Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Darmstadt (Hessen) 
Jüdischer Friedhof  
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Siehe Seite zu den Synagogen in Darmstadt (interner Link) 
Vorhanden ist eine Seite zu den Synagogen in Darmstadt nach 1945  
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes  
   
Der jüdische Friedhof in Darmstadt wurde erstmals um 1680 erwähnt. Zuvor (und teilweise auch noch eine Zeitlang danach) wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Darmstadt in Alsbach beigesetzt, seitdem auf dem neu angelegten Friedhof bei Darmstadt. Die Landgräfin Elisabeth Dorothea hatte damals einer Anlage eines jüdischen Friedhofes zwischen dem Martinspfad und dem Steinbergweg zugestimmt. Dieses Areal lag damals noch vor der Stadt Darmstadt in Bessungen. Die ersten beiden erhaltenen Gräber sind über 300 Jahre alt: Laila Löw starb 1714, ihr Ehemann Baruch 1716. Seit 1719 ist die soziale Stiftung einer Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) in Darmstadt nachzuweisen.
 
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde nach der Trennung und Gründung der orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft 1863 ein Teil des Friedhofsgeländes abgegrenzt und mit einer Mauer umgeben (eigene Leichenhalle und separater Eingang). Die ersten Gräber der orthodoxen Abteilung datieren bereits auf 1848.
 
Im Friedhof befindet sich ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (siehe Foto unten).
 
In der NS-Zeit wurde der Friedhof weder zerstört noch geschändet, was vor allem dem Friedhofsgärtner Oskar Werling zu verdanken ist. Die jüdische Gemeinde hatte ihn nach 1933 entlassen müssen, weil sie "Arier" nicht mehr beschäftigen durfte. Werling kümmerte sich dennoch und ohne Bezahlung um "seinen" Friedhof, verteidigte ihn gegen antisemitische Übergriffe und bestattete auch trotz Verbots die Asche der in den Konzentrationslagern ermordeten Darmstädter Juden. Eine kleine Gedenktafel erinnert an die Zivilcourage dieses Mannes.
 
Für die in der NS-Zeit umgekommenen Juden der Stadt wurden 1959 Bronzetafeln angebracht. Es sind etwa 2000 Grabsteine vorhanden.
    
Die bislang letzte Erweiterung des Friedhofes erfolgte 2001 durch Einbeziehung eines 14 ar großen Grabfeldes, das Platz für 200 neue Gräber bietet. Die feierliche Einweihung erfolgte durch Landesrabbiner Chaim Lipschitz am 7. März 2001. 
   
   
Aus der Geschichte des Friedhofes        
Beerdigung einer zum Christentum übergetretenen Frau, die als Jüdin beigesetzt werden möchte (1889)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  6. Juni 1889: "Bonn, 2. Juni (1889). Man schreibt uns aus Darmstadt, 23. Mai (1889): Gestern hat eine Beerdigung hier stattgefunden, welche wohl auch in weiteren Kreisen einiges Interesse finden dürfte. Die Witwe eines vor langer Zeit dahier verstorbenen Israeliten heiratete in späteren Jahren einen Christen und trat selbst durch die Taufe zum Christentum über. Durch Krankheit in den letzten Jahren stark heimgesucht, gab die Frau oft zu erkennen und drückte dies vor ihrem Tode als besonderen Wunsch aus, auf dem hiesigen jüdischen Friedhof, an der Seite ihres ersten Mannes, bestattet zu werden. Mit diesen Wunsche darf wohl die Reue über den Abfall vom Judentum und der Wunsch als Jüdin wieder betrachtet zu werden, zu erkennen sein. Von diesen Gesichtspunkten geleitet, ist der Vorstand der Gemeinde, nach eingeholtem Gutachten des Rabbiners, dem Wunsche der Verstorbenen nachgekommen, hat die Beerdigung stattfinden lassen, und wurde die Verstorbene als Jüdin, in streng ritueller Weise, auf dem Friedhofe der israelitischen Religionsgemeinde bestattet."        

  
  
  
Lage des Friedhofes  
  
Der Friedhof befindet sich an der Martinstraße, Ecke Steinbergweg bei der Fachschule für Sozialpädagogik. 

Lage des jüdischen Friedhofes in Darmstadt auf dem dortigen Stadtplan:
der Link zeigt die Lage des jüdischen Friedhofes an; 
ansonsten unter "Einrichtungen" weiterklicken zu "Friedhof, jüd."  

     
    

Fotos
 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 15.8.2006)  

Darmstadt Friedhof 125.jpg (66888 Byte) Darmstadt Friedhof 124.jpg (45378 Byte) Darmstadt Friedhof 123.jpg (106805 Byte)
Friedhofshalle / Eingangsbereich zum Friedhof; rechts eine der Inschriften mit dem
 Text: "In jenen Tagen werde ich die Hütte Davids, die gefallen ist, aufrichten und
 ihre Lücken schließen und alles Zerstörte wieder herrichten und aufbauen, dass es
 dauere bis in alle Ewigkeit. Amos 9,11. Den Opfern der jüdischen Gemeinde
 1933-1945. Die Stadt Darmstadt."
 
