Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lauf an der Pegnitz (Kreis Nürnberger Land)
Jüdische Geschichte / der "Judenturm"

Übersicht:

bulletSpuren der jüdischen Geschichte in Lauf  
bulletFotos / Abbildungen  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur  

  
Spuren der jüdischen Geschichte in Lauf                    
   
In Lauf an der Pegnitz lebten wenige jüdische Personen / Familien im Mittelalter. Ob es zur Bildung einer Gemeinde mit eigenen Einrichtung kam, ist nicht bekannt. Ein "Schreiber" (meist gemeint: Toraschreiber) von Lauf wird 1338 als Judenbürger in Nürnberg genannt. 1347 wird der Nürnberger Judeneid ins Laufer Stadtbuch nachgetragen. Offenbar gab es damals jüdische Einwohner in der Stadt. Weitere Erwähnungen einzelner jüdischer Einwohner liegen erst aus dem 15. Jahrhundert vor: 1408 und 1411 werden wieder einzelne Juden in der Stadt genannt. Die Stadt erhielt 1430 vom Landesherrn das Verfügungsrecht über die Judensteuer. Auch im späten 15. Jahrhundert leben wenige jüdische Personen in Lauf, die ihren Lebensunterhalt aus dem Geldhandel verdienten. Auch gab es in dieser Zeit Laufer Juden in Nürnberg. Spätestens mit dem Übergang der Stadt an Nürnberg verließen die Juden Lauf.

An die jüdische Geschichte in Lauf erinnert bis heute der sogenannte, um 1430 erbaute "Judenturm" in der Höllgasse 20. Der Judenturm war Teil der Stadtmauer. 
  
Im 19./20. Jahrhundert sind nur wenige jüdische Personen / Familien in Lauf zugezogen. Sie waren der jüdischen Gemeinde in Ottensoos zugeteilt.  
  
Unter den in Lauf ansässigen jüdischen Personen waren Martin Thurnauer und sein Cousin Hans Thurnauer. Martin Thurnauer war seit 1921 Direktor im Keramikkonzern Firma Stemag, der Vorgängerfirma der heutigen Firma Ceramtec. Hans Thurnauer war als Angestellter in der Firma tätig. 1933 wurden beide verhaftet (sog."Schutzhaft"), enteignet und im Folgejahr zur Emigration gezwungen. Beide sind 1934 in die USA emigriert. Für sie wurden 2014 vor dem Haupteingang der Ceramtec in Lauf "Stolpersteine" verlegt.
    
    
    
  
Fotos / Abbildungen

Der "Judenturm" auf einer 
historischen Karte 
(Aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Lauf Judenturm 011.jpg (51829 Byte) Lauf Judenturm 010.jpg (61546 Byte)
           
Aufnahmen des "Judenturms" und seiner Umgebung im August 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 25.8.2007) 
 
Lauf Judenturm 155.jpg (85254 Byte) Lauf Judenturm 150.jpg (58965 Byte) Lauf Judenturm 153.jpg (68002 Byte)
 Gasse unweit des "Judenturms"  Straßenschild "Höllgasse"  Hinweistafel am "Judentum" 
     
Lauf Judenturm 151.jpg (72571 Byte) Lauf Judenturm 152.jpg (71506 Byte) Lauf Judenturm 154.jpg (65540 Byte)
Der "Judentum", von der Höllgasse aus gesehen 
 
Lauf Judenturm 158.jpg (71209 Byte) Lauf Judenturm 156.jpg (81860 Byte) Lauf Judenturm 157.jpg (75176 Byte)
Stadtansichten mit dem "Judenturm" 

