Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Essingen (Ostalbkreis) 
Jüdische Geschichte / Jüdischer Friedhof 
  
(die Seite wurde erstellt auf Grund der Ergebnisse der Recherchen von Heinz Bohn, s.Lit.) 

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte des jüdischen Friedhofes  
bulletLage des Friedhofes   
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                
    
Die jüngere Linie der Freiherren von Woellwarth konnte im 15. und 16. Jahrhundert am Nordrand des Albuchs zwischen den Reichsstädten Gmünd und Aalen, der Fürstpropstei Ellwangen und der württembergischen Herrschaft Heidenheim ein Kleinstterritorium ausbilden, dessen Mittelpunkt bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1732 die Lauterburg war; danach wurde die Marktgemeinde Essingen Mittelpunkt und Verwaltungssitz des autonomen Kleinstaates innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. In diesem dem Ritterkanton Kocher inkorporierten Herrschaftsbereich übten die Freiherren von Woellwarth, vom Reich ausgestattet mit dem Blutbann, Galgen und Stock, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus. Seit der Reformation hatten sie auch die Kirchenhoheit inne; sie selbst unterstanden nur dem Kaiser. 
   
Ende des 17. Jahrhunderts konnte für wenige Jahre eine kleine jüdische Gemeinde in Essingen entstehen. 
    
Die Dorfordnungen von 1554 und 1663 untersagten noch jeglichen Handel mit Juden; in dieser Zeit waren noch keine Juden am Ort.  
   
1684
(Schutzbrief vom 11. November 1684) wurden sechs Juden und ihre Familien durch die Brüder Johann Konrad und Hiob (Jobst) von Woellwarth in Essingen aufgenommen. Es handelte sich um (den künftigen Vorsteher der kleinen jüdischen Gemeinde) Zägg (wird auch Süßlin der Ältere genannt), seinen Sohn Süßlin, Mair Moses, Moses Polagg, Lazarus und Ezechiel. In den Jahren 1684 bis 1687 bezahlen die sechs genannten Familienväter das vereinbarte Schutzgeld. In der Abrechnung von 1688 wird Mair Moses nicht mehr aufgeführt; vermutlich hatte er Essingen bereits verlassen. Ab 1689 finden sich keine Abrechnungen mehr für das Schutzgeld oder andere Dokumente, sodass davon auszugehen ist, dass alle jüdischen Familien Essingen wieder verlassen haben. Wahrscheinlich ist eine Aufnahme der Juden aus Essingen in Oberdorf erfolgt.  
  
Die jüdischen Familien Essingens lebten vor allem vom Vieh- und Warenhandel. Sie wohnten in einem "Judenhaus" (entweder das vor einigen Jahren abgebrochene Haus mit der späteren Adresse Bahnhofstraße 6 oder das gleichfalls abgebrochene Haus Bahnhofstraße 8). An Einrichtungen waren vermutlich ein Betraum, ein rituelles Bad und ein Friedhof vorhanden.      
    
Die ab etwa 1800 sogenannte "Judengasse" (heute Teil der Hauptstraße unterhalb des herrschaftlichen Reitstalles) steht nicht im Zusammenhang mit der jüdischen Niederlassung im 17. Jahrhundert. Sie erinnert vielmehr an den jüdischen Handelsmann Alexander Hirsch von Aufhausen, der - wie schon seit Vater - über viele Jahre ein Handelsprivileg in Essingen hatte. Er hatte sich im Gebäude Nr. 190 (spätere Judengasse Nr. 198) eingemietet. Das Gebäude wurde in den 1980er-Jahren abgebrochen.         
    
    
    

Zur Geschichte des jüdischen Friedhofes
 
  
    
Der jüdische Friedhof in Essingen besteht nicht mehr. Das Grundstück, auf dem sich der Friedhof befand, gehörte später der evangelischen Kirchengemeinde Essingen, die dieses im 19. Jahrhundert zur Finanzierung des evangelischen Gemeindehauses verkauft hat. Spuren eines jüdischen Friedhofes können nicht mehr festgestellt werden, zumal auf dem Grundstück keine Bestattungen vorgenommen wurden und von Todesfällen aus den Jahren 1684 bis 1687 in den jüdischen Familien Essingens nichts bekannt ist.   
   
   
Lage des Friedhofes        
   
Auf dem Grundstück "Kemmle" an der Einmündung der Bahnhofstraße von Essingen in die B 290, in der Nähe des heutigen Bahnhofgebäudes. 
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
    
Über die ehemalige jüdische Gemeinde Essingen und ihren Friedhof (Bericht von 1848)   
Anmerkung: der Bericht entspricht nicht ganz den historischen Tatsachen, so kann von einer "zahlreichen Judengemeinde" nicht die Rede sein. 

Essingen AA DtrZionswaechter 25011848.jpg (100441 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 25. Januar 1848: "Eine halbe Meile unterhalb Aalens, etwa 500 Schritte links der Straße, liegt das dem Freiherrn von Woellwarth gehörige Dorf Essingen, in welchem bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts eine zahlreiche Judengemeinde lebte, die aber während der Kriege, die Ludwig XIV. gegen Deutschland führte, freiwillig - aus welchen Gründen ist nicht bekannt - den Ort verließen, und teils in der Grafschaft Hohenbaldern, teils in der Markgrafschaft Onolzbach, Ansbach, niederließen. In Oberdorf sind noch Familien, die ihre Abstammung von denen von Essingen nachweisen. Man zeigt in der Nähe der Orts noch den Acker, allwo der Begräbnisplatz der dortigen Juden gewesen, und noch heutzutage verrichten Juden aus Oberdorf, Aufhausen und Lauchheim, die des Handels wegen nach Essingen kamen, an der bezeichneten Stelle die üblichen Gebete für die Hingeschiedenen."        

   
   
Fotos  

Zur jüdischen Geschichte in Essingen liegen noch keine Fotos oder Abbildungen vor.    
     
     

   
     

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Essingen  

Literatur:  

bulletPaul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966 S. 2.140.  
bulletGeorg Wiedmann: Alte Geschichten aus Essingen und Lauterburg. 1976 S. 111-113. 
bullet Essingen Lit 010.jpg (17177 Byte)Heinz Bohn: Schutzjuden im ehemals woellwarthschen Essingen. August 2011.  40 S.  
DNB Signatur 2011 B 29852 Frankfurt oder  DNB 2012 B 1541 Leipzig. Beitrag ist online eingestellt (pdf-Datei)     
bullet ders.: Schutzjuden im ehemals woellwarthschen Esslingen. 2. Aufl. 2018. ISBN 978-3-7481-0930-3. Verlag BoD - Books on Demand, Norderstedt (auch als E-Book erhältlich). 

   
    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020