Eingangstor mit Hinweistafel 
zu den Öffnungszeiten  
 
 
   
Darmstadt Friedhof 112.jpg (121316 Byte) Darmstadt Friedhof 111.jpg (117515 Byte) Darmstadt Friedhof 114.jpg (128597 Byte)
Teilansichten der alten Friedhofsbereiche  
  
Darmstadt Friedhof 110.jpg (100448 Byte) Darmstadt Friedhof 113.jpg (116221 Byte) Darmstadt Friedhof 115.jpg (115116 Byte)
Schmetterling als Symbol der 
Auferstehung (Verwandlung)
  Brunnen im Friedhof 
  
     
Darmstadt Friedhof 109.jpg (113629 Byte) Darmstadt Friedhof 105.jpg (121294 Byte) Darmstadt Friedhof 104.jpg (115309 Byte)
Hauptweg durch den Bereich Mitte
 19./Anfang 20. Jahrhundert 
Teilansichten; rechts Grabsteine mit Amphoren
  
   
Darmstadt Friedhof 103.jpg (116429 Byte) Darmstadt Friedhof 102.jpg (129800 Byte) Darmstadt Friedhof 101.jpg (101334 Byte)
Eines der zahlreichen Familiengräber
 (Joseph Trier)  
Grabstein links mit den "segnenden
 Händen" der Kohanim  
Im Hintergrund Blick 
zur Friedhofshalle
     
Darmstadt Friedhof 106.jpg (108848 Byte) Darmstadt Friedhof 107.jpg (75205 Byte) Darmstadt Friedhof 108.jpg (112095 Byte)
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges Grab von Alexander Haas, langjähriger
 Gemeindevorsitzender nach 1945  
 
   
Darmstadt Friedhof 122.jpg (115283 Byte) Darmstadt Friedhof 119.jpg (119256 Byte)   
Blick auf den 
orthodoxen Friedhofsteil 
Auf dem rechten Grabmal ist ein Schofar
 zu sehen, das der Verstorbene an den
 Hohen Feiertagen zu blasen verstand.
  
  
     
Darmstadt Friedhof 118.jpg (121997 Byte) Darmstadt Friedhof 117.jpg (126212 Byte)  
Teilansichten des orthodoxen Teiles  
  
Darmstadt Friedhof 116.jpg (122899 Byte) Darmstadt Friedhof 121.jpg (108786 Byte) Darmstadt Friedhof 120.jpg (110025 Byte)
Neuerer Teil   Im neuesten Teil (Erweiterungsfläche von 2001) 

 Fotos zum jüdischen Friedhof Darmstadt finden sich auch in den Fotoseiten von Stefan Haas: https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-hessen/    
    
    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Februar 2020: Seit 25 Jahren Führungen über den Friedhof durch Udo Steinbeck         
Artikel von Rainer Hein in der "Frankfurter Allgemeinen" vom 13. August 2016: "Jüdischer Friedhof : Erinnerung an Verstorbene als religiöse Pflicht
Seit mehr als 25 Jahren führt Udo Steinbeck über Darmstadts jüdischen Friedhof. Für ihn ist es ein 'lebendiger Ort, der Geschichten erzählt'.
Es gibt auf dem jüdischen Friedhof in Darmstadt viele Details, die von der Geschichte jüdischen Lebens in Darmstadt erzählen. Auf manche muss einen Udo Steinbeck aber erst aufmerksam machen. Warum zum Beispiel stehen auf dem älteren Teil des Friedhofs zwischen großen, verwitterten Sandsteinen mit alten hebräischen Inschriften plötzlich kleinere Grabsteine in Zweierreihe mitten auf dem Weg? Weil es, wie Steinbeck erklärt, während der Herrschaft der Nationalsozialisten Urnenbeisetzungen gab..."      
Link zum Artikel   

    
     

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Darmstadt  
bulletLandesgeschichtliches Informationssystem Hessen - Kommission für die Geschichte der Juden in Hessen (LAGIS): https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/intro/sn/juf  
bulletZur Seite über die Synagoge in Darmstadt (interner Link)  
bulletZur Seite über die Synagogen in Darmstadt nach 1945 (interner Link) 
bulletFotoseiten von Stefan Haas mit Fotos zum jüdischen Friedhof Darmstadt: https://www.blitzlichtkabinett.de/friedhöfe/friedhöfe-in-hessen/    

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Band  I S. 113-132.
bulletHaus des ewigen Lebens. Beit Hachaiim. Der jüdische Friedhof in Darmstadt. Grabstätten von 1714-1848. Bearbeitet von Benno Szklanowski unter Mitwirkung von Eckhart G. Franz. Darmstadt 1988. 244 Seiten.
bullet Michael Brocke/Christiane E. Müller: Haus des Lebens. Jüdische Friedhof in Deutschland. Leipzig 2001. S. 155.  

   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020