   
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

September 2014: Verlegung von zwei "Stolpersteinen" für Martin und Hans Thurnauer in Lauf       
Artikel von Andreas Kirchmayer in der "Pegnitz Zeitung" vom 25. September 2014: "Lauf: Zwei Stolpersteine erinnern an düstere Vergangenheit.
Gedenken an NS-Opfer: Jüdische Mitarbeiter des Ceramtec-Vorgängers Stemag 
LAUF -
Seit Anfang der Woche erinnern zwei Stolpersteine vor dem Laufer Haupteingang des Keramikkonzerns Ceramtec an Martin und Hans Thurnauer. Der Direktor des Ceramtec-Vorgängers Stemag und sein Cousin wurden wegen ihres jüdischen Glaubens zur Emigration gezwungen. Beim Einbau der Stolpersteine dabei: Nachkommen Thurnauers aus den USA. Vor dem Haupteingang von Ceramtec wurden zwei Stolpersteine eingesetzt. Sie erinnern an Martin und Hans Thurnauer, den Direktor und einen Angestellten der Stemag, Vorläuferfirma von Ceramtec. Angehörige waren aus den USA und ganz Europa nach Lauf gekommen. Lauf und das Traditionsunternehmen Ceramtec blicken demütig zurück auf einen düsteren Abschnitt der Stadtgeschichte. Im Jahr 1933, als an der Luitpoldstraße noch die Stemag als Vorgängerfirma der Ceramtec ansässig war, wurden Martin Thurnauer, einer der Direktoren, sowie sein Cousin Hans Thurnauer, der bei Stemag angestellt war, von den Nationalsozialisten enteignet und zur Emigration gezwungen. Zum Gedenken an das Wirken der Thurnauers in Lauf gedachten nun die Stadt, die Firma sowie viele Nachfahren der beiden Vertriebenen. In Reden erinnerten Bürgermeister Benedikt Bisping und Marion Thurnauer, die Tochter von Hans Thurnauer, sowie Martin Thurnauers Enkelin Judy Hoffman an ihr Leben. Martin Thurnauers Familienbetrieb ging im Rahmen einer Fusion 1921 in die Firma Stemag über, er wurde Direktor im neuen Keramikkonzern. Sein Cousin Hans studierte noch und recherchierte für seine Doktorarbeit, als 1933 die Firma Stemag zusammen mit vielen weiteren Betrieben im damaligen Deutschen Reich von den Nationalsozialisten 'arisiert' wurde. Im Zuge der Judenverfolgung seit der Machtergreifung zwang die NSDAP jüdische Geschäftsleute, ihre Unternehmen für einen oft lächerlich niedrigen Betrag zu verkaufen, davon profitierten meist Mitglieder in Hitlers Partei. Martin und Hans Thurnauer kamen in Schutzhaft und wurden 1934 zur Emigration gezwungen. Beide wanderten in die USA aus. Ihre Nachfahren erfuhren vom Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Der Kölner lässt an Wohn- und Wirkorten von durch die Nationalsozialisten Vertriebenen auffällige Steine in den Bürgersteig einsetzen. 'Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist', so zitiert der Künstler aus der jüdischen Schrift Talmud. Mittlerweile wurden diese Mahnmale bereits an über 500 Orten in der gesamten Bundesrepublik und weiteren europäischen Ländern installiert, um an ehemalige jüdische Bürger zu erinnern.
'Wir verbeugen uns vor Martin und Hans Thurnauer'. 2012 begannen die Thurnauers, sich dafür einzusetzen, dass Stolpersteine vor dem Ceramtec-Gebäude angebracht werden. Sie stießen mit ihrem Ansinnen sowohl bei der Stadt als auch bei der Firma auf offene Ohren. Peter Schlagbaum, der technische Leiter von Ceramtec Lauf, sowie das Laufer Stadtarchiv, Bürgermeister Benedikt Bisping und Georg Schweikert, der ehemalige Dritte Bürgermeister, engagierten sich für die Installation der auffälligen Pflastersteine. 'Wer die Namen lesen will, muss sich herunterbeugen', sagte Bisping vor Ort, 'und wir verbeugen uns vor Martin und Hans Thurnauer.' Viele Mitglieder der weit verzweigten Familie waren aus Deutschland, England, Dänemark und den USA nach Lauf gekommen. Hans Thurnauers Tochter Marion reiste aus Boulder, Colorado, an. Sie ist glücklich, dass an ihren Vater erinnert wird: 'Durch die Stolpersteine kehren Menschen symbolisch an ihr ursprüngliches Zuhause zurück. Mein Vater wäre sehr erfreut, wenn er von dieser Aktion erfahren könnte.' Die 91-jährige Tochter von Martin Thurnauer trat die Reise von New York nach Lauf nicht an, seine Enkelin Judy Hoffman betonte, dass es sie sehr bewegt hat, an der Zeremonie teilzunehmen. Hoffman: 'Oft gehen die Geschichten von Menschen verloren. Heute haben wir eine Möglichkeit, uns zu erinnern. Mit dieser Geste wird anerkannt, was meiner Familie an diesem Ort geschehen ist.'"    
Link zum Artikel  

    
     

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Lauf an der Pegnitz  
bulletSeite zur jüdischen Geschichte in Lauf bei www.juden-im-nuernberger-land.de  

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 472; III,1 S. 721.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. S. 238 (unter Ottensoos).  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988. S. 165.

  
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013