer Sonn erwarb ihm viele Freunde unter Juden und Nichtjuden, welche ihm in zahlreichem Zuge die letzte Ehre erwiesen."        

  
Zum Tod von Abraham J. Bloch - einer der ersten Juden, die sich überall im Gebiet des Kantons Schaffhausen frei niederlassen und dem Handel widmen durften (1907)   

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. März 1907: "Randegg. Dienstag, den 12. März wurde Herr Abraham J. Bloch im hohen Alter von 88 Jahren zur ewigen Ruhe gebettet.
Abraham J. Bloch, der einer der ersten Juden war, welche sich überall im Gebiete des Kantons Schaffhausen frei niederlassen und dem Handel widmen durften, hatte sich eifrig an den badischen Freiheitsbestrebungen im Jahre 1848 beteiligt, sodass er einige Zeit das Asylrecht der freien Schweiz in Anspruch nehmen musste, bis die Hessen den Belagerungszustand über Baden aufhoben und den Verbannten durch eine Amnestie die Heimkehr in ihr Vaterland wieder gestatteten. - Der Verstorbene erwarb sich aber auch in seinem Heimatorte Randegg durch seine persönlichen Eigenschaften große Verdienste und erfreute sich bei Christ und Jude uneingeschränkter Beliebtheit. Sein Leben war, wie auch der verehrte Herr Rabbiner Dr. Hoffmann in seinem Nachrufe hervorhob, ein Leben der Arbeit im wahren Sinne des Wortes. Noch im hohen Greisenalter war ihm kein Wetter zu schlecht, keine Stunde zu früh oder zu spät, um sich hinaus zu begeben und seinem Berufe nachzugehen. Seine Gattin, mit welcher er, in inniger Liebe verbunden, ein Haus echt jüdischer Frömmigkeit führte, hat er 13 Jahre überlebt. B.m.Z."        

     
Anzeige des Manufaktur- und Weißwarengeschäftes Max Mayer (Fa. Meyer & Wolf) (1906)     

Schaffhausen FrfIsrFambl 26101906.jpg (38637 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Oktober 1906: 
"Für meine 16-jährige Schwester suche ich 
Lehrstelle
 
in gutem Hause der Manufaktur- oder Weißwarenbranche bei freier Station. 
Max Meyer, in Firma: Meyer & Wolf, Schaffhausen
(Schweiz):"      

       
       
       
Fotos

 Fotos / Abbildungen zur jüdischen Geschichte in Schaffhausen liegen noch nicht vor.  
      

       

    
Links und Literatur   

Links:  

Website der Stadt Schaffhausen    

Literatur:  

Hans Wilhelm Harder: Ansiedlung, Leben und Schicksale der Juden in Schaffhausen. In: Schaffhauser Beiträge 1. 1863 S. 33-70. Online zugänglich.    
Leopold Löwenstein: Geschichte der Juden am Bodensee und Umgebung. 1879. S. 57-78.  
Germania Judaica II,2 S. 740-742; III,2 S. 1307-1315. 
Franco Battel: "Wo es hell ist, dort ist die Schweiz". Flüchtlinge und Fluchthilfe an der Schaffhauser Grenze zur Zeit des Nationalsozialismus. Reihe: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte. Verlag Chronos Zürich.   Weitere Informationen zu diesem Buch
Helmut Fidler: Jüdisches Leben am Bodensee. Verlag Huber Frauenfeld - Stuttgart - Wien 2011. 320 S. zahlreiche Abbildungen. Verlag: www.verlaghuber.ch mit Infoseite zum Buch. ISBN 978-3-7193-1392-0.  29,90 €   39,90 CHF  

        
          

                   
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Stand: 21. März 